track 08: 𝗦𝗔𝗙𝗘𝗧𝗬 𝗭𝗢𝗡𝗘
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❛ where is the ray of light for relief in the dark? ❜
Die menschliche Gesellschaft ist wie ein kontrollloser Straßenverkehr — Ständig wird man angefahren, immer verletzt. Die fahrerlosen Autos bilden einen Stau auf der Straße des Fortschritts und lassen einen nicht weiterfahren, halten einen auf, während hinter einem die nächste Autos in den Kofferraum stoßen.
Hoseok dachte immer, er würde diesem Verkehrschaos automatisch entkommen, wenn er erst einmal erwachsen wäre. Doch nun, wo er schon in seinen Zwanzigern war, hatte er noch immer keine Antwort darauf, wie er auf die andere Straßenseite wechseln konnte.
Die andere Straßenseite war sicher, sie war ruhig. Es fuhren wenige Autos und alles war geordnet. Harmonisch, idyllisch. Manchmal dachte er, er hätte sie gefunden. Bei seinen Freunden oder seiner Familie, wenn er gut gelaunt war. Oder in seinem Zimmer bei seinem Hund, wenn er alleine sein wollte. Doch es war keins von davon, dennoch brauchte er ein Stück von beiden.
Er brauchte einen Ort, wo er er selbst sein konnte, wo er seine Ruhe vor der Gesellschaft hatte und war er trotzdem seine sozialen Bedürfnisse decken konnte, wo er sich geliebt und gewollt fühlte. Er brauchte seinen Safeplace.
Und den suchte er in der dunkelroten Tiefe des Weins. Er vergewisserte sich ein gutes Gewissen, indem er sich selbst einredete, er könnte mithilfe des Alkohols in der Leere seines Kopfes die Antwort finden. Eventuell hatte er sie sogar schon gefunden, indem er sein Bewusstsein von den finsteren Gedanken, die ihn sonst stets plagten, befreit hatte.
Seine Sicht war schwummrig, konnte seine Augenlider kaum offen halten, als wäre er hundemüde. Die Schrift auf dem Papierstreifen, der um die Flasche gebunden war, verschwamm und alles, was erkennbar blieb, war das tiefe Rot, in dem er das Gefühl hatte, zu ertrinken.
Seit einigen Tagen schon trieben düstere, lieblose Monstren sein Unwesen in seinem Geist. Es waren andere Kreaturen als Jack. Sie arbeiteten dort weiter, wo Jack aufgehört hatte, trieben ihn zu Gedanken, die ihn die Wichtigkeit seiner Existenz mehr hinterfragen ließen, denn je. Sie verharmlosten den Tod und stellten den Verlust des Lebens als Triumph dar.
Jetzt, wo er betrunken mit dem Rücken gegen die Kühlschranktür lehnte und auf dem Küchenboden kauerte, waren sie weniger präsent, schwieriger wahrzunehmen. Dennoch schien die Leichtsinnigkeit, die der Alkohol aufrief, die Kluft zwischen Leben und Tod unheimlich dünn erscheinen zu lassen.
Er richtete seinen Blick zurück auf die Weinflasche. Das Glas glänzte im Licht der Deckenlampe, dahinter klebte die dünne, zurückgebliebene Schicht der roten Flüssigkeit. Hatte er diese Farbe nicht schon einmal vor kurzem gesehen?
Er dachte angestrengt nach, doch seine Konzentration schwankte wie ein Boot auf hoher See.
Ach, genau. Der Blutfleck auf der Musikbox. Zumindest vermutete er, dass es Blut war. Natürlich hätte er damals auch das rotfärbige Alkoholgetränk aus Versehen umgeschüttet haben können. Allerdings fand er erstere Option logischer.
Nichtsdestotrotz kam er nicht um die Theorie herum, die ihm daraufhin durch den Kopf blitzte. Was wenn es ein Hinweis war? Schließlich hatte er die Box mit alle Kraft zerlegt, um eine Antwort zu finden und eventuell war es der rote Fleck.
Er konnte durch den Alkohol kaum klar denken, doch vielleicht war es eben das, das ihn auf diese Idee brachte.
Er musste den Wein teilen, mit Jack. Er musste mit ihm reden, sich mit ihm auseinandersetzen, und dadurch seine Schwachstellen kennenlernen, um ihn wieder zurück in die Box verbannen zu können.
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