22 ─ 𝗗𝗘𝗔𝗧𝗛'𝗦 𝗖𝗔𝗟𝗟
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❝ L I S T E N to weak heartbeats ❞
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H O S E O K
MIT DER FERNBEDIENUNG, dessen abgenutzte Tasten sich deutlich auf Hoseok's Fingerkuppen bemerkbar machten, suchte er auf einer ihm weniger bekannten Streamingplattform viel zu lange nach einem Film, der sowieso nur im Hintergrund, in den Kulissen ihrer stillen, wortlosen Diskussion laufen würde. Als er dann bei Helluva Boss Halt mache und ohne Bedenken die erste Folge auswählte, konnte er ganz deutlich den skeptischen Blick des Schwarzhaarigen in seinem Nacken spüren. Doch er machte sich nicht viel daraus, da er wusste, Yoongi müsste die Serie selbst gesehen haben oder zumindest kennen, sonst könnte er wohl kaum über seine Wahl urteilen.
Schon nach den ersten neun Minuten wurde beiden klar, dass die eine Serie wie diese recht wenig in einer ernsten Situation wie zwischen ihnen beiden verloren hatte, also schaltete Hoseok auf Pause, während Yoongi sofort wieder das Gespräch von vorhin wieder aufgriff.
»Ja, jedenfalls-«, auf den Wangen des Schwarzhaarigen hatte sich ein blasser Rosaschimmer abgelegt, doch konnte man schwer sagen, ob Belustigung oder Verlegenheit die Ursache war, »Im Grunde gibt es doch eigentlich nicht mehr viel zu sagen, nicht?« Der Jüngere schüttelte den Kopf, ohne überhaupt zu wissen, was er überhaupt gesagte hatte — er war mal wieder aufs neue total fasziniert von der Tatsache, wie einfach man doch Emotionen an Yoongi's Gesicht ablesen konnte, wenn man richtig aufpasste.
»Vielleicht sollte ich mich auch entschuldigen.« Hoseok zog die Brauen zusammen. »Wegen was bitte?«
»Dass ich nicht auf deine Anrufe geantwortet hab... und so. Ich hatte irgendwie einfach keine Lust auf dich, Sorry.«
»Wow. Das war direkt. Aber ich verstehe das und du brauchst dich nicht entschuldigen.« Der Rapper nickte nur wortlos. Dann sah er zurück auf den Fernseher und wieder zu Hoseok.
»Irgendwie mag ich die Serie. Aber es ist unangenehm, sie mit einem Freund zu sehen, anstatt alleine.« Hoseok glaubte, sein Herz hätte einen Schlag übersprungen. »Freunde? Du meinst, wir sind Freunde?« Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen seines Gegenübers. »Wäre dir sowas wie Geschäftspartner lieber?«
»Nein! Nein, Freund klingt gut... Also, Freund im Sinne von-« Bevor er sich unnötig weiter erklären konnte, spürte er sein Smartphone in seiner Hosentasche vibrieren. Ein leises ›Scheiße‹ entfloh seinen Lippen, als er die vertraute Nummer von Jimin's Arzt auf dem Display aufleuchten sah.
»Guten Tag?« Seine Stimme zitterte etwas zu sehr, aber das war ihm in diesen Moment ziemlich egal. Die blecherne Stimme, die durch das den Sprecher an sein Ohr dröhnte, klang gehetzt und doch so sachlich — wahrscheinlich wie ein Arzt nun mal eben sprach. »Ich rufe aus dem Nationalen Universitätsklinikum in Seoul. Mein Patient, Mr. Park-«
»Lassen Sie die Förmlichkeiten und sagen Sie mir, was los ist, verdammt. Wie geht es Jimin?« Eine Sekunde lang war von dem Mann am anderen Ende der Leitung nichts zu hören, musste sich wahrscheinlich wohl erst einmal seine Worte zurecht legen, ohne Hoseok mit einer Welle von negativen Neuigkeiten zu überfordern.
»Sagen wir mal so, er ist stabil. Das heißt er lebt. Noch. Ich weiß nicht, wie lange.« Beinahe wäre ihm das kleine Gerät aus den Händen gerutscht. Er hatte es schon geahnt, und trotzdem schockierte es ihn bis aufs Mark. »Die Eltern Ihres Cousins sind der Meinung, Sie sollten zu ihm ins Krankenhaus fahren. Sie sind gerade nicht zu einem Telefonat imstande, deswegen baten sie mich, Sie an ihrer Stelle hier her zu beten.«
An eine Antwort auf seine Bitte dachte er gar nicht, ihm schwirrten zu viele Fragen über Jimin durch den Kopf. »Besteht eine Chance, dass er überlebt? Was ist überhaupt passiert?« Einen kurzen Moment lang war der Doktor still. »Es tut mir leid, aber ich hab auf beides keine Antwort. Ich vermute, sein Kreislauf hat versagt und dann ist er wohl bewusstlos geworden. Er hat keine äußerlichen Verletzungen, aber sein Puls ist sehr niedrig und er ist nach wie vor bewusstlos.« Hoseok fühlte sich, als würde sein Blut in den Adern gefrieren. »Und meine erste Frage? Haben Sie da eine Vermutung?«
»Wie gesagt, ich weiß es nicht. Wenn alle Stricke reißen, können wir versuchen, ihn an Maschinen zu hängen.« Er wusste ganz genau, dass es immer Jimin's größte Angst war, dass sein Leben eines Tages von den Leistungen einer Maschine abhängig sein könnte. Gegen diese Vorstellung hatte er sich sogar so sehr gesträubt, dass er sich dagegen weigerte, länger als 24 Stunden an der Maschine zu hängen.
»Aber der Vertrag! Was wenn er innerhalb der nächsten 24 Stunden nicht aufwacht?«
»Dann stellen wir die Maschinen ab. Genauso wie er es wollte.«
»Aber das dürfen Sie nicht!«, wandte er etwas zu laut ein, so dass er im Augenwinkel sehen konnte, wie Yoongi wegen der Lautstärke, die sein empfindliches Gehör erreichte, zusammenzuckte. »Mr. Jung, es liegt weder in meiner noch in Ihrer Verantwortung, das zu entscheiden.«
»Ich weiß, aber was wenn er eine Stunde nachdem Sie die Maschinen abstellen, wach werden könnte?«, rief er hektisch und aufgebracht in das Mikro und steuerte dabei auf die Haustür zu seinen Turnschuhen zu. »Es tut mir leid, aber es hat keinen Sinn, weiter darüber zu diskutieren. Sie verschwenden unserer beider Zeit.« Keine Sekunde später hatte der Doktor aufgelegt.
Hoseok hatte das Gefühl, jeden Moment das Gleichgewicht zu verlieren. Und alles was er daraufhin vernahm, waren seine Turnschuhe, die eine Sekunde davor noch vor seinen Füßen anziehbereit dastanden, plötzlich unter seinen Knien und der Kälte des Fußbodens an seiner Wange.
- die Story ist offline schon lange beendet, vergesse aber trotzdem zu updaten 💔
- leflowna
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