Kapitel 38
Ein sanftes doch beharrliches Stupsen riss Draco langsam aber stetig aus seinem tiefen Schlaf. Überzeugt das unrhythmische und irgendwie nervige Tippen auf seiner linken Wange gekonnt ignorieren zu können, kuschelte er sich im Halbschlaf nur noch tiefer in sein gemütliches Kopfkissen.
Ohne seine grauen Augen zu öffnen, fuhr er sich über das Gesicht, um das unwohle Gefühl auf seiner Backe los zu werden. Das freudige Vogelzwitschern im Hintergrund verdeutlichte dem Blonden, dass es noch sehr früher Morgen war und keinesfalls eine Zeit zum Aufstehen. Gerade als er dachte, das nervige Kitzeln und Zucken in seinem Gesicht wäre endlich vorbei, spürte er wiederholt das energische Stupsen, dass offenbar an Intensität stetig zunahm. Müde und verträumt blinzelte der junge Mann schließlich vorsichtig den Schlaf aus den Augen, nur um letztendlich in das auffallend wache Gesicht seines kleinen Sohnes zu blicken, der zerzaust neben seinem Bett direkt auf Kopfhöhe stand und offenbar Verursacher des rigorosen Anstupsens war.
„Scorp..", entkam es dem Blonden schläfrig und er schloss ermüdet die Augen.
„Aufstehen Daddy."
Mühselig blinzelte er erneut gegen die Müdigkeit an und blickte seinem Sohn ins Gesicht, der ihn mit schief gelegtem Kopf neugierig und auffordernd ansah.
Die Sonne war noch sehr schwach und beleuchtete kaum Draco's Schlafraum, weswegen der Blonde annahm, dass es definitiv noch viel zu früh war, um aufzustehen. Ein Blick auf seine Armbanduhr bestätigte ihn in seiner Annahme, es war tatsächlich erst 4:30 Uhr am Morgen. Salazar, er hatte kaum vier Stunden geschlafen. Erschöpft fuhr er sich durch seine zerzausten Haare und kam nicht umhin darüber zu schmunzeln, wie ähnlich er und sein Sohn sich gerade wohl wieder sehen mussten.
Warum war der kleine Kerl überhaupt schon wieder so wach und fit? Er selbst fühlte sich total gerädert und vollkommen erledigt nach dieser stundenlangen Reisetortur. Gut, Scorpius hatte während des Fluges deutlich mehr Schlaf abgekommen, als vergleichsweise er oder Hermine und auch seine Aufregung trug offenbar dazu bei, dass er am liebsten schon jetzt Aufstehen wollen würde. Draco selbst würde sich am liebsten die Bettdecke über den Kopf ziehen und drei Tage lang durchschlafen. Die letzte Zeit, vor allen Dingen die ständigen Streitereien mit seiner Gattin, waren ihm deutlich an seine Substanzen gegangen, was sich nun offensichtlich doppelt rächte.
Nachdem die dreiköpfige Truppe nach einem zehn Stunden Flug in Dallas, Texas gelandet waren, hatten sie zwei Stunden auf ihren Anschlussflug nach San Antonio warten müssen, der schließlich noch eine weitere Flugstunde gedauert hatte. Bis die Drei ihr Gepäck wieder an sich gebracht und sie ihren bereits gebuchten Leihwagen erhalten hatten, waren zwei weitere Stunden vergangen. Nach einem sehr kurzen Stopp in einem Schnellrestaurant waren sie schließlich nach einer Fahrtzeit von einer Dreiviertelstunde gegen 23 Uhr Ortszeit in der Miller Ranch angekommen, wo man sie sehr freundlich empfangen und ihnen augenblicklich ihre Blockhütte zugewiesen hatte.
Jede Familie bewohnte eine dieser hübschen Blockhütten, die es in verschiedenen Größen – je nach Anzahl der begleitenden Kinder – gab und die mit Schlafzimmern, einem geräumigen Badezimmer und einem großzügigen Wohnraum mit einer Kochnische ausgestattet waren. Da Draco und Hermine mit dem gemeinsamen Kind nur zu Dritt waren, war ihnen eine der kleineren Hütten zugewiesen worden, weswegen Draco Hermine und ihrem Sohn das große Elternschlafzimmer überlassen hatte. Er selbst hatte darauf bestanden, im Kinderschlafzimmer zu nächtigen, dass eigentlich für Scorpius angedacht gewesen war. Mit einem einfachen Zauber war es ihm glücklicherweise möglich gewesen, das Bett deutlich zu vergrößern und auf eine 1,40 Meter breite Schlafstätte zu erweitern.
