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𝟽. 𝚑𝚎𝚕𝚕'𝚜 𝚔𝚒𝚝𝚌𝚑𝚎𝚗 & 𝚖𝚞𝚝𝚝𝚎𝚛 𝚝𝚎𝚛𝚎𝚜𝚊

Dieses Mal ist es nicht das unliebsame Klingeln eines Wecker, das mich aus meinem erholsamen Schlaf reist, sondern ein dumpfer Aufschlag.

Es klingt so, als würde irgendwo ein Sack Reis umkippen und normalerweise würde mir jetzt auch sofort ein Chuck Norris Witz einfallen, aber es ist definitiv noch zu früh am Morgen und ich eindeutig noch nicht wach genug für einen Chuck Norris Witz.

Als ich ruckartig aufschrecke rutsch das Buch, dass bis eben noch aufgeschlagen auf meiner Brust gelegen hat zu Boden, was ebenfalls einen dumpfen Aufschlag nach sich zieht, nur eben bisschen leiser und es verursacht auch nicht so ein Erdbeben wie der erste Einschlag.

Draußen ist es bereits Taghell und ich kneife sofort meine Augen fest zusammen. Dieser plötzliche Lichteinfall fühlt sich so an, als wolle mir jemand die Augen aus dem Kopf brennen. Mir die Nasenwurzel massierend und ächzend, versuche ich blind nach dem Buch zu tasten und lehne mich dafür zur Hälfte aus meinem Bett. Ich kann mit meinen Fingerspitzen zwar den Buchdeckel ertasten, aber wenn ich versuche mich in meiner aktuellen körperlichen Verfassung noch weiter aus meinem Bett lehne, bin ich gleich der nächste Sack Reis der umfällt und Chuck Norris zum Weinen bringt.

Aber das passiert eben, wenn man die ganze Nach gelesen hat oder es ursprünglich beabsichtigte. In Wahrheit kam ich jedoch nur bis zu dem Punkt, an dem Basil Hallward, Lord Henry von seiner ersten Begegnung mit Dorian Gray auf der Party von Lady Brandon berichtete. Also circa die ersten zehn Seiten. Und so langsam kann ich verstehen, wieso Rhys dieses Buch an mich erinnert hat. Schließlich passt die Beschreibung, dass »die bloßen Persönlichkeit auf alle so bezaubernd wirkte und von jedem, der sich ihr hingab, vollkommenen Besitz ergriff«, auf uns beide.

Natürlich nur rein Oberflächlich betrachtet, denn Rhys kennt mich nicht. Weshalb er auch nicht wissen kann, dass ich mich seiner Einstellung zu der Kunst Basil sehr verbunden fühle.

Eigentlich hatte ich gestern Nacht wirklich noch weiter lesen wollen, denn ich werde seit dem Augenblick, als ich das Buch das erste mal in Händen hielt, das Gefühl einfach nicht mehr los, dass es mir irgendwann eine Menge bedeuten wird. Aber so aufgekratzt ich im ersten Moment auch gewesen war, genauso todmüde war ich bereits im nächsten.

Langsam lässt das brennen in meinen Augen nach und ich erkenne, welcher Sack Reis es gewesen ist, der mich aus dem Schlaf schrecken ließ.

Adam.

Natürlich Adam!

Wie ein Toter liegt er in denselben Klamotten von gestern Abend, auf dem Boden vor seinem Bett und schläft einfach weiter. Also wenn er sich nicht gestern noch dazu entschlossen hat, den harten Boden vorzuziehen und damit Rücken- und Nackenverspannungen zu riskieren, dann scheint er eben aus dem Bett gefallen zu sein.

Mein Ego beginnt gerade langsam und vor allem äußerst dramatisch in die Hände zu klatschen.

No shit, Sherlock.

Allerdings ist es mir ein Rätsel, wie er dabei immer noch so seelenruhig weiter schlafen kann, geschweige denn, wie er es gestern Abend noch allein ins Bett geschafft hat. So traurig es auch klingen mag, ich war wirklich der festen Überzeugung, ich würde ihn heute früh aus der Dusche ziehen müssen, bevor ich das Bad benutzen könnte. Da dies aber nicht der Fall ist und ich jetzt sowieso nicht mehr schlafen kann, lege ich das Buch auf das Nachtschränkchen und stehe auf.

