『11
Seit dem Morgen, in dem Jungkook in meinem Bett aufgewacht war, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Wir hatten weder telefoniert, noch geschrieben. Und ich wusste selbst nicht wieso. Eigentlich, hätte ich mir ja eigentlich keine Gedanken darüber machen sollen, doch das tat ich komischerweise.
,,Jimin. Hör auf die ganze Zeit auf dein Handy zu schauen. So wird sich Jungkook auch nicht melden." meckerte Wooyoung gerade mit mir. Betrübt legte ich mein Telefon zur Seite. ,,Warum meldet er sich nicht mehr bei mir?" quengelte ich und ließ mich in die Kissen der Couch fallen. ,,Ruf du ihn doch einfach mal an." rollte Yoongi mit den Augen, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte. ,,Was ist, wenn er sauer auf mich ist? Dann nerve ich ihn nur, wenn ich ihn anrufe."
Wooyoung stellte sich neben die Couch und schaute auf mich hinunter. ,,Wieso sollte er sauer auf dich sein? Das Treffen mit seinen Eltern hat doch gut geklappt, oder nicht?" ,,Ja, schon, aber..." ,,Was aber?" fragte Yoongi und setzte sich neben mich aufs Sofa. ,,Es könnte sein, dass danach noch etwas passiert ist." ,,Oh. Jetzt will ich's wissen." sagte mein Mitbewohner aufgeregt, nahm auf den Boden Platz und schaute mich, genauso wie Yoongi, abwartend an. Ich atmete kurz aus, dann begann ich meinen beiden Freunden von dem Abend nach dem Treffen mit Jungkooks Eltern zu erzählen.
Ich erzählte ihnen alles. Sogar das, was ich betrunken gesagt hatte. Auch, wenn es mir ein wenig peinlich war. Nachdem ich fertig erzählt hatte, fing Yoongi auf einmal an zu lachen. ,,H-Hey!" runzelte ich die Stirn. ,,Ich weiß, dass das peinlich ist. Hör auf zu lachen!" ,,Nein Nein. Das ist es nicht." hielt sich der Türkishaarige lachend den Bauch, bevor er sich wieder ein wenig beruhigte. ,,Ich sag nur: Betrunkene und Kinder sagen immer die Wahrheit."
Verwirrt sah ich meinen Nebenmann an, bis ich es realisierte. ,,Nein." ,,Doch!" lachte Wooyoung auf einmal. ,,Du hast dich in Jungkook verliebt!" ,,Nein. Hört auf. Das bin nicht!" Eingeschnappt erhob ich mich vom Sofa und stapfte hinüber in die Küche. ,,Ich bin nicht in Jungkook verliebt und er nicht in mich." sagte ich sauer, während ich mir was zu trinken aus dem Kühlschrank holte. ,,Ich war damals besoffen gewesen. Wenn man betrunken ist sagt man nicht die Wahrheit. Ganz im Gegenteil: man weiß nicht, was man sagt."
,,Och, Jimin. Gib doch einfach zu, dass du ihn magst." sagte mein Mitbewohner und setzte sich auf unsere Kücheninsel. ,,Ich mag ihn als Freund, aber mehr nicht!" Yoongi rollte mit den Augen. ,,Ich glaube ihr beide seid einfach zu blöd, um es zu checken. Warum sonst hatte es dir gefallen so zu tun, als wärt ihr ein Paar. Vielleicht wolltest du ja, dass es real wäre." Auf seine Worte hin blickte ich hinunter und antwortete nicht. ,,Außerdem quengelst du uns schon seit Tagen damit voll, dass Jungkook sich nicht mehr bei dir meldet. Du vermisst ihn doch." Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. ,,Ja, schon..." ,,Siehst du!" unterbrach mich Wooyoung. ,,Du bist total verknallt."
Ich schüttelte den Kopf und verließ wieder die Küche. ,,Ihr beide habt einen Dachschaden. Ich war an diesem Abend einfach nur betrunken. Das zwischen Jungkook und mir ist rein körperliches. Sonst nichts." Wooyoung schob die Unterlippe vor und schmollte gespielt. ,,Schade. Ihr wärt so ein süßes Pärchen." Ich zuckte bei seiner Bemerkung zusammen, doch trotzdem wurde mein Gesicht auf einmal heißer und ein kleines Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ein süßes Pärchen.
