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Un Sospiro

Der Psychiater hörte seinen eigenen Herzschlag wie ein rhythmisch, anklagenden Hammer im Gerichtssaal in seinem Inneren wieder hallen. Er parkte seinen weißen Wagen direkt hinter dem Polizeiband, welches den Tatort begrenzte. Seine Hände zitterten unkontrolliert, als er die Handbremse anzog, den Zündschlüssel heraus riss und förmlich aus dem Wagen sprang.
Der Anruf vom Department kam völlig unerwartet. Raymond hatte einen Tisch gebucht, im schicksten Restaurant Londons - dem Alain Ducasse at the Dorchester -, in welches er Milo eigentlich zum Mittag ausführen wollte, um ihren Erfolg zu feiern. Das hatte sich jetzt wohl erledigt. Der Anruf kam gegen ein Uhr nachts, von Weddington höchstpersönlich, der Raymonds Anwesenheit dringend am Tatort benötigte. Milo wurde angeschossen und während Weddington dem Psychiater noch den Weg zur Waldhütte erklärt hatte, hatte dieser gar nicht mehr zugehört, denn in seinem Kopf war ein einziges Rauschen am Gange gewesen, das jeden anderen Gedanken - außer Milo - blind beiseite gefegt hatte, wie ein Tornado in den Ödlandschaften Texas. Und jetzt war er hier, kaum wenige Minuten nach dem Anruf und hastete förmlich auf die Polizeiabsperrung zu. Ein Beamter hob bei seinem Anblick sogleich die Hand und rasselte die typische Warnung der lokalen Polizei herunter: Sutcliffe könne nicht vorbei, es handelte sich um eine aktive Spurensicherung, sollte er sich um Angehörige sorgen, solle er sich an die beistehenden Psychiater wenden und man würde ihn benachrichtigen, sollten sie neue Informationen haben. Ungeduldig unterbrach Sutcliffe den Beamten, mit einer Stimmlage, die ein wenig zu schnippisch war - doch er war einfach viel zu aufgewühlt.
„Mein Name ist Raymond C. Sutcliffe und ich bin der zugeordnete Psychiater für Milo Chester. Ich wurde von Weddington persönlich hierher beordert und das sollte auch auf Ihrer schicken, kleinen Liste stehen. Und jetzt lassen Sie mich durch, bevor ich mich vergesse."
Der Beamte murmelte eine mitleidige Entschuldigung, doch der Psychiater rauschte an ihm vorbei, ohne den Polizisten noch eines weiteren Blickes zu würdigen.

Die kleine Holzhütte war brechend voll. Auf den Stufen waren kleine Blutspritzer, die Raymond sofort ins Auge fielen.
Zwischen all den Forensikern und Ermittlern, entdeckte Sutcliffe Weddington ziemlich schnell, denn der Kopf Scotland Yards stach mit seiner Erhabenheit aus der Menge heraus, wie ein bunter Hund.
„Wo ist er?", stieß Sutcliffe zur Begrüßung atemlos hervor, nachdem er zu Weddington aufgeschlossen hatte. „Wie geht es ihm?"
Weddington, der bis dato den Psychiater gar nicht bemerkt hatte, zuckte - offensichtlich in seinen Überlegungen gestört - zusammen. Der Chief Superintendent ließ den Bogen mit Unterlagen in seiner Hand sinken und wendete sich dann seinem Kollegen zu.
„Es war nur eine 9 Millimeter Glock. Das Projektil ist nur einige Zentimeter in seine Schulter eingedrungen. Keine Sorge, er wird es definitiv überleben. Der Schock und der Blutverlust haben ihn allerdings ganz schön aus der Bahn geworfen. Wir haben ihn zwar schon behandelt, doch er wirkt psychisch angeschlagen. Deswegen habe ich Sie angerufen, wenn Sie ihn sich bitte einmal anschauen könnten, ich muss wissen, ob er einsetzbar ist.", erklärte Weddington gelassen. Er hatte offenbar keine Ahnung, welch großer Stein der Erleichterung von Sutcliffes Herz durch die Worte des Inspektors abfiel. „Er ist dort hinten im Badezimmer."
Dankbar nickte Sutcliffe und hoffte, dass man seine sichtbare Bestürzung als ärztliche Besorgnis anerkannte und nicht als mentale Zuneigung. Mit wenigen Schritten hatte er die Badezimmertür erreicht und öffnete sie vorsichtig.
