𝟮𝟭 | Freundschaft
standardsprachlich
Substantiv, m.
auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander
「✿」
»Es macht doch nichts, wenn ich kurz Hallo sage ─«, begann er und bewegte sich bereits auf Sichengs Tisch zu, jedoch hielt ihn Marks Hand an seinem Unterarm auf.
»Uh-uh«, tadelte er ihn und schleifte ihn zu einem Platz, der weit weg entfernt von ihm war, sodass Sicheng in einem toten Winkel lag und Taeil ihn nicht mal mehr beobachten konnte. Güte, er hatte jetzt schon seit gefühlten Ewigkeiten einen bestimmten Radius um Sicheng immerzu gemieden, weshalb Mark ihn immer wieder daran erinnern musste, dass er das auch weiterhin tun sollte.
»Aber ─«
»Kein Aber. Es war deine Entscheidung, also halt gefälligst durch«, seufzte er schon fast angestrengt und ließ seinen Blick durch die überfüllte Cafeteria schweifen, um Ausschau nach Doyoung zu halten. Ja, er wusste, dass er sich genug bei Doyoung ausgeheult hatte, Mark musste er sein Leid ja auch nicht übermäßig hinterherwerfen. Er hatte kein Recht, irgendwem jetzt unnötig Last anzuhängen. (Dass sie ihn nicht alle hassten, war ein wahrhaftiges Segen.) »Wir sind froh, dich öfter zu sehen, und du kannst nur deprimiert sein. So kommst du nie über ihn hinweg.«
»Kaykay«, machte Taeil beleidigt und ließ sich neben seinem so-was-wie-besten Freund nieder.
»Komm, wir gehen später zusammen Eis essen und ich kaufe dir ein ganz Großes, wenn du willst«, bot er an, woraufhin Taeil interessiert aufsah.
»Mit Sahne?«
»Mit Sahne.«
»Au Junge«, freute sich Taeil und spielte mit dem Gedanken, ob sie sich anschließend (hoffentlich mit Marks Budget) einen Film ansehen sollten.
»Das brauchst du jetzt echt«, klärte er gelassen. Dabei musste Taeil unwillkürlich an Yuta denken. Im Moment stand Letzterer an der Theke und bestellte sich irgendetwas, auf das er scheinbar eine ganze Weile warten musste.
Wenn Taeil ihn so sah, musste er zugeben, dass er irgendetwas wie ... Sehnsucht verspürte? Es war dieses Gefühl, wenn irgendetwas fehlte, irgendetwas in der Tagesroutine falsch war, irgendetwas einfach nicht stimmte. Fing er etwa an, Yuta ebenfalls zu vermissen?
Angewidert von sich selbst wollte er den Blick wieder zu Mark wenden, der gerade Doyoung begrüßte, konnte es sich allerdings nicht verkneifen, nochmal einen prüfenden Blick zum verhassten Japaner zu werfen. Neues Shirt? Aquamarin stand ihm. Taeil fragte sich, ob es auch nach ihm duftete. Abwesend sah er Yuta nach, der sich gerade zurück auf seinen ursprünglichen Platz neben Sicheng zubewegte und somit aus seinem Blickfeld verschwand.
Verunsichert biss er sich auf die Unterlippe. Warum denke ich so viel an dich, Nakamoto? Anschließend richtete er seine Konzentration wieder auf seine Freunde, wobei ihn Mark überrascht anstarrte. Seltsam.
»Was ist?«, stellte Taeil ihm demnach verwirrt entgegen.
»Du hast Nakamoto abgecheckt.«
Taeil brauchte einen Moment, um zu reagieren. »W-Wie kommst du darauf?«, fragte er hastig und betonte Mark, leiser zu sein. Das war ja mal das Absurdeste, das er je gehört hatte.
»Doch, ich hab's gesehen.«
»Niemals!«
»Oh bitte. Taeil, ich kenne dich«, behauptete er, die Augen verdrehend. »Du hast Nakamoto abgecheckt, einhundert Prozent.«
»Wer hat wen abgecheckt?«, fragte Doyoung und sah zwischen den beiden hin und her, weswegen Mark ─ als wäre es das Normalste der Welt ─ erwiderte: »Taeil hat Nakamoto abgecheckt.«
»Habe ich nicht, verdammte Scheiße!«
»Oh mein Gott, ich wusste, da läuft was«, behauptete Doyoung und runzelte enttäuscht die Stirn. »Zumindest ein Schritt von Sicheng weg.«
»Ich habe Yuta nicht abgecheckt!«
»Oh, vielleicht kommt Taeil über Sicheng hinweg, wenn er und Yuta ─«, begann Mark, wurde jedoch von einem hochroten Taeil unterbrochen.
»Ich habe ihn nicht abgecheckt, okay?!« Nie im Leben hatte er Interesse an jemand anderem, schon gar nicht an einem frechen Vollpfosten wie Yuta!
»Warte mal einen Moment«, murmelte Mark, dann erhob er seine Stimme und rief, sobald er Besagten zu Gesicht bekam: »Nakamoto! Ja, du! Komm mal her!«
»Was machst du denn?!«, brachte Taeil mit viel zu hoher Stimme hervor und schlug nervös nach Marks Schulter, allerdings stand keine 15 Sekunden später Yuta neben ihm und besah die drei neugierig.
»Hey Menschen ... und Taeil«, begrüßte er sie, woraufhin Taeil entnervt die Arme vor der Brust verschränkte. Er war jetzt nicht in der Lage, zu kontern, vor allem weil Mark ihn bei Yutas Spruch auch noch auslachte.
