19. ich liebe dich, allison
DIE LICHTUNG ⸺ »Was? Ist das jetzt einfach so beschlossen für euch?«, wollte die ehemalige angehende Ärztin wissen, welche hier eigentlich in der Versammlungshütte nichts zu suchen hatte und blickte jeden einzelnen Hüter fragend an, einschließlich Alby und seinen Stellvertreter. »Habt ihr nie darüber nachgedacht, dass es auch eine andere Lösung gibt? Ich hab nämlich eine, aber ich bräuchte⸺«, fügte sie hinzu, war sehr überrascht, dass ihr doch tatsächlich aufmerksam zugehört wurde. Bis zu dem Moment, als sie von dem Anführer unterbrochen wurde.
»Nein. Er wird verbannt. Und damit ist die Versammlung beendet«, waren seine letzten Worte und für ihn war das Thema bereits abgeschlossen, doch für sie nicht. Allison wollte helfen. Um seine Entscheidung nocheinmal zu verdeutlichen schüttelte er bestimmend mit seinem Kopf. Sie wollte eigentlich weiter diskutieren, aber Newt legte seine Hand beschwichtigend auf ihre Schulter und schaute sie so liebevoll bittend an, dass sie vergaß, was sie sagen wollte.
Sie erkannte ein trauriges Lächeln auf seinen schmalen Lippen. »Lass es gut sein. Du kannst nicht mit ihm reden. Er ist genauso ein Sturkopf wie du. Akzeptiere es einfach, Alli. Das ist leichter, als sich Hoffnungen zu machen«, meinte er und versuchte ihr andererseits auch klar zu machen, dass Ben jetzt zum Labyrinth gehörte und es keinen anderen Ausweg in den Augen von Alby gab. »Das ist doch wohl ein Witz!«, murrte sie und stieß die Hand von ihm weg, bevor sie die Holzhütte verließ.
Dann mache ich das einfach alleine, entschied sie in ihren Gedanken. Immerhin hörte keiner auf sie und dabei wollte sie doch nur helfen. Irgendwie musste sie versuchen das Heilmittel herzustellen und gleichzeitig auch die Verbannung hinzuhalten. Nur sie konnte sich schlecht an beiden Orten gleichzeitig befinden. Sie brauchte dringend Unterstützung und es kam der Brünetten gerade Recht, dass sowohl ihre Schwester als auch ihre Freundin in der Nähe der Versammlungshütte auf das Urteil gewartet hatten.
Sie lief schnurstracks auf die zwei zu, doch bevor einer von ihnen fragen konnte, was nun mit dem Läufer passieren würde, hatte Allison schon begonnen zu reden. »Thalia. Emma. Ihr müsst versuchen die Verbannung zu verhindern. Ich hab eine Lösung gefunden ihm zu helfen«, teilte sie den beiden mit und rannte dann auch schon hinüber zur Sani Hütte, hatte keine Zeit genaueres zu erklären.
Das Gegenmittel hatte jetzt erstmal Vorrang. Sie hoffte sehr, dass sie es noch rechtzeitig herstellen konnte. Denn komischerweise hatte sie diese Formel dazu in ihrem Kopf abgespeichert, was vielleicht daran lag, dass sie selbst einmal zu ANGST gehört hatte. Glücklicherweise befanden sich alle Zutaten, welche sie brauchte in der Hütte und das verwunderte sie ein wenig.
Die meisten wurden nur vereinzelt für die Salben benutzt und nie zusammen als eine Kombination. Am Ende hatte sie eine blaue Flüssigkeit in der grauen Schale und füllte diese in eine kleine Spritze, die sie von den Schöpfern bekommen hatten. Die ehemalige angehende Ärztin machte sich augenscheinlich auf den Weg zu den Toren des Labyrinths, welche sich bald schließen würden. Doch leider musste Allison feststellen, dass sie zu lange gebraucht hatte, um das Gegenmittel für den Grieverstich zu entwickeln.
Sie erkannte es an den entschuldigenden Blicken der Mädchen, welche auf sie zu gingen und an der erdrückende Stimmung in der Luft. Auch anhand Minhos gläsernen Augen, die er angestrengt versuchte zu verbergen und umklammerte mit seinen Händen krampfhaft den Holzstab in seiner Hand, sodass die Adern deutlich zu erkennen waren. »Alli, es tut mir leid, aber wir haben es versucht. Länger hätten wir die Verbannung nicht aufhalten können«, sprach Thalia als erstes und wandte ihren Blick nach hinten zu den Jungs, die alle solch einen dünnen, langen Holzstock in den Händen hielten.
