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𝗪𝗘𝗡𝗡 𝗛𝗘𝗥𝗭𝗘𝗡 𝗦𝗖𝗛𝗠𝗘𝗥𝗭𝗘𝗡

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𝗘𝗥𝗭Ä𝗛𝗟𝗘𝗥𝗣𝗘𝗥𝗦𝗣𝗘𝗞𝗧𝗜𝗩𝗘


╰┈➤  𝘌𝘚 𝘞𝘈𝘙 𝘌𝘐𝘕𝘌𝘙 𝘋𝘌𝘙 𝘞𝘌𝘕𝘐𝘎𝘌𝘙 heißen Sommernächte, die man normalerweise mit einem Glas Limo oder einer Dose Bier auf der Terrasse ausklingen ließ.
Normalerweise vor allem in Outer Banks.
Nur nicht am 12 July 2022.
Nicht für Emma und ihren Zwillingsbruder John B, der seit ein paar Stunden als Mörder gefahndet wurde und sich die Beiden seither drauf und dran waren unterzutauchen.

Ihr Freund JJ hatte ihnen die Phantom seines Dads verschafft, mit der sie glücklicherweise eine sehr hohe Fluchtmöglichkeit hatten. Wäre da nur nicht der gewaltige Sturm, der bereits über den Zwei tobte.

»Sarah wird bei den anderen gut aufgehoben sein. Du musst dir keine Sorgen machen«, versprach das Mädchen ihrem Bruder und legte ihre Hand auf seine. Noch war überall der Strom aus und sie konnten sich einfach treiben lassen, damit sie geräuschlos und unbemerkt davon kamen. Hoffentlich.

John B sah seine Schwester nachdenklich an, konnte nicht glauben, wie surreal sich alles anfühlte.
»Ich weiß, Em. Ward ist das Problem. Er ist zu so viel fähig, dass hat Dad früher schon immer gesagt. Und jetzt ist er seinetwegen tot.«

Emma holte aus ihrem Rucksack die Flasche Wasser und trank einen Schluck. »Wir sollten jetzt erstmal dafür sorgen, dass wir nicht auch noch drauf gehen und keiner unsere Familie mehr existiert. Tot sind wir für Ward nur noch vorteilhafter als lebendig«, meinte sie und streckte ihm seelenruhig das Wasser vor die Nase.

Der Dunkelblonde nahm es ihr aus der Hand, hielt es aber nur in Händen. »Wieso zeigst du keinerlei Emotionen zu dem, was da auf dem Rollfeld passiert ist?«, wechselte er das Thema und studierte seine Schwester.
Manchmal da dachte er, er wüsse ganz genau, was in ihr vorgehe, aber dann war es beinahe so, als hätte er sich bei allem in ihr getäuscht.

»Weil es Rafe war, hm?«, murmelte sie wohl eher zu sich selbst, warum er fragen könnte. »Du meinst weil jeder andere geschockt wäre, was er da getan hat, da sie Ward schlicht nur verhaften wollte.«

In sich gekehrt lehnte sie sich mit dem Rücken gegen das Steuer.
»Rafe war krankhaft davon überzeugt, dass sie seinen Dad erschießen wollte und eine Stimme wird ihm gesagt haben, dass wenn er ihn retten würde, er endlich stolz auf ihn wäre. Schließlich sind das auch alles Folgen von seinem Gekokse - dieses geistige Durchdrehen. Ich wusste immer, dass irgendwann etwas geschehen würde - das eine Handlung seines Traumas ist. Nur nicht direkt die schlimmste Variante.«

John B sah seine Schwester noch eine Weile von der Seite an, wie sie die Arme vor der Brust verschränkt hatte, ihr eine Haarsträhne ins Gesicht fiel und ihr Seitenprofil so makellos war. Dennoch sah er in ihrer einzigartigen grün-blauen Augenfarbe, eine erstechende Traurigkeit.

»Du bist der wohl einzige Mensch, der ihn versteht, Em, weil du mit so detailreichem Blick durch die Welt gehst, dass vor dir nichts unbemerkt bleibt. Aber ich kann dir ansehen, wie sehr du dadurch hin- und hergerissen bist«, sagte er und gab sich alle Mühe einfühlsam genug zu sein, wusste, dass sie sich manches insgeheim doch zu Herzen nahm.

