"Alpha," rief ein junger Krieger, als er zu Alan und Aton lief, die sich gerade auf dem Trainingsplatz befanden, nur um sich von dem zuvor passierten abzulenken, während sie den Wölfen beim Training zusahen. Als er den Jungen auf sich zukommen sah, runzelte Alan die Stirn, aber der Junge ging schnell auf die Knie, als er sich ihnen näherte. "Alpha", keuchte er, "High Howler sind hier."

"Was?" fragte Aton, während er Alan einen Blick zuwarf. "Was ist passiert?"

"Sie sind gerade aufgetaucht, Beta, und sie verlangen danach, den Alpha zu sehen", antwortete der Junge.

Alan seufzte und nickte kurz. "Lass uns gehen." Sie verließen den Trainingsplatz und Sean beobachtete, wie sie gingen. Er hatte den Bericht des Jungen gehört und aus irgendeinem Grund spürte er in seinem Bauch, dass sie wegen Aliyah und ihrer Heilungsfähigkeiten hier waren. Schließlich wusste jeder, wie sehr Alpha Damien nach dem Gegengift gesucht hatte, um die Wölfe zu heilen, und wie sehr er Catherine damit belästigt und belastet hatte.

"Denkst du, sie sind wegen Aliyah hier?" fragte eine Stimme, und er drehte sich um, um zu sehen, wie Eric auf ihn zukam. "Ich habe sie auch belauscht", zwinkerte er.

Sean zuckte mit den Schultern. "Seit dem Kampf im Black Wind Rudel hat niemand sie gesehen oder von ihnen gehört. Wenn sie jetzt hier sind, gibt es nur einen Grund dafür. Ich bin sicher, dass sie irgendwie von ihren Fähigkeiten gehört haben, die verrückt gewordenen zu heilen. Schließlich hat sich die Nachricht zu benachbarten Rudeln verbreitet, was erwartest du."

Eric nickte. "Weißt du, ich habe mich gefragt, wie lange es dauern würde, bis sie alle im Verlies geheilt hätte, ich meine, jeder hat es erwartet und darauf gewartet. Aber sie ist nur ins Verlies gegangen, um Elder Mattew zu heilen, und dann sind diese ganzen Vorfälle passiert. Und jetzt ist sie noch nicht einmal aus ihrem Zimmer gekommen."

Sean seufzte, sagte aber nichts, während er Alan und seinen Vater im Weggehen beobachtete.

"Hey, ist es wahr?" fragte Eric.

"Was ist wahr?" fragte Sean, ohne ihn anzusehen.

"Dass ihr Gefährte jetzt der Dämonenkönig ist?"

Sean runzelte die Stirn, als er ihn ansah. "Seit wann sind wir enge Vertraute?"

Eric rollte mit den Augen. "Seit wir mit unseren Geburtsrechten geboren wurden."

"Hmm, verstehe, soweit ich weiß, können wir uns nicht ausstehen, das haben wir nie getan. Also, was ist jetzt anders?"

"Ach komm schon, ich dachte, du wärst hinter meinem Mädchen her, was hast du von mir erwartet?"

Er schaute ihn an und starrte ihn einige Sekunden an, bevor er ohne ein Wort davonging.

"Hey, wir können nicht gehen, das Training läuft noch", rief Eric seinem Rücken hinterher.

"Ich glaube, ich fange an, die Zeit zu vermissen, als du als Streuner feststecktest", rief er zurück.

"Ich war nie ein Streuner, ich war nur ... in meiner Wolfsgestalt festgefahren, das ist alles."

Er ignorierte ihn und ging zum Haus des Alphas und ging direkt zu Aliyahs Zimmer, nickte den grüßenden Omegas zu. Er blieb vor der Tür stehen und klopfte, aber es kam keine Antwort. Gerade in diesem Moment hörte er das Geräusch einer Tür, die sich öffnete, bevor er von oben jemanden nach ihm rufen hörte. "Ich bin's, Luna", antwortete er.

"Was ist passiert, ich dachte, du würdest zu dieser Stunde das Training leiten", fragte Scarlet.

"Das war ich, Luna, aber ich beschloss, nach Aliyah zu sehen. Niemand hat sie den ganzen Morgen gesehen."

Scarlet lachte. "Es ist noch früh, Sean, sie könnte immer noch schlafen."

"Ja, du hast recht, Luna, ich mache mir wohl nur Sorgen wegen all dem, was passiert."

"Ich habe gehört, dass Steven heute Morgen gegangen ist."

"Ja. Alpha Ethan wollte nach dem Rudel sehen, nachdem er eine Weile weg war, und Steven musste als zukünftiger Alpha mitkommen."

"Ja, jeder muss in seinem Rudel sein, bei all dem, was gerade passiert", sagte Scarlet, und bald hörte Sean Schritte die Treppe hinunterkommen. Ein wenig später erschien sie im Flur und lächelte ihn an, während sie einen schlafenden Asher trug. Alphas lebten immer in Mini-Villen mit genug Zimmern, um die High Howler unterzubringen, wenn sie ein Rudel besuchten, wobei die Residenz des High Alpha die größte war und alle Alphas gleichzeitig aufnehmen konnte.

"Asher ist bei dir?"

"Ja, Aliyah hat ihn mir vor ein paar Stunden gebracht. Ich denke, sie wollte alleine sein, mit all dem, was passiert", sagte sie und hielt vor ihm an.

"Ja", Sean zuckte mit den Schultern. "Nun, dann kehre ich wohl besser zum Trainingsplatz zurück."

"Sean", rief Scarlet, bevor er ging, und er drehte sich zu ihr um. "Was denkst du über all das?"

"Luna", seufzte Sean, "ich ..." Er öffnete den Mund, um zu sprechen, wusste aber nicht wirklich, was er sagen sollte, und so schüttelte er schließlich den Kopf. "Ich denke, wir können nur abwarten und sehen."

"Ja, abwarten und sehen", lächelte die Frau.

"Ich werde jetzt gehen, Luna", verbeugte er sich sanft und wandte sich zum Gehen. Er wollte ihr nichts von dem Besuch der High Howler erzählen, schließlich könnte es bedeuten, dass der Alpha es ihr nicht über Mind Link mitgeteilt hatte, was bedeutete, dass er nicht wollte, dass sie davon wusste. Er verließ die Villa, ging aber nicht zurück zum Trainingsplatz, sondern direkt in den Konferenzraum. Er musste wissen, warum die High Howler so früh am Morgen zu Besuch gekommen waren.

***

Edward erschien in seinem Thronsaal und taumelte zu seinem Thron. Fast fünfzig unschuldige Menschen hatten an diesem Morgen ihr Leben durch seine Hände verloren, und er fragte sich, wie viele weitere sterben würden. Schließlich hatte er sein Ziel noch nicht erreicht, und jedes Mal, wenn er vom Thron fiel, blieb er sehr durstig zurück und konnte den Kampf nur fortsetzen, wenn er sein Hunger gestillt war. Er verstand nicht, was passierte, noch warum es so lange dauerte. Er spürte, wie seine Kraft nach jedem Kampf schneller schwand, und im Moment war es bereits zu schwer, sich auf seinen eigenen Beinen zu tragen.

Er sank auf den Thron und schloss die Augen, fragte sich, ob er aufhören und einen anderen Tag weitermachen sollte, aber der wachsende Kopfschmerz wurde unerträglich. Er befürchtete, dass sein Nachtwandler-Teil ihn bald zum Schlafen zwingen würde, wenn er die Kräfte nicht bald verschmelzen könnte, und fragte sich, wie lange er schlafen würde, wenn das passieren würde. Das Letzte, was er wollte, war, Aliyah und Asher alleine in dieser Welt für Hunderte von Jahren zurückzulassen. Er wusste, dass die Dämonen sie jetzt nicht verletzen würden, aber Kaiden war immer noch auf freiem Fuß, er konnte nicht das Bewusstsein verlieren, solange er noch auf der Erde umherstreifte.

Er schluckte und wischte sich das Blut von den Lippen. Er sah schmutzig aus; das wusste er. Seine letzte Mahlzeit war die raueste, die er je hatte, und selbst der Geruch des Blutes, das seinen Körper bedeckte, reizte ihn eher als ihn zu beruhigen. Er konnte sich jedoch jetzt nicht dazu bringen, sich zu erfrischen, er konnte kaum länger als fünf Sekunden stehen, ohne zusammenzubrechen und sich wieder aufzurichten. Er erwischte sich dabei, als er wünschte, Rasmus wäre da, dann müsste er nicht jedes Mal in das Menschenreich reisen, um sich zu ernähren. Aber dann ging die Sonne auf, und Rasmus konnte nicht unter der Sonne reisen.

Er wusste, dass er Hilfe brauchte, aber er wollte niemanden herbeirufen, er wollte nicht, dass jemand seinen schwachen Zustand sah, und im Moment freute er sich, dass der Katzenspeichel sein Paarungszeichen überdeckte, was bedeutet, dass Aliyah ihn nicht spüren oder fühlen konnte, was jetzt eine gute Sache war. Er erinnerte sich lebhaft daran, dass die Katzenkönigin gesagt hatte, es würde heute oder morgen weggehen, das bedeutete, dass er nur noch wenige Stunden Zeit hatte, sich zusammenzureißen.

Als er daran dachte, blies er Luft aus seinem Mund und ballte die Fäuste auf den Thronarmen, beschwor seine Kräfte an die Oberfläche, und bald wurde er von der blauen Feuerkugel umhüllt. Diesmal spürte er einen brennenden Schmerz in seinem Herzen und schrie vor Schmerz. Seine Augen wechselten im Nanosekundentakt zwischen Rot und Blau, und Adern traten an seinem Hals, seiner Stirn und seinen Händen hervor. Schließlich konnte er spüren, wie das Blau und Rot in seinen Augen sich vermischten und eins wurden. Doch genau in diesem Moment schien das Blau das Rot geschluckt zu haben, und ein Schwall blauen Feuers flog von ihm weg, zertrümmerte Fenster, und er wurde vom Thron geworfen. Er krachte an die Decke und fiel hart auf den Boden, dass er sogar seine Knochen brechen hörte.

Edward stöhnte und rang auf dem Boden. Sein Körper brannte, als ob er in Brand gesteckt worden wäre, und er konnte sehen, wie Rauch aus seinem Körper drang. Es stellte sich heraus, dass er sich selbst verbrannte, und er konnte nicht aufhören, auch wenn er es versuchte. "Nein", flüsterte er und versuchte das Feuer zu stoppen, aber er konnte es nicht. Er konnte fühlen, wie die innere Flamme ihn von innen verzehrte, und der Schmerz war so unerträglich, dass es schwer für ihn war, sich darauf zu konzentrieren, was jetzt zu tun war.

In diesem Moment hörte er eine Stimme, die er nur einmal gehört hatte - in der Nacht, als er Aliyah vor Kaiden gerettet hatte. "Ach, mein Prinz Edward, oder sollte ich sagen König Edward? Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Tag erleben würde", kicherte die Frau. Sie stand am Fenster mit ihrer Kapuze, die ihr Gesicht verdeckte, so dass nur ihr lächelnder Mund und ihr Kinn zu sehen waren.