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𝟸𝟷. 𝚝𝚑𝚎 𝚍𝚊𝚛𝚔 𝚔𝚗𝚒𝚐𝚑𝚝 𝚛𝚒𝚜𝚎𝚜

Es mag sein, dass diese Facharbeit mich nur noch einige Wochen meines Lebens beschäftigen wird, aber Charlotte und Rhys haben anscheinend beschlossen, so ziemlich jede Sekunde von jetzt bis dahin mit mir zu verbringen.

Nicht einmal der Sonntag ist ihnen heilig!
Nicht, dass er mir besonders heilig wäre.

Hey Gott, das ist nur fair, nachdem du mir gestern Abend nicht gnädiger Weise das Haus über meinem Kopf hast zusammenbrechen lassen. Schon mal was von Nächstenliebe gehört?

Immerhin bin ich bereit, Gottes Existenz anzuerkennen, was wohl meine zahlreichen recht einseitigen Gespräche mit ihm beweisen. Was dachtet ihr denn? Dass ich meinem Ego den Respekt entgegenbringe, den es verdient? Pft. Also so schlimm steht es noch nicht um mich und meinen ganz eigenen Gott-Komplex.

Nichtsdestotrotz werde ich wenig sanft aus meinem Schönheitsschlaf gerissen, denn es klopft an der Tür.

Laut.
Andauernd.
Und absolut nervtötend.

Wo ist dieser homophobe Hobbit, wenn man ihn braucht?

Normalerweise ist er wie ein Zwergspitz auf Ecstasy, sobald es an der Tür klopft. In seinem Bett auf der gegenüberliegenden Raumseite ist er nicht und im Bad höre ich ihn auch nicht masturbieren.

Um Himmelswillen fragt nicht, wieso ich weiß, dass er im Bad masturbiert. Wir leben hier auf viel zu engem Raum...

Wahrscheinlich hat Adam nach seiner scheiß Aktion von gestern immer noch den Schwanz eingekniffen. Besser wäre es zumindest für ihn. Oder vielleicht vögelt er ja auch immer noch die XXL-Packung Kondome durch. Die arme Person, auf die er es abgesehen hat.

Jetzt muss ich mich also zur Tür schleppen. So viel dazu, dass ich in Zukunft mehr Schlaf will und brauche. »Und am siebten Tag ruhte Gott von seinen Werken. Sagen dir diese Worte was?«

Mit diesen Worten riss ich die Tür auf und erwartete schon die rothaarige Hexe plus Begleitung zu sehen, aber offensichtlich hatte sie ihr fliegendes Äffchen von der Leine gelassen. Einfach nur erschöpft lehne ich gegen den hölzernen Türrahmen. Nach gestern Abend bin ich noch zu müde und durcheinander, um mich mit Rhys auseinanderzusetzen. Da  wäre mir ja schon fast Charlotte lieber.

»Brauchst du eine Aufforderung, um mir zu sagen, was du von mir willst?«, frage ich etwas schroff. Ich weiß nicht, wie spät es ist, aber ich weiß, es ist zu früh Uhr spät und deshalb sollte Rhys langsam mal mit der Sprache rausrücken. Und er starrt mich einfach nur an, völlig schockiert und seine Wangen laufen tiefrot an.

»Deine Hose«
»Was?!«

Ich frag ihn was er von mir will und er sagt meine Hose?! Jedoch scheint er jetzt aus einer Starre gerissen zu sein und wendet sich fluchend ab, um mich nicht länger ansehen zu müssen.

Na, hör mal! Ich weiß selbst, dass ich gerade erst aus dem Bett gefallen bin! Sogar ich schaffe es nicht, morgens direkt nach dem Aufstehen auszusehen wie aus dem Ei gepellt! Und ich hab es versucht, wirklich versucht.