,,Aww. Du wirst ja ganz rot." schwärmte Wooyoung und kniff mir spielerisch in die Wange, woraufhin ich beschämt mein Gesicht mit meinen Händen bedeckte. ,,I-Ich bin rot, weil ich so sauer auf euch bin." ,,Jaja." lachte Yoongi.
Immer noch ein wenig verlegen, setzte ich mich wieder aufs Sofa und griff nach meinem Handy. Ich atmete frustriert aus.
Yoongi hatte recht. Ich vermisste Jungkook wirklich.
Ob er sich je wieder mit mir treffen will?
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Am nächsten Tag musste ich wieder arbeiten und saß gerade alleine im Pausenraum für Angestellte, meine Auszeit wirklich genießend. Aufgeregt griff ich wieder nach meinem Handy, um nachzuschauen, ob mir Jungkook geschrieben hatte und ließ enttäuscht die Schultern sinken, als ich sah, dass dies nicht der Fall war. Immer noch nicht? Am liebsten hätte ich jetzt mit Jin darüber geredet, aber der war ja nicht mehr da.
,,Jimin? Alles okay?" setzte sich auf einmal Wonho neben mich und schaute mich besorgt an. Räuspernd setzte ich mich aufrecht in meinem Stuhl auf. ,,Ja. Alles bestens." ,,Sicher?" hakte der jüngere nach. ,,Du sahst echt traurig aus." Ich seufzte. Jemanden zum Reden brauche ich jetzt. ,,Ich warte auf eine Nachricht. Die Person hat mich schon seit Wochen nicht kontaktiert." Wonho nickte verstehend. ,,Wieso schreibst du die Person nicht einfach an, anstatt zu warten?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein. Ich will ihn nicht nerven." ,,Du nervst doch niemanden, wenn du eine simple Nachricht an jemanden schriebst." ,,Und was wenn doch?"
Wir beide sagten für einige Sekunden nichts, doch dann fing Wonho wieder an zu sprechen. ,,Magst du ihn?" Geschockt blickte ich zu ihm auf, da ich bemerkt hatte, dass ich mich verraten hatte. Hab ich ihn gekränkt? ,,N-Nein! Also ja, ich mag ihn, aber wir sind nur Freunde!" Sofort merkte ich, wie sich das Gesicht des jüngeren verfinsterte. Hätte ich doch nur meine Klappe gehalten.
Keiner von uns beiden sagte für eine Weile etwas, bis Wonho wieder anfing zu sprechen. ,,Vielleicht findet er dich ja langweilig." Durch seine Aussage wurde ich nur noch trauriger. Aber vielleicht hatte Wonho ja recht. Was ist, wenn Jungkook genug von mir hatte und sich nicht mehr mit mir treffen wollte? Ängstlich umfasste ich mein Handy noch fester. ,,Ich meine, wenn ich keine Lust mehr auf jemanden habe, würde ich demjenigen auch nicht mehr schrieben oder aufrufen." erzählte mein Gegenüber, die Arme vor der Brust verschränkt. ,,Oder würdest du das tun?" Ich schüttelte verneinend den Kopf. ,,Nein...ich schätze nicht."
Wir saßen noch einige Zeit in Stille, bis unser Boss und wieder hinter den Tresen rief, da unsere Pause vorbei war. ,,Lass und zurückgehen." stand Wonho von seinem Stuhl auf. ,,Ja. Ich komm gleich." nuschelte ich leise und wartete, bis Letzterer den Raum verließ. Sobald Wonho verschwunden war, sprang ich ebenfalls von meinem Platz auf. Ich fasste einen Entschluss.
Ich muss zu Jungkook.
Hastig schnappte ich mir meine Jacke von der Garderobe, zog mir diese über und verließ durch die Hintertür das Bistro. So schnell wie möglich rannte ich in Richtung der Bushaltestelle in der Nähe und ließ mich auf die Bank dort fallen. Ich wusste nicht, was in mich gefahren war, aber ich musste mit Jungkook reden. Es wäre besser, persönlich mit ihm zu reden, weil er mich so nicht ignorieren konnte.
Sobald der Bus kam, quetschte ich mich zwischen die vielen Menschen, die sich darin befanden und der Bus fuhr weiter. Leider dauerte die Fahrt ziemlich lange, da das Hauptgebäude von Ace, in dem Jungkook arbeitete, mitten in der Innenstadt lag. Dadurch wurde es aber immer leerer im Bus, sodass ich mich irgendwann hinsetzten konnte. Nach einer halben Stunde stieg ich wieder aus dem Bus aus.
