Sirius x Juliet
Juliet P. o. V.
Ich stehe nervös neben den kleinen Erstklässlern in der großen Halle. Ich bin dermaßen aufgeregt, so verrückt habe ich mich das letzte Mal vor meinem ersten Quidditchspiel gemacht. Das ist jetzt allerdings schon ein paar Jahre her, jetzt bin ich bereits 15 Jahre alt. Bisher wurde ich zu Hause unterrichtet. Naja, zu Hause trifft es nicht ganz. Meine Mutter ist nämlich eine berühmte Quidditchspielerin, Glynnis Griffiths, die Sucherin der Holyhead Harpies. Ich bin also praktisch im Stadion aufgewachsen und hatte einen Privatlehrer. Doch nun hat Mum meinen Vater verlassen und beschlossen, ich sollte besser auf ein Internat gehen. Prompt meldete sie mich auf Hogwarts an. Na toll. Daher stehe ich jetzt mit einem Haufen Elfjähriger in der Eingangshalle. Ich hoffe doch, dass man hier in Hogwarts Quidditch spielen kann. Ich selbst bin eine, mit Verlaub, sehr gute Sucherin und liebe das Spiel einfach! Jetzt kommt eine recht junge Hexe zu uns. Sie führt uns in die Eingangshalle: Es ist unglaublich! Ungewollt bin ich sofort beeindruckt von der Schönheit des Schlosses. Ich fühle mich unwohl, da ich aus den Reihen der winzigen Erstklässler ziemlich heraussteche. Trotzdem zwinge ich mich, gerade und aufrecht den Mittelgang entlang zu gehen. Schließlich bin ich als Tochter von Glynnis Griffiths Aufmerksamkeit mehr als gewohnt. Die junge Hexe, sie heißt Professor McGonagall, begrüßt uns: „Willkommen! Gleich werdet ihr in eure Häuser eingeteilt. Ich rufe eure Namen alphabetisch auf. Dieses Jahr gibt es einen älteren Zuwachs, mit dem wir beginnen werde". Ihre Adleraugen ruhen kurz auf mir. „Griffiths, Juliet". Ich gehe mit einem nun nicht mehr ganz so geraden Rücken nach vorne und lasse mich auf den Stuhl sinken. Während Professor McGonagall mir einen Hut aufsetzt, höre ich noch das Geflüster der anderen Schüler: „Juliet Griffiths? Ist sie mit Glynnis Griffiths verwandt?", „Die Griffiths? Die Sucherin der Holyhead Harpies?". Von irgendwo her pfeift jemand, aber Professor McGonagall bringt ihn zum Schweigen. Ich warte. Plötzlich höre ich eine piepsige Stimme in meinem Ohr: „Oh, eine kleine Berühmtheit? Interessant . . . Aber bloß keine Vorurteile, nicht wahr?". Ich halte gespannt den Atem an. „Sehr ehrgeizig, oh ja, aber für Slytherin bist du zu ehrlich . . . Etwas aufbrausend bist du, richtig? Aber in Gryffindor erscheinst du mir auch nicht am besten Platz. Du bist niemand, der gerne angibt. Von Büchern hältst du nicht viel, eine Ravenclaw bist du sicher nicht. Da bleibt noch Hufflepuff . . . Ah, ja, ich sehe, du hast ein großes Herz am rechten Fleck! Und du bist offen, fleißig und hilfsbereit". Ich denke kurz nach. Hufflepuff . . . Das ist sicher nicht das, was ich erwartet habe, doch bestimmt nicht verkehrt. Nach einigem Überlegen kommt es mir sogar mehr als richtig vor. „Jaja, da gehörst du hin! HUFFLEPUFF!", ruft der Hut schließlich. Erleichtert rutsche ich von meinem Stuhl, und der Tisch der Hufflepuffs klatscht.
Sirius P. o. V.
„Was? Die Tochter von Glynnis kommt zu den Dachsen?", empört sich James. Er hat sich große Hoffnungen gemacht, das dieses vielversprechende Quidditchtalent in unser Haus kommt. „Ach, Krone, sei glücklich, sonst hätte sie dir noch den Platz als Sucher im Team weggeschnappt!", spotte ich. James ignoriert mich, und insgeheim muss ich ihm doch zustimmen. Wir bekommen nur solche Streber wie Ann-Mary Parker oder Modepüppchen wie Leslie Wood. Ich seufze und starre rüber zum Hufflepufftisch, wo Juliet gerade mit Andromeda, meiner Cousine, spricht. Sie sieht schon gut aus, diese Griffiths, mit ihrem schwarzen, gestuften Haar, das ihr locker bis zu den Schultern reicht . . . Ich reiße mich von ihrem Anblick los und verfolge weiter die Einweihungszeremonie. Aber ihr Name will mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen . . . Juliet Griffiths . . . Juliet Griffiths . . . Juliet Griffiths . . . Juliet . . . Juliet . . .
Juliet P. o. V.
Verschlafen reibe ich mir meine dunkelbraunen Augen. Andromeda sieht mich schlaftrunken an. „Morgen, Anni", grüße ich sie. Sie grummelt etwas unverständliches. Wir ziehen uns beide an und laufen runter in die große Halle. Heute ist mein erster Schultag. Ich sehe in Gedanken versunken die an uns vorbeikommenden Schüler an, bis Anni mir auf die Schulter tippt und auf einen Typen neben den großen Flügeltüren deutet. „Das ist Jeremy Winston, der Kapitän von Hufflepuff", flüstert sie mit einem bedeutendem Lächeln. Ich schaue kurz rüber. Jeremy sieht echt nicht übel aus, aber allzu beeindruckt bin ich nicht. Allerdings wollte ich mich ja für das Quidditchteam bewerben. Ich drücke kurz Annis Hand und gehe dann rüber zu Jeremy. „Hi", sage ich nervös. Er mustert und erkennt mich, und die Skepsis auf seinem Gesicht weicht Freude. „Juliet!", sagt er herzlich, als würden wir uns schon ewig kennen. Ich muss unweigerlich grinsen. Er ist mir ziemlich sympathisch, aber nicht wegen seines tollen Aussehens, sondern wegen seiner Art, wie er andere behandelt. „Hallo Jeremy, ich wollte fragen, ob ich eventuell dem Team beitreten könnte?", frage ich, und versuche nicht zu piepsen wie eine verängstigte Maus. Er nickt heftig. „Klar", antwortet er, „Komm einfach nächsten Mittwoch zu den Auswahlspielen, ja?". Dieses Mal nicke ich. „Obwohl, eigentlich müsstest du ja gar nicht kommen, das liegt dir wahrscheinlich im Blut!", zwinkert er. Ich lächle verlegen und verabschiede mich.
Sirius P. o. V.
Müde sitze ich mit James, Remus und Peter in der großen Halle. „Was will Griffiths denn von Winston?", will ich verärgert wissen. Ich sage zwar Griffiths zu ihr, wenn ich mit den anderen über sie rede, aber in Gedanken nenne ich sie nur Juliet. James sieht kurz von seinem Toast auf, senkt dann aber den Blick, um sich weitere Schinkenwürfel darauf zu streuen. „Ist wahrscheinlich wegen Quidditch, oder?", meint er vage. Ich werde leicht rot. „Oh, sicher", murmle ich beschämt. Und ich Idiot dachte, sie lädt ihn auf ein Date sein! Erleichterung durchströmt mich. James sieht mich kurz schief an, dann erscheint ein spitzbübisches Grinsen auf seinem Gesicht. „Schon klar, Romeo!", lacht er. Ich boxe ihm in die Seite, sodass er sein Toast beinahe fallen lässt. „Schau, da kommt Evans!", sage ich und deute in die Menge. Bei dem Gedanken an die hübsche Lily setzt sich James sofort aufrecht hin und fährt sich durch das Haar, bis er erkennt, dass ich nur geblufft habe. Jetzt ist es an mir, ihn auszulachen. Bevor wir zur ersten Unterrichtsstunde müssen, werfe ich noch schnell einen Blick zum Tisch der Hufflepuffs, doch Juliet ist schon von einer Schar Bewunderer umringt.
Juliet P. o. V.
Ich eile mit Andromeda zur nächsten Unterrichtsstunde. Wir haben Verwandlung. „Mist", keucht sie. Wir sind schon wieder zu spät, weil ein paar Zweitklässler aus Slytherin unbedingt ein Autogramm von mir haben wollten. „Sorry, Anni", sage ich schuldbewusst, während wir rennen. Sie schüttelt den Kopf. „Schon gut", lächelt sie aufmunternd. Sie ist echt super! Sie kommt ebenfalls aus einer Reinblut-Familie, wie ich, aber auch ihr ist es total egal. Anni ist wirklich cool und nett, ich habe sie im letzten Monat echt ins Herz geschlossen. Ich kann es kaum glauben: Ich bin schon seit 4 Wochen in Hogwarts! Es ist super hier. Ich wurde auch in die Quidditchmannschaft von Hufflepuff aufgenommen, und alle sind begeistert von meinem Talent. Obwohl ich es angesichts der Tatsache, das ich täglich mindestens einmal ein Autogramm gebe, nicht nötig habe, bin ich trotzdem geschmeichelt und angetan von den freundlichen Komplimenten der anderen Spieler. Übermorgen ist unser erstes Spiel der Saison, und zwar gegen Gryffindor! Ich freue mich riesig! Das wird spannend.
