Kapitel 14
Gut gesättigt setzte Rina ihren Weg durch das Schloss fort.
Sie sollte Deamon selbst fragen, aber konnte sie das? Wenn sie ehrlich mich sich war, dann traute sie sich nicht einmal in seine Nähe und sie wollte auch gar nicht. So wichtig war es ihr dann doch nicht.
Trotzdem dachte sie die ganze Zeit darüber nach. Es musste immerhin einen Grund geben, warum er sie so gut behandelte. Sie war seine Gefangene und wenn sie wirklich ein Blutopfer war, dann auch sein Besitz. Es gab also keinen Grund, warum er überhaupt darauf achten sollte, wie es ihm ging. Wenn er ihr Blut trinken wollte, dann konnte er das. Niemand hier würde ihn aufhalten und sie konnte es nicht.
Rina ballte die Hand zur Faust. Es war frustrierend, so hilflos zu sein.
Alles, was sie tun konnte, war sich das Schloss anzusehen, um eine Karte in ihrem Kopf zu zeichnen. Nur so würde sie sich bei einer Flucht nicht verlaufen. Wenn Kiran kam, um wie zu retten hatte sie danach auch Informationen.
Rina blieb stehen und blickte aus einem Fenster, um einzuschätzen, wo sie sich befand. Allerdings sah sie wieder auf einen kleinen Innenhof, von dem es hier viele zu geben schien.
Dieses Mal war er jedoch nicht leer.
Nach Luft schnappen trat Rina näher an das Fenster und versuchte zu erkennen, wer dort mit Schwertern aufeinander losgingen.
Erst, als sie eine kurze Pause einlegten und sich nicht mehr bewegten, erkannte Rina sowohl Deamon als auch den Jungen, der sie hergebracht hatte.
Ihr Atem stockte, als beide sich wieder in Bewegung setzten. Sie waren so unglaublich schnell ...
War das normal für Vampire?
Waren sie deshalb so gefährlich?
Rina schluckte und legte eine Hand an die Fensterscheibe, weil sie so gebannt von den Bewegungen war. Sie wollte sie näher sehen, doch das Glas war im Weg.
Erneut hielten sie inne und plötzlich wandte Deamon seinen Blick zu ihr.
Seine mintgrünen Augen bohrten sich förmlich in ihre und für einen Moment hatte Rina das Gefühl, die Zeit würde sich verlangsamen.
Es überraschte sie, dass er so betrachtet, gar nicht mehr so gefährlich aussah. Im Gegenteil. Sein Gesicht schien aus Stein gemeißelt und das schwarze Haar umrahmte es in einer spielerischen Weisen.
Als Rina klar wurde, dass sie sich anstarrten, wandte sie sich sofort ab und lief schnellen Schrittes weiter. Sie hatte versucht ihm aus dem Weg zu gehen, damit sie seine Aufmerksamkeit nicht auf sich zog. Er sollte am besten vergessen, dass sie existierte. Jetzt hatte sie ihre Mühen kaputt gemacht und ihn vermutlich sogar auf sich aufmerksam.
Rina war so bestürzt über ihre eigene Aktion, dass sie gedanklich noch immer am Fenster war und daher gar nicht richtig aufpasste, wo sie überhaupt hinlief.
Sie lief einfach, wohin ihre Beine sie trugen, doch irgendwann realisierte sie, dass sie sich völlig verlaufen hatte. Die Gänge sahen für sie alle gleich aus und wie wusste nicht mehr, wo sie war.
So viel zum Thema ihre Umgebung im Auge behalten!
Rina ärgerte sich noch mehr über sich selbst und stieß ein frustriertes Seufzen aus, während sie gegen die Tränen kämpfte.
»Alles in Ordnung?«, erklang eine fragende Stimme, was Rina herumwirbeln ließ. Da stand die Frau aus dem Bad. Ihr Gesicht war detaillierter, als Rina es im Kopf hatte. Sie erkannte sogar hellere Strähnen in den braunen Haaren, obwohl sie noch immer größtenteils durchsichtig wirkte.
»Ich ... hab mich verlaufen«, bemerkte sie leise, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. Es zu leugnen wäre dumm. Vor allem, weil sie immer noch davon ausging, dass diese Erscheinung ihr Unterbewusstsein war. Rina war neugierig, warum sie dieses Mal hier war.
»Oh. Wo willst du denn hin?«, fragte Angelica und blickte Rina fragend an.