Bevor die zwei Zwillinge sich allerdings weiter trübsehlig unterhalten konnten, machte ihnen der Sturm einen Strich durch die Rechnung. Es schüttete wie aus Eimern, durchnässte die beiden völlig und durch die immer stärker werdenden Wellen, riss es sie einmal nach links vom Boot und dann nach sofort wieder nach rechts.

Kaum hatte Emma die Augen vor dem spritzenden Wasser geschlossen und wollte sie wieder öffnen, um sehen zu können, kam die nächste Welle und versperrt ihre Sicht erneut. Sie sorgte sogar dafür, dass man nicht ruhig Luft holen konnte und es nur schnappatmig weiter ging. Zur Hölle mit allem.

»John B?«, schrie sie verzweifelt, aber mit kräftiger Stimme und hielt seine Hand.

»Ja?« Er strich sich seine Haare nach hinten und versuchte mit seiner freien Hand irgendwie das Steuer umzureißen, plötzlich tauchten die vielen Polizeiboote hinter ihnen auf.

»Du solltest wissen«, sie schluckte das bisschen Salzwasser herunter, dass sie abbekam, »ich bereue keinen einzigen Tag, dass ich hierherkam. Zu dir und den anderen. Es ist viel passiert, aber ich habe das gefunden, was ich nie hatte und nie für möglich gehalten habe. Danke. Wenn wir also heute sterben, tue ich es mit glücklichen Erinnerungen.« Es gab vieles, dass sie über ihre Vergangenheit verschwiegen hatte, einfach auch, weil sie Angst hatte, sie könne damit ihr Glück zerstören.

John B sagte nichts. Ihre Worte waren in seinem Herzen und sobald er die gigantische Welle vor ihnen bemerkte, umarmte er sie mit der anderen Hand. Die nassen Klamotten, die aneinander klebten, das Donnergrollen und die Polizeilichter hinter ihnen, umrundet von allem, verschlag die Welle das Boot und ließ es vollends überschlagen, bevor es überschwemmt wurde. Dann war es vorbei. Alles schien aufgehört haben, zu existieren.

                                   
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Die vier übriggebliebenen Teenager saßen untergebracht im weißen Zelt der Polizei, wartend darauf, dass Emma und John B gefunden wurden. Meggi mit Kiara und Pope auf der Bank, die Hände auf den Knien abgestützt oder drückend miteinander verschränkt.

Nur JJ stand völlig aufgebracht am anderen Ende, nahm seine Cape vom Kopf, als er Shoupe und seine Kollegen zurückkommen sah, die ihre neongelben Kapuzen der Regenmäntel runterzogen.

Meggi sprang auf. »Habt ihr sie gefunden?«

Shoupe's Blick war mitleidig, vielleicht auch schuldig, den Teenagern die Nachricht zu überbringen. Er schüttelte den Kopf.
»Es tut uns leid. Sie sind mitten in den Sturm gefahren.«

JJ hielt es nicht mehr aus, konnte nicht glauben, dass sein bester Freund, seit der dritten Klasse nun nicht mehr da sein würde. Noch dazu seine Zwillingsschwester, die er genauso sehr ins Herz geschlossen hatte.
»Weil ihr sie auch genau in die Mitte des Sturms getrieben habt!«, wies er ihn lautstark zurück und als dieser etwas erwiderte, sprang der Blonde los, doch Meggi hielt ihn an seinem Oberarm fest, zog ihn traurig zurück.

»Das ist es nicht wert, okay? So ... kommen sie auch nicht mehr zurück«, sagte sie dem Jungen ruhig, der seine Mundwinkel zusammengezogen hatte und dem fast unbemerkt Tränen über die Wangen kullerten.

Bei keinem der Freunde war es anders. Meggi schlang ihre Arme um ihn, die zwei versuchten einander zu trösten.

