『31
Nervös saß ich auf meinem Sofa und spielte ungeduldig mit meinen Fingern. Heute war der Tag gekommen, an dem Namjoon zu mir kommen und eine Therapiestunde mit mir abhalten würde. Ich hatte bereits Jin und Taehyung aus meiner Wohnung verscheucht, da sie mich davor wieder besucht hatten und auch Wooyoung und Yoongi sind gegangen, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Yoongi wohnte nämlich zurzeit bei uns, da der Vermieter seiner Wohnung die Miete erhöht hatte und er sich diese nun nicht mehr leisten konnte. Doch daher, dass er verstehen konnte, dass ich während der Therapie lieber allein sein wollte, ist er zusammen mit Wooyoung zu San gegangen.
Fünf Minuten noch. Dachte ich, meinen Blick auf meiner Uhr haftend. Ich war nervös, aber gleichzeitig freute ich mich auch auf die bevorstehende Stunde. Ich hatte das Gefühl, dass eine Therapie genau das war, was ich brauchte. Mit Wooyoung und den anderen zu reden, half mir zwar den Frust raus zu lassen, aber alles erzählt hatte ich ihnen noch nicht. Namjoon jedoch war ein richtiger Therapeut. Mit ihm zu reden, wird wahrscheinlich hilfreicher und effektiver sein, als mir immer nur das Mitleid meiner Freunde anzuhören.
Das Klingeln an meiner Haustür riss mich aus meinen Gedanken. Sofort erhob ich mich von meiner Couch, eilte hinüber zur genannten Tür und öffnete diese. ,,Hey, Jimin." lächelte mich mein Gegenüber an. ,,Hallo, Namjoon." lächelte ich zurück. Der ältere betrat meine Wohnung und ich führte ihn, durch den Flur, hinüber ins Wohnzimmer. ,,Also, ähm..." Fragend drehte ich mich zu Namjoon um. Ich hatte keine Ahnung, wie so eine Therapie ablief, weshalb ich einfach hoffte, dass Namjoon mir sagen würde, was ich zu tun habe. ,,Soll ich mich irgendwie hinsetzen oder so?" ,,Ja, genau." bestätigte mir Angesprochener. ,,Am besten auf deine Couch." Schnurstracks steuerte ich wieder auf mein Sofa zu und ließ mich auf diesem nieder. Nachdem er mich gefragt hatte, nahm sich Namjoon einen Stuhl vom Esstisch, stellte diesen vor mich und setzte sich mir gegenüber hin.
Er hob seinen Rucksack auf seinen Schoß und holte einen kleinen Block und einen Stift hervor. ,,Ich muss mir ein paar Notizen machen. Ich möchte, falls möglich, heute auch noch eine Diagnose erstellen." Nervös schluckte ich. ,,Okay...wenn du sagst, dass das so sein muss, vertrau ich dir dabei." Ich wischte meine schwitzigen Hände am Sofa ab und versuchte eine Sitzposition zu finden, bei der ich nicht komplett angespannt da saß. Namjoon schien das zu bemerken. ,,Du kannst dich auch hinlegen, wenn du willst. Hauptsache du kannst mit mir reden."
,,Nein Nein. Ist schon okay." schüttelte ich den Kopf. ,,Lass uns jetzt einfach anfangen. Ich will nicht mehr warten." ,,Na gut." Namjoon sah zu mir auf. ,,Also, dann erzähl mir doch erstmal, warum genau du diese Therapie wolltest." Ich atmete schwer aus. ,,Weil es mir schlecht geht. Verdammt schlecht. Schon seit einer langen Zeit." begann ich und schaute hinunter auf den Boden. Namjoon nickte verstehend. ,,Wie lange denn schon?" ,,Naja. Seit Jungkook weg ist. Also mehrere Monate." Der Braunhaarige schrieb sich kurz etwas auf seinen Block, dann blickte er wieder zu mir. ,,Ich meine. Ein wenig hab ich dir ja schon erzählt. Jungkook ist ohne mir ein Wort zu sagen nach L.A. gegangen und seit dem habe ich einen kleinen Breakdown."
Ich leckte mir über meine trockenen Lippen. ,,Okay, vielleicht auch einen sehr großen Breakdown." ,,Hm. Du hast mir ja schon gesagt, dass du kaum noch dein Zimmer verlässt und auch kaum noch isst. Hat das erst angefangen, als Jungkook weg war?" Selbstverständlich nickte ich. ,,Ja. Ich bin so drauf, weil ich Jungkook liebe. Und er ist weg." Namjoon sah mich stumm an. ,,Das ist doch normal, oder nicht? Wenn einen die Person verlässt, die man am meisten liebt, ist es doch klar, dass man traurig wird." ,,Hm." Mein Gegenüber verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Weißt du, ich habe schon öfters erlebt, dass einige von meinen Kunden erst in so eine Phase hinein raten, wenn etwas Schlimmes und Prägendes in ihrem Leben passiert. Zum Beispiel, wenn ein Familienmitglied stirbt. Bei dir ist das eindeutig genau so. Jungkook ist dir wichtig und seine plötzliche Abwesenheit, macht dich fertig." Namjoon weiterhin zuhörend, lehnte ich mich nach hinten gegen die Rückenlehne der Couch. ,,Erzähl mir ruhig noch mehr, wie es dir geht." Ich seufzte und überlegte. ,,Naja, ich schlafe nicht wirklich. Ich kann nicht essen und irgendwie kann ich mich nie zu irgendetwas erheben und verbringe den ganzen Tag im Haus. Es fällt mir schwer aus dem Bett zu kommen und irgendetwas anderes zu machen, als herumliegen. Meine Freunde versuchen ständig mich aufzuheitern, aber aus irgendeinem Grund, habe ich nicht mehr so Lust auf feiern, so wie früher. Generell all die Dinge, die ich früher mochte, machen mir nicht mehr so Spaß wie damals. Feiern, ausgehen, mit freunden irgendetwas machen. Das alles kann mich nicht mehr aufheitern."
,,Hm." brummte Namjoon und schrieb sich wieder etwas in seinen Block. ,,Weißt du, lass uns über Jungkook reden." Überrascht hob ich die Augenbrauen. Eigentlich wollte ich nicht wirklich über Jungkook reden, da ich wusste, dass ich sonst zu emotional werden würde, aber wenn Namjoon dies sagte, müsste ich das wohl tun. ,,A-Also..." begann ich nervös. ,,Wie ich dir schon gesagt habe, habe ich Jungkook in einem Club kennengelernt. Am Anfang waren wir nur Sex Partner, aber dann habe ich mich irgendwann in ihn verliebt, obwohl ich derjenige war, der ausschließlich gesagt hat, dass keine romantischen Gefühle zwischen uns entstehen sollen. Und ich habe ihm nie etwas gesagt, weil ich weiß, dass er niemals dasselbe für mich empfinden wird."
,,Und jetzt ist er einfach abgehauen, ohne dir irgendetwas zu sagen." ,,Naja, fasst." Beschämt, schaute ich hinunter auf den Boden. ,,Also...wir haben eine Beziehung für seine Eltern vorgetäuscht, da sie unbedingt wollten, dass er endlich einen Partner hat. Und ich weiß nicht wieso, aber Jungkook hat irgendwie immer das Bedürfnis seine Eltern zu Frieden zu stellen und für sie perfekt zu sein, deswegen hat er mich eben gefragt, ob ich ihm helfen kann." Ich machte eine kurze Pause und schluckte, dann erzählte ich weiter. ,,Die Beziehung hat sich so echt angefühlt. Ich habe es zu sehr genossen, mit ihm ,,zusammen" zu sein. Ich schätze ich bin so betrübt, weil ich unsere Fake-Beziehung als zu echt angesehen habe. Immerhin darf Jungkook das machen, was er will, da wir nicht wirklich zusammen sind und er weiß auch nicht, dass ich ihn liebe, also hat er eigentlich nichts falsch gemacht." Tränen stiegen mir bei diesem Gedanken in meine Augen und ich verkniff mir ein Schluchzen. ,,Aber ich dachte, dass ich ihm wenigstens nur etwas mehr bedeute. Bin ich ihm echt so wenig wert, dass er sich nicht einmal von mir verabschiedet?"