»Nein! Ich meinte – Oh Gott, kannst du dich nicht umdrehen? Oder dir was anziehen? Ein Kissen vorhalten? Was, wenn jemand vorbeikommt?!«

Und erst jetzt macht es Klick. Grinsend blicke ich an mir herunter und sage klein Ash guten Morgen.

Wobei klein ein recht dehnbarer Begriff ist, falls ihr versteht. Grins.

Möglicherweise habe ich gestern beim zu Bett gehen auf eine Hose verzichtet und trage nur ein dunkles Tanktop, während meine Genusswurzel ein wenig frische Luft schnappt. Ehrlich solltet ihr ausprobieren, sehr luftig untenrum. Perfekt für die warmen Spätsommerabende.

»Du weißt, dass, wenn wir unter uns sind, es okay ist, mich mit meinem sterblichen Namen anzusprechen.«, erwidere ich keck.

Dann aber tue ich Rhys den Gefallen und kehre ins Zimmerinnere zurück, um mir was anzuziehen. Wir wollen doch nicht, dass unser lieber Rhys gleich kollabiert. »Du kannst doch nicht halb nackt einfach so an die Tür gehen!«, zetert Rhys panisch darauf los. Er schließt hinter sich die Tür und lehnt sich dagegen, als fürchte er den Sturm auf die Bastille.

»Was, wenn jemand anderes als ich davorgestanden hätte und deinen – deinen – Oh Gott!« Peinlich berührt schlägt Rhys die Hände vors Gesicht.

»Bei allen anderen wäre es schlimm, aber bei dir ist es okay, dass du meinen Penis gesehen hast? Komm schon, Milchrhys, tun wir nicht so, als habe noch nie jemand meinen Bedman gesehen.«, stelle ich nüchtern fest.

Ich angle mir eins meiner Shirts aus dem Kleiderhaufen am Boden und schnuppere daran. Bäh. Nee, das ist ein Fall für die Wäsche. Wo sind die frischen Boxershorts?!

»Nein, es ist ganz und gar nicht okay! Oh mein Gott, dieses Bild werde ich nie wieder los!«

Als ob er so unansehnlich wäre! Wäre er das, hätte Rhys seine Augen aber nicht so lange da unten gehabt.

»Was ich damit sagen wollte ist, dass du – Moment.«, unterbricht er sich selbst. »Wie hast du deinen – deinen Phallus genannt?«

Erst jetzt bemerke ich meinen Fehler, aber es ist zu spät und Rhys bekommt sich nicht mehr ein vor Lachen. Er beugt sich vorn über und stützt seine Hände auf seine Knie. »Du – du nennst deinen – du nennst ihn Bedman? Bedman?!«

Fuck.

Für einen Rückzug ist es zu spät. Also nur Flucht nach vorne. »Du nennst einen Penis Phallus
»Na und? Wenn du öfters in Latein wärst, dann–« versucht Rhys mir zu entgegnen, doch ich unterbreche ihn lieber. »Ja, ja, wenn du meinst.«, schmolle ich, in meinem Stolz gekränkt.

Endlich werde ich bei meiner Suche fündig und schlüpfe in eine halbwegs frische Boxershorts. Rhys lässt sich auf Adams Bett nieder und ich denke, damit hat sich die Sache erledigt. Weit gefehlt. Denn Rhys beginnt belustigt zu glucksen und lehnt den Kopf nach hinten gegen die Wand.
»Bedman. Du nennst ihn Bedman.«, lacht er ausgelassen und presst sich Zeigefinger und Daumen auf die Nasenwurzel, um seine Lachtränen zurückzuhalten.

Es freut mich zwar, dass ich immer mal wieder für einen Lacher gut bin, aber langsam wird das beleidigend. »Und wenn du eine im Bett hast, raunst du ihr dann auch ganz verführerisch zu: The Dark Knight rises?«, lacht er immer weiter und bekommt sich wirklich nicht mehr ein.