Denn während Kiaras und Pope's Eltern eingetroffen waren, die für ihre Kinder da waren, war für Meggi und JJ niemand gekommen. Wo Topper war, wusste sie nicht und ob er so großes Interesse daran hatte, seine Schwester in den Arm zu nehmen, bezweifelte sie einerseits.

JJ's Dad lag wahrscheinlich betrunken auf dem Sofa und schlief seiner Rausch aus, dachte nicht einmal im Traum an seinen Sohn.

Es stürmte noch stets gewaltig und die Regentropfen prasselten wie Kieselsteine auf das Plastikzelt, so dass man beinahe meinen könnte, sogar die Welt wurde bezüglich der Zwillinge haltlos in Tränen versinken.

Shoupe und seine Kollegen ließen die vier Freunde und ihre Eltern allein, wechselten ins benachbarte Zelt von nebenan. Dort konnten sie über Funk weitere Anweisungen geben, ohne die Betroffenen noch weiter durch ihr Versagen zu behindern.

Augenblicklich waren Fußschritte zu hören, die JJ und Meggi auseinander fahren ließen, hoffnungslos denkend, es könnten vielleicht ihre verlorenen Freunde sein. Mit einem Blick versicherte sich Toppers Schwester, dass JJ sie auch bemerkt hatte.

Der Blonde nickte und setzte sich in Bewegung.

Für einen Moment geschah nichts, ehe jemand aufgewühlt ins Licht trat.
»Wo ist Emma?«

Meggi schüttelte ein wenig ihren Kopf, sah den Freund ihres Bruders an, Rafe.

»Meggi ... sag mir, wo sie ist«, drängte er und wurde mir jeder Sekunde etwas nervöser. »Ich kann sie nirgends finden.«

»Rafe«, meinte sie verneinend und schniefte etwas, »sie sind weg. Sie sind in den Sturm gefahren. Das haben sie nicht überlebt.«

Ganz deutlich stieg in Rafe's Augen ein leugnender und zähneknirschender Ausdruck auf. Seine Augenbrauen zusammengekniffen, den Zeigefinger nervös zwischen den Lippen und die Nase kopfschüttelnd gekräuselt.
Wie konnte das sein?, fragte er sich. War das wahr?

Nun wurde der Blonde richtig aufmerksam auf den Neuankömmling, wodurch ihm solch eine Wut in den Kopf stieg, dass er sich nicht zurückhalten konnte und auf ihn losging.

»Das ist alles deine Schuld, mann!«, zischte er und beide rangen miteinander, obwohl Rafe eher versuchte sich zu verteidigen, als wirklich den Anschein zu machen kämpfen zu wollen.

»Ich weiß, ich weiß«, seufzte der Braunhaarige niedegeschlagen und versetzte ihm einen Stoß, so dass beide schweratmig voneinander abließen.

JJ verstand nicht. Er war so zersträubt und unfassbar traurig, dass seine zwei Freunde nun tot sein sollten. Seinetwegen. Es war Rafe's Schuld.

»Du hast sie erschossen. Nicht John B. Du solltest da draußen sein!«, steckte er ihm ein wenig lauter und Meggi schlang ihre Hand um seinen Oberarm, zog ihn erneut zurück.

»Shh. Lass ihn hier sein, JJ. Er hat sie genauso verloren. Wahrscheinlich sogar noch mehr als wir.« Zaghaft schenkte sie ihm einen weichen Blick, bevor sie sich gemeinsam mit JJ auf die Stühle setzten. Rafe saß weiter weg, hatte wohl jedoch die zerbrechenste Trauer in seinen Augen.

So saßen die 3 Jugendlichen noch eine Weile stumm beisammen, während Kiara und Pope mit ihren Eltern geborgen den Heimweg angetreten hatten.

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𝟯 𝗪𝗢𝗖𝗛𝗘𝗡 𝗦𝗣Ä𝗧𝗘𝗥

Seit dem Verschwinden und möglichem Tod der Routledge Zwillinge, war Rafe Cameron nicht mehr derselbe. Und er selbst hätte wohl nicht gedacht, dass ihn je etwas so treffen könnte, wie den Tod seiner Mom.