Als Anni und ich den Raum betreten, ist Professor McGonagall natürlich schon da. Natürlich, es wäre ein Wunder gewesen, wenn sie sich einmal verspätet hätte! Sie ist sehr gerecht. Unter anderen Umständen hätte ich das grandios gefunden, aber jetzt zieht sie Hufflepuff insgesamt 10 Punkte ab, weil wir uns verspätet haben. Mit eingezogenen Schultern huschen wir zu unseren Plätzen. Professor McGonagall bringt uns heute einen neuen Zauberspruch bei. Wir verwandeln einen Bleistift in eine Tasse. Zu meinem Leidwesen muss die Tasse auch noch schöne, aufgemalte Verzierungen haben . . . Da es in diesem Klassenzimmer nur Dreierbänke gibt, kann ich zu allem Übel nicht mal mit Anni zusammen arbeiten! Sie sitzt in der Mitte, und zu ihrer Rechten sitzt Leslie Wood aus Gryffindor. Ich soll mich laut Professor McGonagalls Anweisung nach links wenden, wo auf der nächsten Bank ein Junge aus Gryffindor wartet. Er hat braunes, verwuscheltes Haar und grinst mich verschmitzt an. Er ist mir schon bei der Einweihungszeremonie aufgefallen. Unwillkürlich macht mein naives Mädchenherz einen Hüpfer. Als ob ich bei dem eine Chance hätte! Die beiden Mädchen hinter mir gucken schon ganz neidisch und die haben viel mehr Stil als ich! Aber er ist attraktiv. Auf eine andere Weise als Jeremy, dieser Junge neben mir hat eine besondere Ausstrahlung . . . „Hey", grüßt er mich, immer noch grinsend, „Ich bin Sirius". Ich nicke nur. „Sirius Black", ergänzt er, als ob er erwarte, dass ich bei seinem Nachnamen einen Luftsprung machen würde. Jetzt nicke ich übertrieben interessiert. „Du bist mit meiner Cousine Andromeda befreundet, oder?", fragt er, als ob er mir mehr als ein Nicken entlocken möchte. „Ja, ich bin Juliet", stelle ich mich vor. Meinen Nachnamen zu nennen erscheint mir überflüssig. „Hat Andromeda dir noch gar nicht von mir erzählt?", erkundigt er sich, während wir alle einen Bleistift ausgeteilt bekommen. „Was für ein Problem hat der Kerl eigentlich?", denke ich und versuche, die Schmetterlinge in meinem Bauch zu ignorieren. „Immerhin bin ich ihr Lieblingscousin", meint Sirius grinsend. Nun schmunzle ich doch. Zufrieden lehnt Sirius sich zurück. Ich beobachte ihn von der Seite. Sein Gesicht ist schon süß. Seine schlanken Finger spielen mit dem Bleistift in seiner Hand. Er bemerkt meinen Blick und ich schaue hastig weg. Wir fangen mit dem Üben an. „Wenn ihr die Tasse bemalen wollt, müsst ihr euch ganz und gar auf die gewünschte Zeichnung konzentrieren. Feingefühl ist hier gefragt!", hatte Professor McGonagall uns erklärt. Ich seufze erneut und fange an. Wie erwartet misslingt mein Kunstwerk. Die Malerei auf meiner verkrüppelten ist skurril und nur schwer zu erkennen. Ich weiß selbst nicht so genau, was sie darstellen soll.