Augenverdrehend stemme ich die Fäuste in meine Hüften. Ich geh es ja zu! Dass ich zufällig Knight mit Nachnamen heiße, hatte auch etwas mit der Namensgebung zu tun. Doktor Freud würde sich bestimmt liebend gerne mal mit mir darüber unterhalten, wieso ich meinen Penis nach einem dunklen Superhelden benenne. Was bei mir wohl in der Kindheit schief lief? Vielleicht werde wir es nie erfahren.

»Bist du dann irgendwann fertig mit Lachen?«, frage ich genervt. JAHA! Die Suppe habe ich mir jetzt selbst eingebrockt, aber langsam wird das echt beleidigend, besonders unter Anbetracht dessen das Juice Wayne ihm gerade noch gehörig die Sprache verschlagen hat.

»Oh jetzt reiß dich aber zusammen oder du wirst der Robin zu meinem Bedman.«, feixe ich in der Hoffnung, dass wir jetzt vielleicht beide was zu lachen bekommen. Es war wirklich als Witz gemeint! Aber anscheinend habe ich genau das Falsche gesagt, denn Rhys hört auf zu lachen und sieht mich genauso fassungslos an, wie eben, als er die Abwesenheit meiner Hose feststellte. Ich würde ja wie sonst auch jetzt triumphierend seine Sprachlosigkeit belächeln, wenn da nicht dieser seltsame Ausdruck in seinen Augen wäre.

Rhys räuspert sich vernehmlich und erhebt sich so plötzlich vom Bett, dass er wohl gemerkt haben muss, wie unpassend es gewesen war sich überhaupt einfach so auf ein fremdes Bett zu setzen.
Mich hat es nicht gestört.

»Also?«
»Hm?«
»Was du so früh hier willst, will ich wissen? Wollte ich vorher schon, bevor wir ganz leicht vom Thema abgekommen sind.«

Ich klinge weniger ruppig als ich eigentlich beabsichtigt habe. Meine Stimme klang ja fast schon sanft. Aber Rhys sieht auch gerade aus wie ein Hase im Scheinwerferlicht. Er fährt sich verlegen durchs Haar, so wie auch gestern Abend auch und schaut überall hin nur nicht zu mir. Ich kanns ihm fast nicht verdenken, ich meine, ich sehe auch wirklich blendend aus. Trotz des verwuschelten Morgen-Looks oder vielleicht auch gerade deswegen.

»Rhys! Jetzt reiß dich zusammen! Weder beiße ich, noch beabsichtige ich deine Ehre zu beschmutzen. Wenn ich dich hätte verführen wollen, dann wärst du ohne Hose hier aufgetaucht.«, versichere ich ihm schroff. Wenigstens das entlockt ihm ein vorsichtiges Schmunzeln. Könnte aber auch eine spastische Zuckung um seinen Mundwinkel herum gewesen sein. Ich verurteile keinen. Nicht für seine sexuellen Neigungen und erst recht nicht für irgendwelche Krankheiten. Dennoch werte ich das Mundwinkelzucken als Erfolg, denn zumindest ist der kleine Milrhysbubi wieder in der Lage mich anzusehen.

»Dann scheinen meine Verführungskünste besser zu funktionieren, als ich dachte, wenn du mir ohne Hose die Tür öffnest. Warn mich nur das nächste Mal vor. Eine Textmessage reicht. Das Versenden von Dikcpics ist ja schließlich illegal und meiner Meinung nach auch etwas ordinär.«

Wer in Bruce Waynes Namen sagt in unserer Generation denn bitte noch ordinär?
Ich dachte dieses Wort wäre mit meiner Großmutter unter der Erde verscharrt worden! Und nein ich bin nicht respektlos, wenn ihr meine Großmutter gekannt hättet, würdet ihr es verstehen.

