//DIE MÜSLI-KAISERIN//
WÄHREND MAX AUF dem Eisplaneten Aksala Bekanntschaft mit Yetis macht, schweben Susi und Chnum immer noch mit dem verschlagenen rosa Karnickel durch die Weiten des Alls. Zusammen planen sie bereits, wie sie Müsli Bob ausschalten und fliehen können. Chnum nimmt dazu einen alten Jutesack und schleicht sich von hinten an das ahnungslose Kaninchen heran. Doch noch ehe er zuschlagen kann, dreht sich dieses grinsend um.
Es wäre ja auch zu einfach gewesen.
»Wir haben unser Ziel erreicht. Darf ich vorstellen: Platsch Pitti, mein Heimatplanet! Bereit machen zur Landung!«, verkündet Müsli Bob feierlich und setzt zur Landung an.
Was um Bugs Bunnys Willen sollen wir auf einem Planeten voller rosafarbener Karnickel? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe absolut keinen Plan, was hier gespielt wird. Wieso werden wir von diesem Müslininchen entführt und dann hierher und nicht einfach zu den Nazgûl oder anderen Fieslingen gebracht? Das würde die Sache einfacher machen. Ja, gut, einfacher zu verstehen zumindest. Aber das hier wirkt auf mich wie eine schlechte Parodie unseres ohnehin schon verworrenen Abenteuers.
»Wir können ja immer noch heimlich nachts fliehen, wenn diese dummen Stallhasen schlafen«, schlägt Chnum beim Aussteigen vor.
»Darauf können wir uns aber nicht verlassen. Womöglich werden wir streng bewacht«, wendet Susi ein, die ängstlich nach draußen sieht. »Ich habe keine Ahnung, was die überhaupt von uns wollen. Kennen die uns und unsere Mission oder sind wir nur Zufallsopfer? Wir sollten auf jeden Fall noch einen Plan B bereithalten«, schlägt sie vor und folgt langsam ihrem göttlichen Gefährten aus dem Raumschiff heraus.
»Kommt! Beeilt euch! Es ist schon alles vorbereitet!«, ruft Müsli Bob den beiden zu und winkt hektisch.
»Was ist vorbereitet? Darf ich fragen, warum du uns hierher entführt hast? Wir würden nämlich gerne wieder zu unseren Freunden. Hörst du nicht?«, faucht Susi das Kaninchen an und zeigt ebenso hektisch auf den Raumflitzer, aus dem jetzt wir Unsichtbaren unbemerkt herauskrabbeln.
Oh, was ist das nur für ein süßlicher Duft, der hier schwer in der Luft hängt? Die ganze Atmosphäre scheint zudem rosafarben zu sein. Auf diesem Planeten werden Kleinmädchenträume wahr.
»Doch, doch! Ich höre euch gut. Es ist mir aber egal! Hihihi! Los mir nach, wir haben nicht ewig Zeit!«
Das Kaninchen spricht weiterhin in Rätseln und gönnt uns nicht den kleinsten Hinweis darauf, was seine Absichten sind. Chnum und Susi bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, denn sie kennen sich auf diesem rosa-anmutenden Planeten schließlich nicht aus und wegkommen sie hier auch nicht mehr ohne Hilfe.
Mein letzter Satz macht mir gerade deutlich, wie ausweglos unsere Situation ist.
Nach ein paar Minuten erreichen die beiden ein, im Vergleich zu den Einheimischen, riesiges rosarotes Schloss mit, ach du liebe Zeit, hasenkopfförmigen Fenstern! Ich bin in einem Alptraum gefangen! In diesen führt Müsli Bob nun unsere verwunderten Freunde und uns bleibt mal wieder nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. Hätte ich doch nur eine Sonnenbrille eingesteckt. Da wird man ja blind!
Müsli führt uns durch einen langen Gang und auch im Inneren des Schlosses ist alles pink. Die Wände, die Teppiche und auf den zahlreichen Gemälden sind durchweg rosarote Karnickel-Könige und Königinnen verewigt.
Inmitten dieses pinken Palastes, ganz am Ende des Gangs sitzt zu allem Übel auf einem ebenfalls rosaroten Thron, ein weiteres roséfarbenes Karnickel. Als es die Gäste erblickt, schaut es ehrfurchtsvoll, nimmt ohne ein Wort zu sagen seine kleine Krone ab und hüpft von seinem königlichen Sessel. Nun kommt es zu Susi und verbeugt sich tief vor ihr.
Was, ich frage, WAS habe ich verpasst?
»Herzlich willkommen, Eure hochwohlgeborene Kaiserin«, begrüßt der Müsli-König unsere Susi, von der wir bis eben dachten, sie sei ein gewöhnliches außergewöhnliches Mädchen. »Wir haben einhundert Jahre auf Eure Ankunft auf Platsch Pitti gewartet. Und nun ist endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem Ihr Euren Thron besteigen dürft. Nehmt meine Krone«, sagt der adlige Nager anbetungsvoll und reicht der verblüfften Susi seine glitzernde pinkfarbene Krone.
»A... aber. Ihr müsst mich verwechseln. Ich bin ganz bestimmt keine Kaiserin. Außerdem kannte ich diesen Planeten vorher überhaupt nicht. Chnum, tu doch was!«, ruft Susi panisch, doch Chnum ist bereits von weiteren Kaninchen umzingelt.
»Ich kann Eure Verwunderung nachvollziehen, Durchlauchtigste. Um Euren widderköpfigen Sklaven werden wir uns natürlich kümmern. Er wird Ihnen keine Schwierigkeiten bereiten. Nun, setzt Euch, Ihr könnt sofort anfangen, uns gerecht und edelmütig zu regieren«, redet das königliche Karnickel weiter und bietet Susi seinen plüschigen Thron an.
Wortlos setzt diese sich auf den winzigen Thron, welcher sofort unter ihr zusammenbricht.
Ein Aufschrei geht durch die Reihen der Langohren.
»AU!!! Müsli Bob! Was soll das? Wieso halten die mich für ihre Kaiserin, wenn dieser hässliche Stuhl mir viel zu klein ist? Hier ist doch was faul!«, schimpft Susi und will einfach nur wieder weg von diesem gruselig-niedlichen Ort.
Genau wie ich.
»Oh nein, es ist alles wahr, was der König sagt«, behauptet Müsli Bob und reibt sich die Pfoten. »Ich habe dich nur mit dem Vorwand euch helfen zu wollen hier her gebracht, aber in alten Schriften steht genau beschrieben, dass du unsere neue Kaiserin sein wirst. Schau nur, da hängt ein Bild, das dies beweist. Das bist eindeutig du!«, sagt der pelzige Gauner und zeigt mit seiner pinkfarbenen Pfote zu einem Bild an der Wand des Palastes.
Susi blickt auf das eingestaubte Gemälde über dem kaputten Thron und sie traut ihren Augen nicht. Niemand, der das nicht selbst gesehen hat, würde es glauben.
»Das kann doch nicht wahr sein! Das bin ja wirklich ich! Ach, du meine Güte, dass ich das noch erleben darf. Ich, eine Kaiserin auf einem fernen Planeten, wenn Max das sehen könnte. Apropos Max, ich darf ja gar nicht hierbleiben, ich muss los!«
Susis anfängliche Euphorie weicht der plötzlich wiederkehrenden Sorge um ihren verschollenen Freund.
Aber mal ganz unter uns: Wie kommt ein Gemälde von Susi auf diesen Planeten? Warum sollte ausgerechnet sie hier eine lang erwartete Kaiserin sein? Irgendetwas stinkt hier, und zwar gewaltig.
»Halt! Du kannst uns nicht wieder verlassen! Unser Volk wartet seit hundert Jahren auf dich!«, hält Müsli Bob Susi von ihrem Fluchtversuch ab. »Und schau, da wird bereits dein neuer, passgenauer Thron gebracht, mit noch mehr Plüsch, für höheren Komfort. Dort vorne bringt die Schneiderin bereits deine neuen Gewänder, aus Samt und Seide, natürlich. Da hinten liegt bereits dein edler Goldschmuck und die delikatesten Speisen werden soeben in der königlichen Küche nur für dich zubereitet. Na, willst du immer noch abhauen?«
Beim Anblick aller kaiserlichen Annehmlichkeiten wird Susi plötzlich ganz still. Sie überlegt kurz und folgt anschließend einer Kammerzofe in ihre prunkvollen Gemächer, wo sie die wunderschönen Kleider anprobiert, die man für sie ausgewählt hat.
Hallo? Susi? Vergiss Max nicht! Vergiss vor allem deinen Auftrag nicht! Das hier ist ein ... natürlich! Ein Ablenkungsmanöver. Jetzt verstehe ich! Und das, was hier so stinkt ... ja, genau ...
Als Susi wieder in den Thronsaal kommt, haben sich bereits hunderte rosa Kaninchen um ihren neuen luxuriösen Thron versammelt. Ein lautes Raunen geht durch den Reihen und Susi wandelt mit erhobener Nase durch die untertänigen Massen. Vor ihrem Thron stehen bereits edle Delikatessen bereit und den armen Chnum haben sie in einen Sklavenanzug gezwängt und befohlen, Kaiserin Susanne I. mit einem großen Palmwedel Luft zuzufächeln.
Susi I. genießt ihre neue Rolle unübersehbar und vergisst dabei, weshalb sie überhaupt ins Weltall geflogen, und dass ihr Aufenthalt hier unfreiwillig ist.
»Siehst du? Du bist einfach dafür geschaffen, eine wahre Kaiserin zu sein. Zu deiner Unterhaltung habe ich meine beiden Vettern, Müsli Tom und Müsli Bill gebeten, ein kleines Konzert für dich zu spielen. Nun genieß dein neues, kaiserliches Leben und lass dir die Speisen schmecken. Sollte etwas nicht zu deiner Zufriedenheit sein, lass nach mir schicken«, sagt Müsli Bob und winkt seine Vettern heran.
»In Ordnung. Nun lasset mich in Ruhe, mit eurer Geschwätzigkeit, müslicher Bob. Und saget euren Vettern, sie sollen etwas Heiteres spielen. Wieso sie singen etwas von einem Monsun, wenn draußen die Sonne scheinet?«, beklagt sich Susi über die Musik der beiden singenden und Gitarre spielenden Kaninchen und macht eine abschätzige Handbewegung in deren Richtung.
Wie spricht sie denn überhaupt? Was haben diese Raffzähne mit unserer Susi gemacht?
»Ich werde das sofort mit ihnen absprechen. Es soll dir an nichts fehlen, erhabenste aller Kaiserinnen.«
Müsli Bob verneigt sich tief, regelt alles Weitere mit seinen Vettern und schleicht anschließend nach draußen.
Ihm folgen, sagt ihr? Aber hallo! Nichts wie hinterher! Ich habe da so eine Vermutung ...
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