11. Kapitel
Unter anhaltendem Gemurmel über diesen Viktor Krum, der, wie ich langsam heraushörte, ein berühmter Quidditschspieler war – und nicht nur irgendeiner, sondern der beste Sucher der Welt – ging es hinein in die Wärme der Eingangshalle und schliesslich in die Grosse Halle, wo die Beauxbatons sich bereits am Ravenclawtisch niedergelassen hatten. Die meisten wirkten mittlerweile nicht mehr ganz so verfroren und hatten die Tücher und Schals abgelegt.
Kaspar und ich hatten uns – wie immer zu offiziellen Anlässen – an unseren eigenen Haustisch gesetzt. Zum Glück hatten die anderen Schüler mittlerweile damit aufgehört, mich verächtlich anzustarren, mit dem Trimagischen Trunier hatte die Gerüchteküche jetzt ein viel interessanteres Thema als die Tochter des finsteren Professor Snape.
Wir beobachteten, wie die Durmstrangs die Halle betraten und sich unsicher umsahen, wohin sie sich setzen sollten. Zu Rons grosser Enttäuschung wählten sie den Slytherintisch, wo Malfoy – einer der ranghöchsten Slytherins und einer von jenen, mit denen man sich besser nicht anlegte – sofort versuchte, Krum in ein Gespräch zu verwickeln. Zu Rons grossem Entzücken ging der berühmte Quidditchspieler nicht darauf ein.
Währenddessen trug Filch am Lehrertisch zusätzliche Stühle herbei und der seit der Ankunft von Professor Pye und der Rückkehr von Professor Finjarelle ohnehin schon etwas enger gewordene Platz wurde noch enger. Ich zählte fünf zusätzliche Stühle. Einen für Madame Maxime, einen für Karkaroff ... und die drei anderen für weitere Lehrer der beiden Schulen?
Meine Aufmerksamkeit wurde von einer abrupten Bewegung am Nachbartisch – bei den Ravenclaws – abgelenkt. Sämtliche Beauxbatons-Schüler waren aufgestanden, als Madame Maxime gemeinsam mit Professor Dumbledore und Professor Karkaroff als Letztes die Halle betrat. Manche der Hogwartsschüler lachten über das seltsame Verhalten der Beauxbatons, aber ihnen schien das keineswegs peinlich. Erst als Madame Maxime sich links von Dumbledore niedergelassen, sassen auch die Schüler wieder ab.
«Guten Abend, meine Damen und Herren, Geister und – vor allem – Gäste», sagte Dumbledore, sah in die Runde und strahlte die ausländischen Schüler an. «Ich habe das grosse Vergnügen, Sie alle in Hogwarts willkommen zu heissen. Ich bin sicher, dass Sie eine angenehme und vergnügliche Zeit an unserer Schule verbringen werden. Das Turnier wird nach dem Festessen offiziell eröffnet. Nun lade ich alle ein, zu essen, zu trinken und sich wie zu Hause zu fühlen!»
Nach diesen Worten füllten sich die goldenen Platten und Karaffen mit Speisen und Getränken und das Festmahl begann. Die Hauselfen in der Küche hatten heute offenbar alle Register ihres Könnens gezogen, denn nebst den üblichen Gerichten gab es auch solche, die ich noch nie gesehen, geschweige denn gegessen hatte. Da gab es eine Art Muscheleintopf (Bouillabaisse), eine dunkle Suppe, die nach Zwiebeln roch (Soup à l'oignon), Hähnchenkeulen mit einer seltsam, nach Wein riechenden Sauce (Coq au vin) und eine Art Wähe mit Fleischwürfeln drin (Quiche). Dazu kam ein grosser Topf Gulaschsuppe, mit Hackfleisch gefüllte Peperoni und eine Art Randen-Suppe mit Fleisch (Borschtsch).
(Peperoni = Paprika (also das Gemüse); Randen = Rote-Bete)
Ich tat mir eine grosse Portion Gulaschsuppe auf und schnupperte den herrlich würzigen Geruch. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal Gulasch gegessen hatte. Ma hatte es früher regelmässig gekocht. Vermutlich, weil es sich so leicht wieder aufwärmen liess, aber ausserdem war es auch köstlich.
