⩤8|Osu|Verirrt⩥
Die Sonne stand hoch als Osu und Nike an der Grenzschlucht angekommen waren. Der Schakal blickte sich zu beiden Seiten um. Zu seiner linken streckten sich auf der anderen Seite des Abhangs Berge in den Himmel, auf der rechten Seite befand sich dichter Wald. Nike lugte über den Rand. Ein reißender Fluss befand sich in dem metertiefen Abgrund. Das Tosen klang bis nach oben in Osus Ohren, als er sich nach einer Brücke umsah. Seine Schwester schien seine Gedanken zu erraten. „Weiter westlich ist eine Brücke... Da brauchen wir aber noch einen halben Tag hin..." Der Leser grübelte. „Gibt es den keine andere Möglichkeit?", fragte er verzweifelt und ließ den Blick suchend durch die Gegend schweifen. Dann erspähte er einen umgekippten Baum am Rand des toten Waldes. Er sprang darauf zu und stieß den Stamm mit der Nase an. Er schien relativ stabil, also schlug Osu die Zähne hinein und versuhte ihn zur Schlucht zu zerren. Das Holz bewegte bsich nur minimal und zu allem Übel nahm der Schakal auch noch die Witterung eines Wolfes auf. Im selben Moment trat auch schon eine graue Wölfin aus dem Wald.
Osu erkannte Feducia, eine Wölfin des Lyrarudels. „Was macht ihr hier?", fragte sie freundlich mit ihrer für Lyrawölfe typischen klaren Stimme. Ihr Blick fiel auf Nike. „Du hast also auch den Schutz erhalten...", stellte sie fest. In ihren grünen Augen blitzte Trauer auf. Osu legte mitleidig den Kopf schief. Feducia fasste sich wieder und bot ihr Hilfe für den Baum an. Die beiden Schakale nahmen dankend an und zusammen hievten die drei den Baum an den Abgrund. Unter angestrengten Ächzen schafften sie es sogar ihn über die Schlucht zu bekommen damit Osu und Nike hinüber gehen konnten. „Dann viel Glück, bei was auch immer ihr macht! Mögen die Götter euren Pfad erleuchten!", verabschiedete sich die Wölfin und Osu erwiderte ihren Gruß. Sie verschwand im Wald und Nike setzte eine Pfote auf den Baumstamm.
Leichtfüßig balancierte Osus Schwester über die Brücke. Der Stamm wackelte bedrohlich doch nach einer Minute erreichte sie unbeschadet die andere Seite. Osus Herz pochte wie ein wild gewordener Stier als seine Pfoten das raue Holz berührten. Langsam trat er einen Schritt nach dem anderen. Seine dünnen Beine zitterten. Osu riskierte einen Blick nach unten. Das Wasser floss reißend durch sein Flussbett. Der Schakal dachte daran, wie es alles auf seinem Weg in die endlosen Gewässer alles verschlingen würde, was auf seinem Weg war und so merkte er nicht, dass er stehen geblieben war. Erst als Nike ihm zu rief: „Willst du jetzt auch mal kommen?", setzte er sich wieder in Bewegung.
Er war fast auf der anderen Seite angelangt, als sich seine vordere rechte Pfote in einem Gewirr aus Zweigen verfing und er abrutschte. Der Schakal kreischte auf, doch im selben Moment war Nike schon bei ihm. „Ich hab dich!", hörte er Nikes gedämpfte Stimme und spürte im selben Moment ihre spitzen Zähne in seinem Nackenfell. Mit einem Ruck zog seine Schwester ihn hoch und er landete unsanft auf dem steinigen Boden. Osu keuchte: „Danke...", während er noch verschreckt am Boden lag. Nike rümpfte die Nase, prustete dann aber ungehalten los. Osu funkelte sie knurrend an. „Was gibt es da zu lachen?", blaffte er und rappelte sich unsicher auf. „Dein Blick...", kicherte seine Schwester. Ohne sie weiter zu beachten blickte Osu sich um.
Wie auf der anderen Seite war auch hier die Landschaft weitestgehend aus Gestein. Weiter im Westen befand sich üppiger Laubwald, die Gegend am östlichen Rand dagegen kahl und trostlos. „Das ist also die Westebene.", stellte Osu fest. Nike, die sich wieder gefasst hatte nickte. „Hinter den Bergen ist ein Fluss, die Grenze zur Ostebene. Der Fluss endet in einem Wasserfall, der in den Schluchtfluss fällt.", erklärte sie. Osu war überrascht. Woher wusste seine Schwester das? „Warst du schon mal hier?", fragte er neugierig. „Einmal...", erwiderte sie. „Also...", fuhr Osu ohne weiter zu fragen fort. „Hier leben also Hirsche, Wiesel und Raben. Wir sollten zuerst zum Wald, da leben die zwei Hirschstämme, oder?" Nike bestätigte dies. „Dann lass uns los.", sagte ihr Bruder kurz angebunden. Er begann am Rand der Schlucht entlang zu wandern. Nike folgte ihm. Der finstere Wald kam immer näher.
