{-Teil zwei-}
"Isabelle! Iiiisaaabeeelle!!!"
Sie schreckte hoch.
Verdammt, sie war beim Lernen eingeschlafen.
"Wie spät, Mom?", fragte sie schläfrig.
"Viertel vor 8", antwortete diese streng.
Mist!
Isabelle sprang auf und fegte dabei das Mathebuch vom Tisch.
Wenn sie den Schulbus noch rechtzeitig erwischen wollte, musste sie spätestens in 10 Minuten aus dem Haus sein.
Sie stürmte ins Badezimmer und klatschte sich einen nassen Waschlappen ins Gesicht.
Sie wusch sich das Gesicht, putzte sich flüchtig die Zähne, machte sich hastig einen hohen Zopf und polterte zurück in ihr Zimmer.
Sie zerrte eine weite, verwaschene Jeans und ein rotkariertes Hemd aus dem unaufgeräumten Kleiderschrank und schlüpfte hinein. Das Hemd ließ sie offen und trug ein weißes Top darunter.
Noch 4 Minuten.
So schnell wie noch nie stopfte sie ihre Bücher und Hefte in den abgewetzten Rucksack, zwängte sich in die Jacke und schulterte die Tasche schließlich.
Keine 2 Minuten später war die 15-jährige aus dem Haus und auf dem Weg zur Bushaltestelle.
Natürlich hätte sie keinen Sitzplatz mehr bekommen - wenn nicht ihr wundervoller, bester Freund einen Doppelsitz beschlagnahmt hätte.
Er stieg immer schon zwei Stationen vor ihr ein.
Seufzend ließ sie sich auf den unbequemen Sitz fallen und stellte die Tasche zwischen ihre Füße.
"Mal wieder verschlafen?", spottete Cameron.
"Sei du bloß still", murrte Isabelle zurück. Sie hasste Mathe nicht, im Gegenteil. Sie war immer gut darin gewesen. Aber das neue Thema war so gar nicht ihrs.
"Schlechte Laune?"
"Kann man so sagen", erwiderte sie.
"Lass mich raten..."; Cameron tat, als überlege er angestrengt, "ihr schreibt eine Arbeit und du hast kein Stück gelernt."
"Korrekt. Zwei von Zwei Punkten für dich..", murmelte die Braunhaarige.
Cameron war erst 14 und ging in die Klassenstufe unter ihr.
Generell waren Isabelles Freunde hauptsächlich jünger als sie.
Sie selbst wusste nicht ob es daran lag, dass der Umgang mit Jüngeren einfach leichter war, oder ob es irgendwas psychisches war, aber sie fühlte sich so wohler.
Während die 15-jährige ihr Handy aus der Jackentasche zog, fingerte ihr bester Freund die Kopfhörer aus der Tasche seiner Jeans.
Cameron bekam sein Handy nie mit in die Schule und Isabelle durfte ihre teuren Kopfhörer nicht mitnehmen.
Also teilten sie sich ihre Utensilien.
Sie stöpselten sich jeder einen Ohrstöpsel ins Ohr und hörten Familiy Portrait von P!nk.
Danach All the things she said als Nightcore.
Isabelle schloss die Augen. Noch immer war sie todmüde und konnte nur hoffen, dass sie bei der Mathearbeit nicht einschlafen würde.
Cameron weckte sie, indem er sie mit dem Zeigefinger am Oberarm antippte.
In ihrem linken Ohr schallte Meghan Trainer mit Lips are moving.
"Wir sind gleich da", informierte er sie und Isabelle nickte dankbar.
Er war eben ein guter Freund.
Nicht solche Trollkinder wie die Jungen aus ihrem Jahrgang.
Sie zog sich den Stöpsel aus dem Ohr und knüllte die Kopfhörer zu einem Knäuel, bevor sie sie Cameron zurück gab.
Er stopfte sie in die Tasche. "Sitzen wir nachher im Bus?"
Doch Isabelle schüttelte den Kopf "Ich hab heute lange"; errinerte sie.
Das vergaß Cameron wirklich jedes Mal.
Donnerstags hatte sie nach der sechsten Stunde immer noch Nachhilfe für Naturwissenschaften.
Furchtbar ätzend.
