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Ⅲ : Spiegelbilder offenbaren


»... und das hier?« Der dunkelblaue Vorhang wurde mit einem Ruck zur Seite gezogen. Ihr unsicherer Blick war auf die Ein-Mann-Jury gerichtet.

»Ich weiß nicht. Ist das nicht etwas zu warm? Es ist Hochsommer!«

»Aber ich will unbedingt auch so einen Pullover haben! Wie deinen.
So, mit den Taschen, das is doch ziemlich praktisch.«

»Na gut. Aber der ist immer noch mindestens zwei Nummern zu groß. Ich geh mal schauen, ob's den noch in kleiner gibt. Entscheide dich inzwischen für ein paar T-Shirts, okay?«
Mit einem auffordernden Lächeln schob er den Vorhang wieder zu.

Neko zog den schwarzen Kapuzenpulli mit dem, ihrer Meinung nach, „supi-süßen" kleinen Comic-Schaf wieder aus. Das war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich Kleidung so umständlich aussuchen musste. Aber ihre Fähigkeit, sich ein Gewand ganz einfach her zu klatschen, war ihr ja aus unerfindlichen Gründen abhanden gekommen.
Mit einer schwarzen Jeans-Hotpants und dem einfarbigen, ebenfalls schwarzen Shirt an, stand sie vor dem großen Spiegel. Es war ebenfalls ein erstes Mal für sie, dass sie sich überhaupt in einem Spiegel sah.
Kein Spiegelbild zu haben, brachte ihre bisherige Unsichtbarkeit nun mal mit sich.

»Hey!«, hörte sie Kiro irgendwo draußen. – Das chaotische Klimpern eines großen Kleiderständers war zu hören. »Passen sie auf, wo sie hinlaufen! Ich bin ja nicht zu übersehen!«

»Sehen ... «, murmelte Neko. Sie betrachtete kritisch ihren Körper im Spiegel. »Wenn mich jetzt schon jeder sehen kann, dann will ich wenigstens schön aussehen«, dachte sie sich. Sie drehte sich um und packte mit beiden Händen ihren Po. Mit einem prüfenden Blick über die Schulter stellte sie fest: »Na, sieht doch ganz passabel aus, in dem kurzen Höschen.« Sie drehte sich wieder zurück und musterte sich weiter. »Bäuchlein, is auch fein«, stellte sie fest, indem sie ihn streichelte. Jetzt musste sie allerdings wieder an die leckeren Kekse denken. –
Weiter ging es obenrum. »Hm... die Dinger von den anderen Weibchen hier sind aber irgendwie viel größer ...« Während sie sich noch ihre eigenen kleinen Brüste durch den Stoff befühlte, hielt sie inne. Über den nächsten Gedanken: »Wenn ich jetz hierbleib, wachsen die dann noch?«, kam sie wieder auf das Thema: Alter. »Wie alt mag dieser Körper wohl sein?« Sie war nicht so gut im Schätzen und Kiro hatte das Spielchen ja unterbrochen.
Das Alter; das Altern; das Altwerden, das schien für die Bewohner dieses Planeten immer eine große Rolle zu spielen – für sie bisher nicht.

Die Vorhangringe rasselten zur Seite. Über den Spiegel erblickte sie Kiro hinter sich. – Und der hereinplatzende Kiro zog den Vorhang reflexartig wieder zu.
Träumend stand sie immer noch mit den Händen auf ihren Brüsten da.
Das »Ups!« vor dem Vorhang hielt ihr jetzt ein neues Kleidungsstück darüber hinweg.

Er wollte sich gerade für seine Unbedachtheit entschuldigen, da riss ihn schon eine Hand an seinem Gürtel durch den Vorhang in die Kabine. »Aber nich wieder hauen!«, bettelte Kiro.

»Quatsch!«, zischte Neko und deutete ihm eine kleine Ohrfeige an, die in ihrer Ausführung eher ein Streicheln war. Dann gab sie ihm einen sachten Schubs, sodass er auf dem gepolsterten Hocker in der Ecke zum Sitzen kam. Da es in der engen Umkleide nur den einen gab, ließ sich Neko einfach breitbeinig auf seinen Knien nieder. Sie legte die Hände auf seine Schultern und fragte ihn: »Wie alt bin ich?«

Der Überfallene war sichtlich überrascht. »Ähm ... so ... ein paar ... hundert Menschen-Leben?­ – ­Ist das ein Test?«

»Nein, du Einfallspinsel!«, grinste sie. – »Der Kerl is doch zum Schießen.« – »Ich meine doch, den hier!« Sie unterbrach kurz den Augenkontakt, um an sich herunterzusehen. »In Menschen-Jahren. Ich glaub, das is doch wichtig, oder?«

»Naja, irgendwie schon. Ich kann aber nur ziemlich schlecht schätzen. Ich denke mal ... irgendwas zwischen zehn und vierzehn!?«

»Geht's nich genauer? Was is denn besser?«

»Das ist mal 'ne seltsame Frage. Ab vierzehn hat man zwar ein paar mehr Pflichten, aber auch ...«

»Dreizehn!«, unterbrach sie ihn, wie aus der Pistole geschossen.
»Dann bin ich Dreizehn! Ja?« Sie strahlte bis über beide Ohren.

