𝟸𝟶. 𝙳𝚎𝚣𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛
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Noël blieb einen Moment vor der folgenden Tür stehen. Der Klang leiser Gitarrensaiten schwang in der Luft, die Noten bogen und streckten sich und nahmen langsam eine Form an.
Er lauschte, wie die Saiten von hoch nach tief angeschlagen wurden, doch musste verwundert feststellen, dass die Saiten nicht die Standartstimmung aufwiesen, sondern eine leicht veränderte.
„Open Tuning!" Mina grinste erfreut und musterte Joy dabei, wie ihre Finger einen nervösen Rhythmus auf das Holz schlugen.
Die Braunhaarige lächelte zurückhaltend. „Ich dachte, es sei einen Versuch wert. Ich habe mir letzte Woche erst ein Strumming Pattern ausgedacht, aber hatte keine Verwendung dafür... Soll ich es mal versuchen?"
„Voll gerne!"
Und so begann sie zu singen.
Ihre weiche, warme Stimme glitzerte in der weihnachtlichen Luft, sobald sie anfing die Seiten ihrer Gitarre zu bespielen. Ein sanftes Lächeln zierte ihre vollen Lippen, die braunen Locken umspielten ihr rundes Gesicht, während ein bezaubernder Klang die Wohnung ausfüllte.
„sparkling stars in your hair
tangled in curls to be fair"
Mina hatte sich die Lyrics überlegt, als sie in einem Bandkonzert als Sängerin und Querflötistin mal wieder nichts zu tun hatte und somit alle Konzentration auf die braunhaarige Gitarristin lenken konnte.
Ihre sternförmigen Haarklammern hatten sich in ihrem vollen Haar verfangen und sie hatte gestresst versucht sie zu entknoten, während sie noch Spielpause hatte. Als es ihr endlich gelang, musste sie bereits nach ihrem Instrument greifen und ihre ersten Töne anschlagen, was ihr wohl gut gelang, denn ein erleichtertes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
„rays of sunlight reflecting your smile"
Es war nicht das erste Mal gewesen, dass Mina ihr einen verstohlen Blick zugeworfen hatte, doch es war das erste Mal gewesen, dass Joy diesen erwidert und noch einen Ticken breiter gelächelt hatte.
Die Blondhaarige hatte sich damals glücklich geschätzt bereits vor Aufregung ganz warme Wangen zu haben, somit war die rötliche Tönung weitaus weniger zu bemerken.
„oh how I wish that you could be mine"
Es war irreal, Joy die Lyrics singen zu hören, die Mina für sie geschrieben hatte und es war mindestens ebenso unglaublich auf welche raffinierte Art und Weise die Braunhaarige Inhalt mit Ton verband.
Die zwei hatten sich in einer Band einer Organisation getroffen, welche Jugendlichen eine bessere Möglichkeit zur Integration, Selbstentwicklung und Freundschaft geben sollte.
Anfangs fiel es Mina schwer die deutsche Sprache zu erlernen, doch trotz des Wohnortwechsels hatte sie schließlich all ihre Energie und Zuversicht gebündelt und hatte sich in das Programm eingeschrieben. Songs wurden in der Band so oder so meist auf Englisch gesungen und die Zustimmung, die sie dort fand, löste so viel Wärme und Vertrauen aus, wie sie es lange nicht gespürt hatte.
Joy war bereits von klein auf Teil des Bandprogramms und die Menschen dort hatten sie eher weniger interessiert, viel mehr war es die Musik und der Austausch darüber. Doch als die neunzehnjährige Mina zum ersten Mal hatte reden hören, war ihr Interesse geweckt worden, denn die Sprechweise von Mina hatte sie so sehr an die wundersamen Orte erinnert, die ihre Eltern so oft mit ihr besucht hatten.
Es blieb eine lange Zeit bei verstohlen Blicken, einseitigem Lächeln und wenigen Worten, doch da das Weihnachtskonzert immer näher rückte und noch immer Stücke fehlten, hatte die Bandleiterin nachgefragt ob sich jemand vorstellen könnte, auch eigene Songs zu spielen. Und als sich lediglich Joy und Mina gemeldet hatten, war klar, dass sie endlich einen Vorwand hatten, um sich besser kennenzulernen.
