15. sie wusste es
IN DER BRANDWÜSTE ⸺ Eine bedrückte Stimmung legte sich über ihnen. Maya war die erste, die sich wieder auf die Sandstraße traute und blickte sich sicherheitshalber nocheinmal in alle Himmelsrichtungen um. »Der Weg ist frei. Kommt, wir sollten weiter«, meinte sie und strich sich einige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. Die Sanddünen kamen schneller näher, als gedacht. Sie ragten mehrere Meter vor ihnen auf. Der Sand war so grell, dass es in den Augen stach.
Ihre Füße versanken im weichen, körnigen Boden und manche Schritte fühlten sich so an, als würde der gesamte Sand unter den Sohlen wegrutschen. Endlich oben angekommen konnten die Kids vor sich vereinzelte Ruinen und verschüttete Brücken sehen.
Der Sand bildete große Hügel und ganz weit entfernt am Horizont flimmerten die Berge in der höllenheiße Hitze. »Da sollen wir hin?«, fragte Jackson und schielte zu Aris hinüber. »Das ist noch weit weg«.
»Dann sollten wir uns besser in Bewegung setzen«, sprach Thomas, doch bevor sie seinen Worten nachgehen konnten, fiel seine ältere Schwester kopfüber nach vorne.
Sie rutschte ein gutes Stück die Düne hinunter und blieb dann regungslos liegen. »Allison!«, schrie Emma, die versucht hatte noch nach ihrem Arm zu greifen. Die Läuferin stürmte zu ihr und ließ sich neben ihrem Körper fallen. Sie atmete noch, aber schien irgendwie bewusstlos zu sein. Sie packte vorsichtig ihren Oberarm und drehte sie mit Minho's Hilfe auf den Rücken. Anschließend wischte sie einige Sandkörner aus ihrem nassen Gesicht und ihr Kopf fühlte sich heiß an, aber nicht so heiß, dass sie ohnmächtig werden würde.
Maya kramte in ihrem Rucksack nach einer Cap, die sie eingepackt hatte und versuchte den Kopf von der Brünetten etwas vor der Sonne zu schützen. »Meinst du, das ist das Problem?«, fragte Noah besorgt. »Ich bin mir nicht sicher, aber etwas anderes kann es bei ihr nicht sein«, erwiderte sie und fügte hinzu: »Wir müssen sie so schnell wie möglich aus der Hitze bringen«. »Du bist witzig. Wo sollen wir mit ihr hin, huh?«, entgegnete er leicht gereizt und sorgte unwillkürlich dafür, dass er von seinen Freunden argwöhnisch betrachtet wurde.
Sie waren nicht daran gewöhnt, dass er so harsch mit seinen Mitmenschen umging. »Sie hat aber Recht, Mann. Wir müssen weg von der offenen Ebene. Wer weiß, wann die Hubschrauber zurückkehren«, Jackson klopfte auf die Schulter des Baumeisters und griff vorsichtig um den Körper des bewusstlosen Mädchens, hob sie anschließend hoch. »Was machst du da?«, kam es wütend von seinem Arbeitskollegen und stand auf, damit sie auf der selben Höhe waren.
»Ist das nicht egal? Wir müssen sie in den Schatten bringen«, antwortete der angesprochene und eine hitzige Anspannung lag in der Luft, umhüllte die beiden in eine Art Blase. »Du solltest nicht derjenige sein, der sie anfässt!«, meckerte Noah schnaufend und wollte ihm die ehemalige angehende Ärztin aus den Armen neben. Emma ging dazwischen.
»Hört auf! Es geht hier um die Gesundheit meiner Schwester«, sprach sie und blickte insbesondere den dunkelblonden Jungen funkelnd an. Als die Gruppe wieder bereit war weiterzugehen, war es bereits früher Nachmittag. Sie müssten sich nun wirklich beeilen, wenn sie die Brünette in den Schatten bringen wollten. Den davon gab es nicht besonders viel in der Wüste. Die Option in den Ruinen zu bleiben zog keiner in Betracht.
Die Stille machte ihnen Angst und außerdem, wer wusste schon, wie viele dieser Cranks überhaupt in diesen versteckt waren?
Sie waren langsamer unterwegs, als vorher. Zu einem, weil die Verletzung von Alby schlimmer geworden war und er mit dem Fuß gar nicht mehr richtig auftreten konnte. Jeff und Winston stützten ihn, damit sie etwas voran kamen. Die restlichen Jungs wechselten sich ab, um Allison zu transportieren. Jackson hatte sie nun Noah gegeben, der sowieso ziemlich scharf darauf war sie zutragen.
Nicht in die Hände seines Baumeisterkollegen zu geben.
Maya und Emma liefen jeweils auf einer Seite des dunkelblonden Junges und mussten zusehen, wie sich der Zustand von ihr verschlechterte. In regelmäßigen Abständen verteilte Chuck Wasser an die anderen. Er hatte den Rucksack von der Brünetten zu sich genommen. Die Kräfte der älteren reichte einfach nicht, um sie lange genug tragen zu können. Dazu mussten sie immernoch mit dem ungleichmäßigen Sandboden kämpfen.
Endlich erreichten sie, nach einer gefühlten Ewigkeit, die zerstörte Brücke. Der größte Teil war vom Sand begraben worden. Doch ein Pfeiler und die ehemalige Fahrbahn bildeten ein schattiges Plätzchen unter das sie sich setzen konnten. Mittlerweile hatte Pfanne das bewusstlose Mädchen getragen und legte sie vorsichtig auf den Sandboden.
»Ich kümmer mich um sie«, sprach Maya und kniete sich neben Allison auf den weichen Untergrund. Sie wischte mit einem Tuch über ihr nasses Gesicht und huschte mit ihren Augen kurz zu ihrem Bein. Die Hose war ein Stückchen nach oben gerutscht, sodass sie ein Verband erkennen konnte. Sie zog ihre Augenbrauen nachdenklich zusammen und warf einen kurzen Blick zu den anderen, die anderweitig beschäftigt waren.
Vorsichtig entfernte sie zur Hälfte das Stock Stoff und hielt schlagartig ihren Atem an. Leichte Kratzspuren verzierten einen kleinen Teil ihres unteren Beines. Das merkwürdige war aber: sie waren fast verheilt. Ihre Aufmerksamkeit wanderte zu ihrem Rucksack, der neben ihr stand.
Ihre Testergebnisse hatten nicht gelogen. Allison war in der Lage gegen das Virus zu kämpfen und es zu zersetzen. Schnell wickelte sie den Rest vom weißen Verband um die Wunden und zog die dunkelbraune Hose anschließend wieder unter, als sie im selben Augenblick langsam ihre Augen öffnete. »Hey, wie geht's dir?«, fragte die Janson und half der braunhaarigen Ärztin beim aufsetzen.
Ihren Rücken lehnte sie gegen ein Stick Beton der Brücke. Maya überreichte ihr ihre Trinkflasche und ließ sie erstmal einen kräftigen Schluck von dem Wasser trinken. »Ganz gut, denke ich«, erwiderte die angesprochene auf die Frage ihrerseits. »Was ist passiert?«.
»Du bist ohnmächtig geworden. Wegen deiner ... du weißt schon«, entgegnete sie und deutete für einen Bruchteil einer Sekunde auf ihr rechtes Bein. Sofort war die Sani hellhörig und biss sich auf ihre trockene Unterlippe. Sie hatte es also gesehen, dachte sie sich und kniff für einen Augenblick ihre hübschen Augen zusammen.
Sie wusste es.
Sie wusste, ich würde zu einem dieser Dinger werden.
»Keine Sorge, ich werde es Thomas und Emma nicht sagen, versprochen. Und vielleicht ... musst du das auch gar nicht«, meinte sie und erhob sich, als die beiden erwähnten zeitgleich zu ihnen herüber kamen, um zu sehen, wie es ihrer älteren Schwester körperlich ging. Die Tochter von Janson formte ihre perfekt geschwungenen Lippen zu einem schmalen Lächeln und gesellte sich dann zu Thalia, die zusammen mit Chuck etwas weiter weg saß.
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