𝟯𝟳 | Wärme
standardsprachlich
Substantiv, f.
1. Zustand des Warmseins
2. Herzens-, Gefühlswärme, Warmherzigkeit, Herzlichkeit
「✿」
Yuta sah ihn einen Moment irritiert an, nachdem Taeils Lippen die seinen gerade mal eine Millisekunde berührt hatten. Ganz kurz und schnell, wie ein einfacher Kuss auf die Wange. Ganz kurz und schnell, so kurz und schnell, dass Flash sicherlich dumm geguckt hätte, wenn er das gesehen hätte. Was Barry Allen wohl jetzt gemacht hätte? Bestimmt wäre er in der Zeit zurückgereist und hätte den Kuss absolut perfekt gemacht. Oh, was Taeil jetzt geben würde, um Flash zu sein. Aber er war nicht Flash, er war Moon Taeil, und Moon Taeil hatte in seinem Leben verdammt nochmal nie gelernt, wie man jemanden küsste.
» Du stellst dich für 18 Jahre echt blöd an, weißt du das? «, seufzte Yuta und legte eine Hand an Taeils Wange, bevor er ihre Lippen aneinander führte und zu einem weiteren Kuss ansetzte. Verwirrt, wie er war, wusste Taeil nicht, was er tun sollte. Bestimmt saß er erstmal eine Weile verdutzt da, bevor er versuchte, sich zu entspannen, und die Augen schloss. Dabei bemühte er sich, die sanften Bewegungen, die der Größere ausführte, zu imitieren.
Wie Fliegen, fiel es Taeil wieder ein, während Yutas Lippen so behutsam über seine strichen, dass er das Gefühl bekam, er bestünde aus fragilem Eis, das in dessen angenehmer Hitze nur so dahinschmolz. Plötzlich fühlte er sich ganz schwerelos, denn alle Sorgen entrissen sich den Naturgesetzen und verloren jegliches Gewicht, glitten nur still durch das kalte Universum und verschwanden in der Dunkelheit, während Taeil sich von der Wärme dieses strahlenden Sonnenscheins verwöhnen ließ.
Sein Herz reagierte schon kurz darauf mit einem aufgeregten Aussetzer, bevor es wieder begann, wie verrückt in seiner Brust zu hämmern. Yuta war neu und aufregend, faszinierte ihn mit seiner Einzigartigkeit und fesselte ihn in diesem Moment mit seinen unglaublich zarten Lippen, die nicht einmal auf den Gedanken kamen, sich von ihm zu lösen.
Falls Taeil jemals Anstand besessen hatte, war der ihm gerade abhandengekommen, denn alles, an was er gerade denken konnte, war Yuta, von dem er sich lange genug sicher gewesen war, ihn zu hassen. Aber hassen war ein starkes Wort. Er hatte Yuta nie gehasst und jetzt tat er das schon gar nicht.
Taeil fand es schade, als Yuta sich von ihm löste, traute sich allerdings nicht, nachzurücken und ihn ein weiteres Mal zu küssen, auch wenn er das Gefühl bereits jetzt vermisste.
Nur das Plätschern des Wassers war zu hören, während sie einander aus verwunderten Augen musterten.
Irgendwann ergriff Taeil doch das Wort: » Du hast mich geküsst. «
» Was soll das denn heißen? Du hast doch angefangen! «
» Und du hast weitergemacht! «
» Aber ─ «
» Ich bin der Erwachsene, plus, ich habe Geburtstag, also ich habe Recht! «
» Achso, also wenn du jetzt jemanden ermordest ─ «
» Wirf das nicht mit Mord durcheinander, Miststück! «
» Selber, Miststück! «
Einen Moment hielten sie inne.
» ... Machst du's bitte nochmal? «, kam es zögerlich aus Taeil, als wäre das Ganze nicht schon peinlich genug.
» Was für eine Frage «, erwiderte Yuta, bevor er sich ein weiteres Mal vorlehnte und ihre Lippen miteinander verband ─ und natürlich konnte Taeil nicht anders, als sich ihm ergeben entgegenzulehnen.
Dieser Junge begeisterte ihn auf so vielen Ebenen und zeigte ihm diese neue Welt, die Taeil schon immer so fremd gewesen war. Obwohl er wusste, was für Gefahren dort lauerten, hatte ihn seine Neugier immer wieder zu ihr hingezogen.