Während ich mein Gulasch genoss, beobachtete ich Fred, George und Lee, die sich einen Spass daraus machten, sich durch all die fremdländischen Gerichte zu probieren und abwechselnd angewidert das Gesicht verzogen oder beifällig nickten.
Schliesslich grinste Lee mich an: «Also, Adrienne, ich muss sagen, du hast wirklich die beste Wahl getroffen, dieser Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Eintopf ist wirklich das Beste Gericht von allen.»
Ich lachte. «Nicht wahr? Nennt sich übrigens 'Gulasch'», erklärte ich und grinste zurück. Es war ein Friedensangebot, das Lee mir da unterbreitete, und ich nahm es gerne an.
Auch beim Nachtisch waren viele unbekannte Speisen dabei, vor allem verschiedene Kuchen, aber auch ein spezieller Käse. Begeistert nahm ich mir von jedem Kuchen ein kleines Stückchen, klein genug, um mich durch alle durchzuprobieren, aber mein Magen war bereits so voll, dass ich es nicht schaffte. Ich konnte nur hoffen, dass diese ganzen Gerichte auch später wieder aufgetischt wurden.
Schliesslich waren alle Teller leergeputzt, die Reste verschwunden und Dumbledore erhob sich von neuem. Die Halle war nun von einer angenehmen, erwartungsvollen Spannung erfüllt. Unter der Haut spürte ich ein erwartungsvolles Kribbeln und fragte mich, was jetzt wohl kommen würde.
«Der Augenblick ist gekommen», sagte Dumbledore und lächelte in das Meer der ihm zugewandten Gesichter. «Das Trimagische Turnier kann nun beginnen. Ich möchte einige erläuternde Worte sagen, bevor wir die Truhe hereinbringen –»
Was für eine Truhe?
«– nur um unser diesjähriges Verfahren zu erklären. Doch jenen, die sie noch nicht kennen, möchte ich zuerst unsere letzten Gäste vorstellen», sagte Dumbledore und deutete auf die zuvor noch leeren Stühle, die während des Festmahls unauffällig besetzt worden waren. Überrascht schnappte ich nach Luft.
«Zunächst Mr Bartemius Crouch, der Leiter der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit», er deutete auf einen Mann in tadellosem Nadelstreifenumhang mit einem äusserst seriös gestutzten, schmalen Schnauzbart. Hier und da hob sich ein Händepaar zu höflichem Applaus. «Und Mr Ludo Bagman, den Leiter der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten.» Für Bagman gab es deutlich mehr Beifall und auch ich klatschte. Er wirkte einfach viel sympathischer mit seinem von jungenhafter Aufregung erhelltem Gesicht.
«Zudem möchte ich euch unseren letzten Gast vorstellen. Sie vertritt den AZMGUK, eine Abteilung der britischen Muggelregierung, die sich um die Zusammenarbeit der verschiedenen magischen Gemeinschaften kümmert. Bitte begrüsst mit mir Kathleen Seanorth.»
Dumbledore begann zu klatschen und auch ich stimmte ein, wie auch meine etwas verdutzten Freunde, doch alles in allem fiel der Applaus ziemlich kläglich aus. Ma schien das allerdings nicht zu stören. Mit verschwörerisch glitzernden Augen zwinkerte sie mir zu. Wie zum Teufel hatte sie das angestellt? Wie hatte sie es geschafft, zur Eröffnung des Trimagischen Turniers eingeladen zu werden?
«Mr Bagman und Mr Crouch haben in den vergangenen Monaten unermüdlich für die Vorbereitung des Trimagischen Turniers gearbeitet», fuhr Dumbledore fort, «und sie werden neben mir, Professor Karkaroff und Madame Maxime die Jury bilden, die über die Leistungen der Champions befindet.» Ma erwähnte er mit keiner Silbe.
Bei der Erwähnung der Champions merkte das Publikum plötzlich auf. Dumbledore entging nicht, dass plötzlich vollkommene Stille eingetreten war, denn mit einem Lächeln sagte er: «Wenn ich bitten darf, Mr Filch, die Truhe.»
Filch, der bisher in einer dunklen Ecke der Halle gestanden hatte, trat auf Dumbledore zu, in den Händen eine grosse, mit Juwelen besetzte Holztruhe. Sie sah trotz der glitzernden, polierten Edelsteine ungeheuer alt aus. Die Schüler begannen aufgeregt zu murmeln und neugierig zu tuscheln; einer der Erstklässler stellte sich tatsächlich auf seinen Stuhl, um besser sehen zu können, aber da er so klein war, fiel es kaum auf.