»Wenn du meinst? Dann haut das zwar mit der Schüleraustausch-Nummer nicht mehr so hin, aber wenn's dich glücklich macht!? Meine Eltern glauben dir ja anscheinend alles.«

»Danke«, sprach sie mit leiser Stimme und drückte ihm kurz ihre Wange an seine Brust. Dabei nahm sie einen merkwürdigen Geruch an ihm wahr – ganz schwach, aber irgendwie vertraut.

Kiro schnupperte unterdessen ebenfalls etwas. Ihr Haar. Es hatte diesen leichten, süßlichen Geruch von brennendem Kaminholz, den er als Kind schon immer liebte.

Sie hob den Kopf und der Duft war wieder weg.
»Neko – ist – dreizehn!«, wiederholte sie noch einmal ehrfurchtsvoll. Sie fühlte sich mit dieser neuen „Erkenntnis" jetzt ein wenig menschlicher und sichtlich wohler.

»Sag mal, Kleine, wo wir grade bei deinem tollen Körper sind: Wie kommt's eigentlich, dass du den überhaupt hast? Ich meine, warum in dieser Form; in diesem Alter? Macht doch keinen Sinn, wenn dich im Normalfall eh keiner sieht.«

»Das hat was mit den Aufgaben zu tun. Als ich Philia war, hatte ich damals auch schon einen älteren Körper. Aber seit ich die bescheuerte Ser... Du-weist-schon-Wer bin, gehört der hier dazu. Das kann ich mir leider nich aussuchen. Der Herr gibt uns die Aufträge. Der Auftrag bestimmt unsere Aura; das Gefühl, was wir vermitteln, wenn wir uns einem Ziel nähern. Die Aura wiederum entsteht durch den Kern, den wir mit einer neuen Geburt erhalten. Und der Kern matscht den ganzen anderen Staub dann ganz automatisch zu einer passenden Form. In eine Form, die auf die Menschen den größtmöglichen, unterbewussten Einfluss hat, denke ich. – Ganz schön kompliziert, was?«

»Nein, überhaupt nicht. Bevor ich dir aber noch eine wichtige Frage stelle – was hältst du davon, wenn wir uns ein Eis holen? Wir kaufen einfach alle drei T-Shirts. Geld haben wir noch genug über.«

»Ein Eis? Das kenn ich noch nich! Au-ja!« Sie sprang aufgeregt von seinem Schoß.

In der Neugier, hatte Kiro längst herausgefunden, lag ihre größte Schwäche. So entkam er endlich dieser engen Kammer. Sie war kein Ort für solche Gespräche. Er nahm die auserwählten Sachen und die peinliche rosa Tüte mit der Unterwäsche, die sie bereits zuvor an diesem Tag gekauft hatten und verließ die Kabine, Richtung Kasse. Die neuen Schuhe hatte Neko ja bereits an.
Sie folgte ihm, drehte den Kopf aber vorher noch einmal zurück. Sie sah ihr Spiegelbild an, aber das Spiegelbild ihren Rücken. Sollte sie doch noch einen Blick wagen?
Kiro, der bereits bezahlte, rief sie zu sich. – Keine Zeit mehr für weitere Untersuchungen.


* * *


In der ziemlich belebten Fußgängerzone vor dem Geschäft stieß Kiro, der gerade damit abgelenkt war, Neko die verschiedensten Eissorten aufzuzählen, mit einem Mann in langem grauem Mantel zusammen, der daraufhin nur heiser: »Mea culpa, so verzeiht« krächzte.

»Einmal reicht wohl nicht, Mann!«, war Kiros verärgerte Antwort, der seine Begleiterin nun an der Hand an dem merkwürdigen Typen vorbeizog. »Was für ein Idiot.«

Neko kribbelte es im Vorbeihuschen nur ein wenig in der Nase.


* * *


Es war bereits früh am Abend, aber die Sonne leistete noch gute Arbeit. Trotz der aufziehenden Wolken.
Den ganzen Nachmittag in Damenbekleidungsläden zu verbringen, war nicht gerade Kiros Lieblingsbeschäftigung. Er war sichtlich glücklich, das hinter sich gebracht zu haben.

Die beiden lehnten jetzt auf einer gemütlichen Bank in einem kleinen Park, etwas abseits der lauten Menschenmassen. Kiro mit einer Kugel Schoko auf seiner Waffel, Neko mit einer Eiswaffel unter den fünf bunten Kugeln, verschiedenster Geschmacksrichtungen. Er sah sich das ein oder andere hübsche Mädchen an, das er entdecken konnte und Neko beobachtete freudig den Schwarm Spatzen, der sich am nächsten Abfalleimer um ein halbes Brötchen stritt.