Nach nur einer Stunde waren die beiden Schakale am Waldrand angelangt. Hinter den hohen Bäumen blitzte nur noch ein schmaler Streifen Sonne hervor. Die Tage sind kurz zu dieser Jahreszeit..., dachte Osu und blickte zu Nike. Sie hopste bereits in durch die Bäume, ohne darauf zu achten, wie laut sie war. Ihre Pfoten wirbelten die schönen verfärbten Herbstblätter auf und der Schein des magischen Steins auf ihrer Brust gab dem ganzen einen mysteriösen Hauch. Osu folgte seiner Schwester. „Erstmal sollten wir einen der zwei geistlichen finden.", stellte Osu fest. Die geistlichen waren so etwas wie die Alphas der Stämme, nur, dass sie wesentlich enger mit ihren Göttern verbunden waren; in etwa so stark, wie die Leser. Von seiner Meisterin wusste Osu, dass die Göttin der Hirsche Arietes war, der Gott der Wiesel Ictis und der der Raben Corvus. Während er Nike durch den Wald folgte dachte er darüber nach, ob er jemals mit den dreien in Kontakt treten würde. Bis jetzt hatte er noch keine große Zusammenkunft miterleben können und wusste nicht genau, ob dort alle Götter in Erscheinung treten würden.
Osus Ohren stellten sich senkrecht auf, als er nach einer Weile ein lautes Knacken hörte. Er sprang knurrend an Nikes Seite und im selben Moment trat ein gewaltiges Tier aus dem Dickicht. Osu staunte. Er wusste, dass Hirsche groß waren, aber so groß? Der Schakal wusste wer dieses majestätische Tier war. „Du bist die silberne Krone! Der geistliche des zweiten Hirschstammes." Das Hirschmännchen neigte den Kopf, wobei sein gigantisches Geweih fast Osu traf. „Könntet ihr uns ein paar Fragen beantworten?", bat Nike vorsichtig. Wieder nickte der Hirsch. Osus Schwester begann: „Also...", doch das Tier hatte sich umgewandt und stakste davon. „Halt warte!", rief Nike ihm hinterher, doch Osu lief ihm bereits nach. Die Schakalin blieb irritiert stehen, doch Osu wies sie mit dem Kopf an mit zu kommen.
„Geistlichen ist es verboten zu reden. Ihre Sprecher übernehmen das. Die sind sowas wie bei uns die Betas." Die beiden Schakale folgten dem Hirsch bis auf eine üppige grüne Lichtung. Dort weidete der ganze Stamm. Ein paar Weibchen passten auf die herum tollenden Kälber auf und ein paar jüngere Männchen fochten Übungskämpfe aus. Am Rand der Lichtung war ein übernatürlich großer Baum dessen Wurzeln um eine Steinhöhle geschlungen waren, in welcher die silberne Krone verschwand. Osu wollte ihnen folgen doch schön kam er in Begleitung einer schönen Hirschkuh hinaus. Zumindest dachte Osu es wäre eine Hirschkuh, bis er kleine Stummel dort auf seinem Kopf entdeckte, wo einmal seine Hörner gewesen waren. „Silberklang mein Name.", stellte er sich vor. „Was ist das Begehren eures Besuchs?" „Wir würden gerne wissen, ob in letzter Zeit vielleicht etwas seltsames geschehen ist... Mysteriöse Tode zum Beispiel?", kam Nike Osu zuvor. Darauf schüttelte Silberklang entschieden den Kopf. Osu hakte nach: „Und wisst ihr, wie die Lage beim anderen Stamm ist?" „Gestern erst hatten wir eine Zusammenkunft. Nein, alles ist in bester Ordnung.", beruhigte der Hirsch. „Okay, danke, dann wollen wir euch nicht weiter belästigen.", sagte Osu verneigte sich und wandte sich um. Er drehte den Kopf und nickte der silbernen Krone und Silberklang noch einmal zu dann tappte er mit Nike wieder in den tiefen Wald.
