thritytwo
ᴊᴜɴɢᴋᴏᴏᴋ ᴘᴏᴠ
Ich reckte den Hals, um besser über die vielen Schüler im Flur hinwegzusehen. Mit meinem Blick suchte ich den ganzen Schulflur nach ihm ab, finden konnte ich ihn jedoch nicht, obwohl ich genau wusste, dass sein Spind in der Nähe von Jacksons lag, bei dem ich gerade lehnte. Jackson stand neben mir, kramte in seinem Schließfach herum und versuchte sein Buch für die nächste Stunde zu suchen, was jedoch nicht so einfach war, da es darin aussah wie in einem Müllcontainer.
Ich schaute mich weiter um. Keine Spur von ihm. Enttäuscht lehnte ich meinen Kopf gegen die Schließfächer. Wieso kam er heute nicht so wie jeden Tag in der Pause zu seinem Spind? Das war einer der wenigen Momente am Tag, an dem ich ihn sah. Wenn er nicht hierherkommen würde, würde ich ihn den Rest des Tages nicht mehr sehen.
Gerade als ich die Hoffnung bereits aufgab und in Selbstmitleid versinken wollte, sah ich ihn endlich kommen. Er lief zusammen mit einem seiner Freunde durch den Schulflur, direkt in Jacksons und meine Richtung.
Sofort stellte ich aufrecht hin, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte so cool wie möglich aussehen, so wie ich dort an den Spinden lehnte.
Wie erwartet ging er hinüber zu seinem Schließfach, nur ungefähr zehn Meter von Jackson und mir entfernt. Er schien mich nicht zu bemerken, da er die ganze Zeit in das Gespräch zwischen ihm und seinem Begleiter vertieft war. Wieso sah er nicht zu mir? Vielleicht musste ich ihn wieder zuerst anschauen, so wie beim letzten Mal auf dem Schulhof.
Dort hatte er, genauso wie jetzt, nur wenige Meter weg von meinen Freunden und mir auf einer Bank gesessen. Doch meinen Freunden hatte ich an diesem Tag nicht zugehört. Das einzige, worauf ich mich konzentrieren konnte, war er.
Leider war mir da nicht klar gewesen, wie sehr ich ihn angestarrt hatte. Denn als ich gerade, wie in Trance, zu ihm rüber geblickt hatte, hatte er plötzlich ebenfalls seinen Kopf in meine Richtung gedreht und mich angeschaut. Ich hatte nicht weggesehen, auch wenn das normalerweise mein erster Reflex gewesen wäre. Doch da er auch nicht weggesehen hatte, hatte ich den Augenkontakt gehalten.
Wir hatten uns angesehen, ziemlich lange sogar, doch irgendwann hatte ich gespürt, wie mir die Hitze in die Ohren gestiegen war und wie mein Herz angefangen hat, wie wild zu schlagen. Dieses Gefühl war fremd und erschreckend gewesen. Panik ist in mir aufgestiegen und mein ganzer Körper hatte sich verspannt. Aus Angst, dass er es hätte sehen können, wie nervös ich gewesen war, hatte ich schnell wieder weggeschaut und mich zu meinen Freunden gewandt. Hoffentlich hatte niemand gesehen, wie rot ich in diesem Moment gewesen war.
Das war das erste Mal, dass wir uns wirklich angesehen hatten. Sonst hatte ich ihn immer nur aus der Ferne beobachtet.
Auch jetzt sah er nicht zu mir rüber. Er kramte nur, genauso wie Jackson, in seinem Spind herum. Wieso schaut er mich nicht an?!
Ich bäumte mich noch mehr auf und räusperte mich etwas, doch das half nichts. Entweder bemerkte er mich nicht, oder er ignorierte mich mit Absicht.
Vielleicht hätte ich letztes Mal nicht einfach wegschauen sollen, dachte ich. Vielleicht hat in das beleidigt. Augenblicklich bekam ich Panik. Was ist, wenn er mich jetzt nicht mehr leiden kann?
Nervös sah ich zu ihm hinüber. Er schloss seinen Spind und ging wieder weiter. Er kam immer mehr in meine Richtung, achtete jedoch noch immer nicht auf mich, sondern redete nur mit seinem Begleiter. Als er nur noch ungefähr einen Meter von mir entfernt war, drehte ich meinen Kopf zu Jackson, betrachtete ihn jedoch noch weiter aus dem Augenwinkel.
Er ging an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Nicht mal eine einzige Sekunde. Ich seufzte enttäuscht und lies die Schultern hängen. Na toll.
Geknickt sah ich hinunter auf den Boden, schaute jedoch nach nur wenigen Sekunden wieder auf, um ihm wenigstens ein letztes Mal hinterherzuschauen, bevor ich in die Klasse musste.
Doch ich war nicht der einzige gewesen, der zurückgeschaut hatte.
Als sich unsere Blicke kreuzten, hatte ich das Gefühl, mein Herz würde einen Moment aussetzen. Er hatte seinen Schritt verlangsamt und sah über seine Schulter direkt in meine Augen. Und ich schaute zurück. Diesmal schaute ich nicht weg.
Auch wenn ich eigentlich so gut wie möglich aussehen wollte, sah ich in diesem Moment höchstwahrscheinlich wie der größte Vollidiot aus, wie ich ihn überrascht mit halb offenem Mund anstarrte. Aber wer hätte es mir verübeln können? Ich war einfach zu überwältigt.
Am liebsten hätte ich ihn so lange wie möglich angesehen, doch unser Augenkontakt hielt leider nicht so lange, wie ich es gehofft hatte. Denn nur nach wenigen Sekunden, war er zu weit weg und wurde von seinem Freund weggezogen, weshalb er diesmal derjenige war, der als Erstes wegsah.
Ich schaute ihm noch lange nach, bis er verschwunden war.
,,Jungkook!" Ich bekam Jacksons Ellbogen in die Seite, was mehr wehtat, als ich es erwartet hatte. Abrupt drehte ich mich um. ,,Was starrst du denn die ganze Zeit so ins Leere?" fragte mich mein bester Freund lachend. Er schaute an mir vorbei, in die Richtung, in die ich geblickt hatte. ,,Was war denn da? Bist du high? Siehst du Erscheinungen?"
,,Ach sei leise." lachte ich und verdrehte die Augen. ,,Da war nichts. Dachte nur, ich hätte jemanden gesehen...den ich kenne." Jackson zuckte mit den Schultern, schlug sein noch immer offen stehenden Spind zu und machte auf dem Absatz kehrt. ,,Also hast du doch was genommen. Naja egal. Komm jetzt! Wir müssen los! Ich will nicht schon wieder von Herrn Kim angeschnauzt werden, weil wir immer zu spät kommen."
,,Hey! Du hast doch so lange an deinem Schließfach gehangen! Wenn wir zu spät kommen, ist das deine Schuld!" protestierte ich sofort und rannte meinem besten Freund hinterher.
Bevor ich dies jedoch tat, sah ich noch einmal zurück in den Flur, zu der Stelle, wo er und ich uns angesehen hatten, und spielte den Moment noch einmal in meinem Kopf durch.
Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, folgte ich Jackson zu unserer nächsten Unterrichtsstunde, mich fragend, ob ich Jimin morgen wohl wieder sehen würde.
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