Sirius verkneift sich ein Lachen und zeigt mir, wie man es besser macht. Er zückt seinen Zauberstab und spricht konzentriert den Zauberspruch. Aufmerksam gucke ich ihm dabei zu. Als er fertig ist, erkenne ich auf seiner Tasse ein Quidditchfeld. Man sieht mehrere Spieler und alle Bälle, sowie jubelndes Publikum. „Du spielst Quidditch?"; frage ich erstaunt. „Jep", erwidert er lässig, „Als Jäger für Gryffindor". Man hört den Stolz aus seiner Stimme. Andromeda hat mir erzählt, wie ihre und Sirius Familie ist. Die Blacks sind alle Reinblüter und waren bis auf wenige Ausnahmen immer in Slytherin. Diese Ausnahmen sind momentan Anni und Sirius. Andromedas Schwestern Bellatrix und Narzissa Black kann ich gar nicht leiden! Sie sind schrecklich. Aber Sirius und Anni sind, wie gesagt, Ausnahmen. Irgendwie macht ihn das noch cooler, genau wie die Tatsache, das er Quidditch spielt. Doch ich habe mir zu früh gefreut: Auf der Tasse sieht man Hufflepuff gegen Gryffindor spielen und es ist deutlich zu erkennen, das Hufflepuff verliert. Was bei Merlins Bart...? Verwirrt sehe ich ihn an. Sirius Grinsen ist noch breiter geworden, eine Spur Arroganz liegt nun in seinem Blick. „Mir machen euch übermorgen platt", erklärt er überheblich. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Du denkst wohl, du bist der einzige gute Quidditchspieler", antworte ich kühl. „Tja, Fakt ist, dass Hufflepuff seit Jahren nicht gewonnen hat. Wir sind zum dritten Mal in Folge Sieger, bald zum vierten Mal. Da kann auch die Tochter von Glynnis Griffiths nichts ändern, Schätzchen!", sagt Sirius. Ich rauche vor Wut. Zum Glück ist die Stunde vorbei. Diesem bescheuerten Löwen werde ich zeigen, was eine Hufflepuff so drauf hat! Dampfend verlasse ich den Raum.
Sirius P. o. V.
„Ich bin so blöd. So blöd, so blöd, so blöd!", sage ich verzweifelt und haue meinen Kopf bei jedem „blöd" gegen die Schranktür im Schlafsaal. James mustert mich abschätzend. „Geht's dir gut?", fragt er. „Klar", meine ich schwach und reibe mir meinen Dickschädel, „Ich habe mir ja nur jede Chance bei meiner absoluten Traumfrau mit meinem scheiß Machogehabe versaut!". Mein bester Kumpel ist keine große Hilfe: James nimmt sich nachdenklich eine Bohne aus Bertie Botts Bohnen und kaut. Ich schwelge immer noch in traurigen Gedanken, als er angewidert die Bohne in seine Hände spuckt und ruft: „Igitt, Seife!". Ich drehe mich zu ihm. „Verdammt!", flucht James, als die klebrige Masse an seinen Händen kleben bleibt. „Das kannst du laut sagen", stimme ich ihm angeknackst zu und lasse den Kopf hängen. Er vergisst für einen Moment die Bohne und lässt die Arme sinken. „Jetzt reg dich nicht so auf, so toll ist diese Griffiths jetzt auch nicht, oder? Klar, sie ist eine gute Quidditchspielerin, aber es gibt deutlich hübschere Mädchen in unserem Jahrgang. Lily zum Beispiel . . .", meint James verträumt. Ich winke ärgerlich ab. „Du hast ja keine Ahnung! Juliet ist einfach super! Total intelligent, talentiert, nett, sportlich, unglaublich witzig und sehr, sehr, sehr hübsch!", belehre ich ihn. James zuckt mit den Schultern. „Na gut", sagt er nur, „So schlimm war es nicht, oder? Ich meine, Mädchen stehen doch auf coole, selbstbewusste Typen wie dich, richtig?", meint er. Ich blicke ihn ausdruckslos an und antworte mit monotoner Stimme: „Ich habe gesagt, dass sie und Hufflepuff schlecht Quidditch spielen, mich wie ein arroganter Vollpfosten verhalten und klar zum Ausdruck gebracht, wie dämlich ich doch bin. Etwas überheblich war ich auch. Doch, irgendwie habe ich langsam das Gefühl, dass ich ihren Stolz verletzt habe". Ein Hauch Sarkasmus liegt in meiner Stimme. James verkneift sich ein Grinsen und erwidert: „Der große Sirius Black, Macho, ultimativer Frauenschwarm, knallharter Typ, coolster Junge unseres Jahrgangs und ein waschechter Gryffindor hat sich in eine Hufflepuff verknallt!". Ich werfe ein Kissen nach ihm. „Sei still, James! Außerdem ist Juliet nicht irgendeine Hufflepuff". James schüttelt sich vor Lachen. „Du müsstest dich mal hören! Verliebt! Du!". Ich schweige. James beruhigt sich und spricht aus, was mir schon etwas länger im Kopf herum spukt: „Tja, dumm gelaufen, Alter! Wenn Gryffindor aber übermorgen gegen Hufflepuff verlieren sollte, bist du endgültig unten durch!".
