
Five
5. Dezember 2014
A R I A
Als ich das Schulgebäude nach sieben anstrengenden Stunden wieder verlassen hatte, war bereits eine dünne weiße Schicht über der Wiese. Vereinzelt konnte man kleine Schneeflocken beobachten, wie sie sich ihren Weg vom Himmel zu Erde bahnten.
Einige blieben an Ort und Stelle liegen, andere schmolzen auf der Stelle. Man könnte Schneeflocken mit uns Menschen vergleichen. Einigen Menschen ist es vorherbestimmt, dass sie lange auf der Erde bleiben und ihr Leben in vollen Zügen genießen und anderen ist es vorherbestimmt, dass es bald wieder Zeit war zu gehen. Toby gehörte offensichtlich zu den letzteren.
Eigentlich hatte ich geplant nach der Schule Toby bei der Weide zu besuchen, allerdings machten mir meine Lehrer einen Strich durch die Rechnung. Ein Aufsatz mit 350 Wörtern war in mancher Augen vielleicht nicht sehr viel, aber wenn du nebenbei auch noch für dein Englischexamen pauken musst und Mathe nachlernen musst, ist das kein Zuckerschlecken.
Ich wartete frierend auf den Bus, der heute mal wieder besonders auf sich warten ließ. Außer mir waren nur mehr drei andere, etwas jüngere Schüler an der Haltestelle, da die meisten Jugendlichen heute nach der Schule zu einer der üblichen Perchtenläufe ging.
Direkt vor mir blieb ein schwarzes Auto stehen und das Beifahrerfenster wurde heruntergelassen.
"Na, brauchst du ein Taxi?", fragte mich ein über beide Ohren grinsender Calum aus dem Auto.
"Dich muss der Himmel geschickt haben", stieß ich begeistert aus, da mir eine Minute später vermutlich die Nerven vor Kälte abgestorben wären.
Schnell setzte ich mich zu ihm ins Auto und legte mir den Gurt an.
"Was hältst du von einer Kleinigkeit zu essen? Vielleicht eine warme Suppe als Vorspeise um dich wieder aufzutauen?", fragter er mich und ich nickte begeistert. Essen würde ich zu Hause auch, also war es nicht viel Zeit, die ich von meiner Lernzeit verlor.
Wir kamen kurze Zeit später an einem kleinen Restaurante an und Calum hielt mir die Tür auf. Ich hackte mich bei ihm ein und wir betraten das Gebäude. Eine wohlige Wärme und ein schönes Ambiente herrschte in dem netten Restaurante. Wir wurden von einem sehr freundlichen Kellner zu einem kleinen Tisch neben dem Fenster geführt und er nahm unsere Bestellung auf.
Zu trinken nahmen wir uns erstmal eine heiße Schokolade, wie auch heute nachts und zu essen erstmal eine cremige Tomatensuppe, die ich auch mit Toby immer gegessen hatte. Doch ich musste im hier und jetzt leben und meine Zeit mit Calum genießen, den seine Anwesenheit machte mich seit langem wieder glücklich.
"Und schmeckt's?", fragte er mich lächelnd und pustete an seiner noch heißen Suppe.
Ich nickte und tat es ihm gleich. Ich schaffte es ohne mir die Zunge zu verbrennen die Suppe fertig zu löffeln und war vollkomme satt.
"Willst du noch was?", fragte mich Calum und ich verneinte.
"Ich sehe das allerdings etwas anders, du bist viel zu dünn meiner Meinung nach Aria."
Er hatte recht, nach Tobys Unfall habe ich mehr als zehn Kilo verloren und nie wieder zugenommen. Ich hatte keinen Hunger mehr, musste mich übergeben, wenn ich etwas mit Zwang zu mir genommen hatte. Ich war nicht an Magersucht erkrankt, ich hatte einfach keinen Appetit.
"Möglicherweise hast du recht", murmelte ich und er winkte dem Kellner zu. Dieser kam wie von Calum gebeten sofort zu uns herüber und notierte unsere Bestellung.
"Eine ganze Pizza Calum? Wirklich? Das bekomm ich nie im Leben hinunter."
"Dann nehmen wir sie eben mit."
"Wir?"
"Oh, ehm ich dachte, dass wir den gestrigen Abend vielleicht heute wiederholen könnten, also nur wenn du willst", stotterte er und kratzte sich dabei nervös am Hinterkopf.
"Eigentlich gerne, aber-", wollte ich gerade anfangen, aber Calum unterbrach mich.
"Bevor du dir irgendeine Ausrede einfallen lässt, die mit aber beginnt, sag mir bitte lieber gleich, dass du keine Lust hast", sagte er etwas niedergeschlagen.
"Doch, klar hab ich Lust, aber ich muss echt lernen, wenn ich dieses Schuljahr schaffen will."
"Na wenn das so ist, da kann ich dir gerne helfen, immerhin hab ich meinen Abschluss schon", grinste er.
Naja, warum eigentlich nicht. So würde mir jemand in Mathe helfen und ich könnte Zeit verbringen ohne Trübsal wegen Toby zu blasen. Das wären doch eigentlich zwei Fliegen mit einer Klappe oder?
"Na gut", lächelte ich ihm zu und bereitete ihm damit eine große Freude, da er über beide Ohren strahlte.
- - - - -
Ich muss morgen endlich mal auf nen Weihnachtsmarkt fahren, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Dank meinen Lehrern hab ich nämlich nicht mal Zeit mir Weihnachtsfeelings zu machen ._.
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