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35 - Luft anhalten

✦ MARIANA ✦

„Wie fühlst du dich?"

Raya steht im Türrahmen meiner Forschungshütte und blickt auf mich herunter. Ich sitze im Schneidersitz auf meiner Matratze, die Enzo mir freundlicherweise aus unserem Gemeinschaftszimmer gebracht hat. Da ich bestimmt nicht im selben Zimmer wie Alexander übernachten möchte, habe ich kurzerhand meine Hütte in meinen privaten Bungalow umfunktioniert.

Nun liegen alle meine Kleider, Bücher und Sachen auf den Holzdielen neben der Matratze.

„Sieht man doch", grummle ich und nehme einen Zug von meiner Zigarette. Den Rauch stosse ich mit einem langen Seufzer aus. „Und du?"

Raya ringt sich ein erschöpftes Lächeln ab. Sie setzt sich neben mich hin und zieht die Knie an.

„Die Veranstaltung ist vorbei. Es ist alles gerade ein bisschen viel für mich", erwidert sie.

Ich strecke ihr meine zweite Hand hin. Jene, die ein Glas mit Rum gefüllt zwischen den Fingern hält, welchen mir ebenfalls Enzo gebracht hat. Er war wohl der Meinung, man müsse mich betäuben, sonst könnte es noch Verletzte geben. Wie recht er hat. Alexander und sein Vater können froh sein, dass sie sich im Moment gerade nicht in meiner Nähe befinden, denn ich könnte nicht für ihre körperliche Unversehrtheit garantieren.

„Das kann dir helfen", biete ich meiner Freundin den Alkohol an, obwohl ich weiss, dass sie verneinen wird. Raya ist nicht so schwach wie Bob. Sie steht zu ihren Prinzipien.

Wie erwartet schüttelt sie den Kopf.

„Alkohol ist auch nur für einsame Menschen ein Heilmittel", murmle ich schulterzuckend und nehme einen grossen Schluck von dem Rum.

Den Vorwurf, der sich in meine Worte mischt, kann ich nicht unterdrücken. Ich bin noch immer enttäuscht, dass absolut niemand meines Teams sich mit mir gegen Herrn Rosenberg Senior gestellt hat. Obwohl ich weiss, dass Raya keine Meuterin ist, hatte ich tief in meinem Inneren dennoch erwartet, dass meine beste Freundin hinter mir steht.

„Es tut mir leid, Lopez", murmelt sie, als wüsste sie, dass ich ihr etwas vorwerfe. „Ich war zu geschockt, um wütend zu sein."

Sie blickt mich von der Seite an. Entschuldigend. Ich grummle in mein Rumglas. Es sei ihr verziehen. Nicht jeder kann so laut und verzweifelt kämpfen wie ich. Das ist mir durchaus bewusst.

„Weisst du, was ich realisiert habe", fährt Raya seufzend fort. Sie schlingt die Arme um ihre Knie. „Vielleicht war es einfach an der Zeit, dass sich das Bubbles weiterentwickelt."

Ich schnaube laut und ziehe an meiner Kippe.

„Ich verstehe deine Wut, Lopez. Ich will ja auch nicht, dass das Bubbles verschwindet. Am liebsten würde ich wollen, dass sich nichts verändert. Aber wie Herr Rosenberg gesagt hat: Das geht nicht, wenn wir dauernd rote Zahlen schreiben."

Knurrend schüttle ich den Kopf, denn dieser ständige Fokus auf den finanziellen Aspekt dieses Resorts geht mir auf die Nerven. Ursprünglich ging es im Bubbles nie ums Geld. Jetzt scheint es aber zum Dauerthema geworden zu sein.

„Uns ging es nie darum, so viel wie möglich zu verdienen", murre ich.

„Das stimmt", pflichtet mir meine Freundin bei. Sie stützt ihr Kinn auf die Knie ab. „Trotzdem bin ich einfach nur dankbar."

Schockiert jagt mein Kopf in die Höhe. Ich starre sie ungläubig an. „Wie kannst du sowas sagen?"

Raya wendet sich mir zu und schenkt mir ein vorsichtiges Lächeln.

„Ohne Alexander und seinen Vater wäre meine Familie jetzt pleite", erklärt sie dann. „Auch wenn ich die Vorstellung, dass wir uns in eine Hotelkette verwandeln sollen, nicht mag, muss ich sagen, ist es dennoch besser, als bankrott zu gehen."

Ein Kloss bildet sich in meinem Hals. Ich senke den Blick. Natürlich. Vor blanker Wut über die schwarze Zukunft, die Alex und sein Vater fürs Bubbles und meinen Forschungsintentionen gemalt haben, hatte ich ganz ausser Acht gelassen, dass die Veränderung für Raya und ihre Familie ein Rettungsring darstellt. Ihre Zukunft wäre schwarz geworden, wenn Bob diesen Notruf nicht abgesetzt hätte.

Am Ende hat Bob nur das getan, was für seine Familie das Beste war. Ein weiteres Mal wird mir bewusst, dass ich von anderen nicht erwarten kann, ihr ganzes Leben dem Ozean und dessen Schutz zu widmen. Die meisten Menschen haben etwas anderes, wofür sie leben.

Aber nicht ich. Für mich ist das Meer alles, was ich habe. Es ist alles, was ich brauche.

„Du hast recht", flüstere ich. „Aber es tut einfach weh daran zu denken, dass nichts mehr so sein wird, wie es war."

„Ich weiss", stimmt mir Raya zu. „Es tut auch mir weh."

Für einen Moment wird es still zwischen uns beiden. Gemeinsam sitzen wir auf meiner Matratze in der Forschungshütte und betrachten den Horizont, schwelgen in den Erinnerungen, die wir gemeinsam an diesem Strand, an diesem Ort gemacht haben. Wie wir hier zusammen aufgewachsen sind, durch die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens gegangen sind, stets in Begleitung unserer Eltern. Wie wir jeden Tag im oder am Meer verbracht haben. Immer dasselbe Ziel, dieselben Träume vor Augen.

„Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich dich zum ersten Mal sah", flüstert Raya gedankenverloren.

Ich werfe ihr einen flüchtigen Blick zu und sehe, dass sie lächelt.

„Ach wirklich?", sage ich.

„Deine Stärke hat mich vom ersten Tag an umgehauen."

Überrascht hebe ich die Augenbrauen.

„Um ehrlich zu sein, beneide ich dich darum", fährt sie fort. „In Malaysia sind Frauen nicht so selbstbewusst. Sie sind gehorsam, höflich, zuvorkommend, wollen nicht auffallen. Aber du. Du lässt dir nichts sagen, lässt dich von niemandem herumschubsen, du bist extrem laut und du kommandierst alle herum. Die Leute hören auf dich."

Ich blicke sie lange an, während ich ihre Worte verarbeite. Raya hat ihre Augen nicht auf mich, sondern auf den unendlich weiten Ozean gerichtet.

„Weil sie Angst vor mir haben", murmle ich als Antwort.

Raya lacht kurz auf. „Gut, das stimmt wohl. Aber ich glaube, es liegt daran, weil sie dich bewundern."

„Ach, hör auf."

Ich schüttle den Kopf. In meinem Leben gibt es absolut nichts, was bewundernswert wäre. Es war ein reiner Überlebenskampf. Erst für mich persönlich und jetzt für eine ganze Spezies. Es ist ein Kampf gegen die ganze Welt, den ich führe. David gegen Goliath, mit dem Unterschied, dass David nicht gewinnen kann, denn er hat keinen Stein mehr, den er werfen könnte.

Es ist ein aussichtsloser Kampf. Daran ist nichts bewundernswert. Es ist einfach nur traurig.

Plötzlich vernehme ich eine Bewegung und merke, wie sich Raya an mich lehnt. Etwas verdutzt blinzle ich auf ihren Kopf, der sicher im Hijab gepackt auf meiner Schulter ruht. Lange ist es her, seit meine beste Freundin meine Nähe so gesucht hat.

Ich bewundere dich auf jeden Fall", flüstert sie, den Blick stets auf den Horizont gerichtet, der sich allmählich in ein intensives Orange verwandelt. Die Sonne taucht ins Wasser, wie eine Göttin, die sich ihr nächtliches Bad gönnt.

Da ich weiss, dass Raya Zigarettenrauch nicht mag, lösche ich den Glimmstängel, indem ich ihn im Rum versinken lasse. Das Glas stelle ich zur Seite.

Auch ich richte den Blick auf das Lichtspiel, das uns geboten wird. Die Halbkugel brennt hell auf der Linie zwischen Himmel und Erde, wirft ihr farbiges Feuerwerk in alle Richtungen. Jeder Sonnenuntergang ist ein Spektakel. Dieser hier ist aber irgendwie besonders. Als ob es das letzte Abendrot wäre.

„Versprich mir eins", sagt Raya in die Stille, die sich zwischen uns gelegt hat.

„Mhm?", murmle ich, total von den Farben am Horizont absorbiert.

„Lass dich nicht von all dem unterkriegen. Das Schlimmste, was der Welt passieren kann, ist, wenn du aufhörst zu kämpfen."

Rayas Worte rühren mich zu Tränen. Ich schlucke hart, um meinen Emotionen Einhalt zu gebieten. Bei der Vorstellung, dass wir uns in Zukunft nicht mehr jedes Jahr sehen werden, zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Schliesslich ist Raya wie eine kleine Schwester für mich.

„Ich werde es versuchen", hauche ich.

Raya hebt den Kopf von meiner Schulter und blickt mich von der Seite an. Ihre wundervoll dunklen, mandelförmigen Augen liegen forschend auf mir.

„Versprochen?", versichert sie sich.

„Okay, versprochen."

Raya nickt zufrieden.

„Du wirst mir regelmässig schreiben müssen. Lerne also bitte, wie man eine E-Mail versendet. Wo auch immer du sein wirst, ich werde wissen wollen, wie es dir geht."

„Okay."

Ich schenke ihr ein müdes Lächeln.

„Und ich werde dir von Saiful berichten." Sie kichert in sich hinein und legt ihren Kopf wieder auf meiner Schulter ab. Ich lehne meine Wange an ihren Kopf.

„Stimmt."

Eine ganze Weile lang sitzen wir schweigend da und schauen der Sonne zu, wie sie ganz untertaucht und uns die dunkle Nacht zudeckt.

Solche Momente wird es nicht mehr geben. Das ist uns beiden schmerzlich bewusst. Wenn die diesjährige Saison zuneige geht, dann wird es für mich ein letztes Mal geben, dass ich hier am Rande der Treppenstufen meiner Forschungshütte sitze und den Sonnenuntergang betrachte.

Als der Mond am Himmel erscheint, lege ich mich hin. Raya hat Nachtschicht und so sitzt sie eine ganze Weile noch neben mir, während ich allmählich abdrifte. Ich vernehme, wie sie aufsteht, um ihren ersten Patrouillengang zu machen.

Vom emotionalen Tag überwältigt, falle ich in einen tiefen Schlaf. 

✦✧✦

„Lopez!"

Ich blinzle und richte mich augenblicklich auf meiner Matratze auf. Der Raum, in welchem ich aufwache, kommt mir fremd vor, doch dann erinnere ich mich daran, dass ich mich ja in der Forschungshütte schlafen gelegt hatte.

Habe ich das nur geträumt oder hat man tatsächlich nach mir gerufen?

„Hier!", zischt Raya. Ihre Stimme klingt panisch spitz.

„Was ist denn?", sage ich laut und drehe mich auf den Bauch um, sodass ich sie sehen kann.

Sie steht am Eingang meiner Hütte, auf der untersten Treppenstufe. Der helle Schein des Mondes schenkt genügend Licht, sodass ich ihre Umrisse erkennen kann. Ihr Gesicht ist kreidebleich. Sie zittert, als sie ihren Zeigefinger auf die Lippen legt und mir somit deutlich macht, dass ich zu schweigen habe.

Mir sackt das Herz in die Hose. Sie deutet mit einer Kopfbewegung zum Strand.

„Plünderer?", wispere ich sogleich.

Sie nickt hastig. In ihren Augen glänzen Tränen, das sehe ich selbst in dieser Dunkelheit. Ich richte mich sofort auf, versuche dabei aber die Holzdielen nicht zum Knarzen zu bringen. In Windeseile habe ich mir eine kurze Hose übergezogen.

„Eier oder Schildkröte?", will ich weiter wissen und krame nach einer Taschenlampe im Regal. Irgendwo hatte ich eine hingelegt!

„Eier", haucht Raya.

Immer wieder huscht ihr Blick nervös zum Strand und offenbar zu der Stelle, wo sie die Kriminellen hat kommen sehen. Ich muss mich beeilen.

Lautlos springe ich die Treppen runter und packe meine Freundin an den Schultern. Das Beben ihres Körpers spüre ich an meinen Handflächen. Sie wimmert leise.

„Ich habe solche Angst!"

„Brauchst du nicht. Ich kümmere mich darum", beruhige ich sie. „Du bleibst hier, okay? Ich werde sie verscheuchen."

Sie schluckt schwer. Raya ist zart besaitet. Sie mag Konflikte nicht und geht solch riskanten Umständen lieber aus dem Weg. Noch nie war sie mit der Situation konfrontiert, Plünderer vom Strand jagen zu müssen. Es ist heute das erste Mal für sie.

Ganz im Gegensatz zu mir. Mir sind diese Mistkerle schon oft ins Netz gegangen. Ich weiss, wie man diesen Typen Feuer unterm Hintern macht, damit sie schnell abzischen.

„Okay ..."

Ich schiebe sie die Treppenstufen hoch.

„Warte in der Hütte", ordere ich an. „Da ist es für dich am sichersten, okay?"

Sie geht von alleine die Treppen hoch und setzt sich auf meine Matratze.

„Ich bin gleich wieder zurück."

Mit diesen Worten drehe ich mich um und pirsche an den Strand. Das tiefe Murmeln und Brummen der Plünderer höre ich selbst über das Meeresrauschen hinweg. Am Klang ihrer Stimmen merke ich, dass sie zu flüstern versuchen — sie wollen schliesslich unentdeckt bleiben — sie scheitern jedoch kläglich daran.

Für einen kurzen Moment bleibe ich hinter einer dicken Palme stehen und sammle all meinen Mut zusammen. Mein Herz pocht mir wie wild in meiner Brust. Keine Ahnung, weshalb ich selbst so nervös bin. Als wittere ich Gefahr.

Ich schlucke das Gefühl jedoch herunter und springe mit einem Satz hinter meinem Versteck hervor.

„HEY!", brülle ich laut und renne auf die Kerle zu.

Es sind zwei grosse Typen, wie ich mit Entsetzen feststellen muss. Der eine kniet im Sand und gräbt im Boden herum, auf der Suche nach meinen Babys, während der andere das kleine Kanu im Wasser hält. Ich sprinte auf den Kerl im Sand zu.

Mit der Taschenlampe blende ich ihn. Er hält sich die Hand vors Gesicht, als könne er mich damit besser heranstürmen sehen, doch ehe er reagieren kann, kralle ich meine Finger in sein T-Shirt und reisse ihn seitlich zu Boden.

Leider habe ich meinen Hechtsprung misskalkuliert. Ich kriege sein Shirt etwas spät zwischen die Finger und kann ihn mit mir mitreissen, doch da fällt er mit seinem breiten Oberkörper auf mich drauf. Mitten auf die Brust.

Uff.

Meine Lungen machen ein merkwürdiges Geräusch, als ihnen die Luft geraubt wird. Meine Rippen knacksen. Ich schnaufe angestrengt und rolle zur Seite weg.

Der Kerl stöhnt und windet sich im Sand. Ich muss ihn doch heftiger umgeworfen haben, als ich vermutet hatte. Schnell rapple ich mich auf. Der zweite Typ beim Kanu bleibt wie angewurzelt stehen.

„Verschwindet von hier oder ich rufe die Polizei!", fahre ich sie an.

In der Regel genügt das. Anrempeln und dann mit schlimmen Konsequenzen drohen. Am Ende sind es auch nur arme Menschen aus der Gegend, die aus Not handeln und es sich mit der örtlichen Polizei nicht vermiesen wollen, denn die haben einen Ruf, besonders gewalttätig zu sein.

Bloss heute scheint meine Taktik nicht aufzugehen. Der Typ vor mir auf dem Boden lacht nur und kniet sich wieder vor das Nest hin.

Was zum Teufel?

„Lass die Finger von den Schildkröteneiern, oder ich mach' dich platt!", drohe ich weiter und mache einen Schritt auf ihn zu.

Schon wieder lacht er einfach. „Sorry, Sweetie, du kannst hier gar nichts anrichten", grunzt er mich an.

Wenn ich etwas hasse, dann ist es nicht ernst genommen zu werden. Ich schreite auf ihn zu, will ihm mit meinem Fuss auf die Hand treten, doch da werde ich an den Haaren zurückgerissen. Der andere, etwas grössere Kerl zerrt mich von seinem Kollegen weg. Ich strauchle, meine Kopfhaut brennt von der Kraft, mit welcher er an meinen Haaren rupft.

Mit der Ferse stolpere ich über irgendwas und falle zu Boden.

„Lass mich los!", brülle ich.

Der Typ, der meine Haare so nahe am Haaransatz hält, zieht mich unweigerlich weiter. In die Richtung seines Kanus. Ich versuche mich wieder aufzurichten, doch es gelingt mir nicht.

„Nein", antwortet der Kerl bloss und dann zischt er seinem Kollegen etwas zu, das ich nicht verstehe. Sie sprechen Malaiisch.

Bevor ich noch irgendwas tun kann, spüre ich, wie sich das Wasser um meine Beine schliesst, als würde mich der Ozean mit seinen kalten Fängen umarmen. Der Typ schleppt mich ins Meer. Ich packe seine dicke Hand, die sich noch immer fest und schmerzhaft in meinen Haaren festgekrallt hat und zerre daran.

Ein verzweifelter Schrei lässt mich in meinem Wehrversuch innehalten.

Raya.

Sie kommt von der Seite auf uns zugerannt und da ruft der Typ, der mich in Schach hält, seinem Kollegen etwas auf Malaiisch zu, das ich zwar nicht verstanden habe, aber meine Freundin. Sie bleibt wie angewurzelt stehen, die Augen weit aufgerissen. Sie weicht ein paar Schritte zurück. Ihr Gesicht vor Angst verzerrt.

Der Kerl, welcher im Sand nach meinen Schildkröten suchte, steht auf und marschiert auf meine Freundin zu.

„Raya!", krächze ich. „Lauf! Hol die an—", will ich sagen, doch da spüre ich einen Stoss an meinen Schultern und mir wird jegliche Fähigkeit zum Sprechen genommen.

Salzwasser dringt in meinen Mund. Meine Augen brennen vom Sand, der aufgewühlt wird und wie Schlamm im Wasser schwebt. Ich lasse Luft durch meine Nase aus, damit ich mich nicht verschlucke.

Der Kerl drückt mich unter Wasser, hält mich mit seinen Händen an den Schultern fest.

Verdammte Scheisse!

Ich zapple und versuche, ihm mit Tritten weh zu tun, um ihn von mir zu kriegen, damit ich wieder Luft holen kann. Mit einem gezielten Kick treffe ich ihn zwischen die Beine und seine Hände lassen mich augenblicklich los.

Hustend erhebe ich mich. Ich strauchle, wische mir die nassen Haare aus dem Gesicht und spucke das Wasser, das mir in die Nase geraten ist, aus. Der Kerl neben mir bückt sich und brüllt vor Schmerzen auf.

Meine Augen suchen nach meiner Freundin. Da sehe ich sie am Boden liegen. Der zweite Typ kniet über ihr.

„Raya?"

Ganz instinktiv will ich meiner Freundin zur Hilfe eilen, doch da werde ich von hinten angesprungen. Meine Beine brechen unter dem massiven Gewicht zusammen und ich stürze Kopf voran ins Wasser.

Meine Brust streift den harten Sand. Luftbläschen kitzeln an meinem Gesicht, als ich wieder mit dem Instinkt ringe, mich sofort wehren zu wollen. Ich spüre sein Knie zwischen meinen Schulterblättern und wie ich somit auf den Meeresgrund gedrückt werde.

Das ganze Gewicht dieses Mistkerls lastet auf mir.

Ich versuche mich mit den Armen vom Boden abzustossen, mich irgendwie aus seinem Todesgriff zu lösen, eine Schwachstelle zu finden.

Doch ich finde keine.

Seine Arme sind kräftig, sein Knie spitz. Mein Instinkt schlägt Alarm, doch bleibt mein Kopf ruhig. Noch habe ich Sauerstoff. Dieser Kerl wird lange hinhalten müssen, bis ich ersaufe, das ist klar. Wenn es sein muss, schlage ich gerne meinen eigenen Rekord.

Ich entspanne meine Muskeln und warte ab, lasse ihn glauben, dass ich langsam an Kraft verliere. Als er seinen Griff lockert, will ich mich flink wie ein Fisch im Netz herauswinden, doch da springt er mit beiden Knien auf meinen Rücken.

Ein heftiger Aufprall. Ein spitzer Schmerz, der mir durch den Körper jagt, sich heiss und stechend in meine Rippen bohrt, sodass ich aufschreien muss.

Die Luft entweicht aus meinen Lungen. Ich presse meine Zähne fest aufeinander, kneife die Augen zu, doch dann geschieht es. Ich tue das, was ich nicht tun sollte. Das, was eigentlich gegen jeder meiner Instinkte gehen müsste.

Ich atme ein.

Augenblicklich dringt das Meer in meine Lungen und sucht sich seinen Weg in mein Innerstes, bis in die hintersten Windungen meiner Bronchien. Meine Brust brennt, als hätte ich Feuer anstatt Wasser eingeatmet.

Der Überlebenswille brüllt verzweifelter in mir auf, will mich aus den Armen dieses Kerles befreien, um meinen Kopf an die Luft zu befördern, doch ich schaffe es nicht. Er ist zu schwer.

Ich reisse die Augen weit auf. Nichts als eine schmutzige Suppe liegt vor mir.

Ein zweites Mal schnappt mein Körper nach Luft. Reflexartig. Ohne, dass ich das wollen würde. Ich verschlucke wieder viel zu viel. Mein Hals verkrampft sich, während mein Körper sich im Kampf gegen die Flut in meiner Lunge aufbäumt, wild zuckt, sich ein letztes Mal sträubt.

Doch die kalte Klaue wandert weiter, umgreift mein Herz und drückt zu. Ich höre es, wie der letzte Schlag in meinen Ohren hallt.

Und dann wird es still. Unendlich still. 

✦✧✦✧✦

Hallo ihr lieben Leser*innen

Ich würde mal sagen, wir sind gleich am absoluten Tiefpunkt angekommen :)

Montag geht's weiter! 

Hab euch ganz doll lieb (ihr mich nicht, ich weiss) 

Eure Fleur

(Chapter Photo by J.K.: https://unsplash.com/photos/4AQjVB2UrdU)

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