04. chance zu gewinnen
DIE LICHTUNG ⸺ Sicherheitshalber hatte Chuck das Braunhaarige Mädchen mit zur Küche gezogen. Zu einem, weil es bald Abendessen gab und zum anderen, damit die beiden sich nicht gegenseitig die Augen auskratzen konnten. »Was hat dieser Strunk von Baumeister eigentlich für ein Problem?«, fragte sie und stocherte wie wild in ihrem Essen herum, als würde sie sich wortwörtlich vorstellen er wäre es höchstpersönlich.
Ihr Blick glitt einmal zu den anderen anwesenden am Tisch. Darunter Newt, der sich mittlerweile nicht mehr mit dem Anführer stritt, der Lockenkopf und noch zwei weitere Jungs. Von denen der eine der Hüter der Hackenhauer Zart war und der andere hieß Winston. Er war der Hüter von den Schlitzern.
Beide machten einen sympathischen Eindruck auf sie und strahlten eine positive Energie aus. »Weißt du, Gally hat es nicht so mit Veränderungen und du bist sogar eine riesen große für ihn. Das erste Mädchen nach drei Klonk Jahren«, antwortete der stellvertretende Anführer und nahm einen Schluck von seinem Wasser.
Sie schenkte ihre Aufmerksamkeit voll und ganz ihrem Essen, welches sie vorwurfsvoll an starrte. Der gesamte Tisch verfiel ins Schweigen und jeder ging seinen Gedanken nach.
Vielleicht sollte ich einfach mit ihm noch mal reden, aber andererseits wollte ich mir seine Stimmungsschwankungen kein zweites mal antun, dachte sie.
Der Blondschopf neben ihr erhob sich von seinem Platz, nachdem er noch schnell sein Glas ausgetrunken hatte und griff nach dem leeren Teller. »Ich werde Alby und den anderen helfen gehen. Chuck, passt du weiterhin auf unser Frischling auf?«, meinte er und wandte sich zum Schluss an den eben angesprochenen.
Dieser nickte nur stumm und schob sich noch etwas von dem ⸺ anscheinend leckerem ⸺ Gemüse in den Mund. Auch Winston und Zart verabschiedeten sich nach kurzer Zeit von dem jüngeren und der Brünetten, ließen die zwei alleine zurück am Tisch.
»Wir sehen uns dann später«, mampfte Chuck. Während sie immer noch in ihrem Essen ⸺ nicht mehr so wild wie vorher ⸺ herum stocherte, war er schon fast mit seinem fertig. Neugierig schaute sie sich in der Holzhütte um und blieb bei zwei ozeanblauen Augen hängen, die ebenfalls in ihre Richtung starrten. Aber eher grimmig als freundlich.
Gally, schoss es ihr gleich druch den Kopf. Diese im Licht leuchtenden Augen würde sie wahrscheinlich überall erkennen. Vor allem, wenn er den unfreundlichen Blick drauf hatte. Doch nach längerem bemerkte er, dass sie zu ihm schaute und wandte sich sofort den anderen Jungs an seinem Tisch zu.
Er tat erneut so als wäre nichts und ließ sie deutlich spüren, dass er sie nicht hier haben wollte. Sie drehte ihren Kopf von ihm weg und stützte sich mit ihren Armen auf den Tisch ab. »Isst du das noch, oder kann ich das essen?«, wollte Chuck wissen und deutete auf ihren noch befüllten Teller.
»Ja du kannst es haben. Ich hab nämlich nicht so einen Hunger, weißt du«. Freudig nahm er den vollen Teller zu sich und begann gleich sofort zu essen, worauf sich ein leichtes Schmunzeln auf ihre Lippen schlich. »Das verstehe ich. Für dich ist das ganze noch alles neu, aber so ging es jedem an seinem ersten Tag«, mampfte er mit vollem Mund.
»Übrigens«, fing er an, nachdem er aufgekaut hatte. »Heute findet das monatliche Lagerfeuer statt zu ehren des neuen Frischlings und das bist du«, verkündete er und ließ es als erstes besonderes wirken. »Aber Pass auf die Baumeister auf, die versuchen jedem Gally's Gebräu an zudrehen«, fügte er schnell hinzu.
⸺❀⸺
Es herrschte eine angenehme Atmosphäre beim heutigen Lagerfeuer. Viele Lichter hielten einen Glasbecher gefüllt mit einer gelben, schimmernden Flüssigkeit in der Hand. War das etwas das Gebräu von dem Baumeister? Das Braunhaarige Mädchen, welches sich noch nicht ab ihrem Namen erinnert hatte, saß neben dem stellvertretenden Anführer, der jetzt ihren Aufpasser spielen durfte.
Chuck mochte die Lagerfeuer zwar, aber er war nun mal der jüngste von allen und musste dementsprechend auch früher schlafen gehen. »Nebenbei bemerkt hat sich Gally netterweise angeboten, dass du fürs erste in seiner Hütte schlafen kannst bis du eine eigene hast«, sagte er und nahm einen Schluck von seinem Becher, in dem ebenfalls diese Flüssigkeit gefüllt war.