Als Joy die letzten Saiten anzupfte, musste Mina sich zurückhalten, um sie nicht doch an Ort und Stelle zu umarmen und ihr tausendfach zu danken. Sie hatte ihr solch einen bezaubernden Moment geschenkt und hatte dem Text eine ganz neue Lebendigkeit und Wärme zugeschrieben.
Auch Joy wirkte zufrieden und machte sich gleich daran, Akkorde für die nächste Strophe zu finden und nur noch einige gezupfte Verzierungen anzuhängen.
Mina wollte die Braunhaarige nicht unterbrechen, doch rappelte sich doch auf um sie etwas zu fragen.
„Joy? Das klang wirklich ... unglaublich. Du bist unglaublich! Es ist besser als alles, was ich je ausprobiert habe, wirklich. Soll ich uns einen Kakao machen, während du weiterarbeitest?"
Die Temperatur in Joys Wangen erhöhte sich und machte der Wärme eines Kakaos nun ziemliche Konkurrenz, doch sie nickte nur schüchtern und schenkte der Blondhaarigen ein leises Danke.
Während Mina in der Küche herum hantierte, versuchte die Joy sich auf ihre Finger zu konzentrieren und all ihr theoretisches Wissen über Akkordfolgen und Kadenzen hervorzurufen, doch diese Worte gingen ihr nicht aus dem Kopf. »Du bist unglaublich«? Sie hatte doch lediglich ein wenig vor sich her gezupft und singen konnte Mina mindestens genauso gut.
Als die Blondhaarige wieder das Zimmer mit zwei Tassen dampfendem Kakao und einer kleinen Schale gebrannter Mandeln betrat, hatte Joy noch immer keine zufriedenstellenden Akkorde gefunden.
Mina sah ihr die Frustration an, sie selbst hatte sich in dem einen Jahr Gitarrenunterricht, welches sie in Polen absolviert hatte, oft genauso gefühlt.
„Hey, lass uns eine kleine Pause machen. Wir haben heute Refrain und Bridge hingekriegt, das ist doch schon mal ganz gut."
Joy wollte widersprechen, doch ihr wurde bereits eine der gebrannten Mandeln in den Mund gesteckt. Mina verspürte einen Anflug an Panik. „Sorry, ich hoffe, du magst Mandeln? Oh Gott, ich habe gar nicht nachgefragt, tut mir Leid-"
Joy unterbrach sie mit einem Grinsen. "Alles gut, ich war nur ein kleines bisschen empört, dass du unsere Produktivität gestört hast."
Die Zwei grinsten sich für einen Moment an und Erleichterung, kombiniert mit einer ganz anderen, warmen Art von Anspannung machte sich in Mina breit.
Sie wollte sich gerade neben Joy auf das alte Sofa hinsetzen, da fiel ihr etwas auf, das schräg über der Braunhaarigen angebracht war: eine sternförmige Lichterkette. Sie wusste, dass Joy Sterne mochte, das war unschwer an ihren Ohrringen, Haarklammern und an dem Aufdruck auf ihrem T-Shirt zu erkennen.
Und an ihrem Lächeln, als Mina bei der letzten Probe sternförmige Plätzchen verteilt hatte vielleicht.
Vorsichtig beugte sie sich über Joy und erweckte einen sanften Ton an gelbem Licht. Sie hielt einen Moment gebannt inne, als das Licht sich in Joys Augen reflektierte, ebenso wie das Glitzer, welches die Braunhaarige auf ihrer dunklen Haut verteilt hatte. Joy wandte ihr Gesicht perplex um und erblickte die Sterne.
So wie Mina erwartet hatte, zogen sich ihre Mundwinkel in die Höhe und sie erlaubte sich, einen Moment lang ihr Lächeln zu bewundern.
Wohl einen Moment zu lange, denn Joy hatte sich bereits energisch zurückgedreht, um von der Lichterkette zu schwärmen, landete jedoch mit ihre Nase direkt an Minas Brustkorb. Sie weichte perplex zurück und wanderte mit ihrem Blick langsam von ihrem Brustkorb, über ihren Hals bis hoch zu ihren Augen.
Einem Moment lang sahen sich die zwei an. Mina schluckte.
„Sieht schön aus", murmelte Joy und wurde rot, als sie die Zweideutigkeit ihrer Aussage bemerkte. "Nicht du! Ich meine, die Lichterkette!"
Mina senkte ihren Blick und löste sich aus ihrer Position. Sie kratzte sich im Nacken und setze sich etwas planlos neben Joy auf das Sofa.