Juliet P. o. V.
Mit einer feurigen Wut schwinge ich mir meinen Quidditchumhang über die Schultern. Ich ziehe meine Handschuhe an und schnappe mir meinen Besen. Jeremy Winston und Sally Miller stellen sich neben mich. Jeremy spielt als Treiber, ich kann ich ganz gut leiden und Sally ist ebenfalls cool drauf. Sie ist eine der Jägerinnen. Ich atme tief durch. „Wir müssen dieses Spiel gewinnen", presse ich heraus. Ich habe die Zähne zusammen gekniffen und mustere beide grimmig. Verwundert sieht Jeremy mich an: „Klar, schließlich ist es das erste Spiel der Saison!". Sally ahnt schon, wieso mir unser Sieg so wichtig ist. „Wir machen Gryffindor fertig!", ermutigt sie mich. Ich nicke dankbar. Mein Zorn auf Black ist noch nicht verraucht. Idiot! Ich muss heute gewinnen. Wir müssen gewinnen! Nicht nur wegen Black, schließlich ist es auch mein erstes Spiel in Hogwarts und meine Ehre ist mir halt wichtig. Zu mindestens seit vorgestern. Diese doofe Verwandlungsstunde! Diese blöden Tassen! Dauernd muss ich daran denken. An ihn denken... Ohne es zu wollen schweifen meine Gedanken für einen Moment ab, doch ich schüttle mich kurz. Er ist jetzt der Gegner.
Ich schwinge mich genau wie Jeremy, Sally und die anderen auf meinen Besen und fliege in die Mitte des Spielfeldes. Hufflepuff gegen Gryffindor. Passend zu meiner Stimmung regnet es in Strömen. Besorgt schaue ich nach oben und hoffe, dass das Quidditchspiel bloß nicht wegen dem Wetter abgesagt wird. Aber da betritt die junge Madam Hooch schon das Feld und der Kampf beginnt. Ich atme tief durch und versuche, nicht auf Black zu achten, der sich sogleich den Quaffel schnappt. Zum Glück kommt ihm Sally in die Quere und Hufflepuff macht ein Tor. Ein leises Glucksen entwischt mir und ich bin bereit. Ich ziehe meine Runden durch das Stadion und halte nach dem Goldenen Schnatz Ausschau, wobei ich mir große Mühe gebe, die anderen Spieler nicht zu beachten. Hufflepuff spielt super, doch Widerwillen muss ich mir eingestehen, dass die Jäger aus Gryffindor ebenfalls nicht schlecht sind. Besonders Sirius schießt ein Tor nach dem anderen, es steht jetzt 70:80 für Gryffindor. Der Sucher der Löwen, James Potter, scheint nicht allzu viel zu taugen. Ich muss nur endlich den Schnatz finden! Nervös beschleunige ich und halte meine Augen offen. Da sehe ich auf der anderen Seite des Feldes etwas aufblitzen. Da ich sowieso schon schnell fliege, fällt es zunächst niemandem auf, dass ich in einem schnellen Tempo auf die andere Seite zu rase. Ich denke nicht nach und jage dem goldenen Schnatz hinterher. Dafür muss ich einen Sinkflug gehen und rase fast in einen überrumpelten Potter hinein. Mit einem gefährlichen Flugmanöver weiche ich ihm aus und strecke meine Hand nach dem Schnatz aus.
Sirius P. o. V.
Juliet hat den Schnatz gefangen! Es war einfach fantastisch! Am liebsten würde ich jubelnd anfangen zu klatschen und sie genau wie die Menge begeisterter Hufflepuffs in den Arm schließen, doch im letzten Moment komme ich zu Sinnen und erinnere mich, zu welcher Mannschaft ich gehöre. Außerdem ist Juliet immer noch sauer auf mich. Zu recht. Frustriert muss ich dabei zu sehen, wie sie glücklich Jeremy Winston umarmt. Mit einer unbeschreiblichen Wut geselle ich mich zu James, der mit genau so einer schlechten Laune seinen Besen in die Ecke pfeffert. Etwas später gehe ich zusammen mit meinem besten Freund nach oben zum Schloss. Meine Wut hat sich in Scham umgewandelt, unbeschreiblichen Scham. Wir hatten verloren und ich hatte in Verwandlung auf extrem peinliche Weise angegeben. Was Juliet jetzt von mir denken muss... Zu gerne hätte ich James Vorwürfe gemacht, weil er den Schnatz nicht vorher gefangen hat, doch der Arme hat genug mit seinen eigenen Selbstzweifeln zu tun. Allerdings ist er wegen Lily verzweifelt und unsicher, wie sie nun von ihm denkt. So sitzen wir beide da, einsam im leeren Schlafsaal.
