
𝗸 𝗮 𝗽 𝗶 𝘁 𝗲 𝗹 𝟰
Keuchend kamen die Beiden oben, am Rand der Klippe an. Die kantigen Steine waren zu scharf für seine kleinen Pfoten. Abendpfote schaufte - sie und die LuftClan Katzen hatten wenigstens noch den kürzesten Weg zum Sternenbaum, aber er konnte sich gar nicht vorstellen, wie anstrengend der Weg für die Wasser- und ErdClan Heiler sein musste.
„Komm schon Abendpfote, wir sind gleich da." Schnell holte er zu seiner Mentorin auf, die ihm noch ein weiteres mal das Fell glättete. „Wenn du den Weg ein paar mal gelaufen bist, gewöhnst du dich daran."
Die nächtliche Atmosphäre war wie verzaubernd; das rauschende Gras, die Kälte, die den Körper so bedeckte, das man gerade noch nicht zittern musste, aber definitiv merkte, dass die Blattleere auf dem Weg war - und natürlich das besänftigende Licht des Halbmondes - wegen dem sie ja gerade hier waren.
Die zwei FeuerClan Katzen folgten einem kleinen Grasweg entlang und Abendpfote konnte die Klippe hinunter immer mehr von dem Clanterritorium sehen - da waren die Hochbäume und natürlich das Lager des LuftClans, das hoch hinaus ragte. Aber von dem Teil rechts von ihm, jenseits des bekannten Territoriums hatte er noch nie etwas gehört! Eine große Wiese mit Bäumen, der Rand eines Waldes... weiter konnte er seinen Kopf nicht recken um mehr zu erkennen.
„Erinnerst du dich an alles, was ich dir beigebracht habe?" Er nickte kräftig und hüpfte aufgeregt hin und her. Jetzt geht es los! Jetzt geht es wirklich los!
Von hier aus konnte er sogar schon einen Teil des Baumes erkennen und ein paar schattige Silhouetten ausmachen! Nur noch ein paar Fuchslängen...
Abendpfote kribbelte es in den Pfoten und er beeilte sich extra.
Und da war er: Der Sternenbaum! Seine Wurzeln waren so lang und knorrig, sie durchstießen die Erde und formten die Umgebung um. Der Stamm war standhaft und von Narben und Rissen geziert, trotzdem sicher und groß, zwischen den Wurzeln hatte sich ein kleiner, die Sterne und den glänzenden Mond reflektierender Teich gebildet und als Abendpfote nach oben schaute, weiteten sich seine Augen bei dem Anblick von der großen, grünen Krone, die sich in den Himmel streckte. Der in das seichte Halbmondlicht eingewobene Anblick war nicht mit Worten beschreibbar. Man brauchte es nicht gesagt bekommen, um zu merken, dass dieser Ort heilig war.
Voller Ehrfurcht stand das Maul des jungen Heilerschülers weit zum Staunen offen und er hatte nicht das Gefühl, dass er sich je vom Fleck reißen und diesen Anblick verlassen könne, ehe ihn einfiel, dass er das ja gar nicht musste, denn jetzt durfte er tatsächlich hingehen! Er spürte einen energischen Stups von Quellensprung, die weiter nach vorne, Kopf hoch erhoben, auf die dunklen Gestalten zuging, die jetzt immer heller und besser zu erkennen wurden. Schnell folgte er und ihm vielen wieder die Anweisungen seiner Mentorin ein: Er lief bestimmt aber langsam voran und setzte sich dann zwischen die Wurzeln, neben seine Mentorin und beäugte eine Katze nach der anderen. Ein älterer, verkrümmt aussehender, brauner Kater saß neben einer ähnlich alt aussehenden, grauen Kätzin mit schmalen, braunen Augen. Links von ihnen hatte sich ein etwas jüngerer, brauner Kater niedergelassen und ein wenig abseits war eine weitere Heilerin, von ihrem Körperbau schloss er, dass sie aus dem LuftClan kam. Dann fielen seine Augen wieder zurück zu seiner Mentorin in deren Gesichtsausdruck er etwas unerwartetes erkannte... Angst? Hatte seine Mentorin Angst? Er wurde von seiner Überraschung durch das Schweifschnipsen der grauen Kätzin unterbrochen und erinnerte sich daran, alles zu machen was Quellensprung ihm gesagt hatte.
Er konnte trotzdem nicht zurückhalten wie aufgeregt er war, auch wenn er schon immer gesagt bekommen hatte, dass dieser Ort für ihn bestimmt war. Er legte seinen Schwanz vor seine zitternden Pfoten um diesen davon abzuhalten nervös hin und her zu bewegen.
