Prolog: Die Legende von Van Helsing
So, der zweite Teil startet ganz traditionell mit dem Prolog und ersten Kapitel. Ich hoffe, ihr seid alle mit dabei und begleitet Alena auch weiterhin auf ihrer Reise. Deshalb wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Weiterlesen und freue mich auf eure Feedbacks.
Unsterbliche Grüße,
eure Hela
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Prolog: Die Legende von Van Helsing
Carlisle PoV
Vor langer Zeit, im Jahre 1864, erfüllten Mächte des Bösen die Nächte und sorgten in ganz Europa für Angst und Schrecken. Der Verdacht lag auf Geschöpfen, die man bislang nur für einen Mythos gehalten hatte und doch existierten sie wirklich: Vampire.
Unsterbliche Wesen, denen es nach Blut dürstete und die Jagd auf Menschen machten. Monster der ewigen Verdammnis, nannten sie viele und kaum jemand vermochte sich gegen sie zu wehren. Doch ein Symbol der Hoffnung sollte sich erheben, als ein Experte für mystische Wesen es sich zur Aufgabe machte, besagte Wesen zu jagen und zu vernichten, um somit dem Bösen den Kampf anzusagen und die Menschen zu beschützen. Sein Name war Van Helsing.
Er sollte der Ursprung eines großen Vermächtnisses werden, das bis heute andauert und eine große Verantwortung mit sich bringt. Denn Van Helsing und sein Gefährte, Victor Frankenstein - den viele als einen Wissenschaftler ansehen, doch der insgeheim ein Hexenmeister war, gelang es damals, ein Serum zu konstruieren, welches einem die Fähigkeit verlieh, den Kampf gegen Vampire aufnehmen zu können. Es konnte den Menschen, welche sich als würdig erwiesen, Stärke und Schnelligkeit übertragen, die ziemlich nahe an die Fähigkeiten eines Vampirs herankamen.
Nach diesem historischen Erfolg wurde ein Orden gegründet, der das Vermächtnis von Van Helsing fortführte und in seinem Namen weiterhin gegen das Böse kämpfte. Bis heute sind die auserwählten Jäger die Brücke zwischen uns und der mystischen Welt, doch ebenso die Hoffnung darauf, dass die Vampire eines Tages keine Bedrohung für die Menschen mehr sein würden.
Die blassen Finger von Carlisle glitten über das raue Papier, als er die Zeilen überflog und den Inhalt nachdenklich verinnerlichte. Die Legende von Van Helsing war für die meisten Menschen im Grunde nur das, als was man eine Legende immer ansah: Mythos und Fiktion. Doch Carlisle wusste, dass diese Welt wirklich existierte. Zählte sie doch ebenso zu seiner eigenen Welt.
Bevor er damals unfreiwillig zum Vampir geworden war, hatte seine Familie ja selbst Vampire und dergleichen gejagt. Sein Vater, einziger Angehöriger, war ein anglikanischer Pfarrer und fanatischer Kreuzzügler gegen das Böse gewesen, der in London und Umgebung zahllose Hetzjagden auf Hexen, Werwölfe und Vampire angeführt hatte. Geradezu erbarmungslos und selbstgerecht war er für den Feuertod vieler unschuldiger Menschen verantwortlich gewesen.
Als Carlisle dann alt genug gewesen war, hatte sein Vater ihm die Verantwortung für das, in seinen Augen, wichtige Vermächtnis übertragen, doch im Gegensatz zu seinem Vater war er nicht so schnell mit Verurteilungen gewesen, sondern hatte sich eher auf seinen Verstand verlassen, der ihn eines Tages schließlich wirklich zu einem echten Clan von Vampiren geführt hatte.
