𝖇𝖑𝖔𝖔𝖉𝖑𝖚𝖘𝖙 ; 𝖙𝖍𝖊 𝖋𝖔𝖚𝖗𝖙𝖍 .
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𝐇eute war einer der wenigen Tage, an dem ich motiviert aufstehen konnte. Denn ausnahmsweise wollte ich zur Arbeit. Dementsprechend hatte ich mich in der Früh beeilt, dass ich mich auf den Weg zur Tankstelle machte.
Ich wollte wissen, ob er heute wieder kommen würde. Der Vampir.
Mein Leben war langweilig und er, dieser Vampir namens Minho, war eine willkommene Abwechslung. Nach der Nahtoderfahrung gestern war ich irgendwie ernüchtert, dass ich tatsächlich so unberührt von der Tatsache war, in Lebensgefahr geschwebt zu haben.
Man sollte denken, dass ich im Nachhinein bemerkt hatte, wie gefährlich die Situation gewesen war und dass ich froh war, noch am Leben zu sein. Angst hatte, wieder an den Ort zurückzukehren, an dem alles geschehen war.
Doch nichts dergleichen.
Ja, ich hatte die ganze Nacht nicht schlafen können. Aber das lag nicht an Albträumen, Panikattacken oder der Angst, vor dem, was dieser Vampir vor hatte. Nein, das war nicht der Grund meiner Schlaflosigkeit.
Es waren Fragen, die mich wachhielten. Tausende von Fragen, zudem Bilder von gestern, die mir immer wieder in den Kopf kamen. Momente. Es waren die dunkelroten Augen, die mich verfolgten, das gefährliche Lächeln und diese eisigen Lippen...
Warum verspürte ich mehr Interesse und Verlangen, wenn ich an ihn dachte, als Angst?
Warum hatte er mich geküsst, warum hatte ich erwidert?
Die ganze Nacht hatte ich wachgelegen und mir den Kopf über das zerbrochen, was geschehen war. Somit fühlte ich mich jetzt müde und ausgelaugt. Und ich war mir sicher, dass meine Gedanken mich auch heute nicht schlafen lassen würden
Verdammt, ich wollte doch nur verstehen, wieso ich noch lebte.
Wieso hatte mich dieser Vampir nicht getötet? Ich dachte immer, dass diese Monster sich nicht unter Kontrolle hatten, vor allem nicht, wenn ein Mensch vor ihnen stand. Doch in keinem Moment hatte ich das Gefühl gehabt, er wäre kurz davor gewesen irgendetwas zu tun, was er nicht steuern konnte.
Er schien komplett entspannt gewesen zu sein, hatte mir zeitweise den Rücken zugekehrt und mit mir geredet. Es hätte auch anders laufen können, das hatte mir sein Würgegriff deutlich gezeigt. Aber er schien sich etwas anderes überlegt zu haben, als mich einfach auszusaugen.
Seine Aussage, er spielte gerne mit seinem Essen, verunsicherte mich zutiefst. Ich konnte und wollte mir vielleicht auch nicht vorstellen, was er damit meinte. Würde er irgendwelche Psychospiele mit mir treiben oder mich solange terrorisieren, bis ich mir selbst das Leben nahm?
Nun, ich würde schon noch früh genug am eigenen Leib erfahren, was er damit meinte.
Gähnend schlurfte ich zu dem kleinen Waschbecken auf der kleinen Toilette neben dem Mitarbeiterzimmer und klatschte mir kurzerhand eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht, um wach zu werden.
Fertig mit der Welt stützte ich mich auf dem kalten Porzellanrand ab und schaute mir mein Spiegelbild an. Was ein Anblick.
Dunkle Augenringe, ein müdes paar brauner Augen und wild abstehendes Haar. Schnell fiel mein Blick jedoch auf etwas anderes.
Deutlich stachen die dunkellilanen Abdrücke um meinen Hals auf meiner blassen Haut hervor. Man konnte förmlich sehen, wo seine Finger lagen, als er zugedrückt hatte.
Langsam strich ich über darüber, doch es tat nicht mal wirklich weh, es kribbelte nur leicht unangenehm. Und ich spürte es beim schlucken oder husten, aber das würde auch in ein paar Tagen, genauso wie die Spuren des Würgegriffs verschwunden sein.
Ein Schauer überfuhr mich, als ich zurückdachte, wie skrupellos er mir die Luft genommen hatte und fragte mich sogleich, ob er schon von Anfang an vorgehabt hatte, mich am Leben zu lassen oder es sich erst auch welchen Gründen auch immer, anders überlegt hatte.
