(28) Tired
„Ja, mit meiner kleinen Schwester. Sie heißt Hope. Du wirst sie nächsten Freitag kennenlernen, wenn ich wieder ein paar Kandidatinnen weg geschickt habe." erklärte er und es war seltsam ihn so sprechen zu hören. Voller Zuneigung zu seiner Schwester und mit freudig glänzenden Augen. „Mike hat mir schon erzählt, dass ihr eine Schwester habt... Du liebst sie sehr, nicht?" hauchte ich, als würde ich sonst diese Zuneigung aus seinen Augen scheuchen. Er schlug kurz die Augen nieder und sah dann tief in meine. „Ich weiß nicht, ob ich sie überhaupt lieben kann, aber sie bedeutet mir sehr viel." erklärte er leise und ich ließ es darauf beruhen.
Nach längerem Schweigen war die Stimmung zwischen uns wieder besser geworden und jetzt saßen wir wieder in Collin's Auto und sahen auf das Meer runter. „Erinnere mich morgen daran, dir den Weg zum Hobbyraum zu zeigen. Ich will unbedingt noch ein Bild von dir haben." meinte der Player da vollkommen zusammenhanglos und zappelte etwas auf seinem Sitz herum. Ich sah kurz zu ihm rüber. Er hatte sich in den Schneidersitz gesetzt. „Mach ich, aber Deirdre nehmen wir dann auch mit." erwiderte ich und lehnte mich rüber, sodass ich meinen Kopf auf seine Schulter legen konnte.
Collin fing an mit meinen Haaren zu spielen und stützte sein Kinn auf meinen Kopf. „Klar... Ich mag Deirdre. Sie ist nicht so wie die anderen. Mehr wie du." nuschelte er und ich grinste vor mich hin. „Ich glaube, wir sollten langsam wieder in dein Schloss, Mister. Du bist todmüde." erklärte ich und hörte ihn leise und rau lachen. „Wahrscheinlich hast du Recht. Dann mal los." brummelte er, ließ mich aber nicht los. Ich rollte mit den Augen, zog sanft meine Haare aus seinen Fingern und setzte mich wieder auf. „Schlaf ja nicht im Auto ein. Ich werde dich sicher nicht wecken." wies ich ihn an und er nickte leicht.
Einen Moment behielt ich ihn noch ihm Auge, dann wandte ich mich ab und startete das Auto. „Weißt du, mein Vater ist ein schrecklicher Mensch, erst recht wenn man ihn näher kennt." murmelte Collin und ich spannte mich leicht an. „Glaub mir, ich weiß wie es ist solche Eltern zu haben." entgegnete ich zögernd und fuhr vom Parkplatz. „Mum ist ja aber nicht so schrecklich wie mein Vater. Sie hat sich immer gut um meine Geschwister und mich gekümmert. Nur Vater... " Collin verstummte und mein Blick huschte kurz zu ihm, bevor er sich wieder auf die Straße richtete.
Wieso hatte der Player auf einmal das Bedürfnis mit mir zu reden? Sicher lag es an seinem Schlafmangel. „Schsch. Nicht weiter reden." murmelte ich, als er dazu ansetzte und legte ihm, ohne zu ihm zu sehen, einen Finger auf die Lippen. Er schloss die Lippen wieder und nahm meine Hand in seine. Ein Glück, dass sein Auto von selbst schaltete. „Mike hat mir gesagt, dass ich dich wegen deinem Medizinstudium verunsichere." meinte Collin und strich über meine Handfläche. Na toll. Ich konnte wahrscheinlich von Glück reden, dass mein Mister Number-One noch nichts wegen dem Kuss gesagt hatte.
Ich seufzte leise und konzentrierte mich vollkommen auf die Straße. Ich wollte nichts dazu sagen. Collin ergänzte auch nichts und ich war wirklich froh darüber. Seine Finger zeichneten einfach weiter Muster auf meine Hand und ich unterdrückte das warme Gefühl, dass sich daraufhin in mir breit machen wollte. „Nach rechts." flüsterte Collin, als ich an der nächsten Ecke fast falsch abbog und drückte seine Lippen sanft auf meine Hand. Wieso tat er das? War das Absicht? Und wie schaffte er es, dieses Kribbeln auf meiner Haut auszulösen, dass davor noch nicht dort war?