So war es unbeteiligtes Dasein in der Welt, die schien als hätte sie aufgehört, sich zu drehen. Als wären Sinne verloren gegangen und Menschen egoistischen geworden, da ihnen die Dinge, die sie besaßen, nicht mehr reichten. Oder sie versuchten eine Leere zu stopfen, die für immer ein Teil von ihnen blieb, so selten war dessen Heilung.

So fand sich Rafe täglich vor dem Chateau wider, wo die anderen auf der dicken Eiche Emmas und John B's Namen eingebrannt hatten:

John Booker und Emma Rose Routledge

16.09.2005 - 17.07.2022

Beide fast Siebzehn.

An manchen Tagen starrte Rafe einfach nur für eine Weile dort rauf, manchmal trank er dabei Whisky aus einer Flasche und an anderen Tagen setzte er sich dagegen, ließ einmal alle Erinnerungen krampfhaft abspielen, mit der Angst, sie irgendwie vergessen zu können, so dass der Schmerz weniger wird.

Und wenn er dann wieder mit der Flasche in der rechten Hand zurück nach Figure 8 spaziert, seine Enduro nicht in Benutzung, hielt er am Strand inne. Er sah hinaus in die weiten des Meeres, insgeheim hoffnungsvoll aufblickend, wartend darauf, dass Emma zurückkommen würde. Dass sie nicht fort war und es nicht seine Schuld war.

Er hatte nicht mal richtig ausgetrunken, stieg diese unermessliche Wahnsinnigkeit im ihm auf, worauf er sich einmal kurz umdrehte, durchatmete, brüllte und dann die Flasche so weit er konnte ins Meer wurf. Aber auch dann ging es ihm kein Deut besser.

Er laß alte Textnachrichten, die sich beide einander geschrieben hatten, wartend, bis eine Neue aufploppt. Besuchte alte Orte, an denen sie Zeit verbracht hatten, aber sobald die Traurigkeit ihn übernahm, ging er. Und er tat noch viel mehr für seinen Dad als ohne hin schon. Alles, um sie zu vergessen.

Würde es nur auch funktionieren.

Stattdessen träumte er jede Nacht von ihr und die Träume waren mehr schmervoll als schön, so gab es Nächte, in denen er sich wünschte, aufhören können zu schlafen.

Es war also so überwältigend für ihn, dass er es dauerhaft bezweifelte und zeitgleich zurück in alte Muster verfiel. So griff er wieder zu seinen Drogen, weil schlussendlich: »nichts mehr wichtig ist.«

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𝟭 𝗠𝗢𝗡𝗔𝗧 𝗡𝗔𝗖𝗛 𝗗𝗘𝗠 𝗧𝗢𝗗 𝗗𝗘𝗥 𝗥𝗢𝗨𝗧𝗟𝗘𝗗𝗚𝗘𝗭𝗪𝗜𝗟𝗟𝗜𝗡𝗚𝗘

»Es wird alles gut gehen«, versichert mir mein Bruder und nickte zuversichtlich. Wir haben den kleinen Geländewagen von Cleo und ihrer Crew zur Verfügung gestellt bekommen. Schließlich erhalten sie dadurch auch ihren Anteil an dem Gold und es ist das Mindeste, wie sie uns entgegenkommen können.

Ich weiß nicht, was ich von ihnen halten soll und spiegle ihnen mein Misstrauen womöglich zu offensichtlich. Dennoch ist mir aufgefallen, dass Cleo eher ihr eigenes Ding durchzuziehen scheint, und wir ihr Ausweg in ein neues Leben sein könnten. Vielleicht denke ich aber auch nur zu viel.

»Lass mich dann fahren.«  Hastig ziehe ich mir das Bandana wieder über die Nase, wie man es aus den üblichen Cowboyfilmen kennt. Nur fühle ich mich statt cool eher ein wenig nervös und betäubt vor lauter Adrenalin.

Er nickt. »Das muss gleich schnell gehen, ja?«
Noch passiert nichts und wir verharren in unserer Stellung, Cleo und ihr Boss bereits in Position.

»Sagt der, der nie einen Plan hat oder sich dann nie daran hält«, spottete ich und machte ein genervtes Gesicht, weil ich das Gefühl hatte, er würde mich unterschätzen und mir nichts zutrauen.

