Kapitel 26
Tiaras POV
Ich wachte auf. Schmerzen. Schmerzen an meinem ganzen Körper. Ich spürte etwas Feuchtes an meiner Hand und als ich meinen Blick auf die Stelle unterhalb meiner Brust richtete, merkte ich erst die klaffende Wunde. Ich hatte noch nie Blut sehen können und deswegen wurde mir direkt übel. Ich hatte pochende Schmerzen und auch das Atmen fiel mir immer schwerer.
Die kalte Wand an der ich liegend mit meinem Kopf gelehnt hatte, gab mir genug Halt und ich konnte mich ein wenig aufsetzen.
Es tat schrecklich weh und mir entwich ein Keuchen. Das war mein schlimmster Albtraum.
~Der Tag davor~
„Adan, du kannst mich hier nicht für immer festhalten. Ich will zu Milo. Bitte.", flehte ich ihn an.
Doch der schaute mich einfach nur mit einem höhnischen Grinsen im Gesicht an und lachte kurz darauf auf: „Denk nicht dran. Du gehörst mir, ganz allein mir."
Schon seit zwei Wochen war es ein Kampf mit Adan zu leben. Er zwang mich Dinge zu tun, die Milo niemals von mir erwartet hätte. Er hätte nicht mal im Traum daran gedacht. Doch Adan zwang mich und ihm war es egal, wie sehr ich mich dagegen wehrte. Mittlerweile war ich sogar zu schwach mich großartig zu wehren.
Adan wurde gewalttätig, wenn ich nicht direkt das tat, was er wollte. Mein Körper war übersät mit blauen Flecken und ich war mir sicher, dass auch irgendwas geprellt war. Doch er hörte selbst nicht auf, als ich am Boden lag. Selbst da trat er auf mich ein. Er war der Meinung, dass ich zur Vernunft kommen musste. Ich sollte verstehen, dass wir füreinander geschaffen waren.
Aber der Meinung war ich nicht. Und trotzdem konnte ich nichts dagegen tun. Selbst mein Handy hatte er mir abgenommen. Ich wusste, wo es lag. Es lag auf seinem Nachtisch neben seinem Bett. Theoretisch nicht schwer zu erreichen. Allerdings wachte er über mich wie eine Elster über ihren geklauten Schmuck. Ich gehöre ihm, das sagte er jeden Tag klar und deutlich. Ich war machtlos. Bis zu dem heutigen Tag. Adan war clever. Aber nicht clever genug. Denn er hatte die Wohnung mit den Worten „Wag es ja nicht, irgendwas anzustellen." verlassen, nachdem er einen Anruf bekommen hatte. Anscheinend einen wichtigen, denn er schien es eilig zu haben.
Wie immer, wenn Adan mal kurz nicht da war um zum Beispiel etwas einzukaufen, streifte ich durch das Apartment. Ich hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, etwas zu finden, mit dem ich Hilfe rufen konnte.
Ich durfte ihn nämlich nie raus begleiten. Wahrscheinlich hätte Adan dann schon längst die Polizei am Hals, wenn die Leute sehen würden, wie ich aussah.
Ich hatte ein blaues Auge sowie blaue Flecken am Hals, die davon kamen, dass Adan mich gewürgt hatte.
Außerdem war der Bereich um meine Schlüsselbeine ebenfalls blau, nachdem er mich mit den Schultern an das Geländer der Empore gedrückt hatte und damit gedroht hatte mich in den ersten Stock zu werfen.
Von meinem Bauch und meinen Rippen mal ganz zu schweigen, denn auch diese waren mit lila-bläulichen Flecken übersät.
Er hatte mich wirklich übel zugerichtet. Doch das hieß nicht, dass ich nicht kämpfen würde. Oder zumindest nicht aufhören würde es zu versuchen.
Ich durchforstete das Wohnzimmer, die Küchenzeile und schließlich das Ankleidezimmer. Doch ich fand nichts. Nichts was mir hätte helfen können. So wie immer.
Nun blieb nur noch Adans Schlafzimmer übrig. Vorsichtig , auch wenn überhaupt niemand da war, schlich ich mich in sein Zimmer. Denn man konnte ja nie wissen.