Nach einer Weile kamen die beiden wieder in der tristen Landschaft an. Osu blickte zu dem Weidefeld in der Ferne. „Als nächstes zu den Wieseln.", wies er seine Schwester an. Er begann zu laufen, Nike dicht hinter ihm. Der Himmel schimmerte bereits orange und als sie bei den Weidewiesen ankamen erlosch gerade das letzte Sonnenlicht. Trotzdem konnten die Schakale sehen, was vor ihnen lag.
Der Fluss war über das Ufer getreten und die Weide war komplett überflutet. Osu ging vorsichtig weiter bis seine Pfoten in dem aufgeweichten Boden versanken. Er zog daran und mit einem Schmatzen kam er frei. Osu fröstelte. Er merkte wie sanfte Nebel aufzog und rief: „Ist hier jemand?" Stille. „Vielleicht sind sie zu den Rabenstämmen gegangen?", überlegte Nike. „Vermutlich...", antwortete ihr Bruder abwesend. „Hallo?!", rief er noch einmal, bekam aber wieder keine Antwort. „Wir sollten schnell weiter zu den Bergen.", sagte er gähnend und ging wieder zu Nike. Die beiden setzten ihren Weg fort. Die Berge in denen die restlichen Stämme der Westebene, die Rabenstämme lebten ragten vor dem schwarzen Nachthimmel auf. Der Mond schien hinter den Bergen hervor, und bis die beiden an den Bergen angekommen sind war er fast an seinem höchsten Punkt angelangt.
Nike blickte Osu fragend an. „Sollen wir klettern oder die Höhlen nehmen?" „Höhle.", antwortete Osu ihr entschieden und umrundete den ersten Berg. Nach wenigen weiteren Minuten waren die beiden bei dem höchsten Berg angekommen, der das Zentrum einer Bergkette bildete, die den innersten Teil der Westebene vom Rest trennte. Osu wusste, dass die Rabenstämme dahinter lebten. „Wir müssen darüber.", teilte er seiner Schwester mit und entdecke sofort einen dunklen Höhleneingang ein paar Meter südlich. Er bedeutete Nike mit zu kommen und blieb kurz vor der Höhle stehen. Mit gespitzen Ohren lauschte er in die Finsternis hinein. Nichts außer Stille.
Osu setzte seine Pfote auf den kalten Boden. Dunkelheit empfing die beiden Schakale. Durch das schwache Mondlicht in seinem Rücken konnte Osu seinen warmen Atem in Form einer Wolke vor seiner Schnauze sehen. Der Schakal zuckte zusammen, als ein lautes Tropfen von den glänzend schwarzen Wänden wieder hallte. An seinem Schwanz spürte er den Atem von Nike, die sich dicht an ihm hielt. Nach wenigen Schritten teilte sich der Weg schon. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden bog Osu nach rechts am. Nike fragte nervös: „Sicher, dass es hier lang geht?" „Nein.". Auf Osus Antwort folgte Schweigen.
„In ein paar Stunden wird die Sonne aufgehen...", flüsterte Nike nach einer Stunde Marsch. „Und wir sind immer noch nicht hier raus..." „Die Berge sind riesig... Wir werden noch etwas brauchen...", versicherte Osu ihr, doch sie überhörte die Besorgnis in seiner Stimme nicht. „Glaubst du, wir haben uns verirrt?" Ihr Bruder seufzte. „Vielleicht..." Nike knurrte, doch es wurde von etwas anderem übertönt... Etwas tierischem... „Eine Art Wolf... Oder auch Schakal...", keuchte Nike panisch. Osu rannte los, auf das Geräusch zu. Um eine Ecke, durch einen engen Gang... Bis er in einer Art Raum angekommen war...
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Kapitel 1 der Lesenacht, die ich jetzt trotz geringer Rückmeldung veranstalte ^^ Aber ist ja nicht schlimm, dafür habt ihr ja, wenn ihr jetzt nicht mitlest morgen einen kleinen Batzen Kapitel ;D Uuuund um das ganze hier etwas interaktiever zu gestalten gibt es nach jedem Kapitel ein paar Fragen :3
Zum Einstieg ein paar Basics:
1. Welcher Charakter ist bis jetzt euer Lieblingscharakter?
2. Welche Sicht gefällt euch am besten? (Akaya, Mortemis, Luan oder Osu)
3. Was ist eure aktuelle Theorie zu den Jägern?
4. Was könnte Osu entdecken?
uuuuuuuund
5. Was erwartet ihr in Zukunft von dem Buch? (bestimmte Handlungen, Charakter, etc.)
Das nächste Kapitel kommt in einer halben Stunde :3
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