Chapter 36
Irgendwie hatte es Pain tatsächlich geschafft, unseren Verfolger seine Mobilität zu nehmen, indem er ihm eine Falle stellte und Yukine nun mit gebleckten Zähnen und einem furchtbar durchdringlichen Blick in einem Jutsu gefangen saß, das ihm mit Hilfe einer menschengroßen Kugel davor abhielt, abzuhauen. Sichtlich verärgert über seine eigene Unachtsamkeit suchte er nach irgendetwas, an dem er seinen Frust auslassen konnte und das war — zu meinem Pech — nun mal ich.
,,War das deine Idee? Du Miststück, wie feige muss man eigentlich sein? Erst lauft ihr einfach wie aufgescheuchte Hühner davon und jetzt diese verdammte..." Er trat mit seinem Schuh gegen die Glaskugel (nun ja, es war kein Glas, denn sie konnte nicht zerspringen), was eine schallende Vibration von Lärm hervorrief. ,,Diese verdammte Falle!"
,,Genug jetzt." Mit einem Tonfall, der den Orangehaarigen unglaublich autoritär wirken ließ, näherte er sich der Kugel und beäugte den Gefangenen für einen Moment, ehe er fortfuhr. ,,Wir wollen mit dir reden, darum das alles." Er machte eine weitläufige Handbewegung, die vor allem die Kugel vor ihm einschloss. ,,Reden? Dein Ernst?" ,,Ja, es gibt da etwas, das du wissen solltest." Der Schwarzhaarige öffnete seinen Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder, als ihm wohl einfiel, dass er mit Widerworten bei Pain nicht weit kommen würde.
Ich hatte ein gutes Gefühl. Ich glaubte nicht, dass sich Yukine mit irgendwelchen Tricks aus dem Jutsu befreien könnte, dafür wirkte er zu verzweifelt. Und allgemein wirkte er durch Pains Anwesenheit (auch trotz seines Hasses ihm gegenüber) sichtlich eingeschüchtert und wartete nun ruhig auf irgendwelche Worte von seinem Gegenüber.
,,Es wären wahrscheinlich die falschen Worte oder zumindest würde es absurd klingen, würde ich jetzt sagen, das alles hier wäre ein riesengroßes Missverständnis." Und doch ist es das, führte ich in Gedanken seinen Satz zu Ende. ,,Ich kann verstehen, dass du wütend bist. Und vor allem traurig... das bin ich doch auch." ,,Über was willst du denn schon trauern?" Er beobachtete ihn mit einem Blick, den man nur einem verhassten Monster zuwerfen könnte. Doch Pain seufzte nur. ,,Es gibt genug, glaub mir. Meine Eltern, meine Kameraden, mein bester Freund... meine Entscheidungen und Vergangenheit. Es gibt Vieles, dass mir Kummer und Reuegefühle bereitet." Yukine wirkte nicht gerade überzeugt, doch er hielt den Mund.
,,Ich... Damals, an dem Tag, als Yahiko gestorben ist, da waren auch noch andere Männer..." Der Schwarzhaarige schien nun entschieden zurückhalten, fand seine Gedankenwege wohl so absurd, dass er sie am liebsten gar nicht aussprechen wolle. ,,Was ist damals passiert?" Pain schien überrascht über seine Frage. Ebenso wie ich. Ich hätte nicht erwartet, dass er ohne ein Wort, das ihn darauf hinweisen könnte, auf die kommen würde, dass er nicht die ganze Wahrheit wusste und nun nachfragte.
,,Es war Hanso." Er machte eine Pause, als hätte es ihn unermesslich viel Überwindung gekostet, diesen Namen vor Abscheu überhaupt in den Mund zu nehmen. ,,Hanso...", wiederholte der Gefangene. ,,W-was hat... Warum hat er das getan?" ,,Er hatte Angst vor Akatsuki's Macht. Yahiko war unser Anführer. Und er hat alles so wissenshaft erledigt. Er ging an alles durchdacht heran, was ganz untypisch für sein verspieltes Verhalten war. Doch er überdachte alles, jede Einzelheit einer Mission, um keinen von seinen Kameraden in Gefahr zu bringen. Er war so selbstlos und zuvorkommend, immer da, wenn man ihn brauchte und konnte keiner Fliege was zuleide tun. Glaub mir, Yukine, wenn ich sage, dass es genau das war, das ich so an ihm geliebt habe. Ich hätte ihn niemals töten können." ,,Und doch hast du es getan", erwiderte er mit einer Bitterkeit, die sogar mich, die ich abseits des Geschehens auf einem stand und ihrem Gespräch lauschte, erschreckt zusammenzucken ließ.
,,Aber doch nicht freiwillig!", wandte ich ein, hatte das Gefühl, ich müsste ihn um jeden Preis verteidigen. ,,Woher willst du das wissen? Er hätte dir sonst was erzählen können." ,,Aber es ist die Wahrheit", beteuerte ich und sprach das letzte Wort so langsam aus, als könnte es dadurch besser in seinen dickköpfigen Schädel einsickern und ihn umstimmen.
,,Ist schon gut, Yumi", sagte Pain und deutete mir mit ausgestrecktem Arm, mich zurückzuhalten. ,,Aber-" ,,Yumi." Seine Tonlage klang gereizt. Stillschweigend ließ ich mich ins Graß sinken und sah betrübt in meine eigene Spiegelung der Glaskugel. Ich sah ziemlich mitgenommen aus, was entweder an der Anstrengung des Tages oder den verstörenden Erzählungen Pains lagen.
,,Du kannst mir glauben oder nicht. Aber ich habe Yahiko nicht getötet." So konnte er hier doch nicht weiterkommen. ,,Warum sollte ich dir glauben?" Genau das war das Problem! Wir hatten keinen einzigen Beweis. ,,Weil... Nun ja." Er sah hilfesuchend in meine Richtung, und ich erwiderte seinen Blick wütend, weil er mich zuvor so unwirsch zurück befohlen hatte. Aber ich wusste ja, dass wir zusammenarbeiten mussten, um hier irgendetwas erreichen zu können.
,,Sieh ihn doch an... Er ist viel stärker als du, dir in jeder Hinsicht überlegen und könnte dich in Handumdrehen zur Strecke bringen", sagte ich an Yukine gewandt und er schluckte trocken bei dem Gedanken. ,,Aber er hat es nicht getan. Was denkst du, warum?" ,,Wegen Yahiko", beendete Pain meinen Satz. ,,Er würde es mir nicht verzeihen. Und auch ich selbst würde es mir nicht verzeihen, Yahikos Bruder umgebracht zu haben... Auch, wenn ich dich wirklich kein Bisschen ausstehen kann."
Für einen Moment schwieg Yukine einfach nur, ging in seine eigenen Gedanken und dachte nach. Wir konnten wohl nur hoffen, dass er unseren Worten glauben schenkte.
,,Okay", sagte er nach einer Weile. ,,Du hast meinen Bruder also nicht getötet, sondern Hanso?" Er nickte kräftig. Dann sagte er wieder für einige Sekunden nichts, ehe er trocken auflachte, wahrscheinlich enttäuscht über seine eigene Unwissenheit.
,,Das... gibt's doch nicht... Ich hab dich jahrelang gesucht. Und jetzt das." Er sah uns beide abwechselnd an, als könnte er in unseren Blicken erkennen, ob er nun wirklich die ganze Wahrheit wusste. Pain löste mit schnellen Fingerzeichen das Jutsu, die Glaskugel löste sich auf und Yukine hatte nun wieder festen Boden unter den Füßen.
,,Es tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, aber dein Racheakt war vollkommen sinnlos." ,,Ja, das weiß ich selbst auch." Er fasste sich beschämt in seine schwarzen Locken. ,,Wo zur Hölle ist dieser Hanso?" ,,Er ist tot." Yukine sah verstört auf. ,,Ich habe Yahiko schon vor Jahren gerächt." ,,So ist das also", murmelte Yukine.
,,Was wirst du nun tun?", fragte ich, konnte ihm ansehen, dass ihm die gleiche Frage durch den Kopf gehen musste. Sein Griff löste sich wieder aus seinen Haaren und sah mich an. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch sein Blick wirkte nun um einiges weniger hasserfüllt, als zuvor. ,,Ich werde..." Seine dunkelbraunen Iriden fixierten die dichten Wolken über uns, als würde er nach seinem Bruder Ausschau halten. ,,das Land verlassen... Ich habe viele unverzeihliche Dinge getan und will mit einer Reise meinen Sünden gleichen."
,,Du könntest gleich hier damit anfangen", sagte Pain und deutete in meine Richtung. ,,Ich weiß, dass du für ihren Gedächtnisverlust verantwortlich bist." Yukine schien so zögern, dass ich beinahe befürchtete, er könnte dieses Jutsu gar nicht aufheben. Doch zum Glück er war einfach nur in Gedanken.
,,Ich würde damit... gerne noch etwas warten. Sie wird bewusstlos werden, sobald ich ihr ihre Erinnerungen wieder gebe." ,,Das ist aber kein fauler Trick von dir, um mich umzubringen, oder?", warf ich sofort ein. ,,Nein natürlich nicht!", sagte er und hob beschwichtigend die Arme. ,,Ich glaube euch, wirklich. Und würde euch niemals etwas antun wollen." Vor fünf Minuten warst du noch anderer Meinung, dachte ich, doch sprach meinen Gedanken nicht aus, war einfach froh, dass er uns glaubte.
,,Zuvor würde ich mich noch gern entschuldigen, ja?" Ich nickte und schenkte ihm ein Lächeln, das er zaghaft und unsicher erwiderte. Er kam mir näher und legte meine Hände in Seine, wobei sich ein unwohles Gefühl in mir aufbäumte, doch ich wollte nicht, dass er etwas davon mitbekam.
,,Yumi, richtig?", fragte er nach meinem Namen. ,,Ja." Er holte kaum merklich Luft. Es musste ihm wohl wirklich schwerfallen, jemanden, den er fünf Minuten zuvor noch am liebsten im Meer ertränkt hätte, nun gegenüber stehen musste, um sich zu entschuldigen. Mir ging es genauso, Yukine, keine Sorge. ,,Yumi, Ich... Es tut mir leid, aus tiefsten Herzen. Ich war so in meinem Rachedurst vertieft, dass ich gar nicht daran dachte, wie falsch es von mir war, einer völlig Unschuldigen ihrer Erinnerung zu rauben, um Pain damit wehzutun. Ich dachte, ich könnte ihn damit aus der Reserve locken und ihn zur Strecke bringen... Aber jetzt tut mir das alles nur unsagbar leid." Ich beäugte ihn skeptisch, seine Worte wirkten... gelogen. ,,Du musst mir nicht glauben, das habe ich zuvor ja auch nicht. Und du musst mir auch nicht vergeben, das ist das Letzte, das ich von dir erwarten würde." Ich schwieg, ganz nach dem Motto Keine Antwort ist auch eine Antwort, woraufhin Yukine das Wohl als Zeichen sah, das Jutsu aufzuheben.
,,Du solltest dich vielleicht lieber hinsetzen." Ich tat wie geheißen und warf Pain einen kurzen Seitenblick zu. Er stand abseits des Geschehens und wirkte jederzeit bereit, dem Kerl den Kopf abzuschlagen, sollte er etwas Dummes wagen. ,,Nicht erschrecken, sie wird nur ohnmächtig", sagte er an Pain gewandt, ohne ihn dabei anzusehen und sein Blick stattdessen auf mich gerichtet. Er legte seine Handfläche auf meine Stirn und schloss ängstlich die Augen, fürchtete, er könnte mich doch jederzeit umbringen.
Kurz darauf spürte ich schon, wie mein Oberkörper zurück fiel und meine Gedanken sich mit einem undurchsichtigen Nebel überzogen.
Na, das ging ja fix.
wow, ich bin stolz auf mich. 1563 wörter an einem stück, das habe ich hier schon lang nicht mehr geschafft 🥁
ich hoffe, dass ich dieses buch mit dem nächsten chap endlich beenden kann
-leflowna
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro