04. johanna
IN DER BRANDWÜSTE ⸺ Maya führte die drei Mädchen zu ihrem Zimmer, während es einer der bewaffneten Männer bei den Jungs machte. Es liefen viele hier herum, die eine Waffe bei sich trugen. Sie öffnete die schwere Metalltür und ein eher weniger gemütlicher Raum kam zum Vorschein. Abgesehen von Betten, einem Tisch und Schränke war nicht besonders viel zu sehen. »Wo ist eigentlich Teresa?«, wollte Allison von der Ärztin wissen und drehte sich zu ihr um, nachdem sie ihren neuen Schlafplatz betrachtet hatte.
»Ich kann verstehen, dass ihr euch um eure Freundin sorgen macht, aber es geht ihr gut«, erwiderte sie lächelnd und strich gewohnheitsbedingt über ihren weißen Kittel. »Sie ist nicht unsere Freundin«, entgegnete Emma und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Verwirrt runzelte das junge Mädchen ihre Stirn und blickte für einen kurzen Moment auf den Boden.
»Falls ihr etwas braucht, lasst es mich wissen. Ich werde regelmäßig nach euch sehen«, teilte sie ihnen mit und deutete mit einer Handbewegung an, dass sie das Zimmer betreten sollten. Sie formte ihre perfekt geschwungenen Lippen noch zu einem kurzen Lächeln und schloss anschließend die Metalltür, verriegelte diese aus Sicherheitsgründen.
»Hat sie gerade die Tür abgeschlossen?«, fragte Allison verwundert, nachdem sie sich gegen die Wand gelehnt hatte und sah zuerst zu Thalia, dann zu Emma. Die ehemalige Läuferin versuchte keine Sekunde später die Tür zu öffnen, aber es funktionierte nicht. »Scheint so«, meinte sie und seufzte, während sie sich kurz durch ihre Haare fuhr. »Und jetzt?«.
Ihre ältere Schwester zuckte lediglich nur mit ihren Schultern und auch die rothaarige Schönheit hatte keine Ahnung. Immerhin konnten sie nunmal nicht besonders viel machen, wenn sie hier eingesperrt waren. Genauso wie im Labyrinth. Die ehemalige angehende Ärztin setzte sich auf eines der Betten und versuchte sich nicht den Kopf zu stoßen.
Der Abstand zwischen den Hochbetten war nicht sonderlich groß. Ihr Blick wanderte hinüber zu dem Langarmshirt und keine Sekunde später befanden sich etliche Erinnerungen mit Gally in ihren Gedanken. Durchfluteten ihren Kopf und erzeugten ein reines Chaos.
Emma bemerkte die veränderte Stimmung bei ihrer älteren Schwester und öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen. Jedoch wurde im selben Augenblick die Zimmertür geöffnet und ein Janson stand im Türrahmen, welcher die drei Mädchen freundlich anlächelte. Immerhin musste er seine Maske aufrecht erhalten und den Retter vorspielen.
Die Kids im Glauben lassen, dass ANGST nicht mehr existierte und sie endlich in Sicherheit waren. Die Chance hatten an einen besseren Ort zukommen ⸺ fern ab von den infizierten Menschen und dem Virus. »Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen, wenn ich Allison für einen kurzen Augenblick entführe, oder?«, lachte er leicht und das Lächeln in seinem Gesicht kehrte zurück, als er zu Ende gesprochen hatte.
Die ehemalige angehende Ärztin blickte hinüber zu ihrer jüngeren Schwester und dann wieder zu dem Mann im Türrahmen, der geduldig auf eine Antwort wartete. Stillschweigend nickte sie anschließend und folgte ihm wenig später nach draußen in den leergefegten Flur.
Er deutete ihr mit einer kurzen Handbewegung an ihm zu folgen, nachdem er die Tür wieder verschlossen hatte. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit. Es reichte ihr schon von Thomas getrennt zu sein und jetzt zu wissen, dass Em zusammen mit Thalia alleine hinter der Zimmertür waren.
Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter, während sie dem Vizekanzler durch etliche Flure folgte, die alle bis aufs kleinste Detail gleich aussahen. Er blieb vor einer Metalltür stehen und öffnete diese mithilfe einer Karte, die er aus seiner Hosentasche geholt hatte. »Keine Sorge, ich möchte lediglich nur mit dir reden, Allison«, versicherte er ihr und argwöhnisch betrachtete die angesprochene den kleinen Raum.
Sonderlich viel zum ansehen gab es nicht ⸺ außer einem Tisch und zwei Stühle die genau in der Mitte des Raumes gestellt wurde. Das ganze Szenario erinnerte sie irgendwie an die ganzen Verhörräume der Polizei. »Setzt dich ruhig«, deutete er ihr an und nach einer Weile nahm sie auf dem unbequemen Stuhl Platz.
Er saß gegenüber von ihr und stützte seine Hände auf der sauberen Tischplatte ab. »Ich habe nur ein paar Fragen. Dann bist du auch gleich wieder bei deinen Freundinnen«, begann er und befeuchtete seine trockenen Lippen, ehe er weiter sprach. »Kannst du dich an irgendetwas erinnern? Zum Beispiel warum du dort hingeschickt wurden bist? Oder weitere Pläne der Organisation?«, fragend blickte er ihr in ihre Augen.
Er schien sie förmlich zu Durchlöchern mit seinem Blick, um herauszufinden, ob sie noch irgendetwas wusste, was geschehen war. Laut den Testergebnissen würde sie zwar Dinge vergessen, aber sich wieder daran erinnern können. Das Serum hatte bei ihr deswegen auch nicht angeschlagen.
»Das einzige woran ich mich erinnere ist, dass ich in dieser Hütte aufgewacht bin und drei Jungs mit einer Schere bedroht habe«, erwiderte die braunhaarige Schönheit und lehnte sich mit ihrem Rücken gegen die Stuhllehne.
Verstehend nickte Janson und nahm einen tiefen Atemzug, bevor seine Lippen sich abermals zu einem Lächeln formten. »Das war's auch schon. Mehr wollte ich nicht wissen. Du kannst jetzt zurück zu deinen Freundinnen gehen«, meinte er und erhob sich anschließend, um keine Sekunde später die Tür zu öffnen.
Draußen stand bereits einer seiner Mitarbeiter, der sie wahrscheinlich zurück zu ihrem Zimmer bringen würde ⸺ oder er hatte womöglich einfach nichts besseres zu tun, als dumm vor Türen zu stehen. Zögernd stand auch die Brünette von ihrem Stuhl auf und lief an den älteren Mann vorbei.
Sie wollte gerade den kleinen Verhörraum verlassen, als er nocheinmal zum Reden ansetzte. Sie hielt in ihrer Bewegung inne und drehte sich zurück in seine Richtung. »Eine Frage hätte ich noch. Auf welcher Seite stehst du?«, wollte er von ihr wissen. Verwundert zog sie ihre Augenbrauen zusammen, wodurch sich einige Falten auf ihrer Stirn bildeten.
»Auf der Seite meiner Geschwister und Freunden«, entgegnete sie und bekam ein weiteres Nicken von ihrem Gegenüber. »Das war's. Ich werde dich nicht länger von deinen Freundinnen fernhalten, Johanna«.
Allison formte ihren Mund kurz zu einem schmalen Lächeln und verließ dann endgültig den Raum. Der Typ, welcher vor der Tür gestanden hatte, führte sie den ganzen Weg wieder zurück. Johanna?, widerholte sie in ihren Gedanken und konnte nur kaum merklich mit ihrem Kopf schütteln.
Er dachte noch nicht allen ernstes, dass sie so dumm war und ihm offen zeigte, dass sie keineswegs vergessen hatte, was vor dem Labyrinth alles passiert war. Wie konnte sie das Leid und diesen unerträglichen Schmerz auch bitteschön vergessen können? »Dr. Janson? Was machen Sie denn hier?«, holte sie die Stimme des muskulösen Mannes zurück in die Gegenwart, bevor sie in ihrem Gedankenstrudel versinken konnte.
Vor ihnen stand Maya, die das gleiche Lächeln wie ihr Vater in ihrem makellosen Gesicht hatte. Allerdings wirkte es nicht so erzwungen und verkrampft.
Das hatte die ehemalige angehende Ärztin nicht mitbekommen.
Auch nicht, dass sie überhaupt stehen geblieben war.
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