- 4 Jahre 7 Monate und 3 Tage vor Mark Pracks Ermordung -
Marlene schwebte vor Glück.
Sie war auf Wolke 7.
Frisch verliebt.
Seit zwei Wochen war sie mit diesem wunderbaren jungen Mann zusammen.
Mark.
Mark Prack.
Er hatte ihr am Tag ihres ersten Dates ein wundervolles Geschenk gemacht.
Eine Halskette mit einem bildhübschen Stein. Ein Saphir, hatte Mark gesagt.
Sie hatte Marks toter Oma gehört, hatte er gesagt.
Sie hatte sich so riesig darüber gefreut, dass nicht einmal Nicoles wiederholte Bemerkungen, dass der Klunker gefälscht und nach billigem Glas aussah, ihre Freunde trüben konnten.
Ihre langen Haare entschlüpften strähnenweise ihrem unordentlichen Pferdeschwanz als sie sich auf den Weg zu Marks Wohnung machte.
Ihre Finger waren voller Tinte.
Es war ein langer Tag gewesen. Das neue Studium, Jura, war anstrengender als erwartet.
Ihre Lerngruppe hatte sich noch bis in den späten Abend an den Aufschreiben abgemüht, die sie in den Vorlesungen hastig niedergeschrieben hatten.
Sie war müde.
Wenigsttn würde sie nun zu ihrem wundervollen Freund gehen.
Es würde ein traumhafter Abend werden.
Als sie die Treppe zu Marks Wohnung erklomm, wartete er bereits in der Tür auf sie.
Ein undeutbarer Ausdruck lag auf seinen kantigen Zügen.
"Du bist spät.", bemerkte er harsch, als er sie sah.
Marlene nickte müde, gar nicht auf seinen Tonfall eingehend.
"Ja, das lernen hat länger gedauert, als ich dachte. Es tut mir leid.", antwortete sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
Mark packte sie am Handgelenk und zog sie die letzten zwei Schritte zu sich.
Fest und beinahe schmerzhaft, schloss er ihre zierliche Gestalt in seine muskulösen Arme.
Marlene ließ sich fallen und genoss die Nähe.
Dann, plötzlich, machte Mark einen Schritt zurück, der sie erschrocken in die Wohnung stolpern ließ.
Hinter ihr schloss er die Tür.
"Deine Haare, Marlene, deine Haare riechen nach Alkohol und Parfum. Männer Parfum.", seine Stimme war leise und kalt geworden.
Er umkreiste sie wie ein Raubtier.
Seine starken Finger fuhren in ihre Haare und pickten eine Strähne heraus.
"Du betrügst mich doch nicht, oder Marlene?", hauchte er und zog an dem Bündel Haare.
"Nein, natürlich nicht!", japste Marlene und machte einen Schritt auf ihren Freund zu, um den Schmerz in ihrer Kopfhaut zu lindern.
Das war ein Fehler.
Blitzschnell fuhr Marks geballte Faust vor und bohrte sich in ihre Magengrube.
Wimmernd ging sie zu Boden, die Welt drehte sich um sie herum.
"Lüg mich nicht an, Marlene! Wenn du mit anderen vögelst, dann will ich das wissen, dann will ich das sehen!", schnaubte er.
Immer noch etwas benommen schüttelte Marlene den Kopf.
Er hatte sie geschlagen!
Wieso sollte er sie schlagen?
Sie leibten sich doch!
"Ich war in der Lerngruppe.", winselte sie, "Einer der anderen hatte Wein dabei. Da sind Jungs in der Lerngruppe, aber die sind... da ist nichts."
Plötzlich legten sich Marks Hände um ihre Schultern und zogen sie sanft zurück nach oben.
"Wirklich nicht?", flüsterte er.
"Nein."
Sie schluchzte.
Marks raue Hände strichen sanft über ihre langen Haare.
"Dann glaube ich dir, Marlene. Dann glaube ich dir. Ich liebe dich einfach so sehr! Da will ich nicht Teilen, mein Schätzchen. Meine Liebe, sie macht mich wahnsinnig und so, so eifersüchtig! Ich möchte nicht mehr, dass du dich mit anderen Männern triffst, verstanden? Egal, ob sie nur Freunde sind. Du bist mir einfach so wichtig!", flüsterte er in ihre wirren Strähnen.
Tränen flossen hemmungslos aus ihre Augen und in Marks knittriges Hemd.
"Oh, mein Püppchen! Es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht schlagen. Der Gedanke dich zu verlieren hat mich nur so, so wütend gemacht! Oh meine süße Marlene, mein Püppchen. Bitte versprich mir, dass du mich nicht verlässt."
Seine Finger gruben sich hart in die schlampig gebleichten Haare und zogen schmerzhaft an den Strähnen.
"Versprich es mir, Marlene."
Völlig entrückt nickte die junge Studentin.
"Ja, Mark."
"Sag, dass du es versprichst."
Er zog sie mit sanfter Gewalt zur Türe seines Schlafzimmers.
"Ich verspreche es dir, Mark! Ich verspreche es!"
Ihre vor Tränen glänzenden, braunen Augen sahen zu ihm auf.
Sie sah aus wie ein Kalb, das dem Metzger in die Augen blickt, voller Furcht und Vertrauen, kurz bevor der den Abzug betätigt.
Mark stieß sie auf sein breites Himmelbett.
Groß und bedrohlich stand er über ihr.
"Was denn Marlene? Was versprichst du mir? Sag es mir!", zischte er, als er sich sein Oberteil vom Leib riss.
"Ich... ich werde mich nicht mehr mit anderen Männern treffen. Mit gar keinen mehr. Ich... ich verspreche es."
Marlenes Stimme zittertete noch immer.
Mark nickte.
"Ja. Ja, Püppchen, ganz genau. Mit keinem anderen mehr. Nie mehr. Du gehörst mir, Püppchen. Mir ganz allein."
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