«Mr Crouch und Mr Bagman haben die Aufgaben, die die Champions dieses Jahr lösen müssen, bereits geprüft», sagte Dumbledore, während Filch die Truhe vorsichtig auf den Tisch stellte, «und sie haben die notwendigen Vorbereitungen für diese Herausforderungen getroffen. Wir haben drei Aufgaben über das ganze Schuljahr verteilt, die das Können der Champions auf unterschiedliche Weise auf die Probe stellen ... ihr magisches Können – ihre Kühnheit – ihre Fähigkeit zum logischen Denken – und natürlich ihre Gewandtheit im Umgang mit Gefahren.»
Bei seinen letzten Worten legte sich wieder erwartungsvolle Stille über die Halle. Eine vollkommene Stille, in der man kein Feygehör brauchte, um sogar eine Feder fallen zu hören.
«Wie ihr wisst, kämpfen im Turnier drei Champions gegeneinander», fuhr Dumbledore gelassen fort, «von jeder teilnehmenden Schule einer. Wir benoten, wie gut sie die einzelnen Aufgaben lösen, und der Champion mit der höchsten Punktzahl nach drei Aufgaben gewinnt den Trimagischen Pokal. Ein unparteiischer Richter wird die Champions auswählen ... der Feuerkelch.»
Dumbledore zog seinen Zauberstab und schlug dreimal sachte auf den Deckel der Truhe, der sich langsam und knarrend öffnete. Darin war ein grosser, grob geschnitzter Holzkelch, der nicht besonders viel hermachte – zumindest nicht, wenn er nicht bis zum Rand mit tänzelnden blauweissen Flammen gefüllt gewesen wäre.
«Alchemistisches Feuer!», keuchten Fred und ich gleichzeitig und auf Lees fragenden Blick hin erklärte ich leise: «Es ist mehr oder weniger brennende Magie. Unheimlich schwer zu beschwören, aber einmal entzündet, kann nichts und niemand es löschen ausser mit dem korrekten alchemistischen Gegenzauber.»
Dumbledore schloss die Truhe und stellte den Kelch vorsichtig auf den Deckel, wo ihn alle sehen konnten.
«Jeder, der sich als Champion bewerben will, muss seinen Namen und seine Schule in klarer Schrift auf einen Pergamentzettel schreiben und ihn in den Kelch werfen», sagte Dumbledore. «Wer mitmachen will, hat vierundzwanzig Stunden Zeit, um seinen Namen einzuwerfen. Morgen Nacht, an Halloween, wird der Kelch die Namen jener drei preisgeben, die nach seinem Urteil die würdigsten Vertreter ihrer Schulen sind. Der Kelch wird noch heute Abend in der Eingangshalle aufgestellt, wo er für alle, die teilnehmen wollen, frei zugänglich ist.
Um sicherzustellen, dass keine minderjährigen Schüler der Versuchung erliegen», ergänzte Dumbledore, «werde ich eine Alterslinie um den Feuerkelch ziehen, sobald er in der Eingangshalle aufgestellt ist. Niemand unter siebzehn wird diese Linie überschreiten können.
Schliesslich möchte ich allen, die teilnehmen wollen, eindringlich nahe legen, mit ihrer Entscheidung nicht leichtfertig umzugehen. Sobald der Feuerkelch einen Champion bestimmt hat, wird er oder sie das Turnier bis zum Ende durchstehen müssen. Wenn ihr euren Namen in den Kelch werft, schliesst ihr einen bindenden magischen Vertrag. Wenn ihr einmal Champion seid, könnt ihr euch nicht plötzlich anders besinnen. Überlagt daher genau, ob ihr von ganzem Herzen zum Spiel bereit seid, bevor ihr euren Zettel in den Kelch werft. Nun, denke ich, ist es Zeit, schlafen zu gehen. Gute Nacht euch allen.»
«Eine Alterslinie!», sagte Fred entgeistert. «Das ist wirklich alles? Wozu haben wir dann diesen modifizierten Alterungstrank entwickelt? Das war ja totale Zeitverschwendung.»