„Doch, du eigentlich auch", fügte Joy dann leise hinzu und sah dann runter zu den gebrannten Mandeln.
Mina spürte, wie ihr Herz sich dreifach überschlug vor Freude. „Danke", murmelte sie und drückte Joy zügig den Kakao in ihre nun freien Hände, den Mina zuvor auf dem Boden abgestellt hatte.
Die zwei nahmen synchron einen Schluck und mussten leicht kichern. „Ich liebe den Kakao.", gab Joy zu. „Du hast den echt lecker zubereitet."
Mina grinste glücklich. „Und ich liebe dich"
Sie zwinkerte Joy verspielt zu, während Joys Augen die Größe eines Golfballs annahmen, sie sich dann die Hände vor den Mund schlug und theatralisch einatmete.
„Ich dich auch, Liebling", scherzte sie und lies ihre Hände an ihr Wangen gleiten, um sie unauffällig zu kühlen. Leicht überfordert nahmen die beiden einen weiteren Schluck des Kakaos und Mina lehnt sich etwas entspannter an das Sofa an.
„Warum spielst du eigentlich Gitarre, Joy?" Die Sternenliebhaberin musste einen Moment lang überlegen.
„Ich weiß nicht, irgendwie war es schon immer so. Meine Mutter hatte darauf bestanden, dass ich irgendein Instrument lernte, mein Vater war ein riesiger Fan von akustischer Musik und somit hatten die zwei mich zum Probeunterricht geschickt. Mir hat es einfach gut gefallen, weil ich ziemlich schnell meine Lieblingssongs spielen konnte, wenn auch vereinfacht."
Joy sah Mina mit einem sentimentalen Lächeln an. Ganz so genau wusste sie nicht, weshalb es ihr so einfach fiel mit der Blondhaarigen über ihre Empfindungen zu reden, doch sie fühlte sich bereits so unglaublich wohl in ihrer Gegenwart.
Deshalb fügte sie etwas zögerlich hinzu: „Die zwei haben sich getrennt, aber irgendwie hat die Gitarrenmusik mir nicht nur einen Ort gegeben um Emotionen zu verarbeiten, sondern mich auch an all die gemeinsame Zeit und an ihre gemeinsame Begeisterung erinnert. Hast du als Kind auch immer so grausame Konzerte veranstaltet? Meine Eltern haben sie geliebt."
Mina grinste, nahm einen Schluck Kakao und nickte dann. „Oh ja, das kannst du mir glauben. Meine Väter waren meistens nicht so begeistert, weil ich diese Konzerte wohl in den unpassendsten Momenten halten wollte, aber Spaß hat es mir trotzdem gemacht."
Dann neigte sie ihren Kopf und musterte Joy nachdenklich. „Ich wette übrigens, deine Konzerte waren gar nicht so übel. Du hast eine wunderschöne Stimme."
Die Braunhaarige bedankte sich zurückhaltend und wandte sich dann Mina zu. „Wenn wir schon bei Fragen über Musik sind... Ich habe schon so oft versucht Songlyrics zu schreiben, aber irgendwie klingt das alles so kitschig und nicht besonders eloquent." Sie seufzte. „Wie machst du das eigentlich? Und worüber schreibst du so?"
„Hm", die Mina wusste nicht so Recht, wie sie Joys Frage beantworten konnte ohne ihr eine Liebeserklärung um die Ohren zu hauen, doch dazu war es noch zu früh. „Das Wichtigste ist, glaube ich, einfach immer weiter zu schreiben. Wenn dich irgendwas inspiriert im echten Leben, schreib es auf. Manchmal beobachte ich bestimmte Personen und denke mir Geschichten zu ihnen aus. Manchmal schreibe ich alles, was mir in den Sinn kommt, auf ein Blatt Papier und suche dann die Passagen heraus, die mir am besten gefallen. Und um ehrlich zu sein, manchmal schreibe ich über Personen, für die ich Gefühle habe, weil mir da einfach am meisten einfällt."
Joy nickte aufmerksam. „Das klingt ja alles ziemlich gut! Ich muss sich selbst wohl auch mal dran setzen." Sie beugte sich vor, um sich noch eine gebrannte Mandel zu besorgen, da stieß sie mit dem Ellenbogen auf einmal Minas Kakao um, welchen diese lose auf ihrer Handfläche balanciert hatte. Das heiße Getränk ergoss sich über ihre Beine und Mina dankte der Jahreszeit und ihrer kaputten Heizung vielfach dafür, dass sie nun drei Schichten an Kleidung vor potenziellen Verbrennung schützten, doch Joy wusste ja nichts von all den übereinandergeschichteten Hosen.
