20. unsere schwarze perle
ᥫ᭡. 20. K A P I T E L
NACHDENKLICH HATTE SICH Abigial auf das große Holzbett gesetzt und starrte die gegenüberliegende Wand an. Ihre Hand hielt dabei stets den Anhänger fest, ehe ihre Aufmerksamkeit hinüber zu der schwarzen Tasche ihrer besten Freundin wanderte, die mittlerweile in der Kajüte von ihr verstaut wurde. Abgesehen von der Wissenschaftlerin und Cecelia wusste keiner wo die Mappe hin verschwunden war.
Vielleicht war es auch besser so. Immerhin konnte keiner beweisen, dass Walter Heinrich wirklich der Maulwurf am Bord war. Es konnte genauso gut jemand anderes der Expeditionsteilnehmer sein, der sich so perfekt anstellte, sodass keiner davon ausging, er wäre der Verräter. Sie erhob sich anschließend vom Bett, das ein knarrendes Geräusch von sich gab.
Mit ihrem Zeigefinger strich sie über die Vorderseite der alten Mappe, nachdem sie dieser herausgenommen hatte und öffnete diese. Sofort fiel ihr die Karte von Rungholt entgegen und landete vor ihren Füßen auf den Holzboden. Sie nahm einen Bleistift, der auf der kleinen Kommode in einem Becher mit vielen anderen war und setzte sich zurück auf die weiche Matratze.
Ihre Augen huschten über die Notizen am Rand des Papierstückes und einige der Buchstaben hatte sie schon entziffern können, wodurch viele wichtige Informationen sichtbar wurden, die so nicht auf der Karte gekennzeichnet wurden. Laut dieser gab es nämlich nur einen Weg um die Höhle zu erreichen, wo sich womöglich noch die Schätze befanden.
Allerdings gab es noch zwei weitere Öffnungen, die hinein und heraus führten. So vertieft darin auch die anderen Wörter nachzuschreiben und herauszufinden, was dort notiert wurde, hörte sie das leise Klopfen an der Tür nicht. Diese wurde nach wenigen Sekunden schließlich geöffnet und die Journalistin betrat vorsichtig die Kajüte, weil sie davon ausging ihre Freundin würde schlafen.
Mit einem leichten Räuspern machte sie sich jedoch dann bemerkbar, als sie gesehen hatte, dass die Brünette auf dem Holzbett saß. Abby drehte ihren Kopf in ihre Richtung und schaute fragend in die Augen der jungen Frau. »Hast du Hunger? Thomas und Elliot haben nämlich das Abendessen fertig«, teilte Cecelia lächelnd mit und nahm neben ihr auf der Matratze Platz.
»Ich komme gleich. Ich möchte das hier nur noch schnell fertig machen«, erwiderte die Braunhaarige Schönheit und neugierig blickte die Blondine ihr dabei zu, wie sie irgendetwas auf die Karte kritzelte. »Was machst du denn da?«, harkte sie letztendlich nach und entdeckte unzählige Notizen, die sie vorher gar nicht wahrgenommen hatte.
Waren die schon immer dort?, ging es ihr durch den Kopf und war sich eigentlich ziemlich sicher, dass das geschriebene auf der Karte nicht stand, als sie sich diese angesehen hatte. Vielleicht hatte ich es auch einfach übersehen?, fragte sie sich selber in ihren Gedanken und zuckte unauffällig mit ihren Schultern.
»Ich versuche die Buchstaben zu entziffern und herauszufinden was am Rand notiert wurde«, erklärte Abigial ihrer besten Freundin und legte denn Bleistift zur Seite, nachdem sie fertig war. »Es gibt laut dieser Notiz zwei weitere Wege, um die Höhle mit den Schätzen zu erreichen«, fügte sie hinzu und tippte mit ihrem Zeigefinger auf den ersten Text auf der linken Seite.
Verstehend nickte Cecelia und wirkte ziemlich erstaunt darüber, was die Forscherin herausgefunden hatte. Ihr selber wäre wahrscheinlich nie richtig aufgefallen, dass jemand auf dem Papierstück etwas geschrieben hatte, weil man das meiste nicht mehr richtig erkennen konnte ⸺ zumindest bis jetzt.