Hermine und Scorpius waren kurz nach der Ankunft auf der Ranch ziemlich bald hundemüde im Bett verschwunden, um bereits wenig später im Land der Träume zu schlummern. Draco hingegen hatte es sich noch mit einer Zigarette auf der Veranda gemütlich gemacht und dabei trotz der späten Stunde Bekanntschaft mit Levon Hayes gemacht, der ebenfalls mit seiner kleinen Familie an der Heilbehandlung teilnehmen würde und nun ihr direkter Blockhüttennachbar war. Zwischen Levon, einen sehr großen, dunkelhäutigen Mittdreißiger und Draco hatte auf Anhieb eine gewisse Sympathie bestanden und beide hatten relativ rasch feststellen müssen, den gleichen Humor zu besitzen. Levon, der sich zu Draco's Bedauern als reiner Muggel heraus gestellt hatte, hatte den Blonden schließlich noch ein Bier ausgegeben, weshalb Draco erst nach Mitternacht im Bett gelandet war.
„Daddy!!!", juchzte Scorpius freudig und stupste bereits ein weiteres Mal auf seinen Daddy ein.
„Ja Ja..", nuschelte dieser dösig.
„Wir Tiere ansehen!"
„Was??", fragte der Schläfrige überfordert und hob seinen Kopf leicht von seinem gemütlichen Kissen.
„Tiere ansehen!", wiederholte sein persönlicher Weckdienst seine Forderung.
„Merlin, Scorp.", fuhr sich Draco erneut durch seine zerzausten Haare. „Die schlafen doch noch alle."
„Nein!"
„Doch. Es ist doch noch dunkel. Die Tiere schlafen alle noch.. und das solltest du auch Cowboy. Außerdem sehen wir uns die Tiere mit den anderen Kindern an, das hat der Mann uns doch gestern erklärt. Wir dürfen da bestimmt nicht alleine im Stall rum wuseln."
„Aber ich so gern Tiere ansehen."
„Das wirst du, Spatz. Aber ich glaub, das machen wir erst nach dem Frühstück."
„Wir dann jetzt frühstücken!"
„Auch das gibt's noch nicht. Da haben wir noch über vier Stunden hin, Kleiner. Es gibt jetzt noch kein Frühstück. Das ist nicht wie Zuhause, dass Mummy so eben schnell mal ein Frühstück macht. Man muss warten, bis das Frühstück für alle beginnt. Verstehst du das?"
Der unzufriedene Ausdruck auf seinem kleinen Gesicht bezeugte Draco wieder ausführlich, dass der Zwerg tatsächlich seinen Genen entstammte, denn er selbst hatte als Kind oft genug dieselbe unzufriedene Miene gezogen – und eventuell sogar in der Gegenwart gelegentlich noch immer.
„Wo ist Mummy eigentlich?", fragte er gähnend seinen kleinen Spross.
„Mummy schlafen.", antwortete das Kind sogleich.
„Die Glückliche.", entkam es dem Blonden murmelnd.
„Ich Mummy wecken?"
„Nein Scorp. Lass Mummy schlafen, hörst du?"
„O..okay."
„Komm Cowboy. Kuschel dich noch etwas zu mir. Wir schlafen noch ein bisschen und ratzfatz ist es Zeit zum Frühstück. Du wirst sehen. Und nach dem Frühstück werden wir bestimmt irgendwann Zeit haben, die ganzen Tiere zu besuchen. Und die sind dann bis dahin auch alle wach."
Draco hatte kaum die Möglichkeit seine Bettdecke richtig hochzuheben, als der kleine Zwerg schon mühselig, doch erfolgreich das niedrige Bett erklomm und auf allen Vieren zu ihm unter die Bettdecke krabbelte.
Der Blonde, der seitlich im Bett lag, schlang seinen Arm um seine kleine Mini-Ausgabe und zog ihn mit dem Rücken an seine Brust, ehe er die Decke wieder ordentlich über sie beide drapierte.
Draco konnte sich ein breites Schmunzeln nicht verkneifen, als er Scorpius auffälliges Gähnen bemerkte. Nun, so ausgeschlafen war der kleine Kerl dann offenbar doch nicht, nahm er erfreut zur Kenntnis. Zufrieden mit sich und auch erleichtert, noch nicht aufstehen zu müssen, schloss auch der blonde Zauberer noch einmal seine Augen, während er seinen Spross noch einmal fest an sich zog und ihm einen Kuss auf seinen hellblonden Schopf hauchte.
„Gute Nacht Daddy."
„Gute Nacht Scorp.", lachte er glücklich.
