20. das heftige gewitter
IN DER BRANDWÜSTE ⸺ Die letzten Reste des Wassers waren nun auch aufgebraucht, als die Gruppe bereits ihren vierten Tag in der Brandwüste verbrachten. Die Berge waren nah, aber ihre Kräfte waren völlig am Ende. Energielos ließen sich die Kids auf den harten Untergrund fallen und versuchten zu Atem zu kommen. Chuck hatte sich hingelegt und war sofort eingeschlafen, während die anderen eher quälend versuchten Schlaf zu finden.
Allison lag mit ihrem Kopf auf ihren, jetzt ziemlich leeren, Rucksack und starrte in den Himmel hinauf. Es war inzwischen stockfinster. Wolken waren aufgezogen, nachdem die Sonne untergegangen war und verdeckten die Sterne. Den Mond konnte sie auch nicht erkennen. Ihre gesamten Glieder schmerzten. Schmerz zog durch ihre Venen, egal ob sie sich bewegte oder nicht. So als würde ihr Blut sich mühevoll durch die kleinen Gefäße schieben.
Dieses ewige laufen machte sie fertig. Wahrscheinlich war sie aus diesem Grund auch keine Läuferin geworden. Die Art von Sport war einfach nichts für sie. Weil sie keine Lust hatte sich länger mit ihren Schmerzen zu beschäftigen und sie ohnehin nicht schlafen konnte, stand sie auf und stieg über Pfanne und Winston hinüber. Sie blieb etwas weiter von ihnen entfernt, damit sie sie nicht aufwecken würde und starrte in die Dunkelheit.
Mittlerweile dachte sie ständig an Gally. Öfter, als sie zugeben wollte. Meistens war es sogar nicht unbedingt positiv. Er hatte sich verändert und es gab eine Seite an ihm, die sie nicht kannte. Wäre er doch bloß einfach mitgekommen, dachte sie sich schmerzerfüllt und kniff ihre Augen zusammen, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
»Solltest du nicht schlafen?«. Die Brünette wirbelte herum und schlug automatisch in die Richtung aus der die Stimme kam. Ihre Hand wurde selbstverständlich abgefangen. »Was soll das, Neppdepp?«. »Alby?«. Sie konnte ihn kaum sehen. Lediglich nur seine groben Umrisse. »Ja. Wieso bist du wach?«, entgegnete er und ließ ihre Hand los.
Die angesprochene zuckte mit den Schultern und weil er das in der angsteinflüssenden Dunkelheit wohl kaum richtig sehen konnte, fügte sie schnell hinzu: »Kann nicht schlafen«.
Sie fuhr sich durch ihre Haare und spürte den Blick von ihrem Anführer auf sich liegen. Er wusste, dass mit ihr etwas nicht stimmte. »Willst du darüber reden?«, bot er an und zog sie noch ein Stückchen von den anderen Weg, als sich Jeff bewegt hatte.
Sie brauchten schließlich alle ihren Schlaf. Es war noch ein gutes Stück bis zu ihrem Zielort.
Allison setzte sich auf den unbequemen Boden, nachdem auch Alby Platz genommen hatte. Sie nahm einen tiefen Atemzug und starrte in die Ferne. »Ich denke in letzter Zeit so oft an Gally. Ich ... ich kann einfach nicht verstehen wieso er so gehandelt hat. Warum er⸺«. Ihre Stimme versagte. Alle Ereignisse, die auf der Lichtung geschehen waren, schlugen ein wie ein Blitz.
Es war einfach zu viel in ihrem Kopf und sie hatte keine Ahnung mit was sie sich zu erst befassen sollte. Ihre wäre es ohnehin lieber die Vergangenheit zu verdrängen und zu vergessen. Leider war es nicht so leicht. »Es war schwer unser Zuhause zu verlieren. Das, was wir aufgebaut hatten. Wir kannten nichts anderes, als das. Thomas hatte so viele Veränderungen mit sich gebracht und alles auf den Kopf gestellt. Nicht jeder kommt damit klar oder schafft es das zu akzeptieren«. Als er seinen Kopf in ihre Richtung drehte, nickte sie auf seine Worte, sodass er es diesmal sehen konnte.
Ein leises rascheln ertönte und Jeff stand plötzlich vor ihnen. Scheinbar konnte er auch nicht richtig schlafen. »Haben wir dich geweckt?«, fragte die Brünette ihren Arbeitskollegen, welcher sich auf ihre andere Seite auf den Steinboden setzte. »Nein«, sagte er schließlich knapp und sie fragte sich unwirklich weshalb er wach geworden war.
Ihre Haare schwebten plötzlich um sie herum. Ein unangenehmes Prickeln fuhr über ihre Haut. Ihr ganzer Körper stand unter Strom und pure Energie flimmerte in der hitzigen Luft. Ihr Herz pochte heftig gegen ihren Brustkorb. Sie fuhr nach oben und konnte förmlich die Elektrizität in ihrer Umgebung fühlen, die um sie herum knisterte.
»Ich sehe da vorne was. Seht ihr das?«, vernahm Allison nur schwach die Stimme ihres Bruders, der aufgestanden war und vorne konnte sie ein Haufen Lichter erkennen, die nicht weit entfernt von ihnen waren. »Es sind Lichter«. Auch die restlichen aus der Gruppe wurden leider Gottes aus ihren Träumen gerissen und betrachteten die etlichen leuchtenden Punkte in der Ferne.