Nachdem ich einigermaßen mit meinem Aussehen zufrieden war und mich ein wenig wacher fühlte, was vielleicht auch an dem Kaffee lag, den ich mir noch schnell mit der Kaffeemaschine für die Kunden gemacht hatte, ging ich wieder zu meinem Platz hinter der Kasse.
Kurze Zeit später lagen auch schon meine Füße auf dem Tresen und ich war damit beschäftigt, mir ein unnötig langes Drama mit einem uninteressanten und viel zu komplizierten Plott anzuschauen.
Der einzige Grund, warum ich mir das antat, war die Tatsache, dass es um Vampire ging.
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𝐌ein Blick wanderte immer wieder zu der tickenden Uhr und ich fragte mich, ob dieser Vampir wirklich nochmal kommen würde. Denn mittlerweile war es bereits nachmittags und ich hatte nach ein paar Stunden dieser Serie Kopfschmerzen bekommen.
Leider waren die Vampire dieses Dramas längst nicht so gut aussehend wie Minho und verhielten sich zudem ganz anders. Im Gegensatz zu ihm verschonten sie ihrer Opfer nicht und es starben pro Folge mindestens ein Dutzend Menschen.
Das absurdeste war jedoch, dass die Blutsauger dort sich in Fledermäuse verwandeln konnten. Was ein Scheiß aber auch. Wozu erfand man Dinge, wenn man sogar wusste, wie sie in Wirklichkeit waren?
Kopfschüttelnd versuchte ich nicht weiter darüber nachzudenken und begann; kleine Papierkügelchen aus dem Papier für die Kassenzettel zu machen und in den Papierkorb neben der Kasse zu werfen.
Meine Treffsicherheit lag bei 30,7% und ich freute mich bereits darauf, dass alles wieder aufsammeln zu dürfen.
Nachdem mir aber auch das zu blöd geworden war, überlegte ich mir, die Energydrinks nach Farbe zu sortieren und saß kurz danach auch schon auf den kalten Fließen vor dem Kühlregal.
Kurz zuckte das Bild von mir, zusammengekauert auf dem Boden und den schwarzhaarigen, gutaussehenden Vampir über mich durch den Kopf. Wie er mich angegrinste, vermutlich absichtlich seine schneeweißen Fangzähne präsentiert hatte.
Noch immer spürte ich seine kalten Lippen auf den meinen, hörte seine Stimme, wie er mir ins Ohr flüsterte und zwischen Morddrohungen immer wieder flirtete.
Verdammt, er war gefährlich und ein blutrünstiges Monster!
Aggressiv knallte ich die Tür des Kühlregals wieder zu und legte mich kurzerhand hin. Eigentlich hatte ich gedacht, dass mich die eisigen Fliesen wacher machen würden aber weit gefehlt.
Ich war müde und alles war so langweilig.
Jammernd griff ich lustlos und ohne aufzusehen, in das unterste Fach des Regals neben mir und schnappte mir eine Packung Chips. Knisternd öffnete ich sie und stopfte mir unmotiviert eine Handvoll in den Mund.
Das einzig aufregende in meinem Leben würden wohl Chips bleiben, auf dessen Schärfe ich nicht vorbereitet gewesen war. Hustend und mit tränenden Augen zog ich hastig wieder die gläserne Tür auf und holte einen Energydrink raus, den ich in einem Zug austrank.
Nun, jetzt war ich wenigstens wach.
Prompt verschluckte ich mich, als etwas unter dem Regal der Chips liegen sah. Es war ein kirschroter Lollipop. Er musste dort hinuntergerollt sein, als Minho rücksichtslos die Verpackung gestern aufgerissen hatte.
Murrend rollte ich mit meinen Augen, ich sollte nicht schon wieder an ihn denken. Ungelenk holte ich den Lolli hervor und lehnte mich anschließend, mit diesen in der Hand, wieder an das Kühlregal.
Ein schrilles Klingeln ließ mich zusammenzucken und ich brauchte einige Sekunden, bis ich bemerkte, das es von meinem Handy kam. Genervt holte ich es auch meiner linken Hosentasche und wollte gerade zur rechte Seite wischen, als ich mit dem Finger ausrutschte und auf abnehmen drückte.
Fuck.
Lustlos und in Selbsthass badend, fing ich also an zu sprechen.
"Hallo? Han Ji-"
"Ja ich weiß schon wer du bist, sonst hätte ich dich nicht angerufen!", unterbrach mich sogleich Jeongin, was mich meinen Hinterkopf gegen die kühle Scheibe knallen ließ. Diese Quasselstrippe hatte mir jetzt noch gefehlt.
"Was willst du dann von mir?", murrte ich ins Handy und wünschte mir sehnlichst, ich hätte keine Freunde, die mir auf den Sack gingen.
