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❄︎ 𝟸𝟹 ❄︎

𝟸𝟹. 𝙳𝚎𝚣𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛
❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎

Langsam ging Noël -immer noch etwas beleidigt- weiter durch das Treppenhaus und blieb stehen. Die letzte Tür vor der Wohnung, die er sich angucken würde. Wohnung 23.
An der dunklen Holztür hing ein riesiges selbstgemaltes Plakat.

„WELCOME BACK, DADDY!
WE LOVE YOU.
WE MISSED YOU SO MUCH!"

Es war an den Ecken schon abgenutzt, eine Seite eingerissen, als würde es schon länger dort hängen.
Er stutzte. Was hatte das zu bedeuten?
Vorsichtig legte er das Ohr an die Tür und lauschte. Von drinnen waren Geräusche zu hören. Ein Klirren, gefolgt von einem Aufschrei. Ein Stöhnen. Ein Jammern. Ein Schluchzen.
Ein innerer Impuls zwang ihn dazu, leise an die Tür zu klopfen, doch niemand reagierte.

Stattdessen hörte er weiterhin leises Weinen und Wehklagen.
Noël klopfte lauter.
Endlich war da Fußgetrappel, das sich näherte, und dann wurde ihm geöffnet. Ein kleines Mädchen mit braunen Locken stand vor ihm und sah ihn erwartungsvoll an. Ein, zwei Sekunden, dann kniff es die Augen zusammen. "Du bist nicht mein Daddy."
„Nein, ich bin Noël", sagte er und grinste. Er nickte ins Innere der Wohnung. „Ist alles in Ordnung bei euch?"

„Meine Mama weint", erklärte das Mädchen. „Ich hab das ganze Mehl verschüttet."
„Lina, wer ist da?" Ein anderes Mädchen tauchte im Wohnungsflur auf. In den Ohren hatte sie Kopfhörer, von denen sie einen jetzt herausnahm. „Du sollst Fremden nicht die Tür öffnen."
„Das ist Noël."

„Hallo", sagte er. „Kann ich helfen?"
Das ältere Mädchen zuckte unbeeindruckt die Schultern. „Meine Mom ist kurz vor'm Durchdrehen. Sie putzt die Küche und heult. Keine Ahnung, ob sie Hilfe braucht, aber meine Erfahrung sagt, lieber in Ruhe lassen, dann kommt sie irgendwann wieder klar."
„Toll."
„Macht sie in letzter Zeit häufiger."

„Daddy?" Jetzt kam ein ungefähr 6 Jahre alter Junge in den Flur gestürmt und schlitterte auf Noël zu. Als er erkannte, dass der Student nicht sein Vater war, hielt er abrupt inne. „Nicht Daddy", nuschelte er enttäuscht und drehte wieder um. Mit gesenktem Kopf entfernte er sich wieder.

Auch die anderen beiden Mädchen ließen ihn stehen. Noël nahm das als Aufforderung, in die Wohnung zu treten und sich umzusehen. Noch immer waren leise Geräusche aus der Küche zu hören.
Eine Frau mit einem unordentlichen Knoten auf dem Kopf kniete auf den Fliesen und wischte sich gerade die Tränen aus den Augen. Dabei blieb ihr etwas von dem Mehl, das sie vom Boden gefegt hatte, im Gesicht hängen. Schwerfällig erhob sie sich und atmete tief durch, ehe sie den Mülleimer öffnete und den Inhalt des Kehrblechs hineinschüttete.
„Es gibt solche Tage...", murmelte sie leise vor sich hin.

Anscheinend hatte sie ihn noch nicht entdeckt, sodass Noël sich jetzt räusperte. Sofort flog ihr Blick zu ihm, und er erklärte: „Ich bin Noël. Ich wollte mir die Wohnung nebenan anschauen. Als ich an Ihrer Wohnungstür vorbeigekommen bin, hörte ich Geräusche und dachte, ich könnte irgendwie helfen."

„Hier kann niemand mehr helfen", sagte die Frau verbittert. „Er wird nicht wieder zurückkommen. Er hat uns allein gelassen." Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, verzog sie wie unter heftigen Schmerzen das Gesicht und begann erneut zu schluchzen. „Für immer allein gelassen... Er hat uns einfach allein gelassen."

Wie lange er hilflos danebengestanden und beobachtet hatte, wie die Mutter sich schluchzend auf die Wohnzimmercouch gesetzt hatte und ihre drei Kinder in ihren Zimmern verschwunden waren, wusste er nicht, aber irgendwann passierte etwas seltsames. Noël wurde zu einem stillen Beobachter in einem mit Wundern versehenen Weihnachtsfilm...

...

„Ich kämpf' mich zu dir durch, mein Schatz." Im großen Flurspiegel erschien das Bild eines Mannes in einem Flecktarnanzug.
Eine Schneeflocke fiel auf seine Wange. Leise summte der Soldat vor sich hin und hatte das Gefühl, die Worte des Liedes kennen zu müssen, das in seinem Kopf aufgeploppt war und sich den Weg über seine Lippen bahnte.