Verflucht, er hätte nicht gedacht, dass er dieses Gefühl so sehr lieben würde. Einfach mal das zu machen, worauf er Lust hatte, nicht das, was Yoona oder Sicheng für richtig hielten. Immerzu ließ er sich von anderen führen, warum nicht darüber hinaus sehen und einmal eigene Entscheidungen treffen? Mal jemanden küssen und ein bisschen Unsinn machen? Immerhin hatte Taeil ewig darauf gewartet, und ewig konnte gar nicht ausdrücken, wie lang sich diese Zeitspanne angefühlt hat.
» Du machst das gut, Dummkopf «, unterbrach er sie kurz, weshalb Taeil schnell noch mehr Hitze in seinen Wangen spürte. » Zumindest besser als der Erste. «
» Ich hatte Panik, okay? «
Yuta ließ seinen Daumen behutsam über Taeils Wange streichen. » Wir sollten gehen, meinst du nicht, Hyung? Die Leute gucken schon. «
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Absolut ausgelaugt lehnte sich Taeil an Yutas Schulter und sah abwesend aus dem Fenster, während sie mit der U-Bahn wieder zurückfuhren. Irgendetwas in ihm überschlug sich gerade die ganze Zeit und er wusste nicht, ob es vor Glück oder vor Angst war. Auf der einen Seite fühlte sich alles gerade so weich und flauschig an, zum Beispiel Yutas Hand, die ihm gerade durch die Haare strich oder die Art und Weise, wie er Taeil anlächelte, auf der anderen spürte er irgendwie etwas Unangenehmes auf sich zukommen. Und mit jedem Kilometer, den sie sich fortbewegten, schien es näher zu rücken und das bedrückende Stechen in seiner Brust zu verschlimmern.
» Ist alles okay? «, fragte Yuta nach einigen Minuten der Fahrt und besah den Kleineren. » Und wehe, du sagst jetzt, dir ist plötzlich eingefallen, dass du eigentlich hetero bist. «
Taeil lachte leise. » Nope. «
» Na dann? «
» Alles gut «, erwiderte er, auch wenn er spürte, dass Yuta ihm nicht glaubte.
Also kehrte wieder Ruhe ein. Okay, was hieß Ruhe? Die Gleise dröhnten und quietschten, die nächsten Haltestellen ertönten durch die Lautsprecher und zwei vielleicht vierzehnjährige Mädchen lachten über irgendetwas Unwichtiges, aber für Taeil fühlte es sich dennoch nach Ruhe an. Yuta fühlte sich nach Ruhe an.
» Weißt du «, begann er zögerlich, wobei er daran dachte, wie Yuta ihn liebend gerne aufgemuntert und vor anderen verteidigt hatte, » ich frage mich gerade ... wovor ich Angst hatte. Ich weiß doch, dass du immer gut auf mich aufpasst, Yuta. «
» Tue ich das? «, hakte der Größere belustigt nach, dabei schien er, sich eher an die Momente zu erinnern, in denen er Taeil gepiesackt und in blöde Situationen gebracht hatte. (Wie vor nicht einmal einer halben Stunde.)
» Manchmal. « Taeil dachte daran, wie Yuta ihn eben ins Wasser gestoßen hatte. » Selten, eigentlich. Aber ich schätze es dennoch. «
» Komm, sei still «, entgegnete er und verdrehte die Augen. » Ich verspreche dir, ich tue alles, damit dir nichts geschieht. Das kannst du auch deiner Eomma sagen. Ich beschütze dich. Auch vor bösen Wölfen. «
» Auch vor bösen Wölfen? «
» Auch vor bösen Wölfen. «
» Danke «, murmelte er amüsiert und schmunzelte in die Stille hinein. Yuta war so lieb. Ja, er war ein nervtötender Idiot, aber auch so verdammt lieb und witzig und süß. Wie hatte Taeil sich so lange davor verschließen können? » Also ... nicht nur dafür, auch für heute. Für alles, eigentlich. «
Als Antwort küsste er nur vorsichtig Taeils Wange, danach streichelte er weiter seinen Kopf. Sobald Yuta wegschaute, fasste Taeil mit den Fingerspitzen an die Stelle, die eben noch von Yutas Lippen berührt worden war, weil sie sich heiß und kribbelig anfühlte. So warm.
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