Diese zögerte einen Moment. Das war eine gute Frage. Könnte Angelica ihr den Weg nach draußen und runter von der Insel zeigen? Vermutlich nicht und zurück in ihr Zimmer wollte sie eigentlich auch nicht. »Ich weiß nicht. Irgendwo, wo es ruhig ist und ich mich etwas ausruhen kann, aber nicht gestört werden«, sagte sie, da die Flure nicht gerade ein guter Ort dafür waren.
Angelica wirkte, als würde sie nachdenken. »Dann folg mich«, sagte sie und schwebte voran.
Rina hatte kaum eine andere Wahl und setzte sich in Bewegung.
Sie achtete zwar darauf, wo sie hingeführt wurde, doch so richtig einordnen konnte sie es nicht. Vor allem, als Angelica durch eine Tür schwebte, vor der Rina stehenblieb.
Unsicher hob sie die Hand, um sie zu öffnen. Sie war nicht versperrt und so trat Rina in einen Flur, der ziemlich verstaubt war.
Überrascht sah sie sich um. Die Bilder an der Wand waren zugehangen und der Teppich am Boden fühlte sich an, als wäre er lange nicht mehr ausgeklopft wurden.
Wo war sie hier?
Angelica führte sie weiter und weil Rina Angst hatte, abgehängt zu werden, folgte sie ihr sehr schnell.
Dabei bemerkte sie die ganzen Türen, die alle wunderschön verziert waren. Allerdings waren die Muster auf den Türen schon ausgeblasst.
War das vielleicht ein Teil des Schlosses, der nicht mehr genutzt wurde? Anders konnte sich Rina nicht erklären, warum der Bereich so vernachlässigt wurde.
Allerdings führte Angelica sie so schnell, dass sie kaum Zeit hatte, sich umzusehen. Dabei wollte Rina einen Blick unter die Bilder werfen, um zu sehen, was darunter verborgen war.
Ob sie allein wieder hierherfinden würde?
»Komm«, drängte Angelica sie, als würde sie ihr etwas zeigen wollen und so schloss Rina schnell auf.
Irgendwann kamen sie zu einer Reihe von Fenstern, die zu einem Innenhof führten. In der Nähe war auch eine Tür, an der Angelica wartete.
»Was ist das hier?«, fragte Rina überrascht, bevor sie die Klinke der Tür langsam nach unten drückte.
Es gab ein quietschendes, knackendes Geräusch, sodass Rina kurz Angst hatte, dass die Tür kaputt ging. Sie war scheinbar lange nicht mehr genutzt worden, doch sie öffnete sich trotzdem.
Rina trat in einen Garten ein, der definitiv schon einmal bessere Tage gesehen hatte.
Alles war verwildert und teilweise waren die Pflanzen von der Sonne komplett verbrannt und vertrocknet. In anderen Bereichen des Gartens hatte sich die Natur so ausgedehnt, dass sie kaum einen Schritt laufen konnte.
Angelica schwebte vor, beantwortete ihre Frage jedoch nicht.
Rina war das recht. Hier konnte sie sich ausruhen und erst einmal ihre Gedanken sammeln. Dieser Garten wirkte nicht, als würde jemand hierherkommen.
Rina sah sich um und entdeckte eine Steinbank, auf die sie zuging. Sie war auf der einen Seite zugewachsen, doch die andere war lediglich von Laub bedeckt, sodass sie dieses zur Seite schob und sich niederließ.
Die Sonne stand hoch am Himmel und schien ihr auf das Gesicht. Wärme breitete sich in ihr aus und Rina schloss für einen Moment die Augen, um einfach nur zu genießen.
Rina konnte nicht sagen, wie lange sie hier gesessen hatte. Angelica war recht schnell wieder verschwunden und Rina spürte erneut Hunger und Erschöpfung. Dabei war sie gar nicht so viel gelaufen. Vermutlich hatte sie sich schon an das leckere Essen gwöhnt und wollte mehr. Sie war einfach zu egoistisch und habgierig. Vermutlich sollte sie sich etwas zügeln, aber sie war hier nicht zuhause. Es gab niemanden, dem sie etwas wegnahm, wenn sie mehr aß.
Ein Geräusch durchbrach ihre Gedanken, als die Tür quietschte.
Sie sah auf und erstarrte.
Mintgrüne Augen starrten sie an, während das schwarze Haar im leichten Wind tanzte. »Was machst du hier?«, erklang Deamons Stimme, die Rina erschaudern ließ. Wie hatte er sie hier gefunden? Dabei war es doch er, dem sie aus dem Weg gehen wollte!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro