𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝗜.
꧁𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝗜.꧂
Unter Stress versuchte ich mit meinem Ellenbogen die Tür zur Kinderstube zu schließen. Es stellte sich nur schwieriger als gedacht heraus, da ich auf dem einem Arm die kleine Beta Zoja hielt und auf dem anderen einen Ball balancierte, der für ihren Zwillingsbruder Kiran bestimmt war. Als die Tür nun hinter mir endlich ins Schloss viel, richtete ich Zoja auf meinem Arm, damit ich sie besser tragen konnte. Sie schlief schon eine beachtliche Stunde vor sich hin, während die anderen Kinder mit Juna zum See gegangen waren. Nachdem ich mit Zoja allein in der Kinderstube geblieben war, wurde mir langweilig und somit entschloss ich kurzerhand ihnen doch zum See zu folgen.
Der Wind fuhr eisig über unsere Köpfe hinweg und färbte unsere Wangen rosig. Den Winter hier zu überstehen ist eine wahre Kunst und jedes Jahr forderte er tote ein. Für uns Omegas war er am gefährlichsten, da wir schneller krank wurden als die anderen. Wir sind in der Anfangszeit des Winters und da konnte man noch ohne bedenken aus dem Hause spazieren, aber wenn es auf den Januar oder Februar zuging, sollte sich jeder in den Häusern verstecken, egal welchen Rang er im Rudel haben sollte.
Diese zwei Monate waren unausstehlich für mich, da ich es bis auf die Pest hasste eingesperrt zu sein.
Als ein weiterer Windstoß unsere Haare verwehte, zog ich die kleine Zoja näher zu mich ran und stapfte tapfer weiter den Weg runter zum See.
Als ich unten ankam, hörte ich sofort das kichern und kreischen der Kinder. Davon wurde anscheinend auch die kleine Zoja wach und rieb sich nun über ihre müden Augen.
Juna meine Erziehmutter und Mentorin roch anscheinend meine Anwesenheit und drehte sich zu mir um, lächelnd wank ich ihr zu und setzte die quengelnde Zoja auf den Boden ab. Schnell lief sie ohne ein weiteres Wort zu den anderen Wölfen. Eigentlich wollte ich zu Juna laufen, aber ein kleiner Beta kam mir zuvor und zog die arme Juna einfach mit ins Getümmel der Kinder. Schmunzelnd zog ich meine Hände in die Taschen meiner Jacke und schlurfte zu einer Tanne, wo ich einen guten Überblick über die kleinen Wölfe hatte.
Als meine Eltern starben wurde Juna zu meiner einzigen Bezugsperson. Ich hatte niemanden sonst. Ich wurde gemobbt dafür das ich ein Omega und schwächer als andere bin. Heute mobbte mich niemand mehr, aber das lag eher daran, dass die anderen mit der Zeit auch älter wurden und andere Interessen verfolgten. Sie konnten ihre Ausbildung zum Krieger oder Heiler machen, was mich jedes Mal aufs Neue neidisch machte. Da ich kein Beta sondern ein Omega bin, muss ich Hüter werden, da ein Krieger für schwache Omegas nichts ist und für einen Heiler muss man Wissen verfügen, was einem Omega nicht zusteht.
Es ist zum Haare raufen, ich verstehe es einfach nicht das Omegas wie der Dreck unter den Schuhsohlen behandelt wurden und leider immer noch werden.
Eigentlich sollte ich mich aber nicht beschweren, da in anderen Rudeln, wie das Ost oder Süd Rudel, sie noch schlechter behandelt werden.
Es gibt vier verschiedene Rudel hier in Yukon Kanada. Zum einem das Nordrudel, welches mein Rudel ist. Dann das Westrudel, sie sind die freundlichsten unter uns allen - meistens zumindest. Mit dem Ostrudel sind wir seit Jahrhunderten im Streit. Über das Südrudel kann ich nicht viel sagen, da mein Rudel nicht viel mit denen zu tun hatte. Wenn aber einer auf das Revier des anderen Rudels kam, konnte dies schwere Folgen mit sich tragen. Welche wusste ich nicht aber sie machten mir Angst.
Aus diesem Grund hielt ich mich fern von den Grenzen.
Seufzend fuhr ich mir durch meine platinblonden Haare und beobachtete die kleinen Wölfe wie sie dem kleinen Kiran den Ball wegschnappten. Verloren stand der kleine da und sah zu, wie die anderen ihn auszulachen schienen. Tränen stiegen dem kleinen Kiran in seine blauen Augen und wand sich enttäuscht den anderen ab. Unbewusst biss ich mir auf meine Unterlippe, ich kannte dieses Gefühl und es war kein schönes. Wir haben im Nordrudel drei Omegas, Juna, ich und der kleine Kiran.
Als Kiran mich am Baum stehend erblickte, hellte sich sein Blick jedoch auf und lief auf seinen kleinen Beinen zu mir rüber. Lächelnd breitete ich meine Arme aus und keine Sekunde später hatte ich meinen liebsten in der Runde im Arm. „Seid wann bist du hier?" fragte mich der kleine Wirbelwind und sah mich mit großen Kulleraugen an. Beruhigend strich ich ihm durch sein rabenschwarzes Haar. „Noch nicht so lange" erwiderte ich und lehnte mich mit Kiran auf dem Arm wieder an die Tanne und sah in die Ferne. Kiran schmiegte sich an mich und schloss, wie eben noch seine Schwester, seine Augen.