«Ich glaube nicht, dass jemand unter siebzehn eine Chance hat», sagte Hermine, die plötzlich neben uns ging. «Wir haben einfach noch nicht genug gelernt ...»
«Du kannst nur von dir reden», sagte George unwirsch. «Und ausserdem ... wieso sollte zum Beispiel Adrienne eine bessere Chance haben als wir, wo wir doch in der gleichen Klasse sind. Der einzige Grund, weshalb Adrienne teilnehmen darf, ist, dass sie das Glück hat, ein halbes Jahr älter zu sein als wir. Aber gelernt hat sie nicht mehr als wir!»
«Dann nimmst du also Teil, Adrienne?», fragte Hermine neuigierig.
«Ich werde mich zumindest bewerben.»
«Und du Kaspar?»
Kaspar schüttelte den Kopf. Weshalb er nicht teilnehmen würde – weil er noch nicht siebzehn war oder weil er einfach nicht wollte – liess er unbeantwortet. Aber es war sicher letzteres.
«Du könntest versuchen, ob du über die Linie kommst. Einfach so», flüsterte ich meinem Freund zu, als Hermine und die anderen ein Stück weitergegangen waren.
Kaspar sah mich mit hochgezogenen Brauen an. Er hatte zwar erst im Dezember Geburtstag, allerdings ... vielleicht wurde er erst in ein paar Wochen siebzehn, aber geboren war er im Jahr eintausend. Kaspar lachte. «Stimmt, könnte ich.»
«Machst du?», fragte ich neugierig.
Er sah nachdenklich drein, aber das Grinsen auf seinen Lippen sprach für sich.
Da der nächste Tag ein Samstag war, hatte es die meisten Schüler nicht eilig, zum Frühstück zu kommen. Jessie war jedoch bereits da und winkte Kaspar und mir vom Slytherintisch her zu. In ihrer Hand hatte sie ein Blatt Pergament und war dabei es in kleinere Stücke zu zerreisen. Aus Gewohnheit setzten wir uns zu ihr zu den Slytherins und auch Cedric setzte sich kurz darauf zu uns. Einige Slytherins warfen uns genervte Blicke zu, aber die meisten beachteten uns gar nicht. Mittlerweile hatten sie sich um die drei Aussenseiter um Jessie gewöhnt. Ich setzte mich neben Farley, die mir gähnend zunickte. Adrian war noch nicht aufgetaucht; er stand nie vor zehn Uhr auf, wenn er nicht musste. Wie immer griff ich nach einer Schale und dem Müsli, hielt aber auf halber Strecke inne, als mein Blick auf etwas fiel, das mich zum Strahlen brachte. Es gab Brot! Richtiges, echtes, dunkles, festes Brot! Nicht nur den öden, labbrigen Toast. Ich liess Müsli und Schale stehen und griff gierig nach dem Brot, bevor es auf die Idee kam, sich in Luft aufzulösen oder ähnliches.
Jessie schob uns währenddessen jedem einen Fetzen Pergament zu – allen ausser Kaspar – und reichte eine Feder herum, mit dem wir unsere Namen und unsere Schule auf das Pergamentstück schrieben. Ich hatte die Feder gerade an Farley weitergereicht, als mich eine Stimme zusammenzucken liess.
«Das gibt es doch nicht, Kaspar und Adrienne.»
Die Stimme kam mir bekannt vor, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Nicht, bevor ich mich umgedreht hatte und ins grinsende Gesicht von Jared Andrej blickte.
«Ihr seid aber keine Slytherins», stellte er fest und liess sich ausgerechnet neben uns nieder. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die Wappen auf unseren Schulumhängen, während wir wiederum seinen pelzigen Umhang musterten, den er nur locker über die Schultern gelegt trug.
«Adrienne ist eine Gryffindor und auch Kaspar und Cedric ... Hufflepuff?», sagte er.
«Genau», sagte Farley und musterte Jared neugierig. «Woher kennt ihr euch?»
«Jared ist mein Nachbar. Er ist letzten Sommer eingezogen», erklärte ich und setzte noch ein «Leider» hinzu, das Farley mit einem Lachen zur Kenntniss nahm.
«Immer so charmant», meinte Jared und griff sich ebenfalls ein Stück Brot, Butter und Konfitüre. Misstrauisch beobachtete ich Jared, der seelenruhig sein Brotstück bestrich und dann genüsslich abbiss und mich angrinste.
«Jared!», rief jemand vom Tor zur Eingangshalle her und ein paar schnelle, kantige Wort in einer fremden Sprache folgten.
Jared winkte und rief etwas zurück, woraufhin uns zwei weitere, stämmige Durmstrangs näherten. Erst im Näherkommen erkannte ich, dass eine der beiden ein grosses, schlankes Mädchen mit einer wallenden, blonden Mähne war.
«Leo und Rina», stellte Jared die beiden Neuankömmlinge vor. «Und das sind meine Nachbarn Adrienne und Kaspar und ihre Freunde Jessie, Cedric und ...», fragend sah er Farley an.
«Farley. Ich heisse Farley», stellte sie sich vor.
«Farley. Das ist aber eine seltsame Namen», stellte das Mädchen mit hartem Akzent fest, während sie sich neben uns setzte.
«Und Rina ist nicht seltsam?», gab Farley leicht verärgert zurück.
Rina schien aber nicht böse. «Es ist kurz für Katharina. Ich mag meine Namen nicht.»
«Und Farley ist mein Nachname – ich mag meinen Vornamen nicht», kam es nicht mehr ganz so ärgerlich zurück.
«Ihr also wollt auch spielen?», fragte nun Leo und deutete auf die Zettel, die wir neben unseren Tellern liegen hatten.
«Genau», sagte Cedric, «das haben wir vor.»
Stockend entspann sich ein Gespräch, zuerst über das Turnier, dann über Londinium, wo Jared, Kaspar und ich ja wohnten, bis hin zu den verschiedenen Schulen ganz allgemein sowie der magischen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ländern. Rina und Leo schienen nett zu sein, und um einiges weniger nervtötend als Jared.
Schliesslich hatten wir unser Frühstück beendet, unsere Zettel gefaltet und machten uns auf den Weg in die Eingangshalle, wo sich bereits eine grosse Schar neugieriger Schüler um den Feuerkelch versammelt hatte. Wir gesellten uns zu ihnen und betrachteten den mit alchemistischen Flammen gefüllten Holzbecher, um den sich eine golden leuchtende Linie zog, die von Dumbledore angekündigte Alterslinie. Der Feuerkelch indes sah immer noch genauso schlicht und unspektakuär aus wie am Vorabend, aber so nahe dran konnte ich die Macht fühlen, die von ihm ausging. Jared, der mit seinen beiden Freunden mit uns gekommen war, zog seinen pelzigen Umhang enger um sich und beobachtete den Feuerkelch unbehaglich. Er war Halbfey und konnte die Ausstrahlung des Kelchs wahrscheinlich genauso gut spüren wie ich.
«Wollen wir?», sagte Jessie mit unternehmungslustig glitzernden Augen und trat einen Schritt vor.
Doch bevor wir ihr folgen konnten, erklang lautes Gelächter. Die Köpfe der versammelten wandten sich zur Treppe, die Fred, George und Lee herabgestürmt kamen. Siegesgewiss schwenkten sie alle eine kleine Phiole und riefen und johlten.
«Wir haben ihn! Wir haben ihn!», rief Fred uns wedelte mit seiner Phiole.
«Wen denn?», fragte Ron.
«Den Alterungstrank, du Dumpfbeutel», sagte Fred.
«Jeder einen Tropfen unserer modifizierten Mischung», sagte George und rieb sich feixend die Hände. «Wir müssen ja nur ein paar Monate älter werden.»
«Wenn einer von uns gewinnt, teilen wir die tausend Galleonen zwischen und auf», sagte Lee mit breitem Grinsen.
«Ich an eurer Stelle wäre mir nich so sicher, dass das klappt», unkte Hermine. «Dumbledore hat das sicher schon bedacht.»
«Aber die Zwillinge haben den Trank modifiziert, Hermine», hielt Jessie dagegen. «Ihre Chancen stehen also ziemlich hoch.»
«Genau, Jessie!», rief George ihr entgegen. «Darauf trinke ich!» Er entstöpselte seine Phiole und schluckte den Trank. Fred und Lee taten es ihm nach. Einige Augenblicke blieben sie stehen und warteten und als keiner von ihnen bunt anlief oder sich übergab, klatschten sie sich johlend ab. Auch einige der Umstehenden applaudierten.
