06. meine schwester zu küssen
IN DER BRANDWÜSTE ⸺ Argwöhnisch betrachtete Thalia ihre Freundinnen dabei, wie sie die Kissen der anderen Betten unter die Decken stopften, sodass es so aussah, als würden sie dort friedlich schlafen. »Und du glaubst wirklich, dass sie es nicht mitbekommen, wenn wir uns unerlaubt im Gebäude bewegen?«, harkte sie nocheinmal nach und kaute unsicher auf ihrer Unterlippe herum.
Allison drehte sich schwungvoll in ihre Richtung um, nachdem sie fertig war und versicherte ihr überzeugend: »Sie werden keine Ahnung haben. Mach dir keine Sorgen, okay?«. Langsam nickte die angesprochene auf die Worte und formte ihre perfekt geformten Lippen zu einem kleinen Lächeln. Emma war währendessen unter eines der Betten geklettert und öffnete mithilfe einer Haarklammer den Schacht, welche sie im Zimmer gefunden hatte.
Möglichst leise versuchte sie das Gitter zur Seite auf den Boden zu legen und schaltete die Taschenlampe ein, die Maya ihrer älteren Schwester heimlich beim Abendessen gegeben hatte. Die Haarklammer verstaute sie in der hinteren Tasche ihrer Hose. Vielleicht benötigte sie diese nocheinmal.»Kommt ihr?«, meinte sie an die beiden Mädchen gerichtet und krabbelte kurz darauf auch schon in den kleinen Schacht. Allison verstaute den Bauplan in ihrer Hosentasche und ließ der rothaarigen Schönheit den Vortritt, ehe sie ebenfalls unter dem Hochbett verschwand.
Es dauerte nicht lange, bis sie ihr Ziel erreicht hatten und die ehemalige angehende Arzthelferin öffnete abermals ein Schachtgitter mit der Haarklammer, das von alleine nach unten klappte. Die Taschenlampe hatte sie ausgeschaltet und ebenfalls in ihre Hosentasche gesteckt, bevor sie schließlich hinunter auf den Boden sprang.
Thalia und die Brünette machten es ihr gleich. Die ältere der drei Mädchen fischte das Stück Papier aus ihrer Tasche und faltete dieses auseinander. Durch das schwache Licht der Lampen im Flur konnte sie nur schwach die Zeichnungen erkennen. »Sind wir hier richtig?«, fragte die Köchin und zuckte im nächsten Augenblick erschrocken zusammen, als plötzlich jemand neben ihr stand.
»Oh mein Gott, Noah!«, versuchte sie leise zu kreischen und hatte sich aus Reflex hinter ihren Freundinnen versteckt. Entschuldigend formte er seine Lippen zu einem schmalen Lächeln und kratzte sich an seinem Nacken. Dann wanderte seine volle Aufmerksamkeit hinüber zu Allison, die verwundert wissen wollte: »Was machst du hier?«.
»Ihr seid nicht die einzigen, die sich unerlaubt aus ihren Zimmer geschlichen haben. Thomas hatte das selbe vor. Ich wollte ihm eigentlich folgen, aber habe ihn leider aus den Augen verloren«, erklärte er ihnen und verschränkte seine muskulösen Arme vor der Brust. »Aber wenigstens ist er nicht alleine. Dieser Aris ist bei ihm«, fügte er hinzu.
Die Sani blickte den dunkelblonden Jungen noch einige Sekunden in die Augen und dann hinüber zu der braunhaarigen Schönheit neben ihr, die eine ihrer Augenbrauen in die Höhe wandern ließ und hielt stillschweigend mit ihr für einen kurzen Augenblick Blickkontakt, bevor sie sich wieder dem wesentlichen widmeten.
Laut dem Bauplan musste der Raum irgendwo hier in diesem Flur sein. Emma sah sich die Zeichnungen genauer an und lief einige Schritte, bis sie letztendlich für einer Tür stehen blieb. Ihre Hand umgriff die Türklinke und drückte diesen vorsichtig hinunter, sodass sich wenig später die Tür öffnete.
Scheinbar wurde diese nicht richtig verriegelt oder absichtlich offen gelassen, damit sie einfacher den Raum betreten konnten. Es wäre sicherlich auch aufgefallen, wenn sie die Schüsselkarte von Maya hätten und damit die Metalltür öffnen würden. »Ziemlich dumm, dass die Tür nicht abgeschlossen wurde«, meinte Noah und schaute zu erst in das Zimmer, bevor er es letztendlich betrat.
Hinter ihm die drei Mädchen. »Aber gut für uns«, entgegnete Emma und machte hinter sich die Tür zu. »Was genau machen wir hier eigentlich?«, informierte sich der dunkelblonde Junge bei den anderen und sah hinüber zu Allison, die das weiße Stück Papier wieder in ihrer Hosentasche verschwinden ließ.
»Nach antworten suchen«, meinte sie lediglich nur und schob den Schreibtischstuhl zur Seite, um auf diesen Platz zu nehmen und schaltete den Computer an. »Wir zwei hübschen versuchen hier etwas herauszufinden und ⸺«, fuhr sie fort und machte eine Pause beim Sprechen. Daraufhin drehte sie ihren Kopf zu ihrer Freundin und dem braunhaarigen Mädchen. »Ihr zwei könnt ja in den Schränken nach Sachen suchen«.
Ihre Augen huschten zurück zu dem Bildschirm der hell leuchtete, nachdem sie ein stilles Nicken von ihrer Schwester bekommen hatte. Es war offensichtlich, dass sie ein Passwort brauchten, um irgendetwas auf der Festplatte des Computers zu verwenden. Der Baumeister öffnete die Schubladen des Schreibtisches und suchte nach einem Zettel, der ihnen weiterhelfen könnte.
Oder etwas anderes brauchbares, welches ihnen einen Hinweis gab, was das mögliche Passwort für den Computer sein konnte. Es dauerte eine längere Zeit, bis er ein kleines Stückchen Papier gefunden hatte, das als Lesezeichen für eine Mappe benutzt wurde. Er legte es auf die Tischplatte und die Brünette drückte auf die Tasten, nachdem sie sich durchgelesen hatte, was dort geschrieben stand.
Tatsächlich funktionierte es und sie hatten Zugriff auf die gesamten Daten, die hier gespeichert waren. Sie lächelte sanft und blickte ihn von der Seite an, ehe er den Augenkontakt ihrerseits erwiderte. Er hatte sich neben ihr hin gekniet, sodass sie ungefähr auf der selben Höhe waren. Stillschweigend schauten sie in den jeweils anderen in die Augen und das Lächeln in ihrem makellosen Gesicht verschwand langsam.
Ihre perfekt geschwungenen Lippen waren einen kleinen Spalt geöffnet. Ebenso wie seine.
Seine Aufmerksamkeit huschte zu ihrem küssbaren Mund und starrte für eine Millisekunde auf diesen. Sie folgte seinem Blick kurz und baute den Augenkontakt wieder auf. Jedoch konnte Noah nicht aufhören auf ihre rosafarbenen Lippen zusehen und beugte sich mit seinem Gesicht ein kleines bisschen näher zu ihrem, was sie mit ihren hübschen Äuglein beobachtete.
Ihre Nasenspitzen berührten sich fast, als sie zurück wich. Zeitgleich hatte Thalia zu ihnen gesehen, weil sie herauszufinden wollte, ob sie vielleicht schon irgendetwas interessantes entdeckt hatten. »Uhm, Emma?«, kam es leise von ihr und tippte mehrmals mit ihrem Finger auf dem Oberarm der größeren herum, die genervt zu ihr sah. »Was?«.
Die rothaarige Schönheit nickte hinüber zu der ehemaligen angehenden Ärztin und keine Sekunde später war von ihrer Freundin lautstark »Hast du gerade versucht meine Schwester zu küssen?« zuhören. Der angesprochene musste schwer schlucken und traute sich nicht so richtig zu den beiden Mädchen hinüber zu gucken.
Emma legte die Papiere zur Seite, welche sie aus den Schränken geholt hatte und wollte diese eigentlich genauer unter die Lupe nehmen ⸺ jetzt hatte sie allerdings erstmal etwas anderes zu erledigen. Mit schnellen Schritten lief sie zu dem Schreibtisch und griff zeitgleich nach dem Kragen seines Oberteils, um ihn zu sich hochzuziehen.
Es war nur ein winzig kleiner Größenunterschied zwischen ihnen, aber das schien sie nicht sonderlich zu stören. »T-tut mir leid?«, brachte er verunsichert zu Stande.
»Sollte es auch«, kam es kalt von ihr und ließ von ihm ab.
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