Doch als er zur nächsten Erwiderung ansetzen will, kommt ein kleiner Lastwagen angefahren. Genau der, den wir erwartet haben.

Cleo hält ihr Stoppschild in die Höhe, lässt den Wagen anhalten und sorgt dafür, dass die zwei Männer aussteigen. Es fällt mir für einen Moment schwer, gedanklich bei der Sache zu bleiben, weil es Rafe ist, und ich keine Ahnung habe, wie lange es her ist, seitdem ich ihn zuletzt gesehen habe. Vielleicht war es ganz gut so. Oder?

Rafe und Ward stellen wie geheißen die Fässer zur Seite, werden dann mit vorgehaltenem Messer festgehalten, was unser Zeichen ist.

Ich gebe John B mit einer Kopfbewegung zu Verstehen, stürme um den Wagen rum und möchte gerade die Tür aufreißen, als ich das Geräusch des Ladens einer Waffe wahrnehme.

»Komm jetzt!« Meinen Bruder ignoriere ich, zücke reflexartig meine eigene Pistole und richte sie auf meinen Gegner, bevor ich ihn überhaupt angesehen habe.

Warum ist es niemand anderes als Rafe Cameron?

Seufzend bleibe ich mit festem Stand auf meiner Position, schieße bewusst zur Verwirrung und Ablenkung einmal in jedes Fass.

»Feigling!«, schreit Rafe und setzt zu seinem eigenen Schuss an, als Cleo ihm die Waffe aus der Hand schlägt und er mich gerade so verfehlt. Eilig steige ihn ins Auto, reiße mir das Bandana vom Gesicht und fahre los, sehe dabei genau aus dem Fenster.

Jetzt scheint es in Rafes Gesicht erst richtig Klick zu machen. Wirkt ganz blass und bewegungslos. »Emma?«, sagt er ungläubig.

»Emma!«, schreit er nun viel lauter, wütender und setzt sich etwas in Bewegung. »Ich werde dich finden, fuckk!« 

Im Rückspiegel sehe ich noch seine Armbewegungen und heftigen Atmer, ehe mir sämtliche Hitze ins Gesicht steigt. Scheiße.

Ich spüre den brennenden Blick von John B auf mir. »Was?«

»Sieht so aus als würde er dir die Schuld daran geben, dass er deinetwegen durch die Hölle gehen musste.«

»Weil er eben zu weich ist.« Ich werfe ihm einen Blick zu, drücke mehr aufs Gas und werfe das Lenkrad nach links.

John B murrt.
»Du fährst ja schlimmer als JJ ...«

»Beschwer dich nochmal und du kannst laufen«, kontere ich konzentriert, um uns einen ordentlichen Vorteil zu verschaffen. »Schließlich haben wir jetzt unser Gold.«

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𝗭𝗨𝗥Ü𝗖𝗞 𝗜𝗡 𝗢𝗕𝗫


Nachdem die totgeglaubten Zwillinge zurück waren und mein Bruder verhaftet wurde, nur ein gewisser Anteil des Goldes mit an Bord, musste ich mich auch Rafe stellen. Das allererste Mal, bevor er Sheriff Peterkin erschossen hat. Aber ich sah in seinen Augen keinen Mörder, nur ein verletzter kleine Junge, mit einer Kokain Abhängigkeit, die ihn Stimmen hören ließ und fremde Gedanken in den Kopf pflanzte. Es vermischte sich mit meiner eigenen Silhouette, alles auszutesten, um irgendeine Reaktion seines Elternteils zu erhalten. Am besten Wertschätzung, Anerkennung.

Es war nur immer das Gegenteil, Hand in Hand mit einem messerscharfen Schmerz der niemals erfüllenden Genugtuung von Liebe.
Und das immer wieder versuchende Probieren erfüllt von möglicher Hoffnung. So zerstörend.

Als würden in einem Menschen alle Lichter auf einmal ausgehen, und du siehst es schlagartig in seinen Augen leibhaftig aufblitzen.

