Etwas aufgeregt (keine Ahnung wieso) lief ich nach Schluss hinter die Uni. Fiorenzo wartete schon auf mich. Er lehnte an einer Wand und sah verträumt in den Himmel.

Er spürte meine Präsenz und sah zu mir. Unsere Augen verhakten sich und er fing an zu Lächeln. Wäre ich ein Mädchen würde ich was mit ihm anfangen. 

Ok, WAS? 

Valerio, du brauchst dringend mal wieder eine Zigarette.

"Hi Valerio", sagte er und stieß sich leicht von der Mauer ab.

"Fiorenzo", gab ich mit einem leichten Nicken zurück.

"Wieso hast du mich herbestellt?", fragte ich ihn.

"Ich wollte schauen, ob du kommst."

Und das war alles?

"Und weil ich dir etwas zeigen möchte."

Ok, jetzt hatte er meine Aufmerksamkeit.

"Was denn?"

"Wirst du schon sehen."

Er ging an mir vorbei, Richtung U-Bahn. Seufzend folgte ich ihm. Was hatte er sich bitte in den Kopf gesetzt?  Wir liefen vorbei, an den mit Menschen gefüllten Läden und stiegen in die U-Bahn, Richtung meinem Zuhause. 

Selbst nach dem aussteigen, lief er schnur stracks weiter. An Angelos Haus vorbei. Danach an meinem.  

Meine Fresse hat der junge nen' schnellen Schritt drauf. Usain Bolt oder was?

"Fiorenzo, würdest du dich bequemen, mir zu verraten, wo du hinwillst?"

"Nope"

Wir liefen oder eher rannten immer weiter.  10 Minuten später blieb er plötzlich stehen. 

"Au Valerio hast du keine Augen im Kopf?!"

"Sorry"

Ob ich jetzt in ihn reingelaufen bin. AcH NeIn. IcH dOcH NiChT. 

"Wir sind da"

Vor uns war ein kleiner See. Und ja ein kleiner See. Kein Teich. Es war wunderschön hier. So wie ich mir Monets Malplatz in Call Me By Your Name vorstellte. Den See umgaben Blumen, Gras, Moos und Bäume. Große Eichen und Linden. Es gefiel mir auf Anhieb. Das Wasser lag ruhig da, so wie ich mich fühlte, wenn ich mal wieder auf Droge war. Ausgeglichen. Ohne Sorgen.

"Schön oder?"

Ich brachte nur noch ein Nicken zustande. Er setzte sich an den Baum rechts neben uns. Eine alte Eiche.  Von Moos überdeckten Wurzeln stand sie da, so ruhig, bewegte sich leicht im Wind. Und unter ihr der Junge mit den graugrünen Augen, die dem Moos so ähnlich und doch so fern  aussahen. 

Ich setzte mich neben ihn. Er sah verträumt auf den See. Beobachte eine Enten Familie, die ihren Jungen das Tauchen auf dem Teich zeigten. Ich nahm mir eine Zigarette aus meiner Verpackung. bot ihm eine an. Er nahm sie und zündete sie an. Meine ebenfalls. In dem Moment waren wir uns so nah, dass ich seine Sommersprossen sehen konnte. Ganz leicht lagen sie auf seiner Nase und seinen Wangen. Sie sahen so unschuldig aus, wie ein kleines Kind, welches in Matschfützen rumspringt. 

"Valerio?"

"Mhh"

"Was macht dich glücklich?"

"Das war wahrscheinlich die schwierigste Frage, die du mir hättest stellen können."

"Wieso?" Interessiert sah er mich an. Seine ganze Aufmerksamkeit lag auf mir. 

"Mit dem Glücklich sein ist das so eine Sache. Viele sagen ihre Freunde oder Familie macht sie glücklich. Aber ich habe weder das eine noch das andere. Früher war ich glücklich, wenn ich auf den Pferden von der Farm meiner Eltern reiten durfte. Oder ich im Heu schlafen konnte. Heute würde ich einem Fremden sagen, meine Bücher, die Literatur und die Musik machen mich glücklich. Aber das machen sie nicht. Ja ich liebe all das aber sich füllen mich nicht komplett aus. Weißt du Fiorenzo, du wirst nie glücklich werden, wenn du weiter danach forschst woraus das Glück besteht. Du wirst auch nie glücklich werden, wenn sich das woran du glaubst, nicht mit dem deckt, was du tust. Glück ist das einzige, was ich anderen geben kann, ohne es selbst zu haben. Also keine Ahnung. Ich weiß nicht was mich glücklich macht. Gestern Abend waren es meine Bücher. Heute früh die Musik. Jetzt das hier und morgen? Keine Ahnung."

Ich sah ihn an. Er sah auf das Wasser und überlegte. Hing an meinen Worten fest. Das liebte ich an ihm. Er war der einzige, der mir richtig zuhörte. Er verstand mich, dass spürte ich. Ich verstand nicht wieso, aber bei ihm konnte ich ein paar meiner Gedanken aus meinem eigenen Ozean rauslassen. Er verstand sie. Oder versuchte es zumindest. Denn manchmal verstand ja nicht mal ich sie.  

Unterbrochen wurden wir von seinem Handy, was klingelte.

"FUCK!!"

Wild fluchend sprang er auf. 

"Tut mir ehrlich leid Valerio aber ich muss noch arbeiten und hab das total vergessen. Ich allein komme zu diesem Platzt um zu lesen oder sonstiges. Fühl dich hier herzlich willkommen. Wir sehen uns."

Und schon rannte er los. Ließ mich mit einem grinsen zurück. Er sah schon süß aus wenn er im Stress war.

VALERIO!

Ich zog mein Handy hervor und wählte Silas Nummer. Nach dem 5ten tuten nahm er ab.

"Valerio sorry aber ich habe gerade überhaupt keine Zeit. Fiorenzo kommt zu spät und der Laden ist brechend voll."

"Silas bitte hör mir kurz zu. Fiorenzo war bei mir und hat mir was gezeigt. Scheiß ihn bitte nicht an. Er sprintet gerade zu dir. Sei froh, wenn er nicht im Laden umkippt, so schnell wie der losgerannt ist."

"Ist ja gut Valerio. Ich scheiß ihn nicht zusammen. Ich muss auflegen. Tschüss, wir sehen uns."

"Tschau"

Ich stand auf und machte mich auf den Weg nach Hause.  Dort machte ich mir erstmal einen schwarzen Kaffee und erledigte meine Uni-Aufgaben zu Je te laisserai des mots von Patrick Watson. 

                                                    Eingehender Anruf von unbekannt

"Guten Tag?"  

                                                                                                                         "Hey           Valerio ich bin's."

"Fiorenzo woher hast du meine Nummer?

 "Von Silas. Wie auch immer, ich   wollte mich bei dir bedanken,  wegen meinem Anschiss." 

"Oh, Kein Problem"

"Nein wirklich Danke. Ich muss auch wieder tschau"         

"Tschüss"

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         Neue Nachricht von Fiorenzo:)                                                                                                         

Kommst du nächsten Samstag mit auf die Party von Angelo?

Klar :D

Gut, bis dann :) Ach kommst du nochmal zum See?

Bestimmt;)

Wir sehen uns Valerio:-)

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Neues Kapitel wuhuuuuu 

Ich habs nach 10 Jahren mal wieder geschafft:)

Wie hat's euch gefallen?

Bis irgendwann Elina:))