Panisch zog sie eine Packung Taschentücher aus ihrer Hosentasche und fing an den Kakao auf Minas Oberschenkeln abzutupfen, bis hinüber zu ihrer Hüfte, etwas weiter herunter-
Mina atmete angespannt aus, nicht wie Joy vermutete aufgrund der Verbrennungen, sondern wegen der plötzlichen Nähe, diesen plötzlichen Berührungen. Sie umfasste Joys Handgelenk sanft, mit der Absicht sie davon abzuhalten noch weiter an ihrem Hüftbereich herumzutupfen, doch zog ein wenig zu fest, sodass die Braunhaarige unelegant auf ihrem Schoß landete.
Perplex stotterte Mina eine Entschuldigung, denn Joys graue Hose hatte nun ganz bestimmt so einige unangenehme Flecken an so einigen unvorteilhaften Orten. Doch die Braunhaarige schien diese Problematik gar nicht mitzubekommen, viel zu nahe war Minas Gesicht nun an ihrem eigenen.
Einerseits wollte Joy ganz bestimmt nicht auf Minas potenziellen Verbrennung draufsitzen oder diese auch nur im geringsten verschlimmern, andererseits sah Minas Gesicht gar nicht so schmerzverzerrt aus, wie es doch eigentlich seien sollte und jetzt hatten sich ihre Augen getroffen und schließlich hatte auch Joys Wärme Nasenspitze die kalte Nase von Mina leicht gestreift.
Die Braunhaarige gab sich einen Ruck und wandte sich ab, dann stand sie hektisch auf. „Ist alles okay bei dir? Ich wollte dir nicht weh tun, tut mir leid."
Mina brauchte einen Moment um sich davon zu erholen, was soeben passiert war, dann nickte sie. „Alles gut, ich hatte dicke Kleidung an. Sollen wir uns umziehen? Ich kann dir auch etwas geben."
Die Zwei begaben sich in Minas Schlafzimmer und die Blondhaarige begann zügig damit sich die dreckige Hose von den Beinen zu zerren. Joy hielt sich geschockt die Hände vor die Augen, doch als Mina anfing zu lachen, spähte sie kurz durch die Lücken zwischen ihren Fingern und stellte erleichtert fest, dass die Blondhaarige eine weitere Hose unter der anderen drunter hatte. Sie wühlte einige Momente in dem vollgestopften Kleiderschrank, dann zog sie zwei schwarze Stoffhosen heraus und überreichte eine davon an Joy.
Während Mina sich die Hose schnell drüber zog und anschließen zurück ins Wohnzimmer kehrte, um die Kakaotassen zurück in die Küche zu befördern, tauschte Joy die Hosen schnell aus. Die neue Hose war weich und kuschelig und ihr war weitaus wärmer als zuvor, vielleicht auch wegen diesen ganzen verwirrenden Gefühlen, die sich dazu mischten.
Mina hatte sich in der Zwischenzeit bereits aufs Sofa gesetzt und all ihren Mut zusammengenommen, um das Mädchen im Vorbeigehen erneut sanft am Handgelenk zu berühren und dieses Mal weitaus eleganter auf ihren Schoß zu ziehen. Ihr stockte der Atem, als sie Joys warme Beine auf ihren spürte und die Luft ihres ebenfalls stockenden Atems ihre Lippen leicht streifte.
Dann flüsterte sie kaum hörbar: „Wollen wir nicht da weitermachen, wo wir aufgehört haben?"
Noël hielt sich geschockt die Ohren zu und begann vor sich her zu summen, um nicht noch mehr dieses intimen Momentes mitzubekommen. Mittlerweile hatte er das Gefühl auf so ziemlich alles gefasst zu sein, doch trotzdem fragte er sich, was ihn wohl hinter der nächsten Tür erwarten würde.
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𝚂𝚝𝚎𝚛𝚗𝚎𝚗𝚕𝚒𝚌𝚑𝚝𝚎𝚛 𝚟𝚘𝚗 skrrraa
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𝙽𝚘𝚌𝚑 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚘̈𝚗𝚎 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚣𝚎𝚒𝚝
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