Ich habe in T-Shirt und Jogginghose geschlafen. Ich schlafe immer in T-Shirt und Jogginghose, zumindest wenn ich in der Nacht keinen Besuch hatte und sicher weiß, dass Adam auf der Couch im Gemeinschaftswohnzimmer schläft. Nur in solchen Situationen oder wenn ich unter der Dusche stehen, trage ich kein T-Shirt. Selbst den Schwimmunterricht habe ich immer geschwänzt, genauso wie sonst jede Aktivität bei der mich Mitschüler ohne Shirt hätten bewundern können.

Und die, die mich mal ohne gesehen haben, wie meine nächtlichen Besucherinnen, sind zum Schweigen verpflichtet oder ihnen droht die schreckliche Rache des Asher Knight.

Was diese ist, weiß niemand.

Nicht mal Asher Knight, der gerade von sich in der dritten Peron spricht, weiß worin diese schreckliche Rache besteht.

Anscheinend reicht der Ruf von Asher Knight aus, um allen den nötigen Respekt vor Asher Knight einzuflößen.

Wenn die nur wüssten...

Zwar weiß ich, dass ich mit einem sonst eher überdurchschnittlichen Aussehen gesegnet bin, jedoch ist nicht alles besonders schön anzusehen. Manchmal kommt es eben auf die Details an, die das Abbild von etwas entweder Perfektionieren oder es vollkommen zerstören.

Viele Details machen ein Gesamtbild aus, deshalb das T-Shirt.

Schließlich würde auch niemand Michelangelos David gerne mit nur einem Hoden oder einem krassen Hautausschlag sehen wollen.

Ja, ich weiß, dass das so eine ähnliche Sache ist, wie mit meiner fleckigen Jeans und der Mona Lisa.

Ich versuche, so vorsichtig wie möglich, über Adam zu steigen, aber da er quer durch den halben Raum liegt, macht er es einem beinahe unmöglich, nicht auf eine seiner Extremitäten zu treten. Andererseits jedoch, könnte ich auch auf ihm rum hüfen, als sei er ein Trampolin und er würde einfach weiter pennen.

Egal was er für ein Zeug er genommen hat, sollte ich mal wieder Schlafprobleme haben, nehme ich lieber etwas von seinem Zeug, als das ich zur Flasche greife, die ich in der hintersten Ecke meines Schrankes verstaut habe.

Als ich aber das Bad betrete, kommt es dazu, dass ich mir beinahe nie wieder Gedanken, um irgendwelche Schlafrhythmusstörungen hätte machen müssen. Der Boden ist so nass, als habe Adam gestern Nacht doch noch versucht, unser kleines gefliestes Bad zu einem Pool umzubauen. Wenn ich jetzt in dieser gigantischen Pfütze ausgerutscht wäre, wäre ich mit dem Kopf entweder gegen die Kante des Waschbeckens oder der der Kloschüssel geknallt.

Wenn ich mir eine der beiden Optionen für meinen Tod aussuchen dürfte, wäre es das Waschbecken. Und wenn du unsere Toilette sehen würdest, wüsstest du auch wieso.

Rein theoretisch wäre ja Adam damit dran das Bad zu putzen, aber da er letzten Monat auch noch davon ausging die Klobürste sei ein Rückschrubber für die Dusche, habe ich diesbezüglich keine besonderen Hoffnungen mehr, dass daraus je etwas wird. Vorher müsste ich hier alles schrubben. Und bevor ich mich also meiner Morgenroutine widmen kann, muss ich erstmal das verfluchte Bad trocken legen!

Irgendwann wird Adam verschwunden sein und keiner wird ihn je wieder zu Gesicht bekommen. Das wird der Tag sein, an dem sich endlich der Kauf von Klebeband und ein paar Müllsäcken gelohnt hätte.