Milo lehnte an der hinteren Wand, des spärlich eingerichteten Badezimmers, direkt neben der Badewanne. Sein Oberkörper war unbedeckt, bis auf einen langen Verband, der sich von seiner linken Schulter bis hin zu seiner Brust erstreckte. Die Haut des Jüngeren war so bleich, wie Pergamentpapier, was Raymond auf den Blutverlust zurück führte. Leise schloss der Psychiater die Tür hinter sich, wagte es allerdings nicht näher an seinen Freund heran zu treten. Erst musste er herausfinden, ob Milo gerade einen psychotischen Schub durchlebte.
„Hey du.", sagte er also zur Begrüßung, woraufhin Milo sich langsam mit einem Grinsen zu ihm wendete. Raymond durchschaute diese Geste sofort.
„Du hast nur so getan, als ob du einen psychotischen Anfall hättest, damit Weddington mich anruft?"
Grinsend nickte der Jüngere und schnitt eine Grimasse. „Naja...ganz so ist es nun auch wieder nicht. Ich war echt geschockt, ich dachte ich würde sterben. Aber einen Anfall hatte ich nicht, ich wollte dich allerdings trotzdem sehen."
Raymond überwand die Distanz zwischen ihnen um den Jüngeren in die Arme zu schließen. Vorsichtig zeichnete er die Konturen der Schlüsselbeine seines Freundes nach.
„Und O'Kelly?"
„Vorübergehend außer Gefecht gesetzt. Nachdem er mich angeschossen hat, wurde er erst mal mit einem Taser getroffen. Wir haben den Maskenmörder also.", erklärte Milo.
„Und wir sind aus dem Schneider."
Langsam nickte Milo und betrachtete den Größeren aus leuchtenden, grünen Augen. Er wirkte fiebrig, erkannte Raymond. Vermutlich aufgrund der Schmerztabletten, des Blutverlustes und des Adrenalins. Liebevoll spielte der Psychiater mit einer Locke des Kleineren.
„Küss mich.", hauchte Milo fast atemlos in das Ohr seines Arztes.
Raymond stieß einen leisen Seufzer aus, als gäbe er sich geschlagen und küsste ihn. Seine Lippen waren weich, unglaublich weich. Ihre vorherigen Küsse waren wild und verzweifelt gewesen und hatten nach Blut geschmeckt, doch dieser Kuss hier war anders: bewusst, fast gelassen, als würde Raymond stumm mit ihm sprechen, als würde er mit jeder Berührung seiner Lippen Dinge sagen, die er nicht in Worte fassen konnte. Langsam setzte der Psychiater eine Spur federleichter Schmetterlingsküsse auf Milos Mund, jeder so wohlplatziert und rhythmisch wie ein Herzschlag - und jeder schien zu sagen: Du bist kostbar, unersetzlich und begehrenswert.
Milo schaffte es nicht länger, sich zurückzuhalten. Er hob die Hände, umfasste Raymonds Nacken, schob die Finger durch sein dunkles Haar und spürte seinen hämmernden Pulsschlag an der eigenen Handfläche.
Raymonds Griff seiner Hände um Milos Hüften verstärkte sich, als er seinen Mund mit den Lippen erkundete. Die Bewegung seiner Zunge, die sanft über den Mund des Privatdetektivs streifte, sandte himmlische kleine Schauer durch Milos gesamten Körper, seine Knochen schienen zu schmelzen und seine Nerven vibrierten.
Milo sehnte sich danach, ihn an sich zu ziehen, aber er berührte ihn so sanft, so unfassbar sanft - obwohl er am Zittern seiner Hände und dem Hämmern seines Herzens genau spüren konnte, wie sehr Raymond ihn begehrte.
„Ray.", wisperte er an den Lippen des Anderen. Milo sehnte sich so sehr danach, ihn enger an sich zu spüren, dass es ihm fast wie ein körperlicher Schmerz erschien - ein heißes Verlangen, das sich von seinem Bauch ausbreitete, seinen Puls beschleunigte und seine Haut zum Glühen brachte. „Ray.", flüsterte er erneut, „du brauchst nicht so vorsichtig sein. Ich werde schon nicht zerbrechen."
„Milo.", stöhnte Raymond in den leicht geöffneten Mund seines Freundes, doch der Kleinere konnte das Zögern in seiner Stimme hören. Sanft knabberte er an Raymonds Lippen, neckte ihn, bis es ihm den Atem  verschlug. Er spreizte die Hände, die auf Milos Hüften ruhten, schob ihn weiter nach hinten und presste Milo an sich, während seine Selbstbeherrschung dahin schmolz und sich die Sanftheit allmählich in drängendes Verlangen verwandelte. Ihre Küsse wurden heißer und fordernder, als könnten sie einander atmen, verzehren, mit Haut und Haaren verschlingen. Milo wusste, dass er tief in seiner Kehle kleine, wimmernde Geräusche hervorbrachte, dann schob Raymond ihn zurück...zurück gegen die kalte Wand des Badezimmers, auf eine Weise, die eigentlich hätte wehtun müssen, aber seltsamerweise keinen Schmerz verursachte. Seine Hände wanderten über den Wollkragen Pullover und zogen verlangend den Bund nach oben. Wie aus weiter Ferne hörte Milo, wie die Klinke der Badezimmertür gedrückt wurde und die Tür sich öffnete. Dann ertönte ein Stimmengewirr und jemand meinte vorwurfsvoll: „Sagt man zu dem, was ihr gerade tut ‚Kontaminieren des Tatorts' oder ‚Inspizieren des anderen Körpers'?"
Milo und Raymond fuhren so abrupt auseinander, dass sie nur noch verdächtiger wirkten, als ohnehin schon.
Zum Glück hatte der Eindringling die Tür hinter sich geschlossen, damit nicht das gesamte Team Scotland Yards ihre kleine Zusammenkunft mitbekam. Milo brauchte einige Momente um den jungen Mann wieder zu erkennen. In dem sauberen weißen Kittel und der Schutzbrille, die seine silbernen Haare zurück hielt, hätte er ihn beinahe nicht erkannt. Entgeistert wanderte sein Blick von dem grinsenden Silberhaarigen zu Raymond, der genau dasselbe Lächeln auf den Lippen hatte, dass es Milo beinahe gruselig vorkam, wie ähnlich sich die Halbbrüder waren.
„Kenny...", stieß Raymond erleichtert hervor. Offenbar schien es der Psychiater kein bisschen seltsam zu finden, dass sein Trunkenbold von Bruder an einem Tatort war.
„Was zur Hölle...", murmelte Milo, fasste sich dann aber und erwiderte mit festerer Stimme: „Was zur Hölle, machst du hier?"
„Ich bin Forensiker!", kam die prompte Antwort und Kenny zeigte dem Privatdetektiv stolz seinen Ausweis, „bei der lokalen Polizei! Und der Epping Forest gehört zu unserem Revier."
Milo fiel beinahe vom Glauben ab. Kenny, der einen solch heruntergekommenen Wagen fuhr, dass man von weitem dachte, er sei rot, wobei es sich in Wahrheit bloß um Rost handelte, der fleckige Hemden trug und dem die Haare wortwörtlich zu Berge standen, sollte Forensiker sein? Das war doch gänzlich lächerlich. Hatte er sich nicht sogar bei ihrem ersten Kennenlernen gegen die Polizei ausgesprochen?
Doch Milos Angespanntheit und innere Unruhe darüber, dass sie förmlich erwischt wurden, fiel mit einem Mal von ihm ab, als er Raymond betrachtete. Dieser stand völlig ruhig neben ihm, hatte die Mundwinkel leicht erhoben und strahlte eine solche Überzeugung aus, dass ihn Milo in diesem Moment so liebenswürdig fand, wie noch nie. Es war Raymond nicht im Geringsten peinlich. Der Privatdetektiv spürte eine wohlige Wärme in sich.

„Und wenn ihr nicht wollt, dass irgendjemand davon erfährt, dass ihr an einem Tatort rumknutscht, solltet ihr erst mal den Verband von Milo richten und Raymonds Hemd richtig zuknöpfen. Die Leute sind schließlich nicht blind.", fuhr Kenny belustigt fort.
„Was du nicht sagst.", erwiderte Raymond mit großem Ernst, und als Milo ihm einen erneuten Blick zuwarf, lächelte er - nur für ihn.

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