Ein Lied der Liebe, ein Lied der Hoffnung. Ein Lied, das ihn auf diesen Weg durch diese Straße führte zu einem Ziel, das irgendwo direkt vor ihm lag. Er konnte es deutlich spüren. Er ging durch die weihnachtlich beleuchteten Straßen und fühlte nichts als Ruhe und Frieden in seinem Herzen.

Langsam drehte er den Kopf und schaute sich um. Dort im Fenster sah er Menschen, die fröhlich am Weihnachtsbaum standen. Ein Mann, eine Frau und ein älteres Ehepaar. Dort im Vorgarten spielten Kinder im Schnee. Ein Mädchen mit rosa Pudelmütze rollte eine Schneekugel vor sich her, während ein Junge mit roter Nase und geröteten Wangen auf einer größeren Kugel saß und lachend wartete. Sie wirkten sorglos und glücklich.
Einen kurzen Moment dachte der Soldat, er sollte auch dort im Winterschnee spielen, wie die beiden Kinder, einen Schneemann bauen und für einige Zeit vergessen, was ihn hergeführt hat.

Nein.
Er durfte es nicht vergessen.
Das kleine Fenster, das sich in seinem Geist aufgetan hatte - es durfte nicht zufallen. Er musste sich konzentrieren und weitergehen. Mit aller Kraft riss er sich vom Anblick der mittlerweile über ihren fertigen Schneemann strahlenden Kinder los und ging weiter die Straße entlang. Die Lichter leuchteten im Dunkeln und ließen all die Häuser, Hecken oder Zäune im Winterglanz erstrahlen.

Dort in einem anderen Vorgarten stand eine Gruppe um ein kleines Lagerfeuer herum. Es war in einer Feuerschale. Der Soldat erkannte Jonas und Jara, die über dem Feuer Kastanien rösteten und sich dabei glücklich ansahen. Gerade schob er ihr ihre Mütze aus der Stirn und strich ihr eine Strähne des dunklen lockigen Haares zurück. Sie grinste ihn an. Dann fiel sein Blick auf Jolina, die dort ebenso stand und aufpasste, dass ihren jüngeren Geschwistern kein Missgeschick mit dem Feuer passierte. Alles an dieser Szene wirkte weihnachtlich, besinnlich und friedlich. Wie die Kinder beim Schneemannbauen waren sie glücklich und sorglos.

Am liebsten hätte er sich dazu gestellt, aber er blieb am Gartentor stehen und beobachtete sie. Keiner schien von ihm Notiz zu nehmen.
„Du röstest die Kastanie noch zu Tode, wenn du sie nicht langsam aus dem Feuer holst", meinte Jonas zu Jara und deutete auf das fast schon verkohlte Ding in den Flammen.

„Ups", machte Jara und grinste. „Neuer Versuch."
„Vielleicht nimmt Jolina sie", meinte Jonas.
„Nope", machte Jolina und schüttelte entschuldigend den Kopf. „Ich warte auf den Punsch."
Und als wäre das ihr Stichwort, öffnete sich die Tür zum Haus, und sie trat heraus. Sie trug ein Tablett mit fünf bunten Weihnachtstassen, gefüllt mit einer dampfenden Flüssigkeit, das sie konzentriert ausbalancierte. Er konnte nicht aufhören, sie anzustarren. Ihre Wangen waren von der Kälte leicht gerötet. Ihr Gesicht strahlte. Die Augen leuchteten. Sie sah so glücklich aus, als sie an ihre Kinder herantrat und die Getränke verteilte.

So lange hatte er diese Frau nicht mehr gesehen, dass sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog. All die Monate hatte er sie vermisst. Sie und die Kinder.
„Was gibt es besseres, als an Weihnachten einen heißen Punsch am Feuer zu trinken?", fragte Jolina und hob ihre Tasse.
„Eine heiße Schokolade", antwortete Jara und hob die Tasse.

Der Soldat erkannte eine kleine rot-weiß gestreifte Zuckerstange, die am Tassenrand hing und wohl als Löffel fungieren sollte.
„Und Sahne natürlich", sagte Jonas und stieß mit seiner kleinen Schwester an. Als Jara nach einem Schluck ihre Lippen wieder von der Tasse nahm, war an ihrer Oberlippe noch etwas von der Schlagsahne hängen geblieben. Schnell schleckte sie es ab, und es sah so niedlich aus, wie sie sich schnell mit der Zunge darüberfuhr, dass es sein Herz berührte.
Die Frau indes pustete über ihren heißen Punsch und lächelte glücklich über den Tassenrand.

Er schluckte. Fast hätte er sich in ihrem Anblick verloren. Liebend gerne hätte er ihn in die aufziehende Dunkelheit mitgenommen, als kleines Licht im Dunkeln, aber er war hier, weil er etwas Wichtiges zu erledigen hatte. Da war das kleine Fenster, das nicht lange offenbleiben würde. Er erinnerte sich. Und trotzdem starrte er noch immer die Frau an und konnte nichts anderes tun, als ihr dabei zuzusehen, wie sie ihren Punsch trank.
Irgendwie musste er sich doch bewegt haben, denn plötzlich stand er unter dem Torbogen im Eingang zum Vorgarten des Hauses.
„Liebes...", flüsterte er.

Der Schnee hatte mittlerweile zugenommen, so dass dort überall kleine Schneeflocken in ihren dunklen Haaren klebten. Sie färbten sie weiß. Im Schein des Feuers und inmitten der herab rieselnden Flocken sah sie so schön, so sexy und erhaben aus, dass er sie einfach nur betrachten wollte. Und diesen Moment für immer in sein Gedächtnis brennen.
Real war es nicht. Die Dunkelheit, die an seinen Nerven zu zerren begann und ihn mit sich zu reißen drohte, ließ ihn aufschrecken. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Das Fenster schloss sich bereits.
Gerade wollte er sich bemerkbar machen, ihren Namen rufen oder sonst irgendetwas anderes, da hob sich ihr Blick, und ihre Augen trafen seine.

„Chris!", entfuhr es ihr. Augenblicklich ließ sie ihre Tasse fallen und rannte die wenigen Meter auf ihn zu. Sie sprang förmlich in seine Arme und zog ihn fest an sich. Er fühlte sich genauso an wie sonst. Aber er roch anders. Da war immer noch ein Hauch seines Zitrone-Minze-Sandelholz-Geruchs an ihm, aber er war überdeckt von Schweiß und einem fremden Waschmittel.

„Du bist hier", flüsterte sie an seiner Brust und wagte es kaum, ihn loszulassen.
„Ich kann nicht mehr lange bleiben", murmelte er in ihr dunkles Haar und hielt sich so krampfhaft an ihr fest, dass sie das Gefühl hatte, auch er wollte sie nie wieder loslassen.
Könnte dieser Moment nicht für ewig halten?
Sie beide würden alles darum geben.
Doch sie lösten sich voneinander. Sofort fiel ihr Blick in seinen, und sie stellte fest, wie sehr sie seine dunklen Augen vermisst hatte und wie sehr sie sie liebte. Wie sehr sie alles an ihm liebte. Egal, was war. Egal, was kommen würde.

„Dad!", rief Jolina und grinste.​ „Guckt mal nach oben."
Gleichzeitig sahen sie nach oben. Über ihnen hing im Torbogen ein zusammengebundener Mistelzweig an einem roten Band. Die Frau musste lächeln, der Soldat auch, und als sie sich wieder ansahen, wussten sie, dass sie beide dasselbe dachten.
Der Kuss unter dem Mistelzweig.

In den Romanen der viktorianischen Zeit durften sich die Hauptcharaktere vor allem von Dickens und Co., die sonst so streng an die damalige Etikette und die noch strengeren Benimmregeln gebunden waren, ausnahmsweise unter dem Mistelzweig küssen. Es war der einzige Weg, seinem Liebsten näher zu kommen ohne gesellschaftliche Konsequenzen zu erfahren. Noch heute soll es Paaren Glück bringen, wenn sie sich unter diesen Zweigen küssen.
Glück.
Sie konnten es gebrauchen.
Jede Menge davon.

Chris sah seine Frau fragend an. Sie lächelte ihn verliebt an und befeuchtete ihre Lippen. Sie war aufgeregt, als wäre es das erste Mal. Ihr Herz raste. Ihre Hände wurden feucht. Ihr ganzer Körper sehnte sich nach einem Kuss von ihm.

Mehr wollte sie in dieser perfekten Nacht nicht.
Und dann endlich erlöste er sie. Ganz langsam beugte er sich zu ihr hinunter, und sie reckte sich ihm entgegen. Ihre Lippen trafen sich und verschmolzen miteinander. Seine Lippen auf ihren. Ihre auf seinen.
Nach so langer Zeit.
Nach all den Monaten, die er im Auslandseinsatz gewesen war.
Nach all den Wochen, die er im Koma gelegen hatte.
Nach all der Zeit ohne ihn.
Sie waren kaum in der Lage, sich wieder voneinander zu trennen. Doch sie mussten. Etwas an seiner Haltung sagte ihr, dass sie nicht viel Zeit hatten.

„Ich kämpf' mich zu dir durch, mein Schatz", hauchte er. „Ich werde zurückkommen."
Das Bild der beiden flackerte im Spiegel.
„Ich verspreche es...", flüsterte der Soldat.
Dann war das Spiegelbild plötzlich verschwinden...

...

„Chris...", wisperte die Frau auf dem Sofa, schlug die Augen auf und fuhr sich mit zittrigen Fingern über die Lippen. In dieser Nacht war er das erste Mal zu ihr zurückgekommen. Er würde ganz zu ihr zurückfinden und irgendwann erwachen, sie wusste es plötzlich mit einer Gewissheit, die ihr Herz erwärmte.
Noël lächelte leise vor sich hin und stahl sich zurück zur Wohnungstür.
Was wohl in der nächsten Wohnung auf ihn warten würde?

❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎
𝙸'𝚖 𝚌𝚘𝚖𝚒𝚗𝚐 𝚑𝚘𝚖𝚎 𝚟𝚘𝚗 Jen3er
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𝙽𝚘𝚌𝚑 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚘̈𝚗𝚎 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚣𝚎𝚒𝚝

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