Schließlich bog ich zu Collin's Schloss ab und parkte vor der Tür. „Wir sind da." sagte ich, als hätte Collin es noch nicht bemerkt und sah zum Beifahrersitz. „Mh." machte er und sah auf unsere mittlerweile ineinander verschlungenen Hände. Was dachte er nur? „Collin?" flüsterte ich und er sah mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu mir. „Unser nächstes Date lass ich dich planen." erklärte er schon wieder ohne jeglichen Zusammenhang. „Okay." willigte ich zögernd ein und wartete immer noch darauf, was er als nächstes machte. Er verhielt sich gerade so seltsam.
„Ich bin so müde." brummelte er und zog mich an der Hand dicht zu sich heran. Ich zuckte kurz zusammen und strich ihm dann durch die Haare. Perplex starrte ich auf meine Hand und sah dann in Collin's müde Augen. Was machte ich da nur? „Wir sollten rein. Kann ich das Auto hier stehen lassen?" lenkte ich schnell ab und er holte wie vorhin schon tief Luft. Er schien wieder ein ganzes Stück wacher und setzte sich etwas aufrechter hin. „Ja, irgendein Angestellter wird es schon in die Garage fahren." antwortete er und ließ zögernd meine Hand los. Ich lächelte ihn zögernd an und er erwiderte es.
Ich entfernte mich wieder von ihm und stieg dann aus. „Wohin mit dem Schlüssel?" fragte ich und lief zur Eingangstür der Villa. „Behalte ihn einfach. Ich hab noch zwei oder drei Ersatzschlüssel." antwortete er schulterzuckend und hielt mir wieder ganz der Gentleman die Tür auf. „Wenn ich ihn verliere oder dein Auto geklaut wird, ist das nicht meine Schuld." erwiderte ich und er lachte leicht. „Ach ich hab noch genügend andere Autos. Wenn eines fehlt, fällt mir das wahrscheinlich nicht mal auf." meinte er grinsend und schlang einen Arm um meine Schultern.
Ich zog einen Schmollmund. „Aber mir würde es auffallen!" erklärte ich und er grinste noch breiter. „Du kannst es gerne haben, wenn du willst." behauptete er und ich schnaubte leise. „Ich hab schon zwei super Autos, danke." murrte ich und er musterte mich sichtlich verwirrt. „Wieso bist du so gereizt?" fragte er und löste sich zögernd von mir. Hä? Was? Okay, er hatte Recht. Was ist nur los mit mir? „Sorry. Ich glaube, ich werde auch langsam müde." seufzte ich und fuhr mir durch die roten Haare. „Schon gut... Ich... Egal." stammelte er unerwartet und ich hob eine Braue.
Der Player war echt seltsam heute Abend. „Rück schon raus mit der Sprache, Mister!" forderte ich und er rollte mit den Augen. „Es war nur eine dumme Idee, du hättest sowieso Nein gesagt." Okay, anscheinend doch nicht. „Collin, reiz mich nicht, wenn ich müde bin! Sag verdammt nochmal, was du fragen wolltest!" knurrte ich und sah ihm fest in die Augen. „Ich wollte fragen, ob... äh... ich bei dir schlafen könnte." murmelte er schnell, aber ich verstand es trotzdem. Leicht runzelte ich die Stirn und ging auf die Treppe zu. Eigentlich sprach ja nichts dagegen.