Nun befand ich mitten in Seoul, wo riesige Gebäude in den Himmel ragten. Schon von Weiten konnte ich das Ace Gebäude sehen und lief schnurstracks auf dieses zu. Als ich davor stand, blickte ich beeindruckt hoch. Das riesige Bauwerk sah so aus, als würde es fast nur aus Fenstern bestehen und über der großen Tür, hingen die Buchstaben A,C,E. Ich schluckte den Klos in meinem Hals hinunter, atmete einmal tief durch und betrat das Gebäude.
Von innen sah es noch beeindruckender aus als von außen. Die Wände bestanden aus glatten schwarzen Marmor und der Boden aus cremefarbenen. An der Decke hing ein gigantischer gläserner Kronleuchter, welcher jedoch mit Strom beleuchtet wurde. Schwarze Couchen aus Leder standen an den Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten und in den Ecken standen riesige Topfpflanzen, von denen ich sicher war, dass ich sie noch nie gesehen hatte. Überall liefen Angestellten in schwarzer Bürokleidung herum, während sie immer wieder in ihre Headsets sprachen.
Nervös bewegte ich mich auf die Rezeption zu, welche ziemlich hoch gebaut war, sodass man zu der Person dahinter aufblicken musste. ,,Wie kann ich ihnen helfen?" fragte die streng aussehende Frau mit der eckigen Brille, sobald ich vor dem Schalter stand. ,,Ä-Ähm..." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Immerhin konnte ich nicht einfach sagen, dass ich zu Jungkook wollte, nur weil er sich nicht mehr bei mir meldete. ,,Wollen sie etwas für ihn ausliefern?" fragte die Frau ungeduldig und deutete auf meine Uniform. Genau. Das ist es. ,,Ja! Ich soll die Lieferung zu ihm hochbringen." ,,Alles klar." nickte die Frau und tippte auf der Tastatur ihres Computers herum.
,,Ähm, ich geh dann mal die Bestellung aus dem Lieferwagen holen." sagte ich und lief wieder aus dem Gebäude heraus. Suchend schaute ich mich um. Ich brauche einen Karton. Ich ging um das riesige Gebäude herum, nach hinten zu den Mülltonnen und suchte nach etwas brauchbaren. Es dauerte nicht lange, da fand ich einen leeren, fast noch wie neu aussehend kleinen Karton. Diesen nahm ich unter dem Arm, begab mich wieder nach vorne zum Eingang und betrat die Firma erneut.
Ich versuchte nicht zu sehr aufzufallen, während ich durch die Eingangshalle in Richtung Aufzug ging. Ich drückte die oberste Taste des Fahrstuhls, sobald ich in diesen eingestiegen war und ich fuhr los nach oben. Mein Herz fing immer schneller an zu schlagen, je näher ich dem obersten Stock kam. Ich war froh, Jungkook endlich wiederzusehen. Zwei Wochen ohne ihn hatten mich umgebracht.
Plötzlich machte es ,,Ping" und die Türen des Fahrstuhls öffneten sich. Vorsichtig trat ich in den Flur vor mir. Der Flur war lang, doch es gab nur eine einzige Tür. Schnell lief ich darauf zu, umgriff die Klinke der Tür und öffnete sie.
Ein großes Büro kam zum Vorschein. An den Wänden hingen mehrere Hängeregale und eine Couch stand darunter. Und an der Fensterseite stand ein Schreibtisch, an dem Jungkook arbeitete. Er saß auf seinem Schreibtisch Stuhl, mit dem Rücken zu den Fenstern gedreht, sodass er mir direkt gegenüber war. Der Schwarzhaarige hatte von seinen Dokumenten aufgeblickt und starrte mich mit geweiteten Augen an.
,,Jimin?" fragte er verwirrt. Aufgebracht schlug ich die Tür hinter mir zu und warf den Karton auf den Boden, welchen ich bis eben noch unterm Arm gehalten hatte. ,,Was machst du hier?" runzelte Jungkook die Stirn und setzte sich in seinem Drehstuhl auf.
Ich atmete verkrampft und aus irgendeinem Grund breitete sich Wut und Trauer in mir aus. ,,Wieso..." begann ich.
,,Wieso magst du mich nicht mehr?"
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