»Ich bin eigentlich nur gekommen, um dich abzuholen. Charlotte möchte vor der Fahrt noch an dem schriftlichen Teil arbeiten. Danach beginnen direkt die Ferien und sie meint, so haben wir dann alle weniger zu tun.«, seufzt Rhys. Ich stelle fest, er scheint selbst wenig Lust darauf zu haben. »Und ihr seid nicht der Meinung, dass ich keinen Babysitter brauche, der mich ständig abholt? Wie wäre es, wie du es eben so nett vorgeschlagen hast, mit einer Textmessage?« Rhys zuckt nur mit den Schultern.

»Geh dich Anziehen, Kit. Wir warten unterm Baum.«
»Welcher Baum?«, frage ich etwas irritiert. Rhys sieht mir nur direkt in die Augen und lächelt irgendwie... Ist das Enttäuschung in seinem Lächeln? Und für den Bruchteil einer Sekunde gleitet sein Blick zu meinen Lippen. So kurz, dass ich fast glaube es mir eingebildet zu haben, aber das habe ich nicht.
»Du weißt welcher.« Und dann geht er.

Wieso ist eigentlich er immer der, der zuerst geht? So langsam macht er mir wirklich Konkurrenz, was die dramatischen Abtritte betrifft.

Und welchen verfluchten Baum meint er? Ist ja nicht so, dass sich auf dem weitläufigen Gelände der Scottsdale Hunderte befinden! Während ich nach frischen Anziehsachen suche und mich im Bad frisch mache, lasse ich mein Gehirn auf Hochtouren arbeiten. Eigentlich kann er nur den Baum meinen, unter dem wir schon vor ein paar Tagen gearbeitet hatten, als der notgeile Hunter auftauchte und Rhys belästigte. Derselbe Hunter, mit dem ich Rhys vorher hinter dem Schulgebäude beim Rummachen erwischte. An dem Tag hatten wir eigentlich wirklich gut zusammengearbeitet.

Aber ich glaube nicht, dass das die Botschaft war, die Rhys mir mitteilen wollte.

Im Bad spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und blicke auf in den Spiegel. Zerzaustes schwarzes Haar, kieselsteingraue Augen und Augenringe, die jedem Panda Konkurrenz machen. Ich sehe beschissen aus. Ich brauche wirklich mehr Schlaf.

Vor meinem inneren Auge taucht die Party auf und mir wird fast übel, als ich mich an den Geschmack von Kotze auf den Lippen erinnere. Und jetzt weiß ich, was Rhys eben meinte. Ich hab mich unter dem Baum übergeben! Glaub ich zumindest. Und dann war da noch was, aber das Bild ist zu unscharf. Aber ich weiß, dass Rhys da war, und es hat sich gut angefühlt. Vermutlich, weil er mich daran gehindert hat, unterm freien Himmel einzuschlafen.

Was auch immer. Wenn ich noch mehr Zeit vertrödele, macht mich Charlotte einen Kopf kürzer, nicht, dass sie das die meiste Zeit des Tages nicht sowieso vorhätte.

Also beeile ich mich und hole mir fürs Frühstück aus dem Kühlschrank nur einen Milchreis mit Schokosoße aus Winnslows Box. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Winnslow, wer auch immer du sein magst. Mit einem Löffel bewaffnet, mache ich mich also auf den Weg. Auf meine Notizen habe ich verzichtet. Ich merke mir die Sachen einfach. Es ist Sonntagmorgen und gerade einmal – um Himmelswillen, es ist nicht mal zehn! Nein, ich werde mir die Sachen nicht mal merken können. Um diese Uhrzeit und mit so wenig Schlaf kann Charlotte nicht mehr von mir erwarten, als dass ich meinen halb leblosen Körper von A nach B schleppe und anwesend bin. Ich bin anwesend, okay?! Das reicht dann doch wohl. Außerdem bin ich doch sowieso nur das Versuchskaninchen.

Schon von Weitem sehe ich Lottas roten Haarschopf unter dem Baum. Sie sollte vorsichtig sein, man könnte sie leicht mit einem Waldbrand verwechseln.

Vielleicht habe ich Glück und jemand tut es, überschüttet sie mit Wasser und sie löst sich auf, wie es sich für eine Hexe gehört.

Rhys ist bei ihr und lehnt gegen den breiten Baumstamm, hat das Gesicht an seinen Knien vergraben und Charlotte scheint auf ihn einzureden. »Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen. Ich könnte ihm ja eins mit der gusseisernen Pfanne von Ruth eins überbraten, vielleicht erinnert er sich ja dann!«, schlägt sie gerade vor, als ich in Hörweite komme. »Du suchst nur einen Grund ihn zu vermöbeln. Lotta, aber du täuschst dich. Er ist gar kein so übler – Oh Ash! Hi.«, bricht Rhys ab und blickt zu mir auf. Er lächelt zwar, aber dieses erreicht kaum seine Augen. Hier im Tageslicht fällt mir auf, dass seine Augenringe fast so dunkel sind wie meine. Er sieht auch beschissen aus.

Nur Charlotte sieht aus wie das blühende Leben. Ist das unfair.

»Na wen haben wir denn da?«, faucht Charlotte in aller bester Stimmung. Nicht.

Gott, ich hasse sie. Ich verabscheue sie! Mit Rhys bin ich ja bereit mich zu arrangieren, aber mit ihr? Niemals! »Wie nett, dass du dich auch mal zu uns gesellst.«
»Ja, ja, schon gut Pumuckl. Schick mir das nächste Mal einfach eine Textnachricht, die kann ich immerhin ignorieren.«

Ächzend lasse ich mich ins trockene Gras fallen. Die ersten Vorboten des Herbstes haben die Spitzen des sonst grünen Grases gelb und trocken werden lassen. Nur die Bäume halten sich wacker im dunklen Grün des Spätsommers. Nicht mehr lange und auch sie ändern ihre Farbe. Ich kanns kaum erwarten. Ich liebe den Herbst! Alles ist bunt und – »Wen will Charlotte eigentlich mit einer Pfanne verhauen?«

»Dich«
»Hunter« antworten beide zeitgleich, wobei das Hunter vom Rhys stammt.

Skeptisch hebe ich eine Augenbraue und bin mal wieder Stolz, die Geduld gehabt zu haben, das zu lernen. Nur leider kann ich mit meinem Können weder Charlotte noch Rhys beeindrucken. Banausen.

»Weil du mich sowieso immer vermöbeln willst und dafür ganz sicher nicht die Erlaubnis deiner besseren Hälfte benötigst und diese mich auch ganz sicher nicht vor dir in Schutz nehmen würde, glaube ich mal Rhys. Wieso will Charlotte Hunter vermöbeln? Steht er drauf?«

»Wieso denkst du nur so schlecht von dir, Asher Knight?«, seufzte Rhys und lehnte seinen Kopf nach hinten gegen die unebene Baumrinde. Im Zimmer hat er das auch gemacht, doch auch jetzt fallen mir in diesem Licht weitere Details auf, die ich vorhin nicht bemerkt hatte. So zum Beispiel den fast verblassten Knutschfleck an seinem Hals und ein kleines Muttermal unter seinem rechten Ohr.

»Wie meinen?«, hake ich nach, aber Rhys schüttelt nur den Kopf.
»Lotta will ihn vermöbeln, weil er eben Hunter ist. Und ich hab keine Ahnung ob er darauf steht vermöbelt zu werden. Wäre nur irgendwie seltsam, wenn er es täte und seine Cousine das dann übernehmen würde.«

Jetzt lausche ich auf. »Hunter, der notgeile Leuchtturm ist dein Cousin?«

Sie verdreht nur die Augen und trommelt demonstrativ mit ihrem Stift auf dem Block herum der vor ihr liegt. »Leider. Und nein, nicht alle Rothaarigen sind automatisch miteinander verwandt! Aber in diesem Fall schon, weil wir eben einen sehr irischen Zweig im Familienstammbaum haben. Und Hunters Ast...«

Sie spricht nicht weiter, aber es ist klar, dass an seinem Ast wohl die faulen Äpfel hängen.