Juliet P. o. V.
Ich stoße jubelnd mit Andromeda an. „Das war unbeschreiblich gut!", brüllt sie in mein Ohr. „Danke", schreie ich zurück. Im Gemeinschaftsraum feiern wir immer noch. Alle sind so fröhlich, da wir endlich mal wieder gewonnen habe und ich bin noch glücklicher, weil ich etwas dazu beitragen konnte. Anni und ich ziehen uns in eine etwas ruhigere Ecke zurück, während ich stolz an meinem Butterbier nippe. Ich bin sehr zufrieden, etwas Eigenes geschafft zu haben und mir unabhängig von meiner berühmten Mutter einen Namen gemacht zu haben. „Mein armer Cousin!", grinst Anni nun. „Hä?", mache ich und gebe vor nicht zu wissen, welchen ihrer Cousins sie meint. „Sirius", erwidert Anni und steckt sich ein großes Stück Kesselkuchen in den Mund. „Was ist denn mit Sirius?", frage ich beunruhigt. Meine beste Freundin zwinkert verschwörerisch und fährt fort: „Er hat mir von dir erzählt. Offensichtlich ist er ganz vernarrt in dich!". „Ach, Quatsch!", sage ich nur und fahre mir nervös durch meine Haare. „Doch! Er hat ziemlich von dir geschwärmt und irgendwie wollte er dich beeindrucken. Naja, allzu gut hat das ja nicht geklappt!". Anni kichert ausgelassen. „Hm, er hat schon gut Quidditch gespielt!", erwidere ich und werde prompt rot. Da lacht Anni laut: „Dich hat es wohl auch erwischt. Aber sag, wieso seid ihr noch kein Paar oder hattet wenigstens ein Date?". Verlegen erzähle ich ihr von der Tassengeschichte. Sie macht eine wegwerfende Handbewegung. „So ist Sirius manchmal. Immer muss er angeben, aber glaub mir: Dass er dich beeindrucken wollte, liegt nur daran, dass er dich mag. Und du magst ihn doch auch, oder?", fragt Anni. „Ja, schon", antworte ich. Dankbar lächle ich sie an. Dann genießen wir den Rest des Abends, während ich darüber nachdenke, wie ich Sirius Black meine Liebe gestehen kann.
Sirius P. o. V.
Ich warte am Eingang der Großen Halle auf Juliet. Ich habe gestern Nacht nach dem verlorenen Spiel einen Entschluss gefasst: Ich will um sie kämpfen. Ich meine, endlich habe ich ein Mädchen gefunden, dass ich gerne mag, das will ich mir nicht durch meine eigene Arroganz kaputt machen. Ich trete nervös von einem Fuß auf den anderen. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr ganz so sicher. Was ist, wenn sie nein sagt? Ich möchte mich nur ungern erneut vor der gesamten Schule zum Hornochsen der Nation machen... Doch länger kann ich nicht nachdenken, denn da kommt Juliet bereits mit Anni die Treppen herunter. Ohne zu überlegen stürze ich beinahe in die Gruppe von Hufflepuffs hinein. „Juliet", beginne ich. Überrascht, aber nicht im Mindesten verärgert, sieht sie mich an und bleibt stehen. Ich warte, bis wir alleine in der Eingangshalle stehen. Ihre dunkelbraunen Augen sehen mich an, es nimmt mir fast den Atem. Sie will etwas sagen, doch ich murmle „Sch!". Dann hole ich tief Luft und erzähle stockend: „Hör mal, wegen der doofen Tassensache tut es mir furchtbar Leid. Das war einfach unnötig und zudem auch noch gelogen von mir. Du hast gestern wunderbar gespielt! Ich war noch nie so beeindruckt von einem Mädchen. Du bist wirklich hübsch, Juliet, und begabt, klug, witzig und einfach perfekt!". „Und du bist dir sicher, dass du das nicht zu jedem Mädchen sagst, Sirius?", flüstert sie leise. „Ganz sicher!", antworte ich und küsse sie.
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