2. Der Kuss
Ja, er hatte es verdient, verlassen zu werden.
Und auch konnte er verstehen, wenn sie ihm nun nicht mehr vertraute. Doch wollte er nur testen, welche Gefühle sie für einander beibehielten, obwohl die Wege sich trennten.
Er konnte es nicht abwarten, sie noch ein mal küssen zu können und wurde unruhig. Ungeduld mischte sich mit Nervosität und Vorfreude.
Abwartend sah er sie an, hoffte auf eine Reaktion ihrerseits. Doch starrte sie nur das Tuch in ihren Händen an.
Konnte sie ihm vertrauen? Er wurde schon mal handgreiflich, ein zweites Mal möchte sie das nicht erleben.
Alkohol war noch nie eine Lösung für etwas, das hatte sie von ihren Eltern gelernt.
Zwischendurch etwas zu trinken war ok, aber nicht in Massen.
Schon als Teenager wusste sie von den Gefahren, welche der Alkohol mit sich bringt. Sie fand Alkohol immer überflüssig und trank deshalb nie etwas von dieser Flüssigkeit.
Ihr Mann hingegen trank bei jedem Besuch gerne mehrere Biere, das fand sie noch akzeptabel. Doch sie war der Meinung, dass er in den vergangenen Monaten zum Alkoholiker mutiert war. Als er sie auch noch eines Abends aus seiner Wut und Aggression heraus ins Gesicht schlug, war ihr klar, diese Beziehung würde ein Ende haben. Sie wollte ihn nicht mehr berühren, hatte Angst davor, dass er ihr wieder weh tat.
Dennoch wagte sie ihn anzuschauen, er blickte sie ruhig an. In seinem Blick lag Wärme, auf ihrer Haut breitete sich eine Gänsehaut aus.
Noch zögerte sie, doch machte sie Anstalten, sich das Tuch über den Kopf zu legen.
Ihr Herz klopfte, drohte ihr aus der Brust zu springen. Ihre Nervosität merkte man ihr an, auch wenn sie versuchte, es zu verstecken.
Noch bevor sie das Tuch ganz über ihren Kopf gezogen hatte, sah sie, wie er das Gleiche tat.
Er zog sich sein Tuch über den Kopf und wartete bis sie es auch machte.
Und sie zog es sich über.
Sie konnte nichts mehr sehen, es war dunkel.
Plötzlich verlor sie ihr Gleichgewicht, weil zwei Arme sie packten und zu sich zogen.
Dann wurde ihr etwas auf den Mund gepresst. Es waren seine Lippen. Er küsste sie. Und komischer Weise gefiel es ihr. Es kribbelte noch immer in ihrem Bauch, doch wusste sie auch, dass ein Schlussstrich gezogen werden musste.
Seine Lippen bewegten sich sanft auf ihren und er genoss das Gefühl in seinem Magen in vollen Zügen. Als sie schließlich erwiderte, setzte sein Herz für eine Zehntelsekunde aus, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. Seine Gedanken überschlugen sich. Er wollte sie, verdammt, wie sehr er sie doch bei sich haben wollte.
Er wollte spüren, wie sie ihn berührte, fühlen wie sie ihn liebte. Doch das war alles nur ein großer Wunsch, von dem er wusste, dass er nie mehr in Erfüllung gehen würde.
Er wollte den Kuss intensivieren, doch schubste sie ihn zurück. Sie war zu überrascht, um einen klaren Gedanken zu fassen. Ein letztes Mal noch dachte sie, bevor sie ihn wieder zu sich zog und ihn erneut küsste.
Ja, es sollte das letzte Mal sein, seine Lippen spüren zu können.
Sie spürte diesen Zwiespalt, wollte sie nicht doch über seine Tat hinwegsehen? Ihr Herz schrie "Ja", doch der Verstand schüttelte nur mit dem Kopf. Letztlich hörte sie auf den Verstand und löste sich von ihm. Sie hatte zuvor ihre Hände auf seiner Brust abgelegt, jedoch unbewusst. Als sie dies merkte, zuckte sie zusammen und nahm ihre Hände blitzschnell runter. Sie trat einen Schritt nach hinten.
"Was sollte das eben?" Sie war aufgebracht, riss sich das Tuch vom Kopf und schaute ihn wütend an.
Auch er nahm sein Tuch von seinem Kopf und blickte in ihre Augen. Sie war wütend, das konnte er in ihren Augen lesen. Schlagartig fühlte er sich schlecht, blickte zu Boden und machte Anstalten, sich umzudrehen.
"Jetzt geh nicht einfach weg, sondern steh für deine Taten gerade!" Sie war eindeutig wütend, doch ihm war das egal. Er hatte bekommen, was er wollte. Während er sie ignorierte verließ er den Raum. Ging die Treppe herunter, aus der Haustür. Er stieg in sein Auto und fuhr davon.
Sie hingegen stand noch immer in dem Raum, der einst ihr Schlafzimmer war. Ihre Knie wurden schwach, sie brach zusammen und vergoss die ersten Tränen. Ihre Schminke verlief, doch das machte ihr jetzt nichts mehr aus. Ihr Mann war einfach abgehauen, ohne sich zu erklären. Wie sie solche Taten doch hasste! Noch mehr aber hasste sie sich selbst. Dafür, dass sie ihn hat gehen lassen, dass sie sich nicht durchsetzen konnte.
Immer mehr Tränen rannen ihr über die Wangen, ein Schluchzer ertönte, hallte in dem Raum wieder. Immer mehr Schluchzer ließen ihren Körper erbeben, bis sie schließlich zusammenbrach und auf dem Boden liegen blieb.
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Hey-Yo
Ich bin's wieder. und was haltet ihr von der Situation?
Wie fandet ihr die Reaktionen der beiden?
Falls ihr Anmerkungen und/oder Ideen habt lasst es mich gerne wissen, ich werde alles berücksichtigen.
Ich wünsch euch einen guten Start ins neue Jahr <3 Trinkt nicht so viel Alkohol ;)
Eure Keksdose
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