Klar, er war ein Player, aber wir waren befreundet und ich vertraute ihm genug, dass er nichts versuchen würde. „Du schläfst nicht nackt, oder?" fragte ich ohne lange darüber nachzudenken und wurde dann langsam rot, als mir auffiel, wie das für ihn geklungen haben musste. „Äh... eigentlich nicht." antwortete er etwas aus dem Konzept gebracht und ich nickte langsam. „Dann kannst du klar bei mir schlafen." meinte ich gespielt cool und sah kurz über die Schulter zu ihm. Er schien... positiv überrascht und starrte mich an. Ich lief weiter, als hätte ich es nicht bemerkt, grinste aber vor mich her, weil ich ihn tatsächlich überrascht hatte.
Ich hörte, wie er mir wieder hinterher lief, drehte mich aber nicht nochmal um. „Wirklich?" fragte er und lief jetzt neben mir her durch den Gang zu meinem Zimmer. „Wirklich." bestätigte ich und er lächelte breit. „Dass du bei mir sofort unten durch bist, wenn du etwas versuchst, ist dir klar?" fragte ich. „Glasklar... Es könnte aber passieren, dass ich mich im Schlaf etwas an dich kuschle. Alte Angewohnheit aus Kindertagen." erwiderte Mister Arrogant und sah mir forschend ins Gesicht. Ich erwiderte den Blick kurz und zuckte dann mit den Schultern. „Okay."
Collin's Mundwinkel zuckten wieder nach oben und er zog mich an den Schultern näher an sich. „Und morgen früh Frühstück ans Bett, wie es sich gehört?" Der Vorschlag war eigentlich ganz süß, aber ich schüttelte trotzdem den Kopf. „Ich weiß dass die anderen Kandidatinnen mich teilweise auch so schon für eine Schlampe halten. Da will ich sie nicht auch noch bestärken." erklärte ich und der Player nickte mit gerunzelter Stirn. „Gut, dann kein Frühstück." murmelte er und öffnete die Tür zu dem Zimmer, das ich ja eigentlich nicht als meines bezeichnen wollte.
Ich lief direkt bis in den Kleiderschrank und suchte mir ein Top und eine Jogginghose aus meinen Klamotten. „Langsam brauch ich echt mal frische Klamotten... " murmelte ich vor mich her und erschrak zutiefst, als Collin neben mir auftauchte. „Wir könnten Klamotten shoppen gehen. Würde bestimmt witzig werden." Ich sah ihn zweifelnd an und bekam sofort ein breites Grinsen zurück. „Halt die Klappe, Mister." erwiderte ich zuckersüß und klimperte mit den Wimpern. Er lachte nur und ging wieder aus dem Kleiderschrank. Ich schloss die Tür ab und zog mich eilig um.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Collin, wenn ich ihn zu lange alleine im Zimmer ließ, etwas anstellte. Als ich aber wieder aus dem Schrank kam, lag er einfach in meinem Bett... nur in Boxershorts. Mein Blick flog über seinen wirklich fantastisch gebauten Körper und hielt an seinen Augen inne, die mich ebenfalls betrachteten. „Rutsch rüber, Fettsack." forderte ich mit leicht neckendem Tonfall und versuchte somit die seltsam aufgeladene Luft um uns zu vertreiben. „Das ist kein Fett, Honey, das sind alles Muskeln." erwiderte Mister Arrogant in einem ähnlichen Ton und ich rümpfte leicht die Nase. Dieser Spitzname!
Collin rutschte wie verlangt zur Seite und klopfte dann einladend neben sich. Ich schlüpfte sofort unter die Decke und drehte mich so, dass ich ihm zugewandt war. „Machst du das Licht aus?" fragte ich mit gespielt müder Kleinkinder-Stimme und sah Collin mit einem Schmollmund an. Einen Moment schien er total mit meinem seltsamen verhalten überfordert, dann stand er mit einem Lächeln auf und schaltete das Licht aus. Im Dunkeln tappte er zurück zum Bett und ließ sich dann neben mich unter die Decke gleiten. „Gute Nacht, Mister." flüsterte ich in die Dunkelheit. „Gute Nacht. Schlaf schön, Honey." erwiderte Collin und dann fielen mir seltsamerweise fast sofort die Augen zu.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro