Regentropfen laufen an der Scheibe entlang. Das fängt ja perfekt an, scheiß Wetter an einem scheiß Ort. Linkin Park läuft gerade im Radio, während meine Lippen leise zum Lied mitsingen, zittern meine Hände unkontrolliert immer mehr und mehr je näher wir dem Ziel kommen. Chesterfield.
Ein Ort der mir mein Leben in nur vier Monaten komplett zerstört hat. Es war schon schlimm genug an eine neue Schule zu wechseln, aber dort noch gedemütigt zu werden, dass man nur noch von einer Klippe springen will ist die Hölle. Ich war damals vielleicht nicht die schlauste und hübscheste, aber geschlagen und getreten zu werden, nur weil man anders ist, ist einfach grauenhaft. Meine Anspannung ist so stark dass sogar Dad es bemerkt und besorgt zu mir rüber sieht.

"Alles okay?" In seiner Stimme liegt ein hauch von Schuldgefühlen. Er macht sich schon seit er den Auftrag bekommen hat solche Sorgen. Da er mich nicht mit nach Australien nehmen kann, hab ich im Angeboten über die Ferien bei Mom und ihren neuen Mann zu bleiben. Auch wenn sich mir, bei dem Gedanken daran, wieder hier hin zu kommen der Magen umdreht.
Ihm ist dieser Auftrag wichtig und ich will ihm nicht im Weg stehen.

"Ja alles okay, etwas nervös aber es geht", versuche ich so selbstbewusst wie es nur geht rüber zu bekomme. Auch wenn sich innerlich alles zusammen zieht. Und es sich anfühlt als ob ich mich gleich übergeben muss.

"Du musst nicht hier her, ich frage einfach meine Mutter ob du bei ihr bleiben kannst, sie freut sich sicher darauf dich zwei Monate bei ihr zu haben." Weiter starrt er auf die Straße die durch den Regen recht rutschig scheint.

"Nein ich schaff das schon, Mum hat mir erzählt das er die Stadt verlassen hat und frühestens in ein paar Monaten wieder kommt", die Erleichterung in meiner Stimme ist klar heraus zu hören.
Aber auch wenn er hier währe, er würde mich vermutlich noch nicht mal erkennen. In diesen zwei Jahren die ich nicht hier war hab ich mich nicht nur seelisch verändert, auch mein äußeres strahlt im neuen Glanz. Alle Pickel sind verschwunden und auch mein Gewicht hab ich etwas verringert. Ich fühlte mich immer unwohl, doch jetzt hab ich endlich mein Selbstbewusstsein, das ich früher nie hatte.

Als meine Gedanken wieder in der Wirklichkeit angekommen sind, sehe ich gerade noch ein Schild am Straßenrand stehen, auf dem groß geschrieben Chesterfield steht, jedoch nicht wie lange es noch dauert bis wir in der Hölle angekommen sind.

"Bist du schon gespannt auf deine Halbschwester?" Ein Grinsen macht sich in seinem Gesicht breit. Er scheint froh darüber zu sein das ich jemanden in meinem Alter dort kennen lerne, die meine Vergangenheit nicht kennt zumindest solange es Mom ihr nicht erzählt hat.

"Ja schon etwas", leicht wandern meine Lippen nach oben. Da früher eine Schwester mein größter Wunsch war, freue ich mich wirklich darauf sie kennen zu lernen.
Weiter richtet sich mein Blick aus dem Fenster, der Regen hat mittlerweile aufgehört und auch die Wolken scheinen sich zu verziehe auch ein paar Sonnenstrahlen bahnen sich den Weg durch die Wolkendecke.