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𝟷𝟷. 𝚍𝚎𝚛 𝚍𝚒𝚊𝚏𝚘𝚕 𝚝𝚛𝚊̈𝚐𝚝 𝚙𝚛𝚊𝚍𝚊

Ich werde wach und spüre jeden Knochen in meinem Körper. Ich habe noch nicht einmal die Augen geöffnet und alles, was ich spüre, ist Schmerz. Kopfschmerzen. Mein Schädel fühlt sich an, als würde darin gerade ein Flugzeug starten. Und mein Nacken fühlt sich an wie ein Brett und von meinem Rücken will ich lieber gar nicht erst angefangen!

Keine Minute wach und schon um Jahrhunderte gealtert, so fühle ich mich. Sobald ich versuche, vorsichtig gegen das einfallende Licht zu blinzeln, verbrennt es mir die Netzhaut und gleichzeitig spüre ich ein brennen, als wären sie viel zu trocken oder als hätte ich etwas ins Auge bekommen. Zusätzlich fühlt sich meine Zunge an wie ein toter Eichhörnchenschwanz und nach dem Geschmack in meinem Mund scheint besagtes Eichhörnchen auch gleichzeitig völlig den Löffel abgegeben.

Scheiße. Wie lange habe ich geschlafen? Ich möchte anführen, dass dies ein erneuter Beweis dafür ist, dass, wenn man sich mit der Intention hinlegte, nach fünf Minuten wieder aufstehen zu wollen, man unter absoluter Garantie in einer anderen Zeitschiene aufwacht. Das ist so eine Verschiebung von Raum und Zeit und so ein Physikzeug. Nicht das ich mich damit auskenne, ich hab schon seit Jahren keinen Physikunterricht mehr. Und jetzt im Nachhinein betrachtet, war es wohl auch nicht die beste Idee, sich auf die alte, durchgesessene und trotz Laken völlig verstaubte Couch zu legen. Für meinen Rücken wäre es wahrscheinlich gesünder gewesen, wenn ich mich gleich auf die nackten Dielen gelegt hätte. Vielleicht würden meine Augen dann auch nicht so brennen, wie sie es jetzt tun.

Ich glaube, so fühlt es sich an, wenn man Tabasco mit den pflegenden Augentropfen verwechselt. Aber zu aller erst sollte ich versuchen, mir mit meinen Händen nicht länger über die Augen zu reiben, das macht es, glaube ich, nicht wirklich besser.

Und kann dieses verdammte Flugzeug nicht endlich abheben?! Mein Kopf bringt mich um! Blind taste ich nach einer halb leeren Wasserflasche und nehme ein paar Schlucke, aber da hilft wohl nur noch Aspirin. Wie lange zum Schleudertrauma geplagten Kuckuck war ich bitte weg?

Ich bin Sonntagfrüh, gleich nachdem ich bei – verdammt! Wieder vergessen – weg war, hoch auf meinen Dachboden gekommen und habe mich am Nachmittag nur kurz hinlegen wollen, weil ich in Nacht kaum zum schlafen kam, aber das waren garantiert keine fünf Minuten! Es fühlt sich an, als hätte ich tagelang geschlafen, was nicht stimmt, aber wenn, dann hätte ich so was von reingeschissen.

Schneller als mein Kreislauf es mir eigentlich erlaubt, springe ich auf und renne fast zur Staffelei, auf deren Ablage mein Handy liegt. Ein Blick genügt und ich stelle fest, dass wir zum Glück nur Montag haben und ich bereits den halben Schultag verschlafen habe. Wenn's weiter nichts ist...

Haha! Ich lach mich schlapp! Montag!

Selbst jemandem wie mir ist das irgendwie unangenehm, wirklich so lange geschlafen zu haben. Aber wenn ich jetzt noch in den Unterricht gehe, lohnt es sich nicht wirklich. Ich könnte mich nicht konzentrieren und außerdem verhungere ich gleich! Ja, richtig gehört. Ich, Asher Knight, habe das Gefühl zu verhungern. Selbst ich muss mich hin und wieder solch schrecklich menschlichen Bedürfnissen hingeben.

Müde reibe ich mir mit den Händen über das Gesicht, das sich ganz taub anfühlt. Wenn ich mich jetzt noch einmal hinsetzen würde, dann würde ich wahrscheinlich wieder nicht aufstehen. Es wird Zeit, dass ich wieder in die Gänge komme, also bücke ich mich nach dem Laken, das ich gestern achtlos auf den Boden neben der Staffelei hatte fallen lassen und decke diese ab. Die Farbe dürfte mittlerweile trocken sein, also ist das kein Problem, mal davon abgesehen, dass ich eh nicht viel daran gearbeitet habe, sondern die meiste Zeit damit verbracht habe auf meinem Barhocker davor zu sitzen und das Bild anzustarren.

Nachdem ich mich vergewissert habe, dass es komplett abgedeckt ist, wende ich mich endlich zum Gehen. Niemand außer mir kommt hier rauf, keiner würde es sehen, wenn ich es nicht abdecken würde. Und trotzdem tue ich es. Jedoch nur, damit sich der Staub nicht auf die Leinwand oder die möglicherweise noch feuchte Farbe absetzt, rede ich mir dabei ein. Aber dann müsste ich das ja auch mit den ganzen anderen Bildern machen, die ich noch nicht vom Rahmen gelöst habe – seien wir ehrlich, ich werde es vermutlich sowieso nie tun, weil sie niemand außer mir je zu Gesicht bekommen wird – und die mit der Rückseite nach vorne an die Wände gelehnt sind.

Gedanken um das, was ich mit den Bildern mache, sobald ich meinen Abschluss habe, habe ich mir noch nicht gemacht. Vielleicht lasse ich sie einfach hier? Sie sind nicht signiert, also würde niemand je erfahren, wer sie gemalt hat. Zwar haben sie keine Signatur oder Datierung und trotzdem weiß ich bei jedem Einzelnen auswendig, wann ich sie fertiggestellt habe und wie lange ich daran gearbeitet habe. Sie sind mein Kalender und ich bin selbst erstaunt, welche Meisterleistung mein Gehirn dabei leistet, wenige sind es ja nicht...

Ich gehe schwer davon aus, dass, sobald ich nicht mehr hier bin, niemand mehr diesen Dachboden betreten wird, also wieso sie alle mitnehmen? Ich könnte jederzeit neue malen.

Und das, meine Damen und Herren, ist einer der größten Lügen, die ich mir selbst erzähle, wenn ich die knarzenden Sprossen in die Jane-Austen-Realität hinabsteige, in der Zeit wieder Bedeutung hat. Ich fühle mich unvollständig, wenn ich in diese Realität zurückkehre.

Es ist nur eine Leiter. Eine ganz normale, langweilige Leiter, die hoch auf einen vergessenen und verstaubten Dachboden führt, und dennoch habe ich das Gefühl, jedes Mal eine neue Welt zu betreten. Keine Ahnung, woran das liegt, aber ich werde schon wieder komisch und gebe schwachsinniges, rührseliges Zeug von mir. Ich mag das nicht und schiebe es auf den Schlafmangel.

Ohne Umschweife oder spezielle Umwege mache ich mich schon wieder auf den Weg in die Küche. Man könnte meinen, ich würde mein ganzes Leben in der Küche verbringen, was bemerkenswert wäre in Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht einmal kochen kann. Aber ich hab Hunger, dieses Mal wirklich. Aber wieso sollte ich mir selbst etwas machen? Es ist Montag! Ich kann in die Cafeteria. Bald ist Mittagspause, also dürfte es da schon Essen geben und wenn ich ganz lieb, bitte, bitte sage, dann bekomme ich bestimmt schon früher etwas. Dafür müsste ich mich aber doch umziehen.

Wochentags dürfen wir nur in Schuluniform ins Hauptgebäude und außerdem will ich ja nicht, das sofort auffliegt, dass ich quasi schwänze. Aber nur quasi. Ich bin mir sicher, mein Wecker hat heute früh geklingelt, nur lag ich da noch friedlich pennend auf dem Dachboden.

Wow... Das ist ein Satz, den sollte man sich auch mal im Mund zergehen lassen.

Aber jetzt schnell die Treppen wieder rauf und wenig später runter. Während ich Richtung Hauptgebäude gehe, fällt es mir schwer, geradeaus zu gehen und von Weitem muss ich sturzbesoffen aussehen. Anscheinend ist mein Kreislauf immer noch nicht ganz in Schwung und das mag ich auch nicht. Brav, wie es sich gehört, nehme ich mir in der Cafeteria angekommen eins der Plastiktabletts und stelle mich an die Ausgabe.

»Martha!« begrüße ich die Chefin unserer Cafeteria. »Stimme wie eine Nachtigall, Quell meiner Freude und schönste Maid des Landes! Wie gehts, wie stehts, altes Haus?«

Ich ein Schleimer? Nie im Leben!

»Knight. Du siehst scheiße aus.«, begrüßt sie mich im Gegenzug. Skeptisch hebt die mehr als nur korpulente Kantinenfrau eine ihrer buschigen Augenbrauen und mustert mich abschätzig.

Ja, das mit der schönsten Maid war vielleicht ein wenig dick aufgetragen. Aber lass dich von dieser scheinbaren Rivalität nicht täuschen. Eigentlich sind Martha und ich so was wie best buddies. Sie weiß es zwar nicht, aber das ist in unserer Beziehung bisher nie ein Problem gewesen.

»Was willst du?«
»Ich hab hunger.«

Was denkt sie, denn will ich sonst hier? Autoreifen kaufen? Dafür bräuchte ich allerdings erst mal ein Auto.

»Müsstest du nicht noch im Unterricht haben? Der Ottonormal-Schüler kommt erst in knapp einer Dreiviertelstunde.« Wenn ihre skeptische Augenbraue noch höher wandert, verschwindet sie unter ihrem Hygienehaarnetz... Vielleicht bleibt sie ja daran hängen und jedes Mal, wenn sie blinzelt, zieht sie das Haarnetz mit runter?

»Wann war ich denn jemals ein Ottonormal-Schüler? Außerdem hatte ich früher aus.«, zucke ich gleichgültig mit den Schultern. Im Grunde genommen ist das ja nicht gelogen.

Ich hätte bestimmt früher frei gehabt, wenn ich Unterricht gewesen wäre. Ich versäume gerade Geografie bei Misses Pilsbury und die gute Dame hasst mich. Weiß gar nicht, wieso, aber sie ist jedes Mal aufs Neue erfreut, wenn ich mit strahlender Abwesenheit glänze.

»Na dann reich mal rüber.«, brummt Martha wenig überzeugt, aber wir sind ja hier, um wirklich jedes Klischee zu erfüllen, weshalb die Kantinenfrau der Scottsdale natürlich mehr als nur dauer mies gelaunt sein muss. Alles andere wäre ja nicht normal in der sonst so normalen Jane-Austen-Realität. Wenn ich auf meinem Dachboden ein Klo und einen Kühlschrank hätte, würde ich wohl niemals da runter kommen. Manchmal fühlt es sich fast wie eine eigene Wohnung an, dann erinnern mich aber der Staub, die stickige Luft und die Spinnen daran, dass normalerweise keiner auf einem zu gerempelten Dachboden wohnt, außer mir natürlich an den Wochenenden.

Ich kann mit stolz sagen, dass das Geheimnis darum, wohin ich regelmäßig an den Wochenenden untertauche, genauso gut gehütet ist wie das, wieso der Reis in der Cafeteria gleichzeitig ungekocht, klebrig und verbrannt sein kann. Skeptisch blicke ich auf den Teller mit dem Reis und dem Geschnetzelten hinab. Man könnte doch meinen, dass in einem privaten Internat die Versorgung etwas besser ist, aber da kennt man Martha wohl schlecht. Sie war, glaube ich, früher Köchin bei der Army. Oder war es die Salvation Army?

Ihr Motto: So lange du satt wirst, gibt es nichts zu meckern.

So gesehen hat sie recht. Die meisten hier sind mit einem goldgepuderten Arsch und in Prada Babyklamotten zur Welt gekommen. So ein bisschen verbrannter Reis wird sie schon nicht umbringen.

Also bedanke ich mich brav bei Martha – ich wurde ja zu so etwas wie einem Gentlemen erzogen – und suche mir einen etwas abgelegenen Platz am hintersten Fenster der Cafeteria. Von dort aus kann ich die Sportplätze, auf der gerade noch ein paar arme Schweine rumrennen, sehen. Direkt dahinter liegt Scottsdales eigene Schwimmhalle, finanziert von irgendwelchen Gönnern der Schule. Ehemalige jetzt pseudo Bekanntheiten. Auch so etwas, was es wohl nur in Privatschulen gibt, aber unser Schwimmteam scheint in der Schulliga gar nicht mal so schlecht zu sein.

Jedenfalls – bevor ich völlig vom Thema abkomme – egal was Martha mit dem Reis angestellt hat, mich stört es nicht und deshalb lange ich zu. Das Geschnetzelte schmeckt sogar gar nicht schlecht, auch wenn ich bezweifle, dass das echtes Fleisch ist.

Nur am Rande bekomme ich mit, wie sich die Cafeteria nach und nach füllt und immer mehr Schüler an den Tischen niederlassen. Nur zu mir setzt sich keiner, auch wenn ich sicher bin, dass der ein oder andere es gerne würde. Manchmal hänge ich mit der Elite ab, aber auch nur, damit ich sozialtechnsich nicht vollkommen verkümmere. Keinen von ihnen würde ich wirklich als Freund bezeichnen. Sie wissen nichts von mir, genauso wie die meisten.

Ich besitze anscheinend das Talent, viel zu sagen, ohne wirklich etwas zu sagen. Sieh dich an! Was weißt du über mich? Außer das ich ein überdurchschnittlich großes Ego habe, in allen anderen Menschen nicht mehr als Primaten sehe, mich auf meinen Dachboden verkrieche und Charlotte und Rhys verabscheue?

Vielleicht fällt dir noch die ein oder andere Sache ein, doch die sind so offensichtlich, dass es auch die Schüler der Elite wissen.

Sie sind die Superreichen, die Superbeliebten, die Player und die Macher. Aber wer ich bin, ist eine Sache, die nur mich etwas angeht, und deshalb haben sie keine Ahnung.

Meinen leeren Teller habe ich schon längst von mir geschoben und mich auf dem Plastikstuhl zurückgelehnt, die wirklich bequemer sein könnten, während ich beobachte, ohne zu sehen. Wenn ich wirklich sehen würde, was um mich herum geschieht, wäre mir vielleicht aufgefallen, wie ein gewisser jemand seinen gewissen Hintern in meine Richtung schiebt.

»Wo warst du?!«, werde ich ohne Umschweife begrüßt und Milchrhys pflanzt seinen Hintern auf dem Stuhl mir gegenüber. Seine Tasche lässt er unbeachtet auf den Boden fallen.

Das Erste, was mir auffällt, ist, dass Rhys Haare nass zu sein scheinen, denn das Übliche zartbitterschokoladenbraun wirkt beinahe schwarz und in regelmäßigen Abständen tropft Wasser auf seine Schultern. Neben den üblichen Kantinengerüchen wabert jetzt auch ein Hauch von Chlor in der Luft. Komisch. Es regnet doch gar nicht. Und wenn, dann auch ganz sicher kein Chlorwasser.

»Ich wünsche dir auch einen guten Morgen.« Beim Klang seiner lauten Stimme muss ich unwillkürlich das Gesicht verziehen. Ich hab noch nicht erwähnt, dass ich bisher das Aspirin noch nicht nehmen konnte oder? Ja... So fühle ich mich auch. Himmel, diese Kopfschmerzen sind ja schlimmer als bei meinem letzten Kater!

»Wo warst du?«, wiederholt er seine Frage erneut und nicht minder eindringlich. Wird der immer lauter oder ist es schon wieder das Flugzeug? Bitte, bitte gebt mir Tabletten! Gott, ich muss wie ein Junkie klingen.

»Hm... Mal überlegen. Also ich war schon mal in London, falls du das meinst. Wo ich noch nicht war, ist Cardiff, aber wer will schon nach Cardiff? Buäh

Das ist zwar wahrscheinlich nicht so ganz die Antwort, die er hören will, denn trotz seiner sonst so ruhigen Art scheint Rhys mich heute in Grund und Boden starren zu wollen. Außerdem wirkt sein Gesicht wie in Stein gemeißelt und seine Blicke kriechen wie ätzende Säure meine Wirbelsäule hinunter.

Wieso eigentlich Rhys, frage ich mich plötzlich. Wenn ich schon mit Cardiff angefangen habe, dann kann ich mich jetzt auch genauso gut fragen, wieso meine ganzen Milchreis-Witze ziehen, wenn Rhys eigentlich Reece ausgesprochen werden müsste. Das ist doch ein walisischer Name? Hoffentlich habe ich mit meiner Abneigung gegenüber Cardiff jetzt nicht seinen Nationalstolz gekränkt.

Nebenbei werd ich den Teufel tun, ihn danach zu fragen, wieso es nicht Reece gesprochen wird. Oder werde ich den diafol tun?

Natürlich habe ich nicht googeln müssen, was Teufel auf walisisch heißt.

Grins.

»Sehr lustig, Ashloch.«

Also doch ein verletzter Nationalstolz?

»Also? Charlotte und ich haben dich gesucht! Also eher ich hab dich gesucht...«, gesteht er und fährt sich durch das fast noch nasse Haar.

»Weil du erstens das hier vergessen hast –«, er zieht einen Collegeblock aus seiner auf dem Boden abgestellten Tasche und schiebt ihn mir über den Tisch. Sofort richte ich mich auf meinem Stuhl auf und reiße den Collegeblock beinahe an mich, was mir von Rhys irritierte Blicke einbringt.

Bitte, bitte hat er da nicht reingesehen!

»– und zweitens ich mich wegen der Sache mit Hunter bedanken wollte und gleichzeitig entschuldigen. Sein Verhalten war mehr als nur unangebracht.« Rhys zieht seine Unterlippe zwischen die Zähne und schnalzt kurz mit der Zunge, als sei er nervös und ihm die Sache mit Hunter wirklich sehr unangenehm.

»Hör mal der Einzige, der sich entschuldigen müsste, ist Hunter. Was ihr miteinander treibt, geht mich nichts an, aber in dem Fall war er ein ganz schöner Arsch, der seinen Arsch wohl nicht vollkriegt, wenn du verstehst, was ich meine.«

Jetzt bin ich damit an der Reihe, der seinen Gegenüber eindringlich ansieht. Kurz glaube ich zu sehen, wie Rhys Mundwinkel bei meinem Wortwitz, der nicht ganz so witzig ist, wie er sich in meinem Kopf angehört hatte, verdächtig zucken.

Irgendwie tut er mir ja fast leid. In einer Umgebung wie Scottsdale ist es nicht leicht, anders oder nicht der Norm entsprechend zu sein. Und was wäre in einer so konservativen Umgebung wie Scottsdale anstößiger als zwei junge Herren, die hinter der Schule ihre Schwerter kreuzen? Ich bin zwar auch nicht ein Paradebeispiel für besondere Enthaltsamkeit oder der konservativen Erziehung dieser Einrichtung, aber bei ihm ist das ja noch mal etwas anderes.

»Also lass den Quatsch mit dem bedanken. Ich bin kein Held in schimmernder Rüstung oder so ein Scheiß. Er ist ein Arschloch und es war bitternötig, dass ihm das mal einer sagt. Also Schwamm drüber.«, winke ich schlussendlich ab. Ich mag zwar ein großes Ego haben, aber mit solchen Dankesbekundungen kann ich nicht umgehen. »Du hast nicht rein gesehen, oder?«, frage ich nun endlich scheinbar beiläufig und tippe auf den Collegeblock, gleichzeitig habe ich heiße und kalte Schweißausbrüche.

Und wieder flehe ich stumm zu jeder nur erdenklichen Gottheit, dass er da nicht rein gesehen hat. Da drin sind einige meiner Zeichnungen, die ich während des Unterrichts bei zu viel Langeweile hingeschmiert hatte, aber trotzdem oder vielleicht gerade deshalb fallen sie unter die Kategorie Bilder, die keinen außer mir etwas angehen, so wie eigentlich alle meine Bilder. Alles an Skizzen, Zeichnungen und Bildern, die über Strichmännchen hinausgehen, sind privat.

Besonders wenn ich ehrlich bin und gestehe, dass ich möglicherweise aus Versehen am Samstag eine grobe Skizze von Charlotte und Rhys gemacht hatte, wie sie im Gras gelegen haben und bereits angefangen hatten zu arbeiten, während ich noch dabei war, meinen Knoppers zu verdauen.

»Nein? Ich wusste, dass es deiner sein musste, weil ich noch mal zurück bin, nachdem wir alle gegangen sind. Ich dachte, ich hätte mein Handy dort vergessen und da lag er noch. Ich wollte ihn dir ja eigentlich direkt bringen, aber du warst nicht im Haus oder deinem Zimmer. Und Adam wusste auch nicht, wo du bist.«

»Wer?«, hake ich verwirrt nach, weil mir im Moment nicht einfällt, wer zum Diafol eigentlich Adam ist.

Irgendwie mag ich das... Ich sollte jetzt immer Diafol sagen.

»Dein Mitbewohner? Hobbit? Bilbo? Celiné Dion? Klingelt da was? Mann, Knight Rider, das wollte ich dir auch schon die ganze Zeit sagen... Du siehst vielleicht scheiße aus.«

Danke du mich auch.

Anscheinend ist er wieder zu seinem etwas selbstbewussteren Ich zurückgekehrt.

Aber was haben die Leute heute eigentlich alle gegen mein Aussehen?! Erst Martha und jetzt auch noch Rhys! Ich kam zwar heute noch an keinem Spiegel vorbei, aber so schlimm kann es doch unmöglich sein!

»Jetzt aber im Ernst, wo warst du? Charlotte und ich wollten dich Sonntag sogar zu einem spontanen Netflixabend abholen, aber auch da warst du nirgends aufzufinden. Und heute siehst du aus wie eine aufgequollene Wasserleiche.«

Herausfordernd hebe ich meine Augenbraue. »Wasserleiche? Naw... Macht dir das Angst? Ist unser Milchrhys Bubi, vielleicht doch ein Milchrhys Baby?«

Plötzlich schießt mir ein Gedanke in Verbindung mit einer Frage durch den Kopf. Also füge ich hinzu, »Vorsicht kleiner Mann, sonst denke ich am Ende noch, du könntest dir Sorgen um mich gemacht haben. So sehr, wie du wissen willst, wo ich war...«, fragend zieht der kleine Mann seine Augenbrauen zusammen und sieht mich etwas verständnislos an. So langsam müsste er sich doch daran gewöhnt haben, dass man von meinen schnellen Themenwechseln ein Schleudertraume bekommen kann.

»Kleiner Mann? Wir sind gleich groß!«, geht er aber darauf ein. Gespielt abwägend, wiege ich meinen Kopf von der einen zur anderen Seite und runzele scheinbar scharfnachdenkend die Stirn, während ich ihn gleichzeitig mit meinen Blicken taxiere. »Ich würde trotzdem sagen, dass ich einen Zentimeter größer bin als du...«

»Verdammt Ash! Es kommt nicht immer auf –« Rhys stoppt, bevor einen nicht mehr zurücknehmbaren Satz ausspricht.

Gotcha! Ich wusste, ich werde ihn soweit kriegen, weshalb ich mir auch ein triumphierendes Grinsen nicht nehmen lassen kann.

»Na los, sag es! Wir wissen beide, du wahrscheinlich noch besser als ich, dass es sehr wohl auf die Größe ankommt.«

Ich liebe mein Leben und ich liebe es, diesen zum Himmel schreienden, genervten Blick von ihm mit ansehen zu dürfen. Ja, ich bin immer so. Und nein, ich bin keine zwölf mehr und habe damit die Höhepunkte der Pubertät schon hinter mir, dennoch erlaube ich mir den ein oder anderen Spaß.

Hehe. Höhepunkte...

»Und was, wenn es so wäre?«

»Was? Die Tatsache, dass ich tatsächlich größer bin als du?« Man höre die eindeutige Zweideutigkeit.

»Nein« Zu meiner Enttäuschung scheint Rhys wieder ganz der alte und somit entsetzlich ruhig und ernst zu sein. Langweilig!

»Und was, wenn ich mir wirklich Sorgen gemacht hätte?«

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