Ich schaute mich im Zimmer um und war enttäuscht. Auch hier war rein gar nichts zu finden.
Ich durchforstete jeden Zentimeter. Gerade als ich die Hoffnung aufgeben wollte, sah ich, dass die beiden Matratzen des Doppelbettes in Adans Zimmer nicht akkurat nebeneinander lagen. Es wunderte mich, denn Adan legte immer großen Wert darauf, dass alles seinen Platz hatte.
Ich versuchte mit aller Kraft die Matratze gerade zu rücken, doch von irgendwas wurde es blockiert. Ich steckte meine Hand in den schmalen Spalt zwischen den Matratzen und schrie beinahe auf vor Glück, als ich etwas kaltes, hartes mit meinen Fingern ertastete.
Ohne zu zögern griff ich es und merkte schon ohne, dass ich sehen konnte was es war, worum es sich bei dem Gegenstand handelte.
Mein Handy. Ich hielt mein Handy in der Hand. Mit voller Hoffnung versuchte ich es anzuschalten und stellte kurz darauf freudig fest, dass es anging.
Ohne zu zögern wählte ich Milos Nummer. Doch er nahm nicht ab. Enttäuscht, aber noch mit Hoffnung, wählte ich erneut seine Nummer. Und wieder. Und wieder. Doch auch nach fünf Anrufen hatte er nicht abgenommen.
Erschrocken fuhr ich hoch, als ich von unten das Rasseln eines Schlüsselbundes hörte, der auf die Arbeitsplatte in der Küche geworfen wurde. Fuck, fuck, fuck.
Ich hörte, wie Adan mit schnellen Schritten die Treppe hochhastete und steckte das Handy gerade noch rechtzeitig zwischen die Matratzen. Wie angewurzelt stand ich nun neben Adans Bett und hoffte, dass er mir meine Lüge abnehmen würde.
„Prinzessin?", hörte ich ihn aus dem Flur rufen.
„Hier.", antwortete ich mit zitternder Stimme. Ich durfte mir bloß nichts anmerken lassen.
„Was tust du hier?" Wutentbrannt kam Adan in das Zimmer geschossen.
Ich versuchte meine Nervösität zu überspielen. Jetzt bloß nicht stottern.
„Ich habe dein Bett gemacht, mein Herr." Sofort wechselte Adans Gesicht wieder zurück in ein wohliges Lächeln und kam langsam auf mich zu.
Im inneren atmete ich erleichtert auf, denn anscheinend schien er es mir wirklich zu glauben.
„Braves Mädchen, ", er strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn, „du scheinst allmählich zu verstehen, nicht wahr?"
Ich nickte und er schaute mich zufrieden an.
„Gut so. Und jetzt verwöhn mich, Baby."
Mit einem Ruck stieß er mich zur Seite und schmiss sich aufs Bett. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und ich wusste genau, was ich tun musste. Leider.
Nachdem Adan in meinem Mund gekommen war, war er direkt eingeschlafen. Ich wollte mich danach direkt aus dem Bett bewegen, allerdings griff er plötzlich nach meiner Hand und zog mich ruckartig zurück.
„Wohin? Du bleibst hier.", sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Also ließ ich es über mich ergehen und ließ mich wieder zurück in das Kissen sinken. Na toll.
Die ganze Nacht lag ich schlaflos neben Adan. Er war mir so ekelhaft nah. Doch jedes Mal, wenn ich mich leise aus dem Bett begeben wollte, griff er fest nach meinem Arm.
Irgendwann musste ich dann doch eingenickt sein, denn ich wurde von einer kalten Hand zwischen meinen Beinen geweckt. Adan hatte sich Zugang zu meinem Höschen verschafft und fasste mich nun zwischen meinen Beinen an. Ich würde einfach so tun, als würde ich schlafen. Dann hörte er wahrscheinlich schneller auf, als wenn ich jetzt die Augen aufmachte und mich wehrte.
Und tatsächlich. Ungefähr nach 5 Minuten zog er seine Hand zurück und seufzte auf. Zum Glück.