Vielleicht war es Ironie des Schicksals gewesen, dass Carlisle an jenem Tag bei der Jagd verletzt und gebissen worden war, was sein Schicksal unwiderruflich besiegelt hatte. Ihm war keine Wahl geblieben, als sich zu verstecken und lautlos die Qualen der Verwandlung ertragen zu müssen. Und sein Entsetzen war groß gewesen, als er nach dem schmerzhaften Prozess erkannte, was aus ihm geworden war. Sämtliche Versuche, sich irgendwie selbst zu zerstören, waren vergeblich gewesen und als er daraufhin beschloss sich auszuhungern, kam es ihm schon fast wie ein Wunder vor, dass er zufällig auf ein Rudel Rehe gestoßen war und herausgefunden hatte, dass er genauso gut von Tierblut leben konnte und somit keinem Menschen Schaden zufügen musste.
Seitdem waren 365 Jahre vergangen. Viele Epochen, die Carlisle alle persönlich durchlebt hatte und obgleich er sich in der ganzen Zeit weitergebildet, unzählige Orte besucht und viele andere Vampire kennengelernt hatte, so schien doch ausgerechnet das aktuelle Jahr, 2005, das bedeutsamste von allen zu sein.
Alena Hastings. Da Alice sie durch ihre Visionen nicht hatte kommen sehen, hatte es Carlisle auch unmöglich vorhersehen können, im Krankenhaus an einem, für ihn gewöhnlichen Arbeitstag, ausgerechnet auf die junge Frau zu treffen, die seine Existenz komplett auf den Kopf stellen sollte. Noch heute erinnerte er sich ganz genau an jede einzelne Sekunde ihrer ersten Begegnung.
Es war ihm fast wie ein engelsgleiches Licht vorgekommen, als Alena den Raum betreten und dabei sogleich seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Ihr heller Teint, der ihrer schlanken zierlichen Figur ungemein schmeichelte und lediglich durch die zartrosa Wangen ein wenig Farbe bekam, wenn Alena das Blut ins Gesicht geschossen war. Das wunderschöne herzförmige Gesicht, das von den dunkelbraunen langen Haaren umrahmt wurde, welche Alena bis zur Brust reichten und dabei in weichen Wellen über ihre Schultern fielen. Und ihre eindrucksstarken blauen Augen, die einige winzige graue Sprenkel besaßen, die für das menschliche Auge beinahe unsichtbar blieben, doch Carlisle gleich beim ersten Mal aufgefallen waren. All das war ihm binnen weniger Sekunden ins Auge gestoßen und hatte ihn in einen magischen Bann gezogen.
Alena war in seinen Augen ein unglaublich schönes Wesen, das unter den normalen Menschen durchaus herausstach. Aufgrund ihrer zierlichen Gestalt würden die meisten Leute sie sicherlich unterschätzen, aber Carlisle hatte ihr bereits am ersten Tag angesehen, dass sie eine verborgene Stärke besaß und es hatte nicht lange gedauert, bis er herausgefunden hatte, was Alena wirklich war.
Eine Vampirjägerin, die der direkten Blutlinie von Van Helsing entsprang und dazu auserkoren war, den Kampf gegen das Böse fortzuführen, wie ihr Vorfahre es vor so langer Zeit begonnen hatte. Carlisle war schon vielen Jägern über den Weg gelaufen, ohne dass sie ihn erkannt hatten, doch hatte es ihm mit der Zeit ein gewisses Auge für diejenigen gegeben, die zu dem Orden der Jäger gehörten.
Was er nicht vermutet hatte war, jemals einer Jägerin zu begegnen, die das Gute in einem Wesen wie ihn erkennen konnte. Alena war nicht nach Forks gekommen, um hier Vampire zu jagen, sondern einen Neuanfang zu wagen und sich um ihre Tante zu kümmern, was Elysia Greenwood eindeutig gut getan hatte. Und als sie schließlich hinter das Geheimnis von Carlisle gekommen war, da war ihre erste Reaktion zwar Entsetzen und Wut gewesen, doch letztendlich hatte sie ihm weiterhin vertraut und dadurch das Gefühl gegeben, wieder lebendig zu sein.
Mit 23 Jahren war er damals erstarrt. Als neugeborener Vampir erwacht, dem die Bürde der Ewigkeit auferlegt worden war und was Carlisle sehr lange als unendliche persönliche Verdammnis angesehen hatte. Zumindest solange, bis er Alena begegnet war und dies alles für ihn verändert hatte.
Dass er mit seinen Adoptivkindern quasi eine eigene Familie hatte, das hatte ihm mit der Zeit geholfen, die Einsamkeit seines Daseins besser ertragen zu können und ihm zumindest den Anschein eines normalen Lebens vermittelt, doch irgendwas hatte immer gefehlt. Carlisle hatte nie so wirklich sagen können was, bis Alena in sein Behandlungszimmer gekommen war und sein totes Herz sicher zum neuen Leben erweckt hätte, wäre dies nicht für immer erstarrt. Er hatte es auf den ersten Blick unwiederbringlich an sie verloren und es würde bis in alle Ewigkeit ihr gehören, obwohl er Alena niemals wiedersehen würde.
Sie war fort. Hatte Forks verlassen, während er zurückgeblieben war und sich nach wie vor die quälende Frage stellte, was er falsch gemacht hatte. Zwar hatte Alena ihm gesagt, dass sie wieder ihrer Berufung als Jägerin folgen musste und nicht länger davor fliehen konnte, doch Carlisle spürte einfach, dass noch etwas anderes dahinter stecken musste. Oder war es lediglich die Tatsache, dass Alena nichts für ihn empfand und seine Gefühle nicht erwiderte, was es ihm schier unmöglich machte, die ganze Sache zu akzeptieren und hinter sich zu lassen?
Carlisle wusste, dass Alena mit ihrer Aussage recht hatte und er sie am besten vergessen sollte, doch gelang es ihm einfach nicht und obgleich sie längst fort war, ging sie dem Vampir nach wie vor unter seine eiskalte undurchdringliche Haut. Er vermisste sie und das in jeder einzigen Sekunde, die sich für ihn alle wie einzelne Ewigkeiten anfühlten. Das Leuchten in den Augen von Alena, ihre gutherzige aufrichtige Art und bedingungslose Liebe gegenüber denen, die ihr wichtig waren...einfach alles an ihr vermisste Carlisle.
Manchmal stellte er sich vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn er und Alena doch noch zusammengefunden hätten. Mit ihr die Ewigkeit verbringen zu können, hätte sein Dasein heller gemacht und der Unsterblichkeit endlich einen Sinn verliehen. Für Alena hätte er alles auf sich genommen. Jede Hürde, jedes Opfer und auch jede Bedrohung. Doch er akzeptierte ihre Entscheidung und hatte sie gehen lassen, obgleich es ihm sein stummes Herz gebrochen hatte.
Wo sie wohl gerade war? Carlisle fragte sich immer wieder, wohin es Alena trieb, wenn sie Vampire jagte und er hatte auch schon öfters mit dem Gedanken gespielt, nach ihr zu suchen und sie aufzuspüren. Einfach nur, um sie wenigstens nochmal zu sehen und dennoch hielt er sich zurück, da Alena ihn schließlich auch eindringlich darum gebeten hatte, genau dies nicht zu tun. Sie wollte nicht, dass er nach ihr suchte und das würde er respektieren. Völlig egal, welche Qualen es ihm auch bereitete, dass er nicht bei ihr sein konnte und sie nichts mehr von ihm wissen wollte.
,,Carlisle!"
Die Stimme von Alice hätte ihn sicher aus seiner Starre gerissen, hätte er ihre Schritte nicht bereits vor wenigen Sekunden registriert und der blonde Vampir sah zu seiner dunkelhaarigen Ziehtochter auf, die nun vor seinem Schreibtisch stand und dieses verheißungsvolle Funkeln in den gold-braunen Augen hatte, was ihm bereits jetzt schon signalisierte, dass sie irgendwas im Schilde führte.