Einige Stunden später erwachte Draco erneut ruppig aus seinem Schlaf. Hermine's besorgte Stimme hatte ihn offenbar aus seinen Träumen gerissen, die aufgebracht durch die Blockhütte schallte.
„Scorpius?", wiederholte sie sorgenvoll.
„Hier.", antwortete Draco anstatt seines Sohnes, der, so wie er gerade bemerkte, noch tief und fest in seinen Armen schlief.
Die Braunhaarige betrat das Zimmer durch die offen stehende Türe und blieb, als sie die zwei blonden Jungs erblickte, wie angewurzelt im Schlafraum stehen. Ihrem Gesicht konnte die deutliche Erleichterung entnommen werden. Die leicht auffällige Rosafärbung ihrer Wangen bemerkte der noch etwas verschlafene Malfoy-Erbe, der Oberkörper frei und nur in einer schwarzen seidigen Pyjamahose schlief, glücklicherweise nicht.
„Entschuldige.", flüsterte Draco peinlich berührt. „Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.
Scorp kam nur mitten in der Nacht zu mir und.."
„Er hat dich aufgeweckt?", wollte die junge Mutter reuig wissen und unterbrach somit Draco's Erzählung.
„Ja.. er war ganz versessen darauf, dass wir die Tiere ansehen.", lachte er.
„Merlin. Das tut mir leid, Draco."
„Unsinn. Muss es nicht. Ich konnte ihn letztendlich wieder dazu überreden, dass er noch etwas weiter schläft. Dass du dir beim Aufwachen Sorgen machst, wo er abgeblieben sein könnte, daran hab ich gar nicht gedacht.", gestand er, doch die junge Frau winkte ab.
„Alles gut. Ich hab mich nur im ersten Moment etwas erschrocken, als er nicht mehr im Bett und auch nicht gleich aufzufinden war."
Hermine näherte sich langsam den beiden Blonden und nahm schließlich vorsichtig am Bettrand Platz, um sanft ihren kleinen Sohn zu wecken.
„Hey Liebling.", entkam es ihr lächelnd, während sie Scorpius sanft über den blonden Schopf streichelte.
Scorpius schlief wider Erwarten der jungen Eltern jedoch ziemlich tief und kuschelte sich nur noch enger an seinen Vater. Wecken ließ er sich nicht.
„Scorpius. Aufstehen! Komm Liebling..", gab sie nicht klein bei und rüttelte sanft an ihm.
Verschlafen öffnete der Knirps nun doch die Augen, blinzelte einige Momente heftig, ehe er sie wieder unverrichteter Dinge schloss.
„Nein..", murrte Scorpius, während er sich umdrehte und an die Brust seines Vater kuschelte.
Draco konnte sich ein Lachen nicht mehr unterdrücken und auch auf Hermine's Lippen schlich sich ein Schmunzeln.
„Wer hätte das gedacht? Erst weckt er mich topfit um halb fünf Uhr morgens und jetzt ist er die Schlafmütze vom Dienst.", lachte Draco heiter.
„Komm Liebling. Wir müssen jetzt aufstehen. Wir wollen doch nicht zu spät kommen.",versuchte die junge Frau erneut ihr Glück, um ihren kleinen Spross zu wecken.
Keine Reaktion, Scorpius schlief unbekümmert weiter, was Draco nur noch mehr lachen ließ.
„Darf ich es versuchen?", brachte er abgehackt hervor und grinste über beide Ohren.
„Bitte. Versuch dein Glück.", meinte Hermine und bedeutete mit einer einladenden Geste ihrer Hand, dass der Blonde freie Bahn hatte.
„Hey Cowboy.", sprach Draco leise und rüttelte sanft an seinem Sohn. „Ich dachte, du willst die Tiere ansehen. Wenn du nicht aufstehst, sondern lieber im Bett bleiben willst, werden wir die Tiere ohne dich ansehen."
„Tiere???", schoss der kleinere Blonde urplötzlich und auffällig wach in die Senkrechte. Seine Müdigkeit war offenbar in sekundenschnelle gewichen.
Sein Kopf machte durch die unvorhergesehene und ruckhafte Bewegung eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Kinn seines Vater's, der seinen Kopf aufgrund des hastigen Aufsetzens nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit hatte bringen können. Scorpius bemerkte die Schmerzen jedoch nicht, zu aufgeregt und vorfreudig war er über die Aussicht, endlich die Bauernhoftiere besuchen zu können. Draco hingegen nahm den Aufprallschmerz sehr deutlich wahr und rieb sich bereits leidend über das mitgenommene Kinn, während er der Mutter seines Sohnes einen bösen Blick entgegen brachte, da diese über das Missgeschick ihrer Jungs herzlich lachte.