Im nächsten Moment sprangen Fred und George über die Alterslinie und warfen ihre Zettel in den Kelch. Es schien tatsächlich so, als hätten sie es geschafft, und Lee wollte ihnen schon folgen, doch schon war ein lautes Zischen zu hören, und die Zwillinge wurden in hohem Bogen aus dem goldenen Kreis geschleudert. Gut vier Meter entfernt kamen sie auf dem kalten Steinboden auf und, um alles noch schlimmer zu machen, ertönte ein lauter Knall und lange, weisse und vollkommen gleich aussehende Bärte sprossen aus ihren Gesichten. Die Anwesenden brachen in lautes Gelächter aus und auch Fred und George stimmten ein, als sie sich aufgerappelt und ihre Bärte begutachtet hatten.
«Ich habe euch gewarnt», sagte eine tiefe, vergnügte Stimme, und alle wandten sich zu Professor Dumbledore um, der Seite an Seite mit meiner Ma aus der Grossen Halle kam. Beide musterten Fred und George amüsiert.
«Ich schlage vor, ihr beide geht hoch zu Madam Pomfrey. Sie kümmert sich bereits um Miss Fawcett aus Ravenclaw und Mr Summers von Hufflepuff, die ebenfalls auf die Idee kamen, sich ein wenig älter zu machen. Allerdings muss ich sagen, dass ihre Bärte bei weitem nicht so schön geworden sind wie eure», sagte Dumbledore augenzwinkernd.
Fred und George machten sich auf den Weg in den Krankenflügel, begleitet von Lee, der sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten konnte.
«Jetzt kommt schon», forderte Jessie uns auf und ging auf den Feuerkelch zu. Cedric und ich folgten ihr und etwas zögernd auch Kaspar. Nun war die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf uns gerichtet. Jessie trat als erste über die Linie, dann Cedric und ich. Kaspar blieb unsicher stehen, nur einen Fuss breit von der Alterslinie entfernt.
«Jetzt komm schon, Kaspar!», riefen Jessie und ich ungeduldig und beobachteten unseren zögernden Freund.
Dumbledore machte einen Schritt in unsere Richtung. «Niemand darf gezwungen werden, seinen Namen in den Kelch zu werfen!», sagte er und seine Stimme hatte einen warnenden Unterton.
«Das ist es nicht, Al», sagte Ma vergnügt und legte Dumbledore eine Hand auf die Schulter. «Darum geht es nicht.»
«Komm schon, das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass dir auch ein Bart wächst», versuchte ich Kaspar währenddessen zu ermuntern.
Kaspar zog eine Grimasse, nahm dann aber all seinen Mut zusammen und sprang über die Linie wie zuvor auch Fred und George. Alle hielten den Atem an und beobachteten, was passierte.
Nichts. Kein Zischen und keine unsichtbare Kraft, die Kaspar oder einen von uns anderen aus dem Kreis schleuderte. Wir lachten und klatschten uns ab. Kaspar wirkte unglaublich erleichtert. Jessie, Cedric und ich warfen unsere Zettel in die alchemistischen Flammen, dann traten wir vier wieder aus dem Kreis heraus, wobei die verwirrten Blicke der Umstehenden auf uns ruhten.
«Aber wieso hat er es überhaupt versucht, wenn er gar nicht seinen Namen einwerfen wollte?», hörte ich eine Fünftklässlerin zu ihrer Freundin flüstern.
Ma grinste uns entgegen, als wir in ihre Richtung gingen, während Dumbledore genauso verdutzt wirkte wie alle anderen Anwesenden.
«Mr Shade», sagte Dumbledore gespannt, «Sie müssen mir Ihr Gehemnis verraten. Wie haben Sie das hinbekommen?»
Kaspar grinste den Schulleiter an, bevor er ganz leise sagte: «Ganz einfach, ich habe eine Zeitreise gemacht.»
Dumbledores Gesicht erhellte sich. «Natürlich! Und ich bin vom Geburtsdatum der Schüler ausgegangen. Sehr schlau, Mr Shade. Ich würde sagen ... einen Ehrenpunkt für Gryffindor für Ihr schlaue Überlegung und vorallem dafür, dass Sie diesen Vorteil nicht ausgenutzt haben.»
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