»Erzählst du mir von deinen Aufträgen? Von Servas Aufträgen!«, verbesserte er sich.

»Moment.« Sie musste erst noch das bereits geschmolzene Eis auf ihrer Hand retten, wobei sie fast aussah wie eine Katze, die sich putzt.
»Kennst du ...« – sie schleckte sich noch den letzten Klecks vom Handgelenk ­– »das Gefühl, wenn du grad tief traurig bist und dich plötzlich Jemand oder Etwas kurz aufmuntert? Du, für eine Sekunde, kurz lächeln musst? Das bin ich. Meine Nähe. – Auch wenn du ausgelassen mit Freunden lachst und Spaß hast, aber dich plötzlich ein Moment der Traurigkeit durchfährt? Das bin ich. – Wenn dir alles um dich herum eigentlich völlig friedlich und normal vorkommt und sich dennoch ein ungutes Bauchgefühl in dir meldet, dann bin das ich. – Bei etwas gedacht, dass du es schon einmal genau so erlebt hast? Ein Déjà-vu? Dann siehst du in Wahrheit das, was ich schon erlebt habe. – Hast du dich schon mal richtig doll verliebt? Und niemand kann sich an die genaue Sekunde erinnern, in der das passiert. In dem Moment bin ich es, die die Gefängnistür abschließt. – Ganz kurz bevor jemand stirbt, wird aus Panik: Glück, Gelassenheit und Zuversicht. Weil ich mich demjenigen dann kurz zeige, obwohl ich es nicht darf. Aus Mitleid, das ich auch nicht haben dürfte. Ein Gefängnis, was ich selbst erfunden habe! Das warme Gefühl der Endgültigkeit ist dann mein Geschenk. – Das Feuer, das du bei dem Wort: Ja in den Augen eines Brautpaares siehst. Das ist das Spiegelbild meiner Flammen, während ich ihnen die Freiheit nehme! – Und um die kleinen Kinder tut es mir besonders leid ..., aber ich hab doch keine Wahl!«
In Nekos Stimme bettete sich jetzt Wut, aber auch das Mitleid.
»Ein Moment, den alle Eltern irgendwann erleben müssen. Der, in dem ihr Kind meine Botschaft erhält und plötzlich kein Kind mehr ist. Keins mehr sein darf
Das Eis in ihrer Hand schmolz jetzt in einem unnatürlichen Tempo.
»Dann nehme ich ihm seine wahren, freien Träume: Immer ein Kind bleiben zu können, zum Mond zu fliegen oder den Wunsch nach einer Welt, in der es einfach nur friedlich ist. Ich tausche sie ein, gegen falsche Ziele: Ruhm, Macht, Geld, Luxus und den Wahnsinn, alles kontrollieren zu wollen!«
Das flüssige Eis in der Waffel fing tatsächlich an zu kochen.
Das ist Serva, Kiro! Das ist sie! Verdammt nochmal! – DAS BIN ICH!«

Bei ihren letzten Worten zerquetschte sie die Waffel in ihrer Faust.
Die Spatzen flogen panisch zwitschernd davon und das ältere Ehepaar, das gerade vorbeispazierte, beschleunigte zügig seinen Schritt.


Erstaunlicherweise blieb Kiro stumm.
Er dachte intensiv über das nach, was sie ihm da offenbart hatte.
Wortlos zog er ein Taschentuch aus der Hosentasche und begann damit, der bebenden, ins Nichts starrenden Neko den Arm und die immer noch geschlossene Faust abzuwischen. Ein flüchtiger Blick in ihr Gesicht ließ Kiro kurz erschrecken. Er versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen, sondern konzentrierte sich wieder auf das klebrige Malheur. Ihre Augen waren nicht nur einfach funkelnd orange, wie sonst, sondern schienen regelrecht zu brennen. Hell-orange, fast gelb.
Wo sonst nur süße Fünkchen tanzten, loderte ein Inferno.
Kiro traute sich nicht, ihr nochmal in die Augen zu schauen. Stattdessen hielt er ihr einfach sein Eis vor die Nase.

Neko kniff kurz die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, um die bösen Gedanken loszuwerden.
»Ich will nach Hause!« Wütend warf sie ihr Ersatz-Eis nach einem grauen Raben, der sich derweil über das zurückgelassene Brötchenviertel hermachte.

Statt spatzengleich davonzufliegen, starrte er dem zornigen Flammenkind nur ausdruckslos in die Augen.
Genau wie sein Artgenosse, der gerade hinter ihm gelandet war.
Und wie der, der hinter dem Abfalleimer hervorlugte.
Und der, auf der Parkbank gegenüber.
Und all die anderen.
Ohne ein einziges Krah.

Der erste Regentropfen, der vom mittlerweile rabengrauen Himmel fiel, unterbrach das Wettstarren.
Kiro drückte ihr eine der Tüten in die Hand. »Lass uns nach Hause gehen.«

Neko hasste Wasser.
Kiro liebte Sommergewitter.

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