Sie drehte sich zu ihm um und hob eine ihrer Augenbrauen. »Gally und nett?«, wiederholte sie seine Worte, nur um sicherzugehen, dass sie ihn auch richtig verstanden hatte. »Wenn ich eines auf der Lichtung schon gelernt habe, dann das, dass er alles andere als nett ist«, meinte sie und musste leicht lächeln.
Auch auf seinen Lippen schlich sich ein kleines Lächeln. Eine kleine Gruppe von Jungs zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich, die in einem Kreis herum standen und jemanden anfeuerten. Newt folgten kurz darauf ihrem Blick.
»Oh, das ist wegen Gally. Er fordert jeden auf mit ihm zu kämpfen«, erklärte er. »Habe ich eine Chance zu gewinnen?«, wollte sie neugierig wissen, würde gerne einmal gegen den Baumeister antreten, um ihm zu zeigen, dass sie keine negative Veränderung für ihn war.
»Nah, ich glaube nicht. Er hat bis jetzt jeden geschlagen und das wortwörtlich«, erwiderte er ehrlich und war so ziemlich sicher, dass sie verlierte. Sie war froh über seine Ehrlichkeit, aber trotzdem wollte sie es versuchen. »Finden wir doch heraus, ob er unbesiegbar ist«, waren ihre letzten Worte zu dem blonden Jungen, bevor sie aufstand und geradewegs auf die kleine Menge zu lief.
Im selben Moment besiegte Gally seinen Gegner. Selbstsicher drängte sie sich an zwei Jungs vorbei und stand nun in mitten eines umrandeten Kreises, wodurch eine abrupte Stille entstand. »Ich würde gerne mal gegen dich kämpfen«, sagte sie genauso selbstbewusst, wie ihr Auftritt war. Der angesprochene drehte sich zu ihr um und musterte sie zuerst gründlich von unten bis oben.
»Ich kämpfe nicht gegen ein Mädchen. Du bist kein Gegner für mich«. Er bekam einige Lacher von den Zuschauern.
»Angst zu verlieren?«, neckte sie ihn.
»Nein, aber heule nicht rum, weil du am Boden liegst, Mädchen. Die Regeln sind leicht: versuche mich einfach aus dem Ring zu werfen«, murrte er und stellte sich in Kampfposition vor ihr auf, was sie ihm gleich tat. Sie verdrehte nur ihre Augen. »Ich denke nicht, dass das in deiner Gegenwart passieren wird, lieber Gally«.
Nachdem sie ihren Satz beendet hatte, versuchte er sie auch gleich schon anzugreifen, doch sie wich ihm gekonnt aus, sodass er ins leere traf. Anfängerglück, dachte er sich darauf. Ein kaum hörbares Schnaufen kam von dem dunkelblonden Jungen, hatte nicht damit gerechnet, dass es schwieriger war ein Mädchen zu besiegen anstatt einen der Jungs hier.
Erneut griff er sie an und zum zweiten mal duckte sie sich unter seinem Arm hindurch, gab ihm diesmal einen kleinen Schubs nach vorne, wodurch er ins schwanken kam und drohte mit dem Boden zu kollidieren. Doch gleichzeitig schlang er überraschenderweise seine eine Hand um ihr Handgelenk und zog sie mit sich.
Erschrocken keuchte sie auf und musste ihren schnellen Atem Unterkontrolle bringen, war sichtlich verwundert, dass sie nun unter ihm lag.
Er stützte sich mit seinen Armen neben ihren Kopf ab und blickte leicht grinsend auf sie herab. Im Augenwinkel sah sie die umrandete Linie des Kreises und mit einer geschickten Handbewegung stieß sie ihn zur Seite, sodass er mit einer Hälfte außerhalb des Rings war.
Etwas erschöpft von dem kleinen und Recht kurzen Kampf, stand sie auf. Der Baumeister raffte sich auf und konnte nicht glauben, dass er gerade eiskalt gegen ein Mädchen verloren hatte. Dabei war er sich so sicher, dass er gewinnen würde.
»Gut gekämpft, Mädchen«, sagte er gleichgültig und drehte sich ohne ihr noch eines Blickes zu würdigen um, verließ die Menge von Lichtern. Perplex über seinen plötzlichen Abgang blieb sie alleine im Kreis stehen und sah ihm nach, während sie von den anderen gefeiert wurde.
War er sauer, weil er verloren hatte
Gegen ein Mädchen?
Als die Brünette darüber nachdachte, wurde sie von dem Hüter der Läufer genau unter die Lupe genommen, der heute noch keine richtige Chance dazu hatte das erste und einzige Mädchen auf der Lichtung zu betrachten. Er war stark überrascht, dass sie Gally besiegt hatte.
-ˏˋ authors note ˎˊ- Ich bedanke mich herzlichst für die lieben Kommentare, Votes und Reads meiner maze runner fanfiction!
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