„Entschuldige.", kicherte Hermine, die mittlerweile angestrengt versuchte ihr Lachen zu unterdrücken und sich nun unterstützend die Hand über den Mund legte, um das Kichern etwas einzudämmen. Leider erfolglos.
„Das ist zumindest der eindeutige Beweis, dass er deinen Dickschädel geerbt hat.", murrte der Blonde wehleidig. „Sieh ihn dir an, er bemerkt den Schmerz ja nicht einmal. Eindeutig der Granger Dickschädel."
„Hey..", echofierte sich die Braunhaarige und griff nach einem Kopfkissen, dass sie dem Blonden augenblicklich um die Ohren pfefferte.
„Es gibt keinen Granger Dickschädel, Malfoy!", keifte sie in Draco's Richtung, konnte sich dann jedoch aufgrund seines verdutzten Blickes ein weiteres Lachen nicht verkneifen.
„Das hast du nicht wirklich getan?", entkam es diesen verblüfft und mit großen Augen.
„Du schlägst mich mit einem Kissen, Granger? Ernsthaft?"
„Sei froh, dass es nur ein Kissen ist. In meiner Vorstellung ist es immer ein Teppichklopfer, mit dem ich dir deinen Hintern versohle."
„Das bedeutet Krieg, Granger. Das ist dir doch hoffentlich klar?", erklärte Draco kühl und mit einem gespielt boshaften Lächeln.
Hermine's schadenfrohes Lächeln erstarb augenblicklich, als sie den Ernst der Lage erkannte.
Ehe Hermine jedoch vom Bettrand aufspringen und los sprinten konnte, wurde sie bereits von den flinken Händen eines Suchers ins Bett zurück gezogen.
Draco stürzte sich auf sie und drückte sie mit aller Kraft in die Matratze seines Bettes. Hermine bekam gar nicht die Chance gegen diese Aktion zu protestieren, denn Draco begann augenblicklich die junge Frau an ihren empfindlichen Stellen zu kitzeln, die ihm leider nur zu gut bekannt waren. Hermine lachte über beide Ohren und äußerst lautstark über die Kitzelattacke, während sie nach Luft ringend um Beistand ihres Sohnes verlangte. Scorpius hatte jedoch schon deutlich Stellung auf der Seite seines Vaters bezogen, da er bereits eifrig dabei half, seine Mummy zu kitzeln.
„Auf..hören.. Auf..hören.... Bi...tteee..", lachte sie aus voller Kehle, während sie emsig versuchte, gegen die zwei Blonden anzukommen.
Erst als die Braunhaarige vor Lachen kaum mehr Luft bekam, ließ Draco von seinem Opfer ab und befreite die junge Hexe aus seinem Griff. Hermine jedoch hatte kaum noch Kraft sich aufzusetzen, sondern blieb schlapp in Draco's Bett liegen, woraufhin Scorpius, der zu seiner Mummy krabbelte, sich sorgenvoll über diese beugte und sich nach ihrem Befinden erkundete.
„Mummy? Du okay?", fragte er mit deutlicher Besorgnis in der Stimme.
„Ja Liebling. Alles gut.", erklärte sie herzlich, während sie ihrem Sohn sanft durch die Haare fuhr.
Eine große Hand schlich sich plötzlich auffordernd in ihr Blickfeld, die Hermine augenblicklich ergriff, woraufhin ihr helfend aufgeholfen und sie auf ihre Beine gezogen wurde.
„Danke.", hauchte sie erschöpft an den Vater ihres Sohnes, der etwas reuig zu ihr hinunter grinste.
„Alles gut?", fragte Draco mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Alles gut.", bestätigte Hermine erschöpft und lächelte jedoch leicht.
„Ich seh schon, gegen gleich zwei von eurer blonden Sorte komm ich fast nicht an."
„Dann weißt du ja woran du jetzt bist, Granger.", grinste der Blonde augenbrauenwackelnd zurück.
„Und Danke, dass du mich mit dem Teppichklopfer auf einen ganz neuen Gedanken gebracht hast.", lachte er dreckig und seine Augenbrauen wackelten nur noch mehr.
„Perverser Spinner.", grinste sie zurück.
„Wer ich? Niemals..", meinte der blonde Zauberer gespielt überrascht, worüber Hermine nur den Kopf schütteln konnte.
„Geh endlich duschen. Ich glaub, eine Abkühlung tut dir ganz gut.", entkam es ihr lachend, während sie Draco die Tür hinaus scheuchte, um sich nun in Ruhe ihrem Sohn widmen und ihn für den Tag fertig machen zu können.
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