Als ich nach ein paar Minuten Stimmen wahrnahm drehte ich meinen Kopf in Richtung Waldweg und sah keine Sekunde später die Patrouille die gerade Dienstschluss hatten. In einer Patrouille waren meistens immer fünf bis sechs Wölfe und waren in ihrer Wolfsgestalt. Unter ihnen erkannte ich meine beste Freundin Lillium – oder auch kurz genannt Lily. Lily ist die Enkelin von Juna und so durch entstand unsere Freundschaft. Durch meine Platinblonden Haaren oder meinen Geruch muss ich Lily wohl aufgefallen sein, den diese lief von den anderen weg und geradewegs zu mir. Ich lächelte ihren hellbraunen Wolf an als diese nun vor mir stand. Die golden leuchtenden Augen von Lily sahen mich schalkend an, ehe sie sich der Truhe neben mich wandte und ihre Klamotten aus dieser mit ihrem Maul in den Wald zog, um sich umzuziehen. Wir hatten überall diese Truhen, damit wir uns gleich umziehen konnten und nicht nackt rumlaufen mussten. Auch wenn Nacktheit kein Problem für uns darstellte, war die Kälte das Problem warum wir uns gleich umziehen sollten. Ich wartete also, während ich dem schlafendem Kiran durch die Haare fuhr und unbewusst ein Lied vor mir her summte. Als ich jedoch jemanden in der Patrouille erblickte, den ich eigentlich bewusst aus dem Weg ging, blieb mir die Spucke, für das weitere Summen im Halse stecken.
Titus.
Er war der zukünftige Alpha unseres Rudels und mit seiner unnahbaren Seite, brachte er die meisten Mädchen hier zum Kopfverdrehen und schneller klopfenden Herzen. Ich bin als männlicher Omega aus Natur aus Schwul und somit konnte ich es auch nicht verhindern, dass bei seinem Anblick auch mein Herz schneller anfing zu pochen. Jedoch wurde dies schlimmer, als ich vor einem halben Jahr an meinem achtzehnten Geburtstag erfuhren habe, dass niemand anderes als Titus mein Gefährte sein solle. Was hat sich die Mondgöttin hierbei nur gedacht...
Als ich an meinem Geburtstag diesen Geruch in meiner Nase hatte, der nach Wildblumen und Kamille roch, verfolgte ich diesen und kam am Trainingsplatz an. Titus war dort alleine und trainierte. Er bewegte sich elegant und
majestätisch wenn er kämpfte. Wenn es ums kämpfen ging, war Titus mit vollem Herzen bei der Sache und niemand konnte unseren baldigen Alpha in solchen Momenten aus der Konzentration bringen.
Und genau ab diesem Moment wusste ich das er es sein musste.
Nur wie sollte ein Omega mit einem Alpha zusammen ein Rudel leiten, dass gab es in der Geschichte noch nie... sie würden mich niemals an der Seite des Alphas akzeptieren. Zudem habe ich so gut wie noch nie ein Wort mit Titus gewechselt.
Das ist doch schon jetzt zum Scheitern verurteilt.
Aus meinen Gedanken riss mich die Stimme meiner besten Freundin die nun angezogen neben mir stand. Ihre blonden Haare standen dafür gefühlt in jede Richtung und trotzdem war sie eine Naturschönheit. Wandte aber wieder meinen Kopf zu Titus rüber. „Vom anstarren wird er es auch nicht bemerken" Ich riss meinen Blick von Titus weg und ließ meinen Kopf zu ihr schwenken. „Als ob ich das nicht wüsste" fauchte ich, was sie allerdings mit einem Augenrollen abtat. Ich seufzte und gab ihr einen kurzen entschuldigenden Blick, sie konnte ja auch nichts dafür, dass die Mondgöttin sich eins ins Fäustchen lachte und mich hier unten quälte.
Was die ganze Sache schwieriger machte, war die Tatsache, dass Titus morgen Nacht in seinen einundzwanzigsten Geburtstag reinfeiert und somit seinen Mate aufspüren wird.
Diese Tatsache macht Scheißangst!
„Lily ich werde morgen nicht überstehen, sie werden mich alle hassen" Meine beste Freundin wusste ganz genau wie verzweifelt ich war, es hatte schon lang gebraucht es ihr überhaupt zu erzählen. Als ich dies dann tat, brach ich in Tränen aus die sie damals von meinen Wangen strich.
Mein Rudel wird mich niemals akzeptieren und selbst wenn... dann würde ich die Luna des Rudels werden und diese Vorstellung ist schlimmer als die erste.
Dies würde heißen, dass ich mit Titus den Bund eingehen würde und mit ihm an seiner Seite ein Rudel leiten würde.
Lily sah mich von der Seite her mitleidig an „Du wirst es morgen nicht ändern können, er wird es bemerken und dann sehen wir weiter"
Ja... sie hast leicht reden, sie würde ihn erst in zwei Jahren finden. Genau dieses wollte ich darauf erwidern, doch da kam mir Juna schon zuvor. Sie begrüßte ihre Enkelin mit einem Kuss auf die Wange und gab mir Bescheid das es wohl nun wieder an der Zeit wäre in die Kinderstube zurückzukehren, damit die Eltern ihre jungen abholen könnten.
Also verstärkte ich den Griff um Kiran, der immer noch vor sich her schlummerte. Mit einem letzten Blick zu Titus der gerade einem Beta zurecht schnauzte, wollte ich losstapfen. Doch dann ließ genau dieser seinen Blick zu mir schweifen. Mein Herz fing sofort an vor Freude zu schlagen. Titus wirkte kurz irritiert und runzelte seine Stirn, ehe er den Blickkontakt abbrach und sich wieder an den Beta - der zitternd vor ihm stand - zuwandte.
Enttäuscht und gleichzeitig heilfroh atmete ich die angestaute Luft aus und setzte mich schlussendlich wieder in Bewegung.
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