5. Kapitel - Synkope, Myrokardinalfakt und Amnexie. Oder so.
Ich spüre warme Hände, die die meinen umfassen. Spüre einen warmen Luftzug über mich hinweggleiten. Spüre, wie weich und warm das Kissen und die Decke sind. Und gleichzeitig spüre ich die innere Kälte, die sich in mir breitgemacht hat.
Nach und nach nehme ich mehr wahr. Zum Beispiel das gleichmäßige Piepen einer Maschine. Oder dass Schläuche aus meinen Armen hängen, und ihn damit ein wenig hinunter ziehen. Und die Stimmen.
Stimmen, die wild durcheinander reden. Ein paar kann ich meinen Freunden zuordnen, andere wiederum klingen mir fremd. Doch haben alle eins gemeinsam: Sie klingen aufgeregt. Ob aus Freude, Trauer oder gar Entsetzen, weiß ich nicht. Doch auf einmal verstummen alle und eine einzelne Stimme fängt an zu reden. Ich höre also genauer zu.
„Seine Werte haben sich stabilisiert, er lebt. Ihre Methoden scheinen geholfen zu haben. Er hat eine Menge Blut verloren, was in Kombination mit dem verspätet eintretendem Schock zu einer kurzen Synkope, also einer Bewusstseinsstörung, in diesem Fall einem Herzstillstand geführt hat.
Einige seiner Wunden mussten genäht werden. Wenn er aufwacht, werden wir noch ein paar Tests mit ihm durchführen, um sicherzustellen, dass wirklich alles in Ordnung ist. Ansonsten besteht Gefahr eines Myokardinfarkt, eines Herzinfakts.
Darüberhinaus empfehle ich eine Behandlung durch einen Psychologen, der spezialisiert auf den Bereich 'Suizid durch autoaggressives Verhalten' ist.
Ansonsten sollten Sie aufpassen, dass er weiterhin normal isst und sein Leben möglichst normal weiterzuleben, damit wir das Risiko von Anorexie, der Magersucht, eindämmen können.
Desweitern sollte er sich in der Gegenwart von Menschen befinden, die er gerne hat und aus jeglichen kraftzehrenden Aktivitäten zum Beispiel tanzen oder aufräumen, sowie auch Streit herausgehalten werden", brabbelte eine der fremden Stimmen monoton.
Ich öffne die Augen ein klein wenig und sehe einen weißen Kittel vor meinem Bett stehen. Aber halt! Das hier ist nicht mein Bett. Mein Bett ist aus Holz, und dieses sieht aus wie aus Plastik. Und in diesem Kittel steckt ein Mensch. Mir wird klar, wo ich mich befinden muss: Im Krankenhaus.
Am Anfang gehorchen mir meine Stimmbänder nicht, jedoch schaffe ich es schließlich doch, zu sprechen. „Wie soll ich ein normales Leben führen, wenn ich nicht tanzen darf?", krächze ich und erschrecke über meine eigene Stimme.
Ich bemerke, wie mir plötzlich viele Gesichter zugewandt werden. Sogar welche, von denen ich nicht mal wusste, dass sie anwesend sind. Links von mir sitzt Taehyung, der meine Hand hält. Rechts von mir Namjoon, der das gleiche tut. Vor dem Bett sitzen noch Yoongi, Jimin und Hoseok. Vor ihnen steht der Artzt.
Yoongi hat einen bekritzelten Block, an dem ein Kulli hängt, auf seinen Knien liegen. Entweder schreibt er einen neuen Song oder er hat mitgeschrieben, was der Arzt gesagt hat. Was mich aber mehr wundert, ist, dass Jimin Yoongis Hand hält. Läuft da was zwischen denen?
Der Arzt sieht mich ein wenig befremdlich an. „Ah, Mister Jeon! Wie ich sehe, sind sie wach", meint er. Ich verdrehe die Augen. Das sind diese typischen Arzt Sprüche. „Dann sehen Sie richtig", antwortete ich allerdings nur mit falschem Lächeln. „Was ist jetzt mit der Antwort auf meine Frage?"
Der Arzt sieht mich irritiert an. „Welche Frage?" Ist dieser Typ dement? Oder tut er nur so blöde?! „Wie verdammt nochmal soll ich mein Leben normal leben, wenn ich keine anstrengenden Sachen machen darf? Singen und tanzen sind mein Leben!" Mittlerweile kann ich meine Stimme wieder einigermaßen kontrollieren, auch wenn sie weiterhin ein wenig krächzt.
Der Arzt zieht eine Augenbraue hoch. „Wer hat ihnen denn gesagt, dass sie nicht mehr tanzen dürfen?", fragt er. Ey, Alter, ich hab keinen Bock auf deine blöden Spiele. Jetzt zu nicht so dumm! Immerhin warst du die Person die das grade gesagt hat!
Trotz meine vernichtenden Gedanken, schaffe ich es, ruhig zu bleiben. „Sie", antworte ich also in ruhigem Ton, jedoch mit kratziger Stimme, „gleich nachdem sie gesagt haben, dass ich Synkope habe und vielleicht Myrokatifakt oder so oder Amnexie bekommen könnte." Ich war mir nicht sicher bei den Fachwörtern, doch das war mir egal.
Sein Blick wird kälter. „Wie lange sind sie schon wach?", fragt er in kühlem Ton. „Als ob ich das weiß. Lang genug um das zu hören", antworte ich genervt, „kriege ich jetzt meine Antwort?" „Sie müssen sich einen Monat lang schonen, währenddessen kein Sport! Sonst besteht Gefahr eines-", fing der Arzt an, jedoch unterbrach ich ihn: „Myrokartifakts oder so schon klar, hab ich gehört."
Eine Weile lang sagt niemand etwas. Dann wendet sich der Arzt nach hinten und sagt: „Bringen sie es rein." Hinter ihm stehen anscheinend Ärztinnen, denn die Tür geht auf und wieder zu.
Dann wendet sich der Arzt wieder mir zu. „Ich werde sie jetzt verlassen. Sie bleiben im Bett. Die Ärztin kommt gleich wieder und wird ihnen sagen was zu tun ist. Sie", er sah meine Freunde an, „passen auf, dass er sich nicht zu viel bewegt, am besten garnicht, und dass sie ihn-"
„In keinen Streit und keinerlei kraftzehrende Aktivitäten einbeziehen", beendet Hoseok. Anscheinend hängt ihm dieser Arzt auch schon zum Hals raus. Der Arzt nickt, sieht noch einmal streng in die Runde und geht dann raus.
Sofort bricht das Chaos los. Naja, nicht wirklich. Aber das sagt man glaube ich so. Jedenfalls rutschten Yoongi, Hoseok und Jimin noch ans Bett. Dann fragte Taehyung: „Geht's dir besser?" Anstatt zu antworten, frage ich: „Wie lange war ich bewusstlos?"
Alle drucksen rum, also sehe ich Yoongi an. Er scheint es sich ja aufgeschrieben zu haben. „Naja...", fing er an, „Bewusstlos warst du circa eine Stunde."
Ich nicke, als Zeichen, dass ich verstanden den habe. Dann gucke ich woanders hin. „Und wie lange war ich davon tot?" „Etwas mehr als 10 Minuten", antwortet Yoongi. Ehe ich noch etwas sagen kann, zieht mich Tae in eine Umarmung.
„Schön, dass du wieder bei uns bist", murmelt er. Kurz darauf kann ich sein Schluchzen vernehmen. Da er meine Hand nun losgelassen hat, kann ich ihm damit auf den Rücken klopfen. „Ist schon gut, Hyung! Ich bin ja da", antworte ich mit einer Stimme, die wieder halbwegs normal klingt.
Jedoch kann ich nicht verhindern, dass auch mir Tränen in die Augen treten. Allerdings versuche ich mich trotzdem an einem Lächeln, denn ich bin gerührt. Sie machen sich sorgen um mich. Ich bedeute ihnen etwas.
Dann geht die Tür auf und ein Arzt kommt rein. Er scheint etwas jünger zu sein, als der andere, allerdings Sau der auch aus als wäre der 80 oder so. Jedenfalls kommt der neue auf mich zu, während Tae sich löste und hält mir die Hand hin, die ich ergreife und schüttel.
„Guten Tag, mein Name ist Robert Bloom und ich bin dein zugeteilter Facharzt. Du bist Jeon Jeongguk, nehme ich an?", spricht er. Allerdings scheint er Gefühle in seiner Stimme zu haben. Deshalb wirkt es freundlich und nicht nervig. Also nicke ich.
„Auch wenn es nervig ist, muss ich dir einige Fragen stellen. Tut mir leid, ich will das eigentlich nicht und du wahrscheinlich noch weniger, da du einfach zurück nach Hause fahren willst, stimmts?" Wieder nicke ich. „Woher kommen sie?", frage ich, bevor ich mich stoppen kann.
Der Arzt schmunzelt. „Ich sehe, du bist neugierig. Wie wärs, ich frage dich eine frage und du mich?" Ich nicke begeistert. Der ist nett. Warum war der andere Arzt nicht so nett? Hab ich ihm was getan? Hab ich ihn im Schlaf geschlagen oder so? Bei diesem Gedanken stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen.
Zum Glück hat sich der Arzt an meine Freunde gewandt, sodass er es nicht sieht. „Für diese Befragung ist es allerdings nötig, dass deine Begleiter diesen Raum verlassen. Das ist leider Vorschrift", sagt er und schaut jedem einzelnen in die Augen, angefangen bei Namjoon und endend bei Hoseok.
„Lassen sie mich raten, Schweigepflicht?", frage ich. „Ja. Ich kann nix dafür. Aber anscheinend denkt die Regierung, bzw dachte, dass Besucher, die dabei sind, irgendwelche Sachen an die Öffentlichkeit bringen könnten, die der Patient nicht öffentlich haben will", sagt der Arzt seufzend.
Taehyung ist der erste, der reagiert, er steht auf. „Na dann Leute! Wir sollten dann mal nach draußen begeben, damit wie Kookie so schnell wie möglich nach Hause schaffen können", sagt er. Die anderen nicken, stehen ebenfalls auf und verlassen zusammen mit Tae den Raum, der mir vorher nochmal durch die Haare wuschelt.
Als die Tür sich geschlossen hat, setzt sich der Arzt auf Namjoons alten Platz, rechts von mir und lächelte mich an. „Na, dann wollen wir mal loslegen", sagte er und schaute auf sein Klemmbrett, dass er aus seinem Kittel gezaubert hat.
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