»Wir haben es geschafft«.
»Lass uns gehen. Wir müssen los. Komm schon«, sprach Thomas. Die Wolken hatten sich mittlerweile zu tonnenschweren Bergen aufgetürmt. Ein Lichtblitz ließ sie nach links schauen und keine Sekunde später schlugen Blitze in Sekundenabständen in den trockenen Boden ein. Allison half Alby beim Aufstehen, während Jeff ihre Sachen zusammen packte. Ein frischer Wind riss an ihren Klamotten und Haaren. Es stürmte. Heftiger, als es jemals auf der Lichtung gewesen war.
Und das schlimmste war; hier gab es nichts zum verstecken.
Rein gar nichts.
Die Kids waren auf offener Fläche, in die beinahe sekündlich Blitze einschlugen. Nach jedem Blitz folgte lauter Donner, der jeden vollständig in den Wachenzustand beförderte. Sie nahm dem Sani ihren Rucksack ab, setzte ihn auf. »Weitermachen! Komm! Los geht's!«, schrie Thomas zwischen dem Gewitter zu ihnen hinüber und in einem schnellen Tempo folgten sie ihm über den Steinboden. »Komm schon, Teresa!«. Der inoffizielle Anführer verlangsamte sein Tempo und lief nun neben der dunkelhaarigen.
Die ehemalige angehende Ärztin stützte zusammen mit Jeff Alby, der nicht besonders schnell unterwegs war. Aus diesem Grund liefen die drei auch ziemlich weit hinten. Sie liefen weg von dem Sturm auf die hohen Berge zu. Der Boden zitterte, wann immer ein Blitz in ihn einschlug. Thomas, welche am Anfang der Formation lief schien ein gewisses Ziel im Auge zu haben.
Über ihnen donnerte es. Ihr ganzer Körper vibrierte. Noch ein Blitz schlug in den harten Untergrund und dieses Mal fühlte es sich an, als wäre er direkt hinter ihnen. »Ihr könnt es schaffen. Lasst mich ... lasst mich einfach⸺«, begann Alby und wurde in einer Millisekunde von dem Mädchen auf seiner rechten Seite unterbrochen.
»Hälst du bitte die Klappe?! Keiner lässt hier irgendwem zurück, verstanden! Wir schaffen das«, machte sie ihm klar und sammelte ihre gesamte letzte Kraft, um den dunkelhäutigen Jungen in Sicherheit zu bringen. In ihrer Umgebung erkannte sie Autos, die ziemlich einen schaden hatten und wahrscheinlich eher weniger zu gebrauchen waren. Das Gebäude war nicht weit entfernt. Plötzlich stellten sich die Härchen an ihrem Nacken auf. Es wurde heller und eine böse Vorahnung ließ sie kurz den Kopf nach oben heben.
Die dicke Wolkendecke befand sich jetzt genau über ihnen und helle Lichtblitze leuchteten am Himmel auf, als wären die Wolken elektrisch geladen. Ohne nachzudenken, schubste sie Jeff heftig nach links, wodurch er Alby los ließ, den sie selbst mit sich nach rechts zog. Ein Blitz schlug mit einem ohrenbetäubenden Knall genau dort ein, wo die drei sich befunden hatten. Allison spürte die Elektrizität in der Luft und hoffte inständig, dass sie das erreichten, was auch immer vor ihnen lag.
»Wir sind gleich da!«, kam es von Winston, welcher nun direkt hinter Alby lief und ihn nach vorne schob. Jeff war wieder auf seiner linken Seite zur Stütze, nachdem er sich von dem kleinen Schock erholt hatte. »Komm rein! Geh!«.
»Oh, shi⸺«.
Dann schlug auf einmal ein Blitz genau neben Minho, Thalia und Chuck ein, die augenblicklich beiseite geschleudert wurden und landeten hart auf den Boden. Thomas hatte es auch erwischt und versuchte aufzustehen, während er ein unerträgliches Surren in seinn Ohren hörte. »Minho!«, schrie die rothaarige Schönheit, welche glücklicherweise nicht von dem hellen Lichtblitz getroffen wurde und blickte zu ihrem bewusstlosen Freund. Der Brünette schaute ebenfalls zu seinem Kumpel und schlitterte über den Boden zu ihm herüber.
Bei ihm angekommen wollte er ihm helfen ⸺ aber schaffte es nicht. Er war zu benommen von dem, was geschehen war. Aris und Newt packten jeweils einen Arm von dem Asiaten und hoben ihn hoch. Emma versicherte sich bei ihrem Bruder, dass bei ihm auch wieder alles in Ordnung war und rannten augenscheinlich zurück zu den anderen, die stehen geblieben waren und warteten.
Teresa war die erste die durch die offene Tür verschwand. Pfanne stand draußen und rief seinen Freunden irgendetwas zu, welche anschließend nacheinander in das unbekannte Gebäude schlüpften. Nachdem alle in der pechschwarzen Dunkelheit eingetaucht waren, schloss Bratpfanne zügig die schwere Metalltür.
Das heftige Gewitter war immer noch zuhören und für einen kurzen Augenblick hatte Allison gedacht sie würden es nicht rechtzeitig schaffen.
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