»Wenn du magst, können wir jetzt gerne Abendessen«, meinte Abigial und faltete die Karte wieder zusammen, um diese zurück in die Mappe zu legen und räumte die Sachen wieder weg. Cecelia erhob sich von dem Holzbett und verließ zusammen mit ihrer besten Freundin die Kapitänskajüte, schloss hinter sich noch die Tür.
Auf dem Weg zur Küche, bemerkte die Brünette deutlich wie hungrig sie eigentlich war und blickte zu ihrer Freundin hinüber, als ihr Magen deutlich knurrte. Die beiden mussten kurz Lachen, während Abby ihre Hand auf ihren Bauch legte und versuchte das Geräusch zum schweigen zu bringen.
Die Journalistin betrat als erstes den Raum und der Duft von leckeren Essen stieg ihr sofort in die Nase, wodurch sich auch bei ihr bemerkbar machte welchen großen Hunger sie mittlerweile hatte.
»Ah, da ist ja unsere schwarze perle«, hörte die Wissenschaftlerin Walter Heinrich sagen, der bereits mit den anderen am Tisch saß. Seine Lippen hatte er zu einem schmalen Grinsen geformt und blickte ihr ununterbrochen in die Augen, als sie abrupt bei den Worten stehen geblieben war. Ihr Mund war einen Spalt weit geöffnet und ihr Herz hämmerte kräftig gegen ihren Brustkorb.
Sie wurde schon seit längerem nicht mehr mit diesem Spitznamen angesprochen und konnte sich auch ehrlich gesagt nicht erinnern, dass Robert oder Cecelia sie vor dem Kunstkenner jemals so genannt hatten. Abgesehen von den beiden nannten ihre Eltern sie früher bei diesem Namen, bis sie letztendlich bei einem Sturm auf hoher See ums Leben gekommen waren.
Also, woher wusste er das?
Ihr Blick wanderte hinüber zu dem Kapitän, um sicherzugehen, dass er es auch gehört hatte. »Abby? Ist alles okay?«, erkundigte sich ihre beste Freundin und legte besorgt eine Hand auf ihre Schulter, wodurch sie ihre volle Aufmerksamkeit bekam. Langsam nickte die Braunhaarige Schönheit und formte ihre perfekt geformten Lippen zu einem schmalen Lächeln, bevor sie ebenfalls am Tisch Platz nahm.
In ihren Gedanken versunken, stocherte die Forscherin im ihren Essen herum, das Elliot ihr auf den Teller gefüllt hatte. Es wollte ihr einfach nicht in den Kopf gehen wie der Künstler von diesem Spitznamen wissen konnte! Die Journalistin schaute gelegentlich zu ihrer Freundin hinüber, weil sie sich Sorgen um sie machte.
Aber damit war sie nicht alleine. Auch Konrad schien ziemlich besorgt zu sein und berührte zuerst ganz leicht mit seinen Fingern den Oberschenkel von Abby, ehe er letztendlich seine Hand vollständig auf diesen platzierte. Durch den plötzlichen Körperkontakt mit ihm, wurde sie aus ihren unendlich vielen Gedanken gerissen und drehte ihren Kopf schließlich in seine Richtung.
Er hingehen war völlig auf seinen noch befüllten Teller fokussiert und tat so, als würde er jetzt gerade nicht seine adern benetzte Hand auf einen ihrer Oberschenkeln haben. Sie nahm anschließend einen Schluck von ihrem Glas und widmete sich dann ebenfalls dem leckeren Abendessen, nachdem ihr Magen ein weiteres Mal geknurrt hatte.
Ihr erneut deutlich machte, dass sie nun wirklich etwas essen sollte.
Beinahe hätte sie sich am Eintopf verschluckt, nachdem ihr aufgefallen war, wie Robert den Künstler beobachtete. Er hatte sich in seinem Stuhl zurück gelehnt, während er seine Augen leicht zusammengekniffenen hatte und nebenbei einen Löffel nach dem anderen in seinen Mund schob. Nicht ein einziges Mal wandte er seinen Blick von Walter Heinrich ab.
Der Skipper hatte zwar die ganze Zeit über schon das Gefühl gehabt, er würde den alten Mann irgendwo her kennen. Jedoch hatte er keine Ahnung woher.
Jetzt wusste er allerdings ganz genau wo er den Kunstkenner schon einmal begegnet war ...
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