Rein theoretisch brauche ich jetzt auch gar nicht mehr zu duschen, denn bis ich endlich damit fertig bin den Boden aufzuwischen, bin ich fast genauso nass, als hätte ich schon geduscht. Und Betty sieht auch nicht mehr so ganz taufrisch aus. Hat wohl eine lange Nacht hinter sich... Traurig hängt sie am Duschschlauch in der kleinen Duschkabine, statt ordentlich in der Verankerung an der Wand.

Meine Fresse... Wie dieser Satz wohl aus dem Zusammenhang gerissen klingen muss!

Ich glaube, ich will auch gar nicht so genau wissen, was für Schmudeleien Adam und Betty letzte Nacht noch getrieben haben, als ich schon im Bett lag und versucht hatte das Buch zu lesen.

Ich meine mich aber zu erinnern, dass Adam irgendwann begonnen hat My heart will go on zu grölen. So genau kann ich das aber nicht mehr sagen, denn es könnten auch Verstopfungen gewesen sein.

Mit solchem Kopfkino, von dem ich gestern Abend, dank Rhys und seinen Nudeln, schon weiß Gott genug hatte, entscheide ich mich letzten Endes gegen eine Dusche. Auch jetzt muss ich mit einer Katzenwäsche vorlieb nehmen und Betty später vielleicht mit Badreiniger gründlich sauber schrubben und anschließend desinfizieren, bevor ich wieder mit ihr in die Dusche steige.

Herr im Himmel!

Diese Sätze aus dem Kontext gerissen und man würde meinen, ich wäre irgendein kranker Perversling! Ich kann es nicht fassen! In nicht einmal zwei Tagen wurden mir wesentliche Dinge meines Lebens zerstört.

Ich werde nie wieder normal Nudel essen können ohne dieses bescheuerte Grinsen von Rhys, wenn er denkt er wäre mir meilenweit überlegen, im Kopf zu haben. Und ich werde nie wieder normal duschen können ohne mir dabei vorzustellen, was Adam mit diesem Duschkopf veranstaltet hat! Es könnte rein theoretisch alles gewesen sein! Vielleicht sollte ich keinen Antrag auf einen neuen Zimmermitbewohner stellen, sondern gleich auf ein neues Zimmer.

Dieses hier ist jetzt auf jeden Fall belastet und dann ist es egal, wie oft ich Betty in Badreiniger tauche.

Diese dämliche Wette hat mein Leben bereits jetzt schon elementar geprägt und dabei ist es noch nicht mal richtig los gegangen. Damit will ich nicht sagen, dass Rhys die Sache mit Adam zu verantworten hätte, aber es geht hier ums Prinzip!

Schließlich hat Bilbo früher nie gekifft, aber jetzt auf einmal an dem Tag, an dem diese Wette geschlossen wird und Rhys mir jeden Teller Spagetti zerstört hat, fängt er damit an.

Wenn das so weiter geht, darfst du mich am Ende dieser Wette in die Geschlossene einweisen, falls ich mich denn noch nicht freiwillig einweisen habe lassen, weil es der einzige Weg wäre, um Charlotte, Rhys und ihrem Wahnsinn zu entkommen.

Nach dem Verlassen des Bads muss ich feststellen, dass Adam immer noch genauso liegt wie als ich es betrat. Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob er überhaupt noch atmet. Und weil ich ein so verantwortungsbewusster Mitbewohner bin, dass seine Mami stolz auf mich wäre, überprüfe ich Atmung und Puls bei Adam und das ohne das er es mitbekommt, weil er immer noch so weggetreten ist. Scheint alles normal zu sein und ich ziehe ihn noch zusätzlich zurück in sein Bett, das allerdings nur, damit ich mich ungehindert in unserem Zimmer bewegen kann und mich umziehen kann.

Wenn ich mich jetzt splitter faser nackt ausziehen würde, würde er es nicht mitbekommen. Ich könnte hier nackt Limbo tanzen und er würde einfach weiter pennen!

Ich könnte hier eine Orgie veranstalten und er würde weiter pennen. Und so langsam ist es glaube ich klar, wie tief er zu schlafen scheint, denn so langsam gehen mir die Vergleiche aus, was ich alles tun könnte, während er nichts mitbekommt.

In einem winzigen Moment bin ich versucht, einen wasserfesten Stift zu nehmen und dem schlafenden Adam einen riesigen Penis ins Gesicht zu malen, damit hätte er dann vermutlich einen größeren im Gesicht, als in seiner Hose.

So genau kann ich das natürlich nicht sagen, was mich nicht gerade unglücklich macht.

Außerdem, so kindisch bin ja nicht mal ich!

Ich male doch keinem Schlafenden mit einem Wasserfesten Stift einen riesigen Penis ins Gesicht!

Ein kleiner Penis und mit einem abwaschbaren Stift reicht vollkommen aus...

Zufrieden betrachte ich mein Werk, das jetzt äußerst detailliert auf Adams Wange prangt. Sieht doch ganz nett aus und ich bin schließlich auch ein talentiertes Kerlchen im Umgang mit Stiften.

Fertig umgezogen und noch einen letzten stolzen Blick auf das Kunstwerk auf Adams Wange werfend, verlasse ich das Zimmer, um mir endlich mein Frühstück zu holen.

Es ist Wochenende und wir Schüler haben wieder das außerordentliche Vergnügen uns mit der Selbstversorger Küche zu begnügen, so wie auch ich es bereits am gestrigen Abend getan habe. Aber eigentlich habe ich nicht wirklich Hunger...

Doch bevor jemand sieht, wie ich ratlos im Flur rumstehe und darauf warte, dass die Erde sich aufhört zu drehen, beschließe ich doch wenigstens einmal in der Küche vorbeizuschauen und dabei rauszufinden, ob ich mich bei jemandes Orangen Saft bedienen kann. Man kann mir ja einiges vorwerfen, dass ich nicht immer auf meinen Körper achten würde oder dass ich ein egoistisches Schwein bin, aber mein Orangensaft ist obligatorisch. Dass ist die einzige Beziehung die es mir bisher wert war aufrecht zu erhalten, neben meiner Kunst natürlich.

So ein richtig schöner, dreckiger Dreier.

Glaub mir, sobald man Farbe und Orangesaft verschüttet, gibt das eine wirklich ekelhafte, klebrige Sauerei. Das ist auch der Grund warum das alte, durchgesessene und vollkommen verstaubte Sofa auf dem Dachboden, das wahrscheinlich aus dem letzten Jahrhundert stammt, mit einem großen weißen Laken abgedeckt ist.

In der Küche erwartet mich genau das, was zu erwarten war. Pures Chaos. Ich würde ja sehr gerne sagen, dass man von einer Gruppe junger, männlicher Erwachsener im Alter von fünfzehn bis sogar neunzehn Jahren etwas anderes erwarten könnte, aber wem will ich schon was vorlügen?

Irgendjemand scheint versucht zu haben Waffeln zu backen, denn aus dem Teigverschmierten Waffeleisen raucht es unheilvoll und mich beschleicht das Gefühl, dass ich den Stecker ziehen sollte, bevor der Feueralarm und die Sprinkleranlage angehen und ich heute doch noch zu einer Dusche komme.

Vielleicht mache ich später auch einen Abstecher zur Schuleigenen Schwimmhalle, dass eigentlich nur vom Schwimmteam der Schule genutzt wird, und dusche in einer der Umkleiden?

Es ist Samstag und ich könnte rein theoretisch machen was ich wollte, wenn ich diese beschissene Liste, die ich mir vor dem verlassen meines Zimmers in die Gesäßtasche gesteckt hatte, nicht im Hinterkopf hätte.

Das Waffeleisen raucht immer noch und ich stehe wie angewurzelt im Türrahmen, während mir gleichzeitig die Erinnerungen an den gestrigen Abend durch den Kopf gehen, die gleichzeitig mit den Gedanken an diese Liste aufgetaucht sind...

Rhys Welsh.

Dieser Name prangte über all diesen Gedanken wie ein Neon-Reklameschild oder eins dieser blinkenden und Geräusche machenden Schilder, die einem Spieler verkündeten, das er gerade beim einarmigen Banditen den Jackpot gemacht hatte, kurz bevor ein Haufen an Münzen aus dem Fach klimperten und sich auf den weichen roten Teppichboden ergossen.