Im Augenwinkel konnte ich erkennen, dass er aufstand und aus dem Zimmer ging. Er würde mich sowieso gleich wecken, also stand ich ebenfalls auf.
Humpelnd und mit herunterhängenden Schultern ging ich ins untere Stockwerk, wo sich Adan in der Küche schon einen Kaffee machte.
Anstatt einem "Guten Morgen" bekam ich nur ein abwertendes "Stell dich nicht so dran, so wehtun kann es nicht" gegen den Kopf geworfen.
Schweigend setzte ich mich an den Küchentisch und knibbelte an meinen Fingern herum.
„Ich muss gleich nochmal weg. Ich werde mich bemühen, nicht allzu lange wegzubleiben. Okay, Prinzessin?", unterbrach Adan die Stille.
Stumm nickte ich.
Adan trank den letzten Schluck Kaffee und kam dann schließlich auf mich zu. Mit meinen Augen fixierte ich einen Krümel auf dem Tisch um ihn nicht ansehen zu müssen.
Doch statt irgendwas zu sagen, fuhr er mit einer Hand an meinen Hinterkopf und riss meinen Kopf schließlich an den Haaren ein Stück zurück, sodass ich gezwungen war, ihn anzuschauen.
„Mach keinen Scheiß, sonst bist du tot.", zischte Adan nur und drückte mir dann einen ekelhaften Kuss auf den Mund.
Als wenige Minuten später die Tür ins Schloss gefallen war, sprintete ich so schnell wie es mir mit meinen Verletzungen möglich war, in Adans Zimmer und kramte zwischen den Matratzen nach dem Handy.
Und tatsächlich hatte ich es einige Sekunden später in der Hand.
Schnell wählte ich Milos Nummer und konnte es kaum glauben, als er wirklich abnahm.
„Tiara? Oh mein Gott, Tia, bist du's?", erklang Milos Stimme an meinen Ohr. Er war es wirklich.
„Milo?", kreischte ich vor Freude auf.
„Baby, ich habe dich so vermisst. Deine Stimme-"
Seine Worte erwärmten mein Herz und ich wünschte, ich könnte ihn für immer hören. Doch ich hatte nicht viel Zeit, denn Adan würde sicher bald zurück kommen.
„Milo, ich kann jetzt nicht viel reden." Ich machte eine kurze Pause, denn ich hörte Geräusche aus dem Stockwerk unter mir. „Ich wollte dir nur sagen, wie viel du mir bedeutest. Vergiss das niemals, schwöre es mir. Niemals."
„Was ist los? Rede mit mir. Bitte." Er flehte mich regelrecht an und es brach mir das Herz, dass ich ihm keine Erklärung abliefern konnte, denn anscheinend war Adan wieder zurückgekehrt. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und Angst überkam mich. Wenn er mich erwischen würde, dann würde ich wahrscheinlich dafür büßen.
Ich hörte, wie er hastig im unteren Stockwerk umherging.
„Ich kann nicht. Danke für alles. Du bist meine richtige Person, doch es ist einfach der falsche Zeitpunkt. Du hast mich dazu gebracht, leben zu wollen und nicht nur bloß zu existieren. Ich war so, so dumm. Aber am Ende bereuen wir immer die Chancen die wir nicht genutzt haben. Ich war einfach dumm. Du verdienst etwas besseres. Bleib so wie du bist." Meine Stimme zitterte, doch ich konnte nichts dagegen tun. Ich hatte solche Angst.
„Baby? Baby, was stellst du an?", hörte ich Adan nun rufen. „Oh oh, das gibt Ärger, Prinzesschen.", fuhr er fort. Seine Stimme klang bedrohlich.
„Tia, du.." Doch ich konnte ihn nicht ausreden lassen, denn Adan stürmte genau in dem Moment ins Zimmer. Ich legte auf und schmiss das Handy so weit weg wie möglich.
Adan blickte vom Handy zu mir und wieder zurück zum Handy.
In seiner Hand hielt er eine Eisenstange. Und ich wusste, das würde mein Ende bedeuten.
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