Als der Bus vor dem modernen Schulgebäude hielt, schwang Isabelle sich die Tasche auf den Rücken und verabschiedete sich mit einem knappen Handschlag von Cameron.
Dann stieg sie aus und lief schnellen Schrittes auf das Gebäude zu.
Donnerstag Morgen beeilte sie sich immer so, um noch von irgendwem die Physikhausaufgaben abzuschreiben.
Wenn sie etwas überhaupt nicht konnte, dann Physik. Und Chemie. Und Bio. Aber die beiden Letzteren hatte sie immer Montags.
Als sie die Klasse betrat, herrschte dort wie immer große Aufregung.
Es wurde herum geschrieen und ein paar Jungen spielten Fußball oder warfen den Tafelschwamm durch die Gegend.
Nur Lisa saß in ein Buch vertieft an ihrem Tisch. So war es immer.
Und seit Neustem hockte auch Jacop schon morgens immer regungslos, mit geschlossenen Augen am Tisch.
Seine Augenlieder zuckten wie wild und er schien enorm angestrengt.
Isabelle konnte nur den Kopf über ihn schütteln. So schlimm war dieses Spiel ja wohl nicht.
Sie knallte den Rucksack auf den Tisch und zog den Schreibblock und einen Kugelschreiber hervor.
"Hat jemand Physik gemacht?", schrie sie.
Zwei Mädchen und ein Junge hoben die Hand.
Zoe, eines der Mädchen, war am schnellsten und knallte Isabelle ihren Block mit den bearbeiteten Aufgaben auf den Tisch.
Diese reckte den Daumen in die Höhe und begann die Aufgaben hastig, mit ungelenkten Buchstaben zu übertragen.
Da es sich um eine Aufgabe handelte, bei der man mit eigenen Worten zusammen fassen musste und Isabelle nun mal nicht auf den Kopf gefallen war, veränderte sie hier und da ein bisschen was, fügte Rechtschreib und Kommafehler hinzu und ergänzte ein paar unlogische Sätze.
So, jetzt sah es aus, wie eine Hausaufgabe, die von Isabelle Green stammen konnte.
Zufrieden legte sie Zoes Block wieder auf deren Tisch und kramte ich Mathebuch heraus.
Die wenigen Minuten, die sie noch bis Unterrichtsbeginn hatte, wollte sie noch lernen.
Doch hier wurde ihr ein Strich durch die Rechnung gemacht.
Der Fußball traf ihre Schultasche und schleuderte sie in hohem Bogen vom Tisch, sodass Isabelle erstmal allen Schulkram wieder aufsammeln durfte.
Das genervte Mädchen pustete sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht und stopfte Hefter und Mappen zurück in den Ranzen.
Gerade schlug sie das Mathebuch auf, da stürmte Phillip, der draußen vor der Tür Spion gemacht hatte, herein.
"Er kommt!", krakelte er.
Natürlich meinte er den Physik-Chemie-Lehrer Herr Weißer.
Als Spion war es seine Aufgabe, die Klasse vorzuwarnen, wenn der Lehrer kam, damit niemand beim Hausaufgaben abschreiben, oder Fußball spielen erwischt wurde.
Wenigstens der Zusammenhalt innerhalb der Klasse ließ kaum zu wünschen übrig.
Als Herr Weißer die Klasse betrat, herrschte dort mittlerweile Ordnung.
Artig saß jeder Schüler an seinem Platz.
Der Ball war in irgendeinem Ranzen verschwunden und der Schwamm lag ordentlich auf dem Rand der Kreidetafel.
"Guten Morgen, liebe Schüler", brummelte er durch seinen dichten Schnauzbart und die Klasse antwortete mit einem leiernden "Guuuuteen Mooorgeeen, Heeerr Weeei-heeeiiß."
Der Lehrer nickte und kam sofort zur Sache.
"Wer will die Hausaufgaben vorlesen?"
Sofort schossen sechs Arme in die Höhe.
Zwei Weitere folgten zögerlich. Dann noch einer.
Aber natürlich nahm Herr Weißer einen von den sieben Schülern dran, die sich nicht meldeten.
Eine Schülerin besser gesagt.
"Isabelle?"
PS: das längste Kapitel, das ich jemals geschrieben habe XD
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