,,Du weißt ja, dass Bella morgen Geburtstag hat und ich würde gerne eine kleine Party für sie ausrichten, wenn du einverstanden bist.", teilte sie ihm mit und er hob skeptisch eine Augenbraue.
,,Eine Party? Ich dachte, Bella ist gar nicht der Typ dafür."
Alice zuckte mit den Schultern. ,,Ist sie auch nicht, aber sie wird wohl kaum ablehnen können, wenn ich sie vor vollendete Tatsachen stelle. Außerdem wird das bestimmt witzig und bringt mal ein bisschen Leben ins Haus."
,,Das klingt beinahe so, als würdest du uns als trostlos und langweilig erachten.", erwiderte Carlisle, woraufhin Alice ein wenig zerknirscht dreinschaute.
,,Naja, im Grunde ist es momentan auch so. Zumindest bei dir. Seit Alena weg ist, bist du unerträglich schweigsam und ziehst dich immer mehr zurück. Ich kann ja verstehen, dass du sie nicht bedrängen willst, aber wenn du sie so sehr vermisst, solltest du vielleicht doch nach ihr suchen und es ihr sagen."
Alice warf ihm einen vielsagenden Blick zu und im Grunde hatte sie ja recht. Es wäre so einfach, doch kollidierte es mit dem moralischen Kompass von Carlisle, sich dem Willen von Alena zu widersetzen und ihr seine persönlichen Probleme aufzubürden, nur weil er seine Gefühle nicht im Griff hatte. Deshalb gab er ein Seufzen von sich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
,,Das ist nicht so einfach, Alice und das weißt du auch. Aber ich danke dir für deine Anteilnahme. Von mir aus kannst du die Party für Bella organisieren, aber bitte übertreibe es nicht und halte dich an den Vorsatz: weniger ist mehr. Sonst wird nicht nur Bella, sondern auch Edward dich am Ende umbringen und ich will keinen Scheiterhaufen in meinem Haus haben."
Alice grinste. ,,Danke, Carlisle. Ich wusste, ich kann auf dich zählen. Und keine Sorge, ich mag die Zukunft von Alena vielleicht nicht sehen können, aber ich glaube fest daran, dass sie zurückkehren wird."
,,Und was macht dich da so sicher?", fragte der blonde Vampir, woraufhin sie ihm verheißungsvoll zuzwinkerte.
,,Ganz einfach: ihr gehört zusammen."
Mit diesen Worten machte sie kehrt und hüpfte vergnügt aus seinem Arbeitszimmer, wobei Carlisle ihr nur verdutzt nachsehen konnte. Viele verglichen Alice mit einer Art Elfe, die etwas Zauberhaftes an sich hatte und das konnte er nur bestätigen. Nur war ihre Aussage keineswegs zauberhaft, sondern viel eher fragwürdig und Carlisle bezweifelte, dass Alice diesmal recht behalten würde.
Er hatte zu Anfang ja ebenfalls geglaubt, dass Alena diejenige war, die ihm als Gefährtin bestimmt sein könnte und tief im Inneren tat er das noch immer, aber solange sie seine Gefühle nicht teilte, würde dies nur Wunschdenken bleiben und daran würde auch der grenzenlose Optimismus seiner Ziehtochter nichts ändern.
Denn so sehr er es sich auch wünschte, Alena war fort und hatte selbst gesagt, dass sie nicht nach Forks zurückkehren würde. Seine Hoffnung war also vollkommen sinnlos und er würde sich damit abfinden müssen, dass Alena niemals ein Teil von seinem Leben sein würde und er sie für immer verloren hatte. Waren ihre Welten doch seit jeher durch einen Graben der Feindschaft voneinander getrennt und unmöglich zu vereinen, denn sie würden stets das bleiben, was sie waren. Er, der unsterbliche Vampir und sie, die auserwählte Jägerin mit der Bestimmung, seinesgleichen zu vernichten...
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