Ali Zhia
Die Geschichte eines kleinen, scheuen Jungens, der seine Welt und seinen Weg im Tanz findet.
Der kleine Ali kommt als erster Sohn zweier verliebter junger Menschen in Marokko zur Welt. Er hat wunderschöne braune Augen, welche lebensfroh und neugierig die Umgebung erkunden. Ali zappelt schon als kleiner Junge immer dann, wenn er die elterliche Musik hört. Er horcht jeweils zufrieden den Klängen und betrachtet seine Füsschen, welche sich dazu bewegen. Klein Ali wächst behütet, aber nicht bemuttert auf. Er kann seine ganz natürliche Neugier und die damit verbundene Keckheit normal entwickeln. Am liebsten möchte er bereits im zarten Babyalter zur Musik hüpfen, aber den Zauber mit dem "auf zwei Beinen stehen" hat der kleine Lehrling noch nicht so gut im Griff. So zappelt er auf seiner bequemen Decke und robbt rhythmisch über den weichen Fussboden des Beduinenzeltes. Dies sehr zur Freude seiner aufgeschlossenen Eltern, welche ihm dabei lachend zusehen und klatschen.
Im Alter von vier Jahren erhält er einen kleinen Bruder, Ilayah, der die Eltern fortan auch etwas beschäftigen wird. Immer, wenn Ali ruhig sein soll, weil gerade Ilayah Aufmerksamkeit braucht, spielt ihm seine Mutter Musik vor. Schon seit er laufen kann, bewegt er sich gerne zu Musik. Er denkt sich immer wieder frische Schritte aus, versucht sie zu kombinieren und der jeweiligen Musik anzupassen. Ab und zu bittet er seine Eltern, Publikum zu spielen. Sie nehmen das Angebot gerne an und freuen sich über die Vorführungen ihres Kleinen.
In der Schule merkt Ali aber schon bald, dass er zwei Seelen in seiner Brust hat: eine freche, vorwitzige und lebensfrohe sowie eine scheue, zurückhaltende und ruhige Seite. Er ist ein fleissiger Schüler, der aber lieber im Hintergrund bleibt und sich wenn immer möglich nicht präsentieren will. Schule ist für ihn manchmal langweilig, weil er die Dinge relativ schnell begreift und eigentlich lieber etwas rascher vorwärts ginge, als die Lehrer das tun. Dinge, welche ihn nicht interessieren, lernt er nicht. Er sortiert sie einfach aus. Wenn die Lehrer oder sonst wer ihn nerven, dann tanzt er. Es erinnert ein wenig an die Szene in der Industriehalle im Film Footloose. Die meisten Lehrer haben aber Mühe damit, Alis Art so hinzunehmen und versuchen, ihn ruhig zu stellen. Ali verschliesst sich und zeigt vermehrt seine scheue und ruhige Art. Nur im Inneren denkt er sich die kecken Antworten aus, lacht und bewegt seine Füsse unter dem Tisch.
Ach, ihr Lehrer, wenn ihr wüsstet, was ihr verpasst. Der kecke Ali hat so viel Gefühl und so viel Talent. Warum muss es immer nach Büchlein gehen? Warum kann man die Welt nicht einmal aus den Augen Ali Zhias betrachten? Barfuss auf dem weichen Boden im Beduinenzelt. In den Bewegungen und in den Tanzschritten den ganzen Schmerz der verstorbenen Grossmutter. Tränen als Bewegung, Schmerz als Bild zu einer Musik, welche die Schritte unterstützt. Man muss als Betrachter den Hintergrund des Tanzes nicht kennen, man fühlt ihn. Ali Zhia fesselt mit seinen feinen oder auch harten Bewegungen jeden Betrachter und niemand kann sich der Vorführung entziehen. Mitten im Publikum sitzen die stolzen Eltern.
Ali schafft es mit vierzehn endlich, seine kecke Art zu zeigen. Ein alter, kleiner Lehrer der höheren Schule lässt dies zu. Und so kann sich Ali Zhia fortan zeigen, wie er eigentlich ist. Seine Welt des Tanzes begleitet ihn auch im Alltag. Mit ihm steigt über dem Beduinenzelt ein neuer Stern auf, der noch vielen den Weg weisen wird.
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