»Sie wollte ihn töten, Emma ... s-sie ... sie«, hatte er nach Worten getastet, wirr vor sich hin- und hergesehen. »Ja, ja, das wollte sie. Und jetzt, jetzt bin ich bis an mein Lebensende gefickt. Es bringt mir nichts, rein gar nichts, dass sie tot ist.«

Er atmet, versucht sich selbst und seine zuvorkommenden Tränen zu beruhigen. »Ich leide genauso darunter wie sie. Als Opfer.«

Mein Schweigen war wohl so laut, dass er mich nur stumm schreiend ansieht. Ängstlich. Erwartungsvoll.

»Du hasst mich, hm? Du fühlst nichts mehr mir gegenüber, oder?«

Mir kommt ein leiser Ton über die Lippen. »Rafe  ...«

»Scheiße, ha«, er rauft sich die Haare und läuft kurz umher. »Du warst weg und meine Welt wurde zerstört. Jetzt bist du zurück und kurz davor mich«, exzessiv deutet er auf sein Herz, »mich zu zerstören, Emma, weil ich da nichts fühle, außer wie sehr ich dich liebe.«

Wut blitzt kurz bei ihm durch, er rümpft seine Nase. »Ich werde nicht ohne dich leben, hörst du?!«, setzte er hinterher.

»Und ich werde nicht zulassen, dass du oder mein Bruder im Gefängnis landet.« Endlich spreche ich zu ihm, die wohl größten Gefühle in meinem Ausdruck mit eigenem Schmerz, der übers Unendliche hinausreicht.

Da war so viel Liebe zwischen uns Beiden, das beide Energiekreise sich nicht überschnitten, sondern einen eigenen, verbundenen, ergaben, der manchmal auch all den Schmerz beidseitig intensivierte. Es war wohl die Definition einer Gleichheit der Seelen.
Nur waren alle so ... kompliziert gestrickt, dass sie durch so viel gehen mussten?

»Aber darauf wird es wohl früher oder später hinauslaufen«, murmelt Rafe.

Ich schüttle zuversichtlich den Kopf. »Ich werde Aussagen.«

Erschlagen starrt er mich an, alles scheint zu stehen.

  Dann lasse ich mich zum Sheriff Department bringen. Shoupe sitzt mir gegenüber.

»Emma - Du sagtest, du hättest eine wichtige Information für mich?«

Ich nickte streng. »Der Tag, an dem Peterkin erschossen wurde, - ich war auch dort. Und ich kann damit bezeugen, dass es nicht mein Bruder John B war.«

Shope fuhr sich über sein Kinn, seufzte.
»Und wer soll es laut deiner Meinung gewesen sein?«

Ich sah ihn scharf an. »Denken Sie doch einmal nach. Wer hat sie alarmiert? Wer hat geholfen sie ins Krankenhaus zu bringen, damit man ihn auf keinen Fall verdächtig?«

»Du willst also sagen, es war Ward Cameron?«

»Immerhin kam Peterkin auch, um ihn zu verhaften. Damit er nicht wegen Mord im Gefängnis landet, kommt er vielleicht mit einem Zweiten davon, den er diesmal auf jemand anderen schiebt.« Ich falte meine Hände auf dem Tisch.

»Und die gefundene Waffe war auf seinen Namen registriert. Rafe hat sie geladen, daher seine Fingerabdrücke auf den Patronenhülsen.«

Shoupe ist sichtlich interessiert und wirkt nachdenklich, als wüsse er, dass es so gewesen sein muss. »Verstehe.«

Plötzlich steht er auf und ich sehe die Zukunft ganz genau vor mir. »Danke, Emma Rose, für Ihre Zusammenarbeit. Sie können jetzt gehen und wir werden Ihre Aussage überprüfen.«

Kurz vor den Ausgang, bleibe ich noch einmal stehen und sehe ihn an. Meine Gedanken stehen stumm zwischen uns in der Luft geschrieben, worauf er zuversichtlich lächelt und ich ganz genau weiß, dass alles gut wird.

Das alles hat jetzt ein Ende. Wir können unseren Frieden finden, John B und ich.

Und Rafe. Rafe wird auch seinen Frieden finden.

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