- 𝘸𝘦𝘭𝘭𝘦𝘯 𝘧𝘶̈𝘳 𝘥𝘪𝘦 𝘦𝘸𝘪𝘨𝘬𝘦𝘪𝘵
Ein paar Ewigkeiten später hält Maira zwei Weinflaschen in der einen Hand, während die andere mit Noëlis verschränkt ist. Die Sonne hat bereits ihr erstes Licht über den Ozean verteilt und strahlt nun in orangen und roten Tönen auf die zwei Gestalten, die langsam den steinigen Hang hochsteigen.
Als die ersten Morgenschwimmer am Strand aufgetaucht sind, haben Noëli und Maira unter Gähnattacken ihr nächtliches Lager verlassen.
Miss Pinky schaut ihre... Ja, wie sollte sie Noëli nur nennen? Freundin? Affäre? Mit Tränen in den Augen wird ihr bewusst, dass ihre Nacht zusammen eben einfach eine Nacht war. Zwei Seelen, die sich in einer südfranzösischen Herbstnacht gefunden und gleichzeitig wieder verloren haben.
Jede von ihnen wird ihren Weg gehen. Jede wird für sich herausfinden, was ihr Leben zu bieten hat. Beide werden neue Liebe finden und sich leicht sehnsüchtig an diese Nacht für die Ewigkeit zurückerinnern.
Sanfte Fingerspitzen wischen Maira die Tränen von den Wangen.
«Sei nicht traurig, Maira. Wir beide haben gewusst, dass es so kommen wird... Ich werde diese Nacht mit dir nie vergessen. Sie ist für die Ewigkeit bestimmt.»
Noëli und Maira sind zurück auf dem Camping und stehen vor der Kreuzung, wo Maira nach links und Noëli nach rechts muss.
«Ich weiss doch. Es fühlt sich nur alles so leer an in mir. Wie kann es sein, dass ich dich doch erst eben getroffen habe und dir jetzt schon wieder für immer auf Wiedersehen sagen muss?»
Noëli schüttelt den Kopf.
«Hey! Vielleicht nicht für immer, Stern des Ozeans. Vielleicht bringt das Schicksal unsere Seelen nochmals zusammen?»
Maira schnieft und nickt tapfer.
«Vielleicht hast du recht... Danke, dass du mir eine neue Welt offenbart hast. Danke für alles, Noëli», sagt sie und flüstert ihr dann ins Ohr:
«Ich sollte jetzt gehen, meine Mutter wird nicht erfreut sein, dass wir jetzt nach Sonnenaufgang frühstücken müssen.»
Noëli schmunzelt und wispert:
«Vielleicht solltest du sowieso vor dem Frühstück erst einmal deine Lippenstiftspuren am Hals wegschminken.»
Beide Mädchen grinsen und nehmen einander in den Arm.
«Vergiss mich nicht, okay?»
«Wie könnte ich?»
Mit einem Lächeln löst sich Maira aus der Umarmung, schaut Noëli ein letztes Mal in die ozeanblauen Augen, dreht sich um und tänzelt dann den Weg hinunter.
Das braunhaarige Mädchen schaut ihr hinterher, bis Mairas rosa Mähne hinter dem nächsten Bungalow verschwunden ist.
Die Sonnenstrahlen trocknen ihre Tränen, als Noëli sich später mit einem Buch auf die Terrasse setzt.
«Wenn die Welle bricht»- lautet der Titel. Sie hat das Buch von einer Freundin geliehen und ihr versprochen, es über die Ferien zu lesen.
Vielleicht wird das Buch ja gar nicht so schlecht, denkt sie und grinst mit einem Gedanken an Maira in sich hinein. Neben den Titel zeichnet sie einen kleinen Kussmund und schlägt dann die erste Seite auf.
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