»Unser Taeil hier«, er klopfte ihm mit einem schadenfrohen Lächeln auf die Schulter, » will dir was sagen. «
»Ich weiß nicht, ob ich es hören will«, entgegnete Yuta und hob spielerisch beide Augenbrauen, bevor sich das aufgeregte Funkeln in seinen Augen nach Taeil ausrichtete.
»Komm, sag was«, befahl Mark und betrachtete ihn durchdringend, während Doyoung nur schmunzelnd ein plötzliches Losprusten zurückhielt. Was erwarten die denn jetzt?
»Du bist hässlich wie die Nacht«, sagte er stattdessen und sofort war alle Anspannung wie weggeblasen.
»Gut, dass ich ein Sonnenschein bin«, meinte Yuta und legte beide Hände an seine Wangen, dabei zeigte er ihnen sein strahlendes Lächeln. Gut, vielleicht hatte er durchaus ein nettes Lächeln, wenn man ihn aus einem ganz bestimmten Winkel zu einer ganz bestimmten Tageszeit betrachtete. Aber das war es auch!
»Nein, das, was Taeil eigentlich sagen wollte, war › Du siehst wirklich gut aus ‹«, behauptete er und zuckte mit den Augenbrauen, weshalb Taeil ihm unterm Tisch gegen das Schienbein trat. Trotz des Schmerzes schaffte der Größere es, nur ein fast unhörbares Schnauben von sich zu geben.
»Das wollte er sicher sagen. Jeder sagt das«, antwortete er und warf die schwarzen Haare zurück. »Aber ich würde es schon gerne von ihm persönlich hören.« Herausfordernd stemmte er die Hände in die Hüften und wartete geduldig darauf, dass Taeil seiner Bitte nachkam.
»Nur über meine Leiche«, gab er mit überheblich verzogener Miene zurück.
»Idiot«, fügte er dem nur grinsend hinzu und wuschelte Taeil durch die Haare, danach ging er endlich wieder zu seinem Tisch. Spätestens jetzt spürte er wieder etwas, zum Beispiel, dass sein Puls viel zu hoch war oder alles in ihm gerade förmlich ausrastete.
»Du stehst auf ihn. Warum datest du ihn nicht?«, stellte Mark infrage und deutete in Yutas Richtung.
»Ich stehe nicht auf ihn, hast du sie noch alle?«, setzte er ihm entgegen und dachte an all die vielen Male, die Yuta ihn gepiesackt hatte. Da war nichts, nichts abgesehen von diesem nie enden wollenden Hin und Her bestehend aus provokanten Sprüchen und nichtssagenden Neckereien. Nichts!
Nun lagen zwei irritierte Blicke auf ihm.
»Die letzten Monate hast du ständig irgendwas mit ihm unternommen, zumindest mögen wirst du ihn ja«, bestimmte Doyoung. »Auch wenn ich mir keineswegs erklären kann, wieso. Ich meine ... Yuta? Nicht gerade ─«
»Red nicht schlecht über seinen Crush«, mahnte Mark, woraufhin Taeil am liebsten den Tisch vor ihnen umgeworfen hätte.
»Ich habe keinen Crush! Und schon gar nicht auf Yuta!«, beteuerte er und begann, wild zu gestikulieren. »Ich kann ihn nicht einmal leiden! Und er mich auch nicht! Wir haben das nur für Sicheng gemacht, Ende!«
Nun meldete sich erneut Doyoung zu Wort: »Ihr hättet doch vor Sicheng einfach so tun können.«
»Und ihn belügen?«
»Wenn ihr euch wirklich hassen würdet, hättet ihr das sicher durchgezogen. Aber ihr hasst euch nicht. Eigentlich seid ihr euch gar nicht mal so unähnlich.«
»Wo sind ich und Yuta uns bitte ähnlich?«, fragte Taeil, denn ihm fielen nur haufenweise Gegensätze ein. Taeil war still und introvertiert, Yuta laut und extrovertiert. Taeil war intelligent und noch dazu taktvoll, Yuta war ... halt alles andere als das. Yuta war einfach Yuta und Taeil war einfach Taeil. Getrennt klang das auch viel schöner.
»Ihr seid stur, extrem ehrgeizig, arbeitet viel zu hart. Außerdem wollt ihr beide Sicheng.«
Aus der Sicht hatte Taeil das nie betrachtet. Yuta und ich sind beide ─ nein, allein dieser Satzanfang brachte ihn an seine Grenzen.
»Niemals!«, keifte er nun echt angefressen und zuckte ahnungslos mit den Schultern.
»Sag ich doch, stur«, betonte Doyoung und Mark nickte im Einklang ─ es war zum Verrücktwerden! Taeil und Yuta waren sich in keinerlei Hinsicht ähnlich und wenn ja, dann wollte Taeil diesen Ballast so früh wie möglich loswerden.
»Ich bin nicht stur und ich habe auch keine Ähnlichkeit mit Yuta!«, hielt er fest und warf ihnen beiden einen warnenden Blick zu, bevor er sich wieder zurücklehnte und versuchte, zu entspannen. »Gut, wenn das endlich geklärt ist.« Genervt schüttelte er den Kopf. »Menschen und Taeil sagt er. Ist doch selber irgendein ...«
»Ein was?«, wiederholte Doyoung.
Taeil überlegte scharf. »Ein ... keine Ahnung ...«
»Guck, er kann ihn nicht mal richtig beleidigen«, stichelte Mark, woraufhin die beiden in lautstarkes Gelächter verfielen ─ gut, was hieß lachen? Marks Sirene und Doyoungs Laute eines kaputten Toasters.
»Yuta, kommst du grad nochmal?«, rief Mark, weswegen Taeil gereizt nach ihm schlug, damit er endlich aufhörte.
»Ihr seid unmöglich!«
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