03
„Hyung?", hörte ich ihn fragen. „Tae?", die Überraschung in seiner Stimme konnte die Enttäuschung darin nicht verstecken. Er hatte nicht mich erwartet. Jimin, möchte ich wissen, wie du das eingefädelt hast? „Soll das ein Scherz sein?", wurde er wütend, als er scheinbar verstand was hier passiert war. Sofort hob ich die Hände um ihm zu zeigen, dass ich nichts vorhatte. Eine Berührung wäre einfach zu viel. Auch für mich, denn ich würde ihn in meine Arme ziehen und ihn nie wieder loslassen wollen.
Er drehte sich um und wollte eindeutig wieder gehen. „Ich wollte eine Chance mit dir in Ruhe zu reden.", fand ich noch rechtzeitig Worte, denn er berührte schon die Klinke. Er würde gehen, erklärte mir mein Kopf und ich fand mich innerlich schon damit ab. Ich bin einfach verloren und mein Kopf wollte nicht so funktionieren, dass es bei ihm was brachte.
Die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er sich umdrehte und auf mich zukam. Erst kurz vor mir blieb er stehen, da ich einen Schritt zurück machte. Ich war eingeschüchtert von ihm und seinem ganzen Auftreten in diesem Moment. So kannte ich ihn nicht und wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte. Es war keine Angst, das war alles was ich wusste. „Dafür trickst ihr mich aus? Zählt es gar nicht, wenn ich nicht mit dir reden will?", fragte er und kam wieder näher.
Dafür das er mir so gern aus dem Weg ging, kam er mir jetzt verdammt nah. „Du musst mir nur zuhören. Bitte, Kookie!", flehte ich nicht nur um meine Entschuldigung vorbringen zu können, sondern auch weil seine Nähe mich gerade überforderte. „Nenn mich nicht so.", verlangte er und schon spürte ich die Wand im Rücken. Er hatte die letzte Entfernung mit einem leichten Stoß unterbrochen und sein Blick wirkte so dunkel.
Ich schluckte. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Was den Abend passiert ist, war meine Schuld. Ich hätte nie einen Schritt in diese Richtung gehen sollen. Du bist mein kleiner Bruder und ich sollte auf dich aufpassen und nicht dich ...", ratterte ich runter, bis sein Blick wieder wütend wurde. „Ficken?", unterbrach er mich harsch. Wie er das Wort ausspuckte sagte alles. Wieder war er wütend auf mich.
Konnte ich ihm das übel nehmen? Ich hatte ihm mein Verlangen gezeigt, aber nicht meine Gefühle. Dass er es nun so nannte war wohl mehr als nur fair. Auf der anderen Seite bezweifelte ich stark, dass eine Offenbarung meine Gefühle es besser gemacht hätte. „Du bereust was passiert ist?", fragte er mich und kam damit immer näher. Ich spürte seinen Atem und seine Lippen waren nicht weit entfernt. „Ja, ich wollte nicht ....", versuchte ich ehrlich zu sagen, dass ich ihn nie gegen mich aufbringen wollte. Leider unterbrach er mich wieder, als wäre es egal, was für Erklärungen ich hatte.
„Fick dich, Tae!", hauchte er und ließ endlich Abstand aufkommen. Es fühlte sich an, als hätte er mich verletzt. Irgendwas in mir zerbrach gerade. „Wenn du das nächste Mal wem zum ficken suchst, dann fragt Jimin. Für mich bist du gar nicht mehr da. Spreche mich nicht an und spare dir deine Entschuldigungen.", erklärte er mir, wie seine Welt für ihn künftig aussah. Ja, es schmerzte. Was? Wie kam er auf Jimin dabei? Was meinte er mit für ihn sei ich nicht mehr da?
Fragend kreisten durch meinen Kopf und gleichzeitig wurde der Raum immer kleiner. Das Gefühl von Enge machte sich in mir breit und ich fing an zu schwitzen. Das konnte er nicht ernst meinen. Wir waren eine Band. Eine Familie! „Ich will nicht, dass du mich hasst!", brachte ich vor, obwohl ich das Gefühl hatte nicht richtig Luft zu bekommen. Meine Knie gaben nach und ich hatte das Gefühl erdrückt zu werden.
Ich spürte Druck auf meine Schultern. Der Raum drehte sich. „Tae? Was ist?" Er klang panisch? Ich war ihm nicht egal. Das war gut. „Du darfst mich nicht hassen. Es tut mir Leid, Kookie. Bitte!", bat ich ihn wieder. Auch wenn er es nicht wollte. So durfte unsere Freundschaft einfach nicht enden. Nicht nach den ganzen Jahren. Nicht wegen meiner Gefühle. Ich würde lernen sie zu vergessen. Ich würde alles versuchen.
„Atme mit mir.", verlangte er mit stärkerem Druck. Ich zwang mich seinen Wunsch zu erfüllen. Durfte ihn nicht weiter enttäuschen oder gegen mich aufbringen. „Warum machst du es mir so schwer?", hörte ich ihn fragen, aber konnte nicht antworten. „Hass mich nicht.", bettelte ich. Noch immer schien mich dieser Raum zu erdrücken und meine Brust zog sich zweiter Stück für Stück schmerzlich zusammen.
„Du musst dich beruhigen, Tae. Ich befürchte du hast eine Panikattacke. Ich hole Hilfe, okay?", er nahm seine Hände von mir, aber ich griff gleich nach ihnen. Er durfte mich nicht verlassen. Nicht jetzt. „Ich bin ein schlechter Hyung.", sammeln sich Tränen in meinen Augen, bis ich sein Gesicht fast gar nicht mehr sah. Meine abartigen Gefühle hatten ihn dazu gebracht mich zu hassen. Nur weil ich mich schlechter als ein Tier unter Kontrolle hatte. Ich hatte jede Strafe verdient. Ich hasste mich selbst. Ich habe ihn nicht verdient.
Das Zittern erfasste mich von neuen. Wie eine neue Spirale der Emotionen, die mich von Runde zu Runde schlimmer erfasste. Irgendwer sagte meinen Namen. Schwach und leise hörte ich es, aber konnte es nicht zuordnen. Es war wie ein zu leises Echo. Du wusstest, dass etwas gesagt wurde, aber es war akustisch so schwach, dass du es einfach nicht mit Sinn erfassen konntest.
Alles war schwarz. Ich spürte zu fallen und die Kälte um mich herum ließ mich glauben zu erfrieren. So musste es sich anfühlen, wenn man starb. Ich war so eine Dramaqueen, stellte ich fest. Das war einfach nur die Strafe. Die Strafe für meine Gefühle. So fühlte es sich einfach an, wenn man seine gerechte Strafe bekam. Jungkook hasste mich und nahm mir zur Verdeutlichung alles Licht und Wärme. Wäre nicht diese nagende Angst in mir würde ich wohl über mich selbst Lachen. Ich war lächerlich.
Im nächsten Moment erfasste mich ein Wirbel und ich fühlte etwas an mich ziehen. Langsam öffnete ich die Augen und sah in Jungkook sein Gesicht. Tränen waren auf seinen Wangen und in seinen schönen Augen spiegelte sich eine Verzweiflung, dass ich mich fragte, ob ihm auch alles genommen wurde. „Tae?", fragte er vorsichtig nach, aber ich konnte nur in seinen Augen sehen. Warum war dort so ein Schmerz?
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