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𝟷𝟾. 𝚟𝚘𝚗 𝚠𝚎𝚍𝚎𝚕𝚗𝚍𝚎𝚗 𝚙𝚊𝚕𝚖𝚎𝚗 & 𝚣𝚠𝚎𝚛𝚐𝚎𝚗𝚙𝚒𝚖𝚖𝚎𝚕𝚗

Irgendwie will das nicht in meinen Kopf rein. Ich soll mich mit Hunter angelegt haben? Wegen Rhys? Milchrhys Welsh?!

Das Wasser prasselt auf mich nieder und ich stehe länger unter der Dusche, als eigentlich nötig wäre. Aber jetzt, wo das warme Wasser über meinen Körper rinnt, erscheint Nachdenken so viel einfacher als vorher. Auch mein Kopf fühlt sich nicht länger so schwer an und das liegt entweder an dem Aspirin oder an dem beruhigenden Duft des Zitronenduschgels, das vermutlich Rhys gehört.

Er war eben wirklich in Rekordzeit mit dem Umziehen fertig und legte noch bevor er mir das Badezimmer überließ, frische Handtücher raus und lieh mir eine Jogginghose und einen Hoodie von sich. Das aber wohl nur seine nette Art, mir zu sagen, dass meine Sachen stinken.

Und bei Gottes Zähnen, das tun sie! Meinen Hoodie hatte er ja schon letzte Nacht in den Wäschekorb entsorgt, aber Hose und T-Shirt riechen auch nicht wirklich wie frisch gewaschen.

Am liebsten wäre ich eben aber einfach liegen geblieben. Ich bin so müde... Und Rhys Bett war warm und gemütlich und es roch so gut.

Eigentlich weiß ich aber, dass das Klügste gewesen wäre, nach dem Aufstehen einfach zu verschwinden, aber körperlich und geistig war ich in dem Moment einfach nicht in der Lage dazu. Also ist es doch okay, wenn ich hier wenigstens noch dusche oder?

Unglaublich.

Ich stehe hier in Rhys Dusche. Und vorhin lag ich noch in Rhys Bett.

Ich glaube, mein Kater ist übler als vorher angenommen, denn irgendwie bringen mich diese Tatsachen total zum Grinsen.

Aber vielleicht bin ich ja doch noch betrunken? Nur eben nicht mehr so wie gestern Nacht. Aber irgendwie erscheinen mir dieses Tatsachen auf einmal zum Totlachen komisch.

Nachdem Rhys mir die Sachen raus gelegt hatte, ertappte ich ihn, wie er mich schon wieder mit diesem merkwürdigen Blick ansah, so als würde er immer noch auf etwas warten. Doch dann drehte er sich so plötzlich um, als würde er selbst bemerken, wie schräg das ist und schloss die Tür hinter sich. Seitdem höre ich seine und Charlottes gedämpfte Stimmen sich unterhalten. Charlotte regt sich über irgendwas auf und selbst Rhys wird lauter. Lauter, als er sonst wird.

Das klingt irgendwie absurd...

Als er sonst wird.

Als ob ich wüsste, wie er sonst ist. Ich kenne ihn doch gar nicht.

Vielleicht nehme ich mich auch zu wichtig, aber ich habe das Gefühl, dass es bei ihrer Diskussion um mich geht. Um die Sache, die ich vergessen habe und wegen der mich Rhys belogen hat.

Ich hätte das Angebot, hier zu duschen und mir Klamotten zu leihen, wohl konsequenter ablehnen müssen. Ich hätte es ablehnen müssen, um dieser unangenehmen Situation entkommen zu können. Ich hätte schon längt zurück in meinem Zimmer oder auf dem Dachboden sein können, um in Ruhe darüber nachdenken zu können, was ich denn so dramatisches Vergessen habe.

Oder mache ich eine zu große Sache daraus? Vielleicht ist es auch gar nichts so Dramatisches? Vielleicht habe ich nur einen schlichten Filmriss und gestern nur betrunkenes Zeug gelabert. Vielleicht mache ich wirklich eine viel zu große Sache daraus. Das sind zwar eindeutig zu viele vielleichts, aber ich sollte mich manchmal wirklich nicht so wichtig nehmen.

Ich war eben betrunken, na und? War Rhys bestimmt auch!

