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Wooyoung:
Und so sitzen wir einige Augenblicke lang und lauschen, ob mein Vater im Schlafzimmer etwas gehört hat. Als sich neben an nichts rührt, nimmt er seine Hand wieder weg und streift damit kaum merkbar über meinen Arm.
Ich flüstere mit leicht vorwurfsvollem Unterton:
„Hältst du Leuten immer den Mund zu?”, da er dies auch bei unserem ersten aufeinander stoßen getan hat.
„Normalerweise nicht” Er lacht unterdrückt.
„Du hast also mit der ganzen Sache nichts zu tun, ja?”, komme ich auf seine Antwort zurück.
„Ja, genau.”
„Natürlich. Du bist ein braver Junge und bist nur zufällig bei der Gase gewesen, als vier Frauen überfallen wurden. Und dann war es reiner Zufall, dass du mich in einer der Nebengasen gezerrt und mir den Mund zugehalten hast...”
„Sagen wir so: Ich habe versucht, das Schlimmste zu verhindern. Was nicht so einfach war. Weil vier eingekleidete Rich Kids für gewisse Leute einfach leichte Beute sind ”
„Rich kids? Vielen Dank fürs Kompliment!”
„Ich sage ja nur, wie ihr für andere ausgeseht.”
Langsam haben sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Ich sehe seine Hand, die durch sein Haar fährt. Ich rieche seinen Duft. Ich würde gerne seinen Arm mit meinen Fingerspitzen berühren. Ganz vorsichtig. Nur, um zu spüren, ob er wirklich da ist. Stattdessen frage ich wie der mit der Verhörstimme meiner Mutter:
„Und was wolltest du dann dort?”
„Hatte was Geschäftliches zu erledigen. Jedenfalls überfalle ich keine 4 rich kids. Ist nicht mein Stil.”
„Aha”
Das heißt nur also, dass er sich für einen richtigen Gangster hält, der sich zu fein dafür ist, ein paar ahnungs losen Mädchen ihr besitz zunehmen. Ist er ein Gangster?
Falls ja, habe ich mir diese Art von Gangster ganz anders vorgestellt. Narben im Gesicht, drohendem Blick, brutaler Ausdrucksweise. Gefühllos und kalt. In den Augen meines Vaters sind solche Typen unrettbare Existenzen, Kampfmaschinen, die kein Gewissen haben und jederzeit bereit sind, für den eigenen Vorteil zu töten.
„Hast du schon mal jemanden umgebracht?”, platzt es aus mir leise heraus.
Doch was erhoffe ich mir darauf als Antwort?
Ich spüre förmlich, wie sich sein ganzer Körper versteift.
„Ich bin kein Mörder”, sagt er, wobei sein Atem plötzlich stoßweise geht. Er fährt sich wieder nervös durchs Haar.
„Ich bin hier, um zu gucken, ob es dir gut geht. Und egal, was du über mich zu hören kriegst. Es ist nicht wahr.”
Ich habe meine Frage total unbedacht gestellt. In der Hoffnung, dass er sie mit 100% Sicherheit mit ja oder nein beantwortet, damit ich gut schlafen kann. Jedoch benimmt er sich jetzt, als hätte ich, ohne es zu wissen, ins Schwarze getroffen. Keine Ahnung, wie ich auf die Idee komme! Er geht nicht auf meine Schule. Er wohnt nicht in meiner Gegend. Er hat ein riesiges Tattoo auf dem Unterarm. Und er treibt sich mit Leuten rum, die nachts Mädchen überfallen und entführen. Aber nach seiner Antwort zu urteilen, stresst ihn das Thema. Aus welchem Grund auch immer.
„Hoffst du darauf, dass ich weiterhin mein Mund halte und ein gutes Wort bei der Gerichtsverhandlung einlege, falls es eine geben sollte und ich mich doch noch dafür entschiede gegen euch alle auszusagen?”
„Nein, Wooyoung.”
Es ist das erste Mal, das er meinen Namen sagt. Er macht eine Pause, bevor er weiterspricht.
„Ich bin wie versprochen hier her gekommen, um dich zu sehen, ob du soweit 'okay' bist und um deine Fragen zu beantworten.”
Er fährt weiter unbeirrt fort: „Und wenn ich ehrlich bin, konnte dich nicht mehr vergessen. Das wollte ich dir nur sagen, bevor ich verschwinde.”