Die Brünette schüttelte widerwillig ihren Kopf, wollte nicht wahrhaben, dass Ben jetzt tatsächlich hinter den großen Betonmauern war. Bei den Grievern. Unbewusst glitt ihr die Spritze aus der Hand und fiel auf den bewachsenen Grasboden und im selben Moment wollte Emma nach ihrer Hand greifen. Ihr das Gefühl geben, dass sie nicht alleine war, aber die ehemalige angehende Ärztin war schneller und rannte nicht wissend, was sie hätte sonst tun sollen einfach in den Wald.
Irgendwann blieb sie schließlich in mitten der vielen Bäume stehen und sag einer ihrer Tränen beim fallen zu, die unerlaubt ihr Auge verlassen hatte. Dabei wollte sie nicht weinen. Obwohl sie alleine war und niemand sie so verletzlich sah. Trotzdem fiel ihr das schwer, denn sie wollte keine Schwäche zeigen, zerbrechlich wirken, wenn sie weinte. Anderen eine Chance geben sie zu verletzen.
»Allison, es nicht schlimm Tränen zu vergießen. Du bist nicht schwach, nur weil dein Herz mehr fühlt, als es ertragen kann. Im Gegenteil, Liebes. Es macht dich jedesmal stärker«, erinnerte sie sich an einen Satz, denn ihre Mutter immer sagte, wenn sie traurig war. Ein schwaches Lächeln bildete sich in ihrem Gesicht und brachte sie bei den Gedanken noch mehr zum weinen. »Mädchen?«, vernahm sie die Stimme von Gally, welchen sie überhaupt nicht in ihrer Nähe haben wollte.
Besonders nicht so, wenn sie verletzlich wirkte, weil sie wiedereinmal etwas nicht verhindern konnte.
Und das hasste sie!
Mit vorsichtigen Schritten lief er ihr langsam entgegen und schloss zögerlich seine Arme von hinten um ihren unteren Bauch, ehe ihre Kraft nachließ und gemeinsam mit dem Baumeister auf den Boden hinunter glitt. Beruhigend strich er mit seiner großen Hand über ihren Kopf, während er sie mit der anderen festhielt und näher an seinen warmen Körper zog. »Ich bin hier, Mädchen. Es ist alles okay«, murmelte er in ihren Haaransatz und ihr einen sanften Kuss auf den Kopf, war von seiner Handlung selbst überrascht.
Er bemerkte recht schnell, dass sie durch seine gleichmäßigen Berührungen eingeschlafen war, weswegen er schmunzeln musste und versuchte mit ihr in den Armen aufzustehen. Mit dem schwachen Licht der Sterne, die durch die Baumkronen schienen, brachte er sie wieder zurück auf die Lichtung. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass es Dunkel geworden war.
Gally ging immernoch davon aus, nachdem er Allison zu ihrer gemeinsamen Hütte getragen hatte, dass sie tief und fest schläft, als er sich vorsichtig neben ihr auf die Matratze legte. Dabei war sie wachgeworden und bemerkte natürlich wie neben ihr diese unter seinem Gewicht sank. Glücklicherweise konnte der Dunkelblonde Junge nicht sehen, ob ihre Augen geöffnet oder geschlossen waren, weil sie mit dem Rücken zu ihm gedreht war.
Er schlang einen Arm um ihren wunderschönen Körper und zog sie ein Stückchen näher an seinen eigenen. Schnell schloss sie ihre Augen, damit es wirklich so aussah, als würde sie weiterhin schlafen. Kurz darauf spürte sie seine große Hand, welche einige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht strich. Er konnte es nicht glauben.
Sie hatte es geschafft.
Allison hatte den gefühllosen Baumeister doch tatsächlich um den Finger gewickelt mit ihrem Scharm. Und das fand er komischerweise nicht einmal schlimm. Nein. Im Gegenteil. Er war sogar irgendwie dankbar dafür, dass jemand seine harte Schale knacken konnte und etwas anderes in ihm gesehen hatte, als er Tag für Tag den anderen Lichtern zeigte. »Ich liebe dich, Allison. Meine Alli«, flüsterte er leise, war fest davon überzeugt, dass sie es nicht mitbekam.
Doch das tat sie.
Aber woher sollte der Dunkelblonde Junge auch wissen, dass sie jedes einzelne Wort genau gehört hatte?
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