Die graue Kätzin fing an mit einer hohen, spitzen Stimme zu sprechen. „Seid gegrüßt Heilerkatzen zu diesem Halbmondtreffen - auch du Quellensprung, wir hätten schon fast gedacht, dass dieses Treffen ohne dich ablaufen müsste. Aber wie unschwer zu erkennen, hast du uns einen Heilerschüler mitgebracht." Nach dem jeder sich gegrüßt und Abendpfote ein hastiges „H-hallo", von sich gegeben hatte, fing Quellensprung an mit einer gedämpften Stimme und abgehackten Worten zu sprechen. „Ja, Eisglanz, ich habe wie angekündigt meinen Heilerschüler mitgenommen, den ich heute dem SternenClan und euch vorstellen will." Wie angekündigt?! Abendpfote fing an zu zittern. Hat sie schon von mir erzählt? Hoffentlich nichts schlechtes! Auch wenn der junge Kater wusste, dass es für sie sicher keinen Sinn machen würde jetzt schon ein schlechtes Bild von ihm zu verbreiten, wurde ihm nur noch mulmiger als zuvor. „Das hier ist Abendpfote. Er ist mein Heilerschüler und er wird von mir dazu ausgebildet, Großes zu vollbringen. Abendpfote.." Schwer zu deutende Blicken gingen durch die Menge, mit denen er sich gerade sowieso nicht befassen konnte, denn er spürte Quellensprungs Schweif auf seiner Schulter. Das ist mein Zeichen!
„Seid gegrüßt!", fing er viel zu laut an und zwang sich fest gerade aus zu schauen. „Ich bin Abendpfote. Ich möchte Quellensprungs Schüler und ein Heiler des FeuerClans werden -" Er schreckte zusammen als ihm seine Mentorin einen auffordernden, verbissenen Blick zuwarf. Schnell senkte er seinen Kopf.
„-weil ich viele Träume hatte- habe und vom SternenClan erwählt wurde." Rhabarber ist für die Kräftigung da? Was sollte er nur sagen? „Ich möchte unbedingt Heiler werden um meinem Clan zu helfen und zu zeigen, dass ich es schaffen kann!", platzte es ihm heraus, ehe er von Quellensprungs Räuspern gestoppt wurde. „Danke Abendpfote", erwiderte sie. „Vielleicht solltet ihr euch jetzt auch vorstellen." Mit festem Blick nickte sie den anderen zu. Eigentlich hatte er schon die meisten Namen der anderen Heilerkatzen auswendig gelernt, aber er war trotzdem unglaublich froh, dass er nicht weitersprechen musste. Der dunstig braune Kater fing an. „Ich bin Grünblatt vom WasserClan." Von ihm hatte Abendpfote schon gehört. Die braunäugige Kätzin die ganz am Anfang gesprochen hatte, meldete sich jetzt wieder zu Wort. „Eisglanz heiße ich. Ich bin die Heilerin des ErdClans." Der etwas jüngere Kater links von ihr gab nur ein „Fichtenstein", von sich. Er muss mal ihr Schüler gewesen sein. Als letztes kam die LuftClan Kätzin zum sprechen. Sie stand auf und fing mit einem tiefen „Guten Abend und sei gegrüßt, Abendpfote", an, das aus irgendeinem Grund noch einschüchternder war, als was alle anderen von sich gegeben hatten. „Mein Name lautet Minzduft. Ich bin mir sicher, du wirst ein toller Heiler, der den Clans viel bringen kann." Er gab ein höfliches Nicken von sich und senkte wieder seinen Kopf um seinen aufgeschreckten Gesichtsausdruck zu verbergen. Wieso klingen sie so komisch? Wissen sie etwas, was ich nicht weiß? Abendpfote zuckte zusammen - natürlich taten sie das, er war schließlich noch Heilerschüler. Und bald, wenn ich mich bewiesen habe, kann ich auch Dinge wissen, die sie wissen!
Jetzt kam die FeuerClan Heilerin wieder zum Sprechen und ihre Stimme klang lauter und etwas selbstsicherer als zu vor.
„Nun gut", sie stand auf und hob ihren Kopf zum vom Halbmond erleuchteten Himmel.
„Ich, Quellensprung, Heilerin des FeuerClans, rufe meine geehrten Kriegerahnen herab um heute Nacht auf meinen Schüler zu sehen und ihn in das Leben des Heilers einzuführen. Abendpfote, ist es dein Wunsch auf den Wegen des SternenClans zu gehen und ihm und uns zu dienen?" Er schluckte all seine Ängste herunter und erwiderte kräftig: „Ja! Ich meine, ja, es ist mein Wunsch." „Dann trete vor. Ahnen des SternenClans, dies ist mein Schüler! Billigt ihm und weiht ihn in eure heiligen Wege ein! Abendpfote, von nun an wirst du dem Clan als von den Sternen geführter Heiler dienen. Du wirst von nun an viele wichtige Dinge vollbringen." Abendpfote musste sich zusammenreißen, nicht auszuschreiben und auf seinen kleinen Pfoten herumzuspringen. Das war es oder, das war es? Ich habe es geschafft! Ich kann jetzt den SternenClan sehen, oder?
Er achtete nicht auf die Blicke der anderen Katzen und wurde erst wieder aus seinem Rausch geholt, als die Stimme von Eisglanz laut und klar verkündete: „Dann ist es jetzt Zeit für uns mit unseren Ahnen zu sprechen und mit ihnen unser Wissen auszutauschen." Einer nach dem anderen kletterten sie die Bäume hoch - erst war Abendpfote verwirrt, aber dann viel ihm ein, dass Erd und LuftClan Katzen ja noch mehr kletterten als sie. Quellensprung gab ihm jedoch ein Zeichen und die beiden halfen dem älteren WasserClan Kater hinauf.
Zwischen den Ästen des Baumes war viel Platz für sie alle - Abendpfote konnte nicht anders als sich zwischen den vom Mond erhellten Blättern in der Krone wieder von der Ehrfurcht überkommen zu fühlen. Ich bin eine der wenigen Katzen, die das darf. Ich muss es schaffen. Und dann viel ihm auch wieder ein, dass er jetzt gleich mit dem SternenClan sprechen würde - nicht so wie in seinen Träumen mit einzelnen Bildern sondern richtig.
Was soll ich nur tun? Von dem Baum der Sterne gingen vier kräftige Äste aus die sich nach oben streckten und in jeden einzelnen war mit Krallenspuren ein Symbol eingeritzt. Eines für jeden Clan... Langsam teilten sich die Heiler auf und er setzte sich zu seinem Ast. Er wollte noch mit Quellensprung sprechen oder wenigstens Blicke mit ihr austauschen, aber die Heilerin hatte bereits ihre Nase an den Stamm gepresst und schien nicht mehr ansprechbar zu sein, also blieb Abendpfote keine andere Möglichkeit, als es ihr gleichzutun. Er setzte sich und stupste mit seiner Nase langsam die Rinde an. Die ersten Momente geschah gar nichts und er konnte nicht anders als sich zu fragen: Mache ich irgendetwas falsch? Doch dann wurde er wie von einem Blitz getroffen und sein ganzer Körper schüttelte sich. Für den Bruchteil einer Sekunde war er wie ein Vogel, der hoch zum Himmel flog - und dann wurde alles weiß.
~
Abendpfote fand sich auf einer glasigen, durchsichtigen Wiese. Unter ihm der helle Himmel, über ihm der helle Himmel. Ist das hier.. der SternenClan? Er schaute sich um. Das blau schimmernde Gras schien ewig weiter zu gehen und durch die Luft flogen kleine Wolken von Dunst. ..Sternenstaub? Ein dröhnendes Geräusch durchstach seine Ohren und fixierte seine Augen auf den Platz vor ihn. Auf den Platz wo eine Kätzin aus purem Licht vor ihm stand, leuchtend und hell, mit dem Licht der Sterne. Er wollte etwas sagen, aber keine Worte wollten aus seinem Mund kommen. Für ein paar Augenblicke schaute sie ihm nur in die blauen Augen. Dann öffnete sie ihr Maul.
„Willkommen Abendpfote. Willkommen beim SternenClan"
Mit ihrer markerschütternden Stimme schwangen die von tausenden verstorbenen Katzen, die nun hier oben verlieben, mit.
„Unheil ist gekommen. Der Untergang ist da. Sie sind euer Untergang. Du bist die Brücke. Du führst die Auserwählten."
„W-was?" Was passierte hier? Wovon redete sie? Das Dröhnen um ihn herum wurde lauter und drohte seinen kleinen, zerbrechlichen Körper zu zerschmettern.
„Du bist der eine. Du bist bestimmt. Du bist nur dafür da. Du musst sie finden. Du musst es tuen."
„Wieso? Was muss ich machen?" Er spürte wie er langsam zerbrach.
„Du bist der eine. Folge dem Ruf. Du musst es tuen. Du musst für deinen Clan das Opfer bringen. Du musst für uns das Opfer bringen. Du wurdest erwählt um die Erwählten zu leiten. Du wurdest erwählt. Du wirst es tuen."
Die eckigen, aus dem inneren leuchtenden Augen der Kätzin, nein des ganzen SternenClans, gaben eine Druckwelle von noch die ihn durchschütterte, in den Boden rammte und ihm ein Mark ihn den Körper setzte. Dann durchbrach das Glas unter ihm. Und er fiel in die tiefen des Himmels, die tiefen der Sterne.
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Der Schüler schlug seine Augen auf und vor ihm war nur das Geäst des Baumes, nur die Blätter, die ihn in dem Kreis gefangen hielten. Die Katzen waren bereits verschwunden und nur Quellensprung verweilte neben ihm. Er rappelte sich auf und auf gebrechlichen Pfoten tappte er ihr hinterher. Die Dämmerung war schon eingebrochen, als sie den Grasweg entlang wanderten. Abendpfote hatte gedacht, dass sie jetzt ihre Erfahrungen austauschen würden, aber die Kätzin gab kein Wort von sich. Vielleicht war sie erschöpft, vielleicht hatte sie auch nur nichts zu sagen. Dem Schüler war schließlich auch nicht gerade zu Sprechen mutig.
Was ist es SternenClan? Was muss ich tuen? Wieso ich? Die Frage brannte sich in seinen Kopf: Wieso ich?
Was muss ich tuen um es euch zu dienen?
Das vierte Kapitel! Es ist draußen!
Insgesamt hat es 2020 Wörter und lässt viele Fragen offen. Falls ihr Ideen, Vermutungen oder andere Dinge habt, schreibt mir diese sehr gerne in die Kommentare!
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