Ein perverser Vampir war mir da eindeutig lieber.
"Naja mir war langweilig und du hast eh nichts zu tun außer Erbsendosen nach Haltbarkeitsdatum zu sortieren und Kartenhäuser mit Crackern zu bauen, also dachte ich mir, ich meld mich Mal wieder bei dir!"
Na danke.
Das traurige an seinem Gelaber war, dass es auch noch stimmte. Auch wenn ich das mit den Crackern nur selten machte, da krümelte man nämlich alles voll und wer musste alles hier sauber machen? Richtig, ich.
"Ja echt mega nett von dir Innie, ist ja nicht so, als hättest du mich schon gestern angerufen und vorgestes-"
"Ja was das angeht, wieso hast du so plötzlich aufgelegt?!", schnitt er mir schon wieder das Wort ab, was mich genervt aufseufzen ließ. Am liebsten hätte ich ihn angeschnauzt, das ich seinetwegen aufgelegt hatte.
Dieser Junge konnte wirklich niemanden ausreden lassen, nicht Mal Erwachsene. Es gab nur eine Person, bei der er wie stumm wirkte. Chan. Aber der war anscheinend nicht im selben Raum wie der Jüngere, sondern wahrscheinlich in der Universität.
"Hallo noch da?!"
"Ja, leider", schnaubte ich und begann mit bereits in meinem Kopf eine plausible Erklärung für gestern auszudenken. Denn wenn ich ihm die Wahrheit sagen würde, wären er und Chan, der Älteste unserer Gruppe, ganz schnell hier und würden mich förmlich aus der Tankstelle zerren.
Ohnehin waren meine beiden Freunde nicht glücklich über meinen Arbeitsplatz und regten sich jedes Mal darüber auf, wenn wir darüber sprachen, dass ich nicht bei ihnen in die WG ziehen wollte, damit ich wenigstens ein bisschen mit Menschen zusammenzulebte.
Aber erstens das wäre thirdwheeling auf einem anderen Level geworden und zweitens war es ja wohl offensichtlich, das ich nicht mit diesen beiden Spinnern in denselben vier Wänden wohnen und teilweise Tage mit ihnen dort eingesperrt sein werden wollte.
Meine Entscheidung hatte jedoch die Folgen, dass ich beinahe täglich von einem der beiden angerufen und förmlich ausgefragt wurde, was hier passierte. Dabei passierte hier nichts. Wortwörtlich nichts.
Auch wenn es seltene Ausnahmen gab, die beinhalteten, dass ich mich unabsichtlich mit einem Vampir einsperrte...
"Hyung bist du taub geworden?! Wieso antwortest du denn nicht mehr? Lebst du noch?!"
"Verdammt Jeongin, schrei doch nicht so, ich bin doch da!"
"Ich merks", frotzelte der andere und um es kurz zu machen; ich konnte ihn erst ganze vierzig Minuten später abwimmeln und musste danach zwei Kopfschmerztabletten nehmen. Mich wunderte es, dass er nicht heiser wurde, so lange und viel wie er redete.
Die restliche Zeit vor Feierabend verbrachte ich hauptsächlich damit, wie hypnotisiert auf die Eingangstür zu starren und mir auszumalen, was wohl passieren würde, wenn er durch diese kam.
Der blasshäutige, rotäugige Vampir names Minho.
Aber leider blieb diese geschlossen und niemand erschien.
Resigniert packte ich nach Sonnenuntergang meine Sachen zusammen und ließ das Gitter extra laut runterrasten. Nachdem ich ebenso schwungvoll die Autotür zugeknallt hatte, fuhr ich nach Hause.
Zu sagen ich wäre nicht ein klitzekleines bisschen enttäuscht, wäre gelogen.
Ich hatte den ganzen Tag gewartet, aber er war nicht gekommen. Dabei hatte er doch gesagt, er würde dies tun. Lügendes Vampirpack.
Wenn nicht die dunklen Spuren auf meinem Hals und der Kirschlollipop unter dem Regal beweisen würde, dass die Begegnung gestern stattgefunden hatte, würde ich mir wirklich Gedanken machen, ob das alles nicht nur ein Hirngespinst war, das auf meine Langeweile und den Nachrichten im Hintergrund basierte.
Es mochte verrückt klingen, aber mein langweiliges und tristes Leben war längst nicht so verlockend wie der Vampir und seine eiskalten Lippen.
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↬ 𝖆𝖚𝖙𝖍𝖔𝖗'𝖘 𝖓𝖔𝖙𝖊 .
jisung's attitude towards his friends = me
. 𝖑𝖔𝖛𝖊 𝖞'𝖆𝖑𝖑 ↫
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