Und es ist ja nichts passiert. Wenn etwas passiert wäre, wären wir am Morgen aufgewacht und es wäre uns beiden mehr als peinlich gewesen. Mal davon abgesehen, dass Rhys zwar auf Kerle steht, ich aber nicht.

Aber wie konnte ich mich nur so dermaßen betrinken? Vielleicht ist es doch besser, nichts zu wissen und das Vergessene einfach vergessen bleiben zu lassen.

Das Problem war jetzt nur, dass ich vorhin nicht in der körperlich besten Verfassung war, um abzuhauen und ich mich jetzt nicht noch länger unter der Dusche verstecken kann. Wenn ich noch länger hier drin bleibe, denken Rhys und Charlotte vermutlich noch, ich stelle hier was mit Bettys lang verschollener Schwester Bibi an.

Zuzutrauen ist mir ja einiges, aber das geht mir dann doch zu weit. Also nehme ich einen letzten Zug von dem Duft des Duschgels – Seit wann darf Duschgel bitte so gut riechen?! – bevor ich aus der Dusche trete und mich abzutrocknen beginne.

Nur sehr widerwillig nehme ich den weichen, warmen Hoodie in die Hand. Irgendwie missfällt es mir, ihn tragen zu müssen, aber ohne raus zugehen ist keine Option. Mein T-Shirt liegt im Wäschekorb, wo es auch wirklich gut aufgehoben ist, so wie es roch, und ohne Hoodie wird entblößt, was verborgen bleiben sollte.

Meine Narben.

Die haben zwar schon einige gesehen, aber mit denen hatte ich Sex und dieser ist quasi die Bezahlung dafür, dass sie die Klappe darüber halten. Davon mal abgesehen, haben sich wahrscheinlich auch neunundneunzig Prozent der Mädchen auf etwas anderes geachtet als die paar Narben auf meiner Brust. Schließlich rede ich vom Sex und keiner Ganzkörper Massage.

Wow... Manchmal höre ich es sogar selbst, wenn ich mal wieder wie eine männliche Hure klinge.

So bleibt mir schlussendlich doch keine Wahl und ich streife mir den Hoodie über. Irgendwie macht das die Situation noch komischer. Ich trage Rhys Hoodie, nachdem ich letzte Nacht in seinem Bett gelandet bin, mich vorher für ihn mit einem Typen angelegt habe, der selbst mich um einen Kopf überragt und gerade wie ein Crackhead auf Entzug sein Duschgel inhaliert habe.

Was sendet das den jetzt bitte für Signale?!

Deswegen habe ich mir jetzt fest vorgenommen, mich nett zu bedanken, schließlich soll Eliza keiner vorwerfen können, sie habe keinen Gentleman erzogen, – falls man das denn überhaupt Erziehung nennen kann, – um dann sofort von hier verschwinden zu können. Sobald ich die Badezimmertür aufstoße, unterbrechen Charlotte und Rhys ihre lebhaft gewordene Diskussion und starren mich an, als wäre ich ein fucking Alien, der gerade aus einer alten Abstellkammer spaziert, um sich mit kleinen Jungs anzufreunden, aber natürlich erst, nachdem er sein Jurastudium in der Abendschule abgeschlossen hat.

Keine Minute früher.

Das wäre doch sonst völlig Banane!

»Ach schon fertig mit dem Palme wedeln? Mein lieber Ash, müssen wir uns etwa sorgen, um dein Stehvermögen machen? Na ja, notfalls gibts ja noch Viagra.«

Charlotte... Sie macht es einem wirklich nicht leicht, sie zu mögen. Wirklich nicht!

Mal davon abgesehen, was geht es sie bitte an, wie lange Bedman durchhält?! Wenn sie wüsste...

Was sie zum Glück nicht tut und niemals tun wird, weil ich mir, seit ich sie näher kenne, geschworen habe, nie wieder was mit rothaarigen anzufangen.

Aber das sie da jetzt Juice Wayne mit reinzieht, nehme ich wirklich persönlich! Und es bestärkt mein Vorhaben, so schnell es geht, von hier zu verschwinden.