Ob ich ein paar Mal zu fot Oceans eleven gesehen habe?

Möglicherweise, aber schließlich ist das auch der Film mit George Cloony!

Viva Las Vegas!

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich je heiraten sollte, dann dort!

Und wieder geht mein Gehirn ganz eigene Wege beim Denken und verknüpft Dinge, die nicht verknüpft werden sollten.

Schließlich will ich nicht, dass mir Milchrhys mit diesem Film dasselbe macht, wie mit den Nudeln.

Noch während mein Gehirn versucht, diese Gedankengänge zu entwirren, springt auch schon der Pumuckl wie ein Kistenteufel hinter dem Küchentresen, auf dem das rauchende Waffeleisen steht, hervor und brüllt, dass mir die Ohren klingeln.

»RHYS, ICH FINDE DAS MEHL NICHT! DAS IST NICHT – Oh.«, verblüfft sehen mir die blauen Augen von Charlotte entgegen, die jetzt unglaubliche Ähnlichkeiten mit einem Hasen im Scheinwerferlicht hat.

Wo ist nur das Gaspedal, wenn man eines braucht?

»Du bist ja gar nicht Rhys.«

Nein, echt? Ich wusste doch gleich, dass das heute Morgen nicht meine Unterhose war...

Wenigsten ist sie dazu übergegangen in einer normalen Lautstärke zu sprechen. Meine Ohren klingeln aber übrigens immer noch. Was macht sie eigentlich hier?!

»DANN SCHAU NOCH MAL NACH! DAS MUSS DA SEIN!«, erschallt es aus Richtung des Gemeinschaftsraums.

Ja, was ist denn hier los?! Werde ich jetzt von allen Seiten angeschrien?!

»DAS IST DA ABER NICHT!«, schreit Lotta zurück und meine Ohren klingeln wie ein Flipperautomat.

»LOTTA! ICH HAB HUNGER UND ICH WILL MEINE WAFFELN!«, kommt es wieder aus der anderen Richtung und ich stehe kurz vorm explodieren.

Jetzt weiß ich zumindest, dass es nicht ein paar pubertierende Jungs waren, die aus der Küche ein Schlachtfeld gemacht haben, sondern Ying und Yang, die es wohl genauso lustig finden, dass Haus zum Einsturz zu bringen, weil sie es für überflüssig halten, sich zum unterhalten im selben Raum zu befinden.

»ICH HAB DIR GESAGT, DASS ICH DIE NICHT SO WIE RUTH HINBEKOMME! ABER HAST DU MIR GEGLAUBT?! NEIN, HAST DU NICHT!«

Jetzt platzt mir aber so langsam wirklich der Kragen. Was habe ich denn getan, um es zu verdienen, von allen Seiten angeschrien zu werden?! Es ist ein Wunder, dass sich noch keiner der anderen Bewohner beschwert hat. Wo wir wieder zu einem anderen Punkt kommen...

Was. Macht. Charlotte. Hier?!

»SAG MAL HABT IHR SIE NICHT MEHR ALLE?! HIER BEKOMMT NIEMAND WAFFEL! ABER IHR HABT VIELLEICHT EINEN AN DER WAFFEL HIER RUMZUBRÜLLEN, ALS WÄRE DAS HIER EINE ARENA BEI DEN HUNGERSPIELEN!«

Selbst wenn ich wütend bin, schaffe ich es erstaunlich intellektuelle Wortwitze hervorzubringen. Manche atmen, mache machen Wortwitze und ich mache einfach beides. Und während ich mich aber vollkommen gefasst und der Situation angemessen, über ihr offensichtliches Fehlverhalten auslasse, bemerke ich nicht wie Rhys sich der Küche genähert hat und jetzt direkt hinter mir steht.

»Komm runter, Kit.«

Er klopft mir kumpelhaft auf meine vollkommen angespannten Schultern und gleichzeitig zuckte ich vor Schreck heftig zusammen.

Ich hab gar nicht gemerkt, dass sich mein ganzer Körper angespannt hat und meine Muskeln sich jetzt wie Stahl anfühlen müssten, dazu kommen noch meine Nerven so dick wie Drahtseile. Schließlich behalte ich in wirklich jeder Situation einen kühlen Kopf, aber hin und wieder darf sogar ich mich ein wenig erschrecken, wenn sich jemand wie ein Ninja an mich heran schleicht.

»Ist doch kein Grund so herum zu schreien.«, fügt er vollkommen gelassen hinzu und zwinkert mit schelmisch zu, während er auf Lotta zu schlendert, deren rote Locken stehen in alle Richtungen ab und sie hat wahrscheinlich mehr Teig in den Haaren, als im Waffeleisen.

Ich verabscheue ihn.

Und ich verabscheue sie.

Ich verabscheue sie einfach beide!

Meine Hände habe ich zu Fäusten geballt und wenn ich meine Kiefer noch fester aufeinander presse, brechen mir wahrscheinlich meine schönen Beißerchen aus. Dann hätte ich allerdings etwas womit ich die beiden attackieren könnte...

Kirschkerne sind sowas von zweitausendneunzehn.

»Willst du auch Waffeln?«, erkundigt sich Rhys scheinheilig bei mir und klappt das Waffeleisen auf und wirft einen kurzen, tadelnden Blick in Charlottes Richtung. »Ich sagte goldbraun und nicht kohlschwarz.«

Ich verabscheue ihn.

Und für einen Moment glaube ich zu erkennen, dass Lotta diese Ansicht für den Bruchteil einer Sekunde zu teilen scheint. »Ja, dann mach deine Waffeln halt selbst! Ich hab dir gesagt, dass ich das nicht kann.« Wie ein kleines Kind schiebt sie schmollend die Unterlippe vor und verschränkt trotzig die Arme vor der Brust.

»Was macht ihr da eigentlich?«, frage ich endlich nach. Ich will keine Mädchen hier haben... Und ja das klingt nicht weniger kindisch, als das Verhalten von Lotta gerade eben, aber hier geht es ums Prinzip! Es geht hier immer ums Prinzip.

»Frühstück. Wonach sieht es denn aus?«, bekomme ich patzig von Lotta. Also wenn ich ehrlich bin, sieht es eher nach Hells Kitchen aus, als ein Versuch Frühstück zu machen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Gordon Ramsey, selbst wenn ihm gerade tiefkühl-billig-Pizza vorgesetzt wurde, besser auszuhalten wäre, als diese beiden Gehirnamputierten Gorillas zusammen.

Gordon Ramsey scheint neben dieser rothaarigen Hexe, die einzig wahre Mutter Teresa zu sein.

»Kitchen Impossible? Grill den Welsh? Sorry, Milchrhys. Die Küchenschlacht? Das unperfekte Dinner? Könnten aber auch die ersten Auswirkungen des Dritten Weltkriegs sein. Oder der Grund für die Hungersnöte in den westlichen Teilen Afrikas südlich der Sahara.«

Ich könnte ewig so weiter machen.

Während Lotta wieder große Ähnlichkeiten mit einem Kistenteufel hat, der nur darauf wartet aus seiner dämlichen Kiste einem armen dummen Kind ins Gesicht zu springen, sieht Rhys beinahe beeindruckt aus.

Gotcha!

»Nah dran. Unser lieber Milchrhys hier hat anscheinend einen kleinen Nana-Komplex und denkt, ich könne ihm dieselben Waffeln zum Frühstück machen, wie seine Großmutter.«

Auch wenn ich, seit ich Lotta kenne, hinterfrage, wieso genau man mit den Verbrennungen rothaariger Hexen nach dem Mittelalter in Großbritannien damit aufgehört hat, muss ich sagen, dass sie mir so eben absolut den Morgen versüßt hat.

Sie hat ihn Milchrhys genannt.

Hehe.

Milchrhys.

Noch süßer wird dieser Moment dadurch, dass sich Rhys Miene absolut verdunkelt hat und seine Schokobraunen Augen jetzt so dunkel sind, als wäre ein Dämon der übelsten Art in seinen Körper eingefahren.

So ein Pech aber auch, dass ich so selten Mister Garvey in Latein beehre, ansonsten wäre ich jetzt wahrscheinlich in der Lage einen Exorzismus durchzuführen.

Mit meinen jetzigen Fähigkeiten würden wahrscheinlich noch drei weitere Dämonen mit einem großen Brimborium und zu lauter Orgelmusik in Rhys Körper einfahren.

»Du hast vorgeschlagen Frühstück zu machen. Ich hab dir gleich gesagt, dass das eine miese Idee ist.«, versucht sich Rhys vergeblich zu rechtfertigen.

»Nein, du hast gesagt – und ich zitiere – dass wenn wir – ja, wir, Rhys! – schon Frühstück machen, es wenigstens Waffeln sein sollten.«

Rhys Lippen sind zu zwei schmalen Strichen zusammengepresst und offensichtlich weiß er nicht was er darauf antworten soll. Und weil ich mich heute morgen selbst ein wenig wie Mutter Teresa fühle, da ich mich sogar über Bilbo Beutlich erbarmt habe, entschließe ich mich ihm ausnahmsweise beizustehen im Kampf gegen bloody Charlotte.

Ob sie wohl einen zweiten Vornamen hat? Und ob der vielleicht Mary ist?

Oh Gott, bitte!

Mir stünden dann die Welten der Menstruations- und Alkohlwitze weit offen!

»Andere Frage... Wohl eher zwei. Erstens, was in Gordon Ramsey Namen tust du hier, Pumuckl?! Und zweitens, wieso Frühstückst du nicht bei dir im Mädchenhaus?«

Wer ein gutes Herz hat, wird benutzt. Das wird mir in genau dem Moment klar, in dem ich sehe wie Charlottes Mund sich zu einem ekelhaften Grinsen verzieht, das selbst Pennywise in die Flucht geschlagen hätte. Und Rhys Blick ist nicht viel besser... Denn er sieht mich an, als wäre ich hier der Gehirnamputierte Gorilla.

»Du hast die Liste nicht gelesen.«, stellt er das offensichtliche fest.

Äh... Nein?

Natürlich habe ich sie nicht gelesen. Hört mir eigentlich irgendwer während meiner inneren Monologe zu?!

Seufzend stößt sich Rhys von der Kochinsel ab, an der er sich bis eben angelehnt hat, und kommt langsam auf mich zu. Dabei sehen seine Augen mich so intensiv an, dass ich das Gefühl habe geröntgt zu werden.

Ganz dicht vor mir kommt er zum stehen und immer noch werde ich von seinen Schokoaugen geröntgt. Erst jetzt sehe ich, dass er winzige schwarze Sprenkel in der Iris hat, die seine Augen, je nachdem wie das Licht einfällt, dunkler erscheinen lassen. Aber wann sonst würde mir das auffallen, wenn er nicht direkt vor mir stünde?

Sein linker Mundwinkel zuckt leicht belustigt, weil er mich beim starren ertappt und gleichzeitig spüre ich seine Hand an meinem Hinter.

Moment mal!

So aber nicht!

Ich will schon erschrocken nach Luft japsen und ihn nochmal mit aller Deutlichkeit zeigen, dass ich nicht für ihn verfügbar bin, als er seine Hand schon wieder zurückzieht.

»Komm runter, Kit.«, raunt er ohne irgendeinen Abstand zwischen uns zu bringen.

»Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht mein Typ bist.«

Endlich mach er einen Schritt zurück. Erst jetzt sehe ich, dass er die sauber gefaltete Liste zwischen den Fingern klemmen hat.

Dieser miese kleine Taschendieb! Normalerweise sind das meine Tricks! Breit grinsend entfaltet er die Liste und liest vor:

»Punkt eins: Gemeinsam Frühstücken.«

Naja, das hätte ich mir ja denken können... Ich will ja gar nicht wissen, was da sonst noch alles draufsteht oder wie viele Punkte diese Liste umfasst.

Verräterisch beginnt mein Magen zusätzlich auch noch an zu knurren, denn jetzt hat Rhys die Macht über Teig und Eisen übernommen und es beginnt verführerisch zu duften.

Trotzig lasse ich mich auf den Barhocker fallen auf dem Rhys gestern Abend schon gesessen hatte.

Ich wünsche euch allen frohe Hungerspiele.

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