Ich seufzte und biss mir leicht auf die Unterlippe. Wieso musste ich immer anfangen zu heulen, wenn ich über dieses Thema sprach? Ich hörte das Kritzeln von Namjoons Kugelschreiber auf dem Papier. ,,Jimin, brauchst du eine Pause?" Kopf schüttelnd wischte ich mir über die Augen. ,,Nein. Mir geht es gut." ,,Also...du weinst fast, daher schätze ich, dass es dir nicht besonders gut geht. Musst du immer weinen, wenn du über dieses Thema redest?" Ich nickte langsam. ,,Okay, na schön." räusperte sich Namjoon, griff nach seinem Rucksack und steckte dort wieder seinen Schreibblock hinein. ,,Lass uns an dieser Stelle aufhören."
Überrumpelt richtete ich mich auf und sah dem älteren dabei zu, wie er seine Sachen alle in seinen Rucksack packte. ,,Wirklich?" ,,Ja." Als er seine Sachen alle in den Rucksack gepackt hatte, sah er mich ernst an. ,,Also, Jimin..." Der Braunhaarige blickte kurz hinunter auf seine Hände, dann wieder zu mir. ,,Durch das alles, was du mir erzählt hast, konnte ich eine Diagnose fassen. Du sagtest, dass dir Dinge, die dir früher Spaß gemacht haben, die dich früher aufgeheitert haben, dies jetzt nicht mehr tun. Du sagst du hast Schlafstörungen, Essstörung und dein körperlicher Zustand, interessiert dich kaum noch. Außerdem sagtest du, dass es dir schwerfällt, aus dem Bett zu kommen und alltägliche Dinge zu tun." ,,Ja...leider." Namjoon schluckte und schien sich schwer zu tun, weiterzureden. ,,Nun ja. All diese Symptome treffen auf eine Depression zu."
Entsetzt weiteten sich meine Augen und ich sah Namjoon völlig fassungslos an. ,,W-Was?" ,,Du hast höchstwahrscheinlich Depressionen, aber nur eine mittelgradige, da du nicht von Suizid Gedanken gesprochen hast, oder dich selbst verletzt." Ich hab keinen Ton von mir. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Depressionen? ,,Das kann doch nicht wahr sein..." ,,Jimin, es tut mir leid. Vielleicht lege ich auch falsch, deswegen solltest du noch einmal persönlich in unsere Klinik kommen, damit wir noch einmal sicher gehen können." Bejahend nickte ich stumm. ,,Suche dir die Adresse aus unserer Website, dann kannst du schon morgen kommen." Namjoon stand vom Stuhl auf und setzte sich seinen Rucksack auf. ,,Also, ich muss dann mal wieder."
Bevor wir jedoch zusammen zur Wohnungstür liefen, wandte sich Letzterer noch einmal an mich. ,,Ach so, wohnt einer deiner Freunde vielleicht hier in der Nähe?" ,,Hm? Wieso?" fragte ich. ,,Naja, du darfst hier nicht allein bleiben. Jemand den du kennst, muss bei dir sein. ,,Oh, ja. Ich kann meine Mitbewohner Wooyoung und Yoongi anrufen. Sie sind bei einem Freund, der hier ganz in der Nähe wohnt." Ich runzelte die Stirn. ,,Muss ich denn jeden Tag ,,überwacht" werden?" ,,Ja, aber ich müsste auch öfters herkommen und dich untersuchen, um deinen Stand zu testen. Aber komm als Erstes morgen unbedingt zu uns in die Klinik, okay?" Ich lächelte leicht. ,,Ja, ich werde kommen."
Sobald ich Namjoon zur Tür gebracht hatte, drehte dieser sich zu mir um und winkte mir zum Abschied zu. ,,Alles klar, dann bis morgen." ,,Mach's gut Namjoon." Langsam drückte ich wieder die Tür zu und lehnte mich gegen diese, sobald ich sie geschlossen hatte. Verdammt. Als ob meine Leben nicht schon schwer genug war. Wie ich Namjoon versprochen hatte, rief ich Wooyoung an, der zusammen mit Yoongi, noch bei San war. Zum Glück hob mein Mitbewohner nach nur wenigen Sekunden ab. ,,Ja? Jimin? Was ist los? Wie lief die Therapie?" ,,Ähm..." stammelte ich. ,,Das ist genau der Grund, warum ich euch anrufe." Ich wollte es ihnen nicht am Telefon sagen. ,,Also, könnt ihr mal bitte nach Hause kommen? Ich muss euch was sagen. Es ist wichtig."
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