Interessant, dass ich wegen Charlotte hier wegwill und nicht wie zu erwarten, wegen Rhys, weil das hier sein Zimmer ist. Aber es ist Charlotte und bei ihr wundert mich wirklich fast gar nichts mehr. Kaum zu glauben, dass ich mich noch vor paar Tagen von ihr als Taschentuch hab missbrauchen lassen.

»Entzückend, Charlotte. Ich bin zwar überrascht, dass du dir solche Gedanken um meinen Schwanz machst, aber verübeln kann ich es dir ja nicht. Muss hart sein, die Einzige zu sein, die niemals in den Genuss wird kommen dürfen zu erfahren, was hart in Zusammenhang mit meiner Person wirklich bedeutet.«

Noch bevor sie aber die Chance bekommt, auf mich loszugehen, kommt ihr Rhys dabei in die Quere und fängt mit einem scheinbar so unverfänglichen Thema an, dass es fast süß ist, dass er es keineswegs besser macht. »Ich hoffe, die Sachen passen dir?«, fragt er und lässt seinen Blick prüfend über meinen Körper gleiten. Charlotte ahmt Würgegeräusche nach und kassiert von Rhys einen Tritt gegen ihr Schienbein.

»Bisschen knapp im Schritt, aber es wird gehen.«, antworte ich, in dem ich mein Kinn etwas überheblich recke.

Es ist kindisch, ich weiß es. Ich muss hier gar nichts beweisen und trotzdem versuche ich es die ganze Zeit. Erst mit dieser scheißdämlichen Wette und jetzt mit dem indirekten Schwanzvergleich mit Charlotte. Dabei dürfte zwar ich gewinnen, aber wenn es darum ginge, wer wortwörtlich die meisten Eier in der Hose hätte, wäre sie klar im Vorteil. Rein biologisch betrachtet habe ich nämlich nur zwei. Und sie? Vierhunderttausend? Plus, minus natürlich.

Allerdings muss ich zugeben, dass die Hose am Hintern tatsächlich ein wenig kneift. Rhys Waffelhintern scheint ein wenig kleiner als meiner zu sein.

WAS ABER NICHT HEIßT, DASS ICH EINEN FETTEN HINTERN HABE!

Mein hübscher Knackarsch wird jetzt nur ein wenig mehr in Szene gesetzt. Punkt.

»Aber danke trotzdem.«, füge ich noch hinzu, weil ich nicht das Gefühl habe, Rhys tatsächlich ausreichend dafür gedankt zu haben, dass er mein betrunkenes Ich gestern wahrscheinlich vor ein paar Dummheiten bewahrt hat. Doch er nickt nur knapp und sieht mich dabei nicht einmal mehr an. Okay? Dann halt nicht?

Tut meinem Ego überhaupt nicht weh, dass du erst aussiehst, als würdest du mich mit deinen Blicken ausziehen wollen und mich jetzt keines Blickes mehr würdigst.

Schon genug gesehen?

Oh Baby... Wenn du wüsstest, was für Asse ich noch im Ärmel oder der Hose habe...

Ich wiederhole, ich stehe zwar nicht auf Kerle, aber wem gefällt es nicht, zu sehen, dass jemand anderem offensichtlich gefällt, wie du aussiehst? Streichelt mein kleines Ego, aber jetzt musste Rhys es ja brutal abstechen.

Müde lasse ich mich wieder auf Rhys Bettkante sinken. Stehen ist anstrengend. Mein Kopf tut immer noch weh, wenn auch nicht mehr so schlimm und ich will nur noch schlafen... Das Verlangen, sich einfach zurückfallen zu lassen, wird beinahe übermächtig. Wenn ich schon die ganze Nacht lang hier geschlafen habe, wieso sollte ich nicht wieder hier schlafen? Rhys sitzt mittlerweile neben Charlotte auf dem anderen, an der gegenüberliegenden Wand stehenden Bett.

Sie schweigen. Ich schweige. Habe ich schon mal erwähnt, wie sehr ich diese Stille hasse?

»Ich sollte dann gehen. Geh mich noch mal hinlegen oder so.«

Wieso erkläre ich denen das? Ich bin ihnen keine Rechenschaft schuldig! Ich stehe langsam und träge auf, wobei meine Knochen wie bei einem alten Mann knacken. Ich bin wirklich müde. So müde, dass es mir völlig egal ist, dass meine schwarzen Haare noch ganz nass und zerwühlt sind. Ich will gar nicht wissen, was Adam denken wird, wo ich gewesen bin, wenn ich so zurück in unser Zimmer komme. Oder soll ich gleich auf den Dachboden? Schaffe ich es überhaupt in diesem Zustand die alte Leiter rauf, ohne mir das Genick zu brechen?

Wenn ich bis eben geglaubt habe, ich könne einfach aufstehen und gehen, dann war ich ja so gottverdammt naiv. Charlotte springt wie einer dieser Kistenteufel auf und stellt sich mir in den Weg. »Nix da! Du wirst jetzt nicht so einfach abhauen, nachdem Rhys –«

»Charlotte!« wird sie von Rhys unterbrochen, der ihr einen eindeutig mahnenden Blick zu wirft. Ihre kleinen Kinderfäuste in ihre Hüften gestemmt, funkelt sie mich mal wieder zornig an. Was habe ich ihr denn jetzt schon wieder getan?! Kurz flackert Charlottes Blick zu ihrem besten Freund und ich sehe so etwas wie Zweifel in ihren Augen.

»– nachdem Rhys dir noch gar nicht von seiner Idee erzählt hat. Für unser ... Projekt

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht das ist, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Und wie schön sie dieses Folterprogramm meiner sozialen Kompetenzen als Projekt bezeichnet.

Man höre den Sarkasmus, der so schön im Gaumen zwickt. Das Brennen einer Carolina Reaper ist im Vergleich dazu nur ein Kitzeln.

Skeptisch hebe ich gekonnt meine linke Augenbraue und blicke misstrauisch auf die hinab. Sie ist wirklich klein, dieses Kampfkanninchen. Und anscheinend nimmt sie meine Skepsis wieder als Kampfansage und rümpft ihr gepfeffertes Stupsnäschen.

»Heute Abend holen wir den Netflix-Abend nach, nachdem du das letzte mal mit deiner Abwesenheit geglänzt hast.«, bestimmt sie mit ruhiger Stimme, was mich wahrscheinlich beunruhigen soll, aber ich kann sie einfach nicht ernst nehmen, wenn sie mehr wie ein verschreckter Hase im Scheinwerferlicht aussieht. »Wenn du mich dafür den Rest des Tages in Ruhe lässt.«, fordere ich im Gegenzug.

Kein Filmabend der Welt kann so schlimm wie andere von ihr vorgeschlagene Aktivitäten sein. Dabei muss man sich wenigstens nicht unterhalten.

Hat eben seine Gründe, wieso die Cosmopolitan davon abrät, erste Dates und dergleichen in Kinos stattfinden zu lassen.

Die perfekte Möglichkeit, meine Zeit mit Hexe und geflügeltem Affen abzusitzen und sich dabei nicht kennenzulernen. Ich weiß bei Gott schon viel zu viel über die zwei.

Ich konnte mich also endlich aus den Fängen der bösen Hexe des Westens und denen ihres geflügelten Affens entkommen und mich in mein Zimmer verkriechen. Irgendwie war mir nicht nach der alten, durchgesessenen alten Couch auf dem Dachboden. Zum einen, weil mein Nacken endlich mal nicht mehr steif war und zum anderen ich da nicht hoch wollte, so lange ich Rhys Klamotten trug. Das wäre dann, als würde ich ihn dort mit hinnehmen und das geht definitiv zu weit!

Dieser Dachboden ist das einzige, was ich mein eigen nennen kann, auch wenn er faktisch der Schule gehört, aber ich denke, es ist klar, wie ich das meine. Also ging ich zurück in mein Zimmer, um dortzubleiben. Aber bevor ich überhaupt auf den Gedanken kam, vielleicht meine eigenen Sachen umzuziehen, lag ich schon auf meinem Bett, das sich ganz kalt und unbenutzt anfühlte und war eingeschlafen.

Tief und traumlos war mein Schlaf und ich weiß nicht, wann ich aufgewacht wäre, wenn mich das Hämmern gegen die Tür nicht aufgeweckt hätte.

»STEH AUF ARSCHLOCH! WIR HABEN EIN DATE!« Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass wir keines haben, Lotta.

Ich ziehe mir mein Kissen über den Kopf und winde mich auf meinem Bett hin und her. »Jetzt steh schon auf Arschloch. Du hast lang genug gepennt und wir haben Hunger.« Anscheinend wurde mein Recht auf Privatsphäre jetzt aufgehoben, denn die rothaarige Hexe stürmt mein Zimmer und zieht mir mein Kissen weg. Das ist heute schon das zweite Mal!

»Und das ist mein Problem oder was?«, murmele ich noch völlig verschlafen und rolle mich in Embryonalstellung zusammen mit dem Rücken zu Charlotte gewandt. Mein Kopf dröhnt immer noch oder schon wieder und meine Zunge fühlt sich ekelhaft trocken und pelzig an. Ich glaube nicht, dass ich jemals einen solchen Durst hatte, wie gerade jetzt in diesem Moment.

Als hätte jemand meine Gedanken gelesen, werde ich von etwas Hartem am Kopf getroffen. »Aua! Sagt mal, hast du Lack gesoffen?!« Fast augenblicklich sitze ich kerzengerade auf meinem Bett und halte mir den schmerzenden Hinterkopf.

»'tschuldige...«

Rhys? Herrgott noch mal! Sieht das hier aus wie der Hauptbahnhof?! Dennoch erspare ich mir weitere Kommentare, sondern angele mir lieber die kleine Plastikwasserflasche, mit der so feige ein Anschlag auf mein Leben verübt wurde.

Dieses Mal bekommt Rhys aber kein danke von mir.

Blöder Sack.

Wirft der mich einfach ab!

»Was wollt ihr hier?« Für jede Art von Freundlichkeiten ist es mir viel zu früh. Oder eher zu spät? Ich hab nicht die leiseste Ahnung, wie spät wir es haben. »Dich abholen. Noch mal schwänzt du keine Unterrichtsstunde in sozialen Kompetenzen.«, folgt prompt die Erklärung von Charlotte, die mich schon wieder so anfunkelt, als würde sie gleich ihr Messer ziehen oder eine Drahtschlaufe, um mich doch zu strangulieren, statt zu erstechen.

»Du siehst scheiße aus Kit.«, stellt Rhys fest und lehnt sich lässig gegen den Rahmen meiner offenen Tür.

»Leck mich, Welsh.«
»Mit dem aller größten Vergnügen.«
»Was?«
»Was?«

Kurz starren wir beide uns ein klein wenig fassungslos an. Fassungslos, dass er das gerade tatsächlich laut gesagt hat.

Und Charlotte? Die schmeißt sich fast weg vor Lachen, liegt auf Adams Bett und bekommt sich gar nicht mehr ein.

Gut. Ich hoffe, sie erstickt dran!

»Wir werden beide jetzt vergessen, was wir das gerade gesagt haben, und nie wieder darüber sprechen.« Rhys Stimme ist ruhig als er das sagt und wir starren uns immer noch an, als habe sich der jeweils andere gerade in ein pinkes Alpaka verwandelt. Ich kann nicht mehr tun, als nur schweigend zu nicken, wohl wissend, dass ich das wahrscheinlich nie wieder aus meinem Kopf bekomme.

Ich meine die pinken Alpakas und nicht wie Rhys mir den— Lassen wir das besser.

Charlotte röchelt mittlerweile mehr, als dass sie lacht und ihr Gesicht ist ganz rot angelaufen, Tränen rinnen über ihre Wangen und sie hält sich den Bauch, jammert, wie sehr ihr dieser wehtut, vor lachen. Rhys und ich starren uns immer noch ein wenig verstört an, als auch gleich die nächste Katastrophe folgt.

»Asher, ich wollte kurz fragen, ob du vielleicht – ja was ist denn hier los?«

Och nee. Bilbo ist von seiner Reise zum Erebor zurückgekehrt.

Bitte lass mich einfach sterben, lieber Gott. Alle drei gleichzeitig halten meine armen Nerven wirklich nicht aus.

»Gar nichts. Was willst du hier?«

Mittlerweile scheint sich Charlotte so langsam zu beruhigen, aber sie denkt trotzdem nicht dran, von Adams Bett aufzustehen, der sie mittlerweile auch entdeckt hat. Alter... Dieser Typ. So wie er sie ansieht, richtet sich sicher gleich sein Zipfel auf. Ist das ekelhaft.