»Zumindest wissen die wenigsten davon und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du es nicht an die große Glocke hängen würdest. Wir verstehen uns nicht.«

Wäre ich ja im Leben nicht darauf gekommen! Wie kann man denn Charlotte bitte nicht mögen?!

»Mich juckt das wenig. Meinetwegen könntest du auch mit der Queen verwandt sein und du wärst immer noch sie gleiche unausstehliche Hexe wie vorher.«
»Naw. Rhys hast du das gehört? Er fängt an mich zu mögen!«
Bild dir bloß nichts drauf ein Charlotte Montgomery!

Aber ich schweige, statt etwas darauf zu erwidern und ihr so einen Triumph in die Hände zu spielen. Und wenn schon? Ich gewöhne mich lediglich langsam an die Tatsache, dass ich weder sie noch Rhys in näherer Zukunft loswerde. Das ist alles. Rhys verdreht jedoch nur über uns die Augen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ihm gerade gehörig auf die Nerven fallen. Dennoch spüre ich, wie er mir ständig einen Blick zu wirft. Süß, dass er denkt, ich merke es nicht.

Ich widme mich jedoch endlich meinem Frühstück und dem Milchreisbecher in meiner Hand. Etwas hingebungsvoller als ich wohl sollte, nehme ich den Löffel in dem Mund und lecke ihn ab.

Dieses Mal triumphiere ich wirklich innerlich, als ich sehe, wie mich Rhys keine Sekunde aus den Augen lässt und schwer schluckt, als ich genüsslich seufze. Seine Wangen sind gerötet und seine unglaublich braunen Augen glänzen irgendwie.

»Bist du dann fertig, dem Löffel einen zu blasen?«, fragt Charlotte genervt. Unschuldig klimpere ich mit den Wimpern. »Oh ich habe noch nicht einmal richtig angefangen, süße Charlotte.«, säusele ich und zwinkere ihr verschmitzt zu.

Aber auf ihre Reaktion habe ich gar nicht abgezielt, sondern auf die von Rhys. Dieser räuspert sich und blickt schon wieder überallhin, nur nicht zu mir.
Gotcha!
Ja, ich weiß, es ist gemein, dass ich ihn so provoziere, aber er hätte vielleicht nicht so sehr darauf bestehen sollen, dass ich nicht sein Typ bin. Sonst würde ich mich nicht so sehr ins Zeug legen, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

»Lotta ist das nicht deine Mitbewohnerin?«, fragt Rhys dann jedoch irritiert und lässt seinen Blick in die Ferne gleiten. Ich folge seinem Blick und sehe ein Mädchen auf uns zu eilen. Auch wenn die Sonne scheint und der Himmel fast wolkenlos ist, sieht man beinahe das Donnerwetter, das sich über Charlotte zusammenbraut. »Oh nein«, haucht sie nur und blickt sich panisch um, als könne sie sich noch rechtzeitig in Luft auflösen.

»Charlotte!«, ruft das Mädchen über den Rasen und sie scheint keine gute Laune zu haben. Sie trägt eine beige Bluse, schwarze Jeans und ist barfuß. Wie eine Gewitterwolke lässt der Wind ihre schwarzen Haare um ihrem Kopf tanzen.

Oh. Herr im Himmel, ist die hübsch. Mein Mund wird ganz trocken als sie wie eine Kriegergöttin auf uns zu eilt und Charlotte hingegen immer kleiner zu werden scheint. Vergessen ist der Milchreis, den ich einfach beiseitestelle, um mich ganz der heraneilenden Schönheit widmen kann. Wieso war ich noch nie mit der im Bett?

»Du kannst mir nicht ewig aus dem Weg gehen! Wehe, du rennst jetzt weg!«, droht sie beim Näherkommen. Lotta sieht mittlerweile so aus, als würde sie sich jetzt wünschen, dass der Baum, unter dem wir sitzen, sie erschlägt.

»Du hast immer noch nicht mit ihr geredet?!«, fragt Rhys entsetzt und sie schüttelt kaum merklich den Kopf. Ich glaube, mir fehlen ein paar Infos.

»Maya... Hey. Du hast mich gefunden!« Charlotte klingt nicht begeistert und räumt langsam ihre Sachen in ihre Tasche. Ich glaube, sie wird gleich die Flucht ergreifen. Vielleicht habe ich Glück und sie verlässt sogar das Land. Sie sieht zumindest so aus, als würde sie es in Erwägung ziehen.

Wütend funkelt die Schönheit auf uns herab mit ihren Augen so schwarz wie Onyx. Und beim Sprechen hat sie einen ganz hinreißenden Akzent. »Nachdem du einfach so abgehauen bist, musste ich das ja! Verdammt, wieso gehst du mir ständig aus dem Weg? Ich versuche doch nur mit dir zu reden! Eine Lösung zu finden! Und–«
»Können wir das bitte unter vier Augen besprechen?!«, zischt Lotta und wirft mir einen bösartigen Blick in meine Richtung.

Habe ich so neugierig gewirkt?
Upsi.
Aber: Spill the Tea! Ich will alle schmutzigen Details!

»Es ist mir scheißegal, wer zuhört. Ich hab es satt, dass du dich dafür schämst, dass wir–«
»WIE BITTE?!«, entfährt es Lotta aufbrausend. Im Nu ist sie auf den Beinen und gestikuliert wild mit den Armen.

»Ich schäme mich doch nicht! Wieso denn auch? Mein bester Freund ist schwul und ich stehe mit Stolz dazu, dass ich–«
»Aber wieso ignorierst du mich dann die ganze Zeit?!«

Das wird hier ja richtig spannend! Wo ist Charlottes ekelhaftes Karamellpopcorn, wenn man es braucht? Ich nehme vorzugsweise auch Schokopudding.

Rhys stößt mich in die Seite und bedeutet mir, dass wir abhauen sollten, damit die beiden das unter sich klären können. »Noch fünf Minuten!« Jammere ich leise.

Aber er lässt mir keine Chance. Fast schon brutal zieht er mich auf die Beine und schiebt mich Richtung Haus.

»Wer ist sie?« Ich verrenke mir fast den Hals in dem Versuch noch einen Blick auf die Schönheit zu werfen, die ein so feuriges Temperament hat, dass es mich sicher nicht kalt lässt. »Das ist Lottas Zimmermitbewohnerin. Ihr Name ist Maya Singh Gupta, eine der Auslandsjahr-Schüler. Und sie ist Lottas Affäre.«, erklärt er säuerlich und stapft den Kieselweg entlang.

Na hoppla! Eifersüchtig nicht Charlottes Nummer eins zu sein?

»Lotta ist lesbisch?«
»Nee, aber Maya. Lotta ist bisexuell.«, erklärt er angepisst. Ich bleibe stehen und drehe mich noch mal um, obwohl ich weiß, dass ich die beiden von hier aus längst nicht mehr sehen kann. Die Trauerweide vorm Haus versperrt mir die Sicht.

»Maya ist lesbisch?« Ich kanns nicht verhindern, aber ich klinge enttäuscht. Und ich klinge nicht nur so, ich bin es auch.

»Wieso müssen die, die man will immer vom anderen Ufer sein?«, seufze ich frustriert und wende mich wieder Rhys zu. Er sieht mich wieder mit diesem enttäuschten Lächeln an. »Wem sagst du das.«

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