„Du willst verschwinden? Wohin?”
„Dahin, wo mich niemand findet. Diese 4 Kerle, mit denen ich unterwegs war, werden mich finden, wenn sie auf freien Fuß sind und wenn das nicht demnächst passiert, werden sie mich suchen lassen.”
„Und... Und was wäre- wenn du dich einfach stellen würdest?”
„Kleiner...Das funktioniert nicht so einfach wie du dir das vorstellst.”
„Aber du hast nicht wirklich etwas schlimmes getan oder?”
„Doch Wooyoung. Ich habe diesen Überfall mit geplant und habe ihnen geholfen diese 4 Mädchen zubekommen. Außerdem habe ich ihnen klar gestellt, dass ich die Person die uns belauscht hat, zu suchen. Und diese Person bist du. Sie werden wissen wollen, ob ich dich bekommen habe und wenn ich ihnen sage, dass ich dich gehen lassen habe, weil ich dich kenne, werden sie-”, er stoppt und sieht enttäuscht weg.
Ich spüre an seiner Haltung, dass er verdammt angespannt ist. Wahrscheinlich möchte er nicht weiter erzählen was dann mit ihm passiert, jedoch kann ich mir dies selbst ausmalen. Immerhin ist er in einer Kriminellen Gang und schon allein dieser Fakt sagt einiges aus.
„Ich sollte jetzt gehen”, sagt er und sieht mich wieder an.
Was heißt das jetzt? Dass er die Stadt verlässt? Das Land? Dass ich ihn nie wiedersehe? Es ist verrückt. Ich sollte froh sein, dass er verschwindet und ich mit all dem abgründigen Zeug nichts mehr zu tun habe, aber stattdessen würde ich am liebsten meine Hand auf seine durchtrainierten Rücken legen und sagen das er hier bleiben soll.
„Ich wäre gerne mal mit dir unten am See eine Runde geschwommen und anschließend auf dem Steg ein Picknick gehabt. Oder eine kleine Motorradtour am Kanal entlang gemacht oder andere Sachen um dich glücklich zusehen.”, seine Stimme ist jetzt ganz weich und liebevoll.
Er ist ganz nah bei mir. Seine Worte flattern über mein Gesicht. Stille hängt zwischen uns. Wieder sehe ich ihn an, wie er da im milchigen Mondlicht sitzt. Dieses gleichmäßige Gesicht mit den ausdrucksvollen Augen, dem Haar, das ihm leicht in die Stirn fällt. Seine schön geschwungenen Lippen. Die Schultern. Seine Oberarme. Seine Hände....
„Wann wirst du wieder kommen?”, frage ich.
Er lacht wieder kurz auf und grinst mich dann an.
„Schon segensucht Julia?”, fragt er immernoch grinsend.
„So in etwa.”
Er steht auf und geht zu der offenen Balkontür. Ich tue es San gleich und stehe nah hinter ihm. Er ist definitiv muskulöser und größer als ich es bin. Er steht einfach nur da, mit dem Blick nach draußen in die Dunkelheit unseres Hintergartens.
„Kannst du es mir versprechen?”, komme ich wieder zu meiner Frage zurück.
Er dreht sich langsam um und sieht mir tief die Augen. Ich erwider diese Art von Blick und spüre nun seine langen, kalten Finger an meinem Wangen.
„Ich wünsche das dies nicht unser letztes Treffen sein wird, süßer”
Mein Atem verschnellert sich und mein Herz beginnt schneller zuschlagen. Ich habe Angst, dass er es hören kann.
„Du solltest jetzt schlafen und ich verschwinden”
Er kommt mir noch etwas näher. Ich schließe meine Augen, als ich seinen Geruch noch einmal war nehme. Er küsst ganz sanft meine trocknen Lippen. Ich möchte eigentlich meine Augen aufreißen und den Kuss erwidern, doch als ich meine Augen öffnen kann, ist er schon über meine Balkontür verschwunden. Ich renne die letzten Meter auf meinem Balkon hinaus und sehe nur noch eine Gestalt mit weißen Snicker durch unseren Hintergarten verschwinden...
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Wow the first kiss, Like a kdrama 😃🫶
Was war das letzte Album was du dir geholt hast?
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