»Ich wohne hier und... Heylo. Also ich meine hey. Und Hallo. Ich hab es mir mitten drin anders überlegt. Hi, ich bin Adam.«

Und schon grinst er wie ein Idiot und sieht Charlotte so schmachtend an, dass selbst ihr das Lachen nun völlig vergangen ist und sie sich etwas unbehaglich aufrichtet und schließlich ganz aufsteht. Dass sie ihn jetzt bestimmt um einen Kopf überragt, scheint Adam nicht großartig zu stören. Im Gegenteil.

»Ich stehe auf große Frauen.«, plappert er schon drauf los. Jetzt bin ich es, der laute Würgegeräusche nachahmt und auch Rhys sieht wenig angetan von dem Zwerg aus, der ihn bisher keines Blickes gewürdigt hat.

In meinem Kopf spult sich schon wieder diese Situation ab, wo Adam Rhys als Schwuchtel bezeichnet hatte, kurz bevor er zur Party aufgebrochen ist. Ich glaube, jetzt will ich wirklich würgen. Jemanden würgen. Nämlich Adam. Statt wie ein notgeiles Äffchen auf Lotta loszugehen, wäre vielleicht eine Entschuldigung fällig!

»Adam! Was. Willst. Du?« Ich wedle ein wenig mit der Hand in seiner Richtung, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, was nicht allzu schwer sein dürfte. Adams Aufmerksamkeitsspanne ist ungefähr so lang wie die eines Goldfisches. »Hä?«

Herrgott noch eins! Kann mir bitte endlich die Kugel geben?!

»Was du hier willst, hab ich gefragt!«
»Ich wohne hier.« Es kostet mich wirklich alle Selbstbeherrschung nicht jetzt und sofort auf ihn loszugehen, um ihm seinen kleinen Zipfel abzuschneiden.

»Du wolltest Ash eben etwas fragen, als du gekommen bist. Ich glaube, er meint das...«, schaltet sich auch Rhys ein, der seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben hat und den Anschein erweckt, als wolle er ganz schnell verschwinden. Same, Bro.

Adams Blick ruckt fast erschrocken zu Rhys, der ihn ebenfalls eigentlich ein ganzes Stück überragt, jetzt aber ganz klein wirkt. Ist ihm das wirklich so peinlich das, worüber wir nie wieder sprechen wollen, laut ausgesprochen zu haben?

Adam sieht fast auf Rhys hinab, so zumindest gibt er sich und rümpft die Nase. »Und, was willst du hier? Ich bezweifle, dass Ash eine Schwuchtel wie dich an seinen Arsch lässt. Also zieh Leine, Froschmann.«

HOMOPHOBES DRECKSCHWEIN!

Was zum heiligen Fick geht denn hier ab?!

Doch Rhys verzieht keine Miene, als sei er es gewohnt, sich solche Sachen anzuhören. Und das wirklich Traurige ist, wahrscheinlich ist er es sogar tatsächlich. Schließlich ist das die Scottsdale und es grenzt schon wie an ein Wunder, dass Mädchen die Schule besuchen dürfen.

»Danke, aber ich hab da sowieso wenig Interesse an Ashs Arsch. Er ist für meinen Geschmack ein wenig zu heterosexuell.«

Äh? Danke?

Auch Adam scheint ein wenig verdutzt über diese direkte Antwort zu sein, aber Rhys lächelt nur versöhnlich, als würden solche Kommentare einfach an ihm abprallen.

»Du wolltest Ash was fragen?«, erinnert Rhys Adam wieder daran, als sich eine merkwürdige Stille breitmacht.

»Äh... Ja. Ich wollte fragen, ob du vielleicht noch ein paar Kondome übrig hast. Ich hab da so 'ne Kleine am Start und die ist –«
»Widerlich«

Charlotte verzieht angewidert das Gesicht und schiebt sich an Adam vorbei, um näher bei Rhys und an der Tür zu stehen. Ich kann es ihr nicht verübeln. Ich würde auch keinen horny Adam zwischen mir und einem möglichen Fluchtweg haben wollen.

»Ich will es gar nicht genauer wissen, Adam.«, seufze ich resigniert, und ohne dass er auf meine Zustimmung gewartet hätte, öffnet er meine Nachttischschublade und zieht die XL-Packung mit den verschiedenen Größen heraus. »Klar bedien dich einfach...«

Und das meine verehrten Herrschaften ist der Grund, warum ich mein ganzes Kunstzeug nicht hier, sondern auf dem Dachboden habe.

»Deine Größe müsste bestimmt noch dabei sein. Was hast du? XS?« Adam funkelt mich nur verärgert an und zieht schließlich mit der ganzen Packung Leine.

Mit der ganzen Packung!

Ich muss ja schon sagen, der Kleine hat heute Nacht anscheinend sehr ambitionierte Ziele...

»Widerliches, homophobes Zwergenarschloch!« Charlotte schüttelt sich am ganzen Körper und sieht aus, als hätte sie Adam am liebsten ins Gesicht gekotzt.

»Wahrscheinlich hat er auch so einen winzig kleinen Zwergenpimmel und seine Eier sind so winzig, dass sie –«, beginnt sie sich völlig in Rage zu reden. Und auch wenn ich ihr völlig recht gebe und sie mir aus der Seele spricht, so schweige ich trotzdem.

»Lass gut sein, Lotta.«, bittet Rhys sie sanft, aber seine Stimme klingt erschöpft.

Ich sehe ihn an und sehe, dass eben doch nicht alles einfach so an ihm abprallt. Ich weiß ja nicht, ob Rhys versteckt, wer er ist, aber ich stelle mir so was sehr ermüdend vor. Immer und immer wieder solchen Hass entgegengebracht zu bekommen.

Ein merkwürdiges Ziehen macht sich in meiner Magengegend breit und ich stelle fest – ich habe echtes Mitleid mit ihm. Obwohl Mitleid sicher das Letzte ist, was er braucht oder was angebracht wäre. Mitleid für das, was er wirklich ist? Nein, aber dafür, dass er da scheinbar komplett alleine durch muss.

»Ich bin dir zu heterosexuell?! Ist das deine Art, mir zu sagen, dass ich wirklich nicht dein Typ bin?«

Fantastisch Ash. Ein wirklich gelungener, subtiler Themenwechsel.

Manchmal will ich mir ja wirklich gerne selbst eine Kopfnuss geben.

Muss ich denn immer unangebrachte Kommentare oder schlechte Witze bringen, wenn mir etwas zu entgleiten droht? Aber wenigstens bringt es Rhys zum Schmunzeln. Es ist kein Grübchen-Lächeln, aber es ist ein Anfang.

»Ich hab es dir bestimmt schon ein Dutzend mal gesagt. Nein, du bist so gar nicht mein Typ und Interesse an deinem Arsch habe ich auch nicht.« Wenigstens zu seiner Belustigung scheine ich etwas zu taugen. Charlotte allerdings scheint langsam ungeduldig zu werden und verlagert unruhig ihr Gewicht von einem Bein aufs andere.

Ächzend quäle ich mich also endlich aus meinem Bett auf und strecke meine steifen Glieder, in dem ich mich ein wenig dehne. Himmel, ich bin so steif! Nein, nicht dieses steif!

Zum Abschluss meiner kleinen Dehnübungen beuge ich mich soweit vor, dass ich fast meine Zehen berühren kann.

Okay, wen versuche ich zu verarschen? Ich komme nicht mal annähernd an meine Zehen heran. Sport ist nicht so mein Ding, außer wir zählen Bedminton dazu.

Grins.

»Aber wenn du nicht endlich meine Jogginghose ausziehst, überlege ich es mir vielleicht doch noch anders...«

Rhys beißt sich verwegen auf seine Unterlippe und ich ertappe ihn dabei, wie er mehr als offensichtlich auf meinen Hintern schielt. Durch Rhys  Jogginghose, die mir wie gesagt, ein wenig zu eng ist, habe ich einen richtigen Wunder Knackarsch bekommen.

Respekt muss man sich hart erarbeiten, aber ich glaube, Rhys hat sich meinen heute ein Stück mehr verdient, in dem er beweist, dass er selbst in solchen Situationen immer noch Witze darüber machen kann.

»Gott, Jungs! Nehmt euch ein Zimmer, wenn es unbedingt sein muss. Aber mich wird nichts, aber auch rein gar nichts noch länger von meinem Karamell-Popcorn fernhalten!«

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