─ zehn.
𝐂𝐎𝐍𝐍𝐄𝐂𝐓𝐈𝐎𝐍
kapitel zehn; turnier
❞ Oh, ich werde dieses Mädchen umbringen. ❝
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Alea steht vor dem Spiegel und macht sich gerade ihre Haare, als sie ihre Schwester in der Spiegelung sieht. »Alles gut?«, fragt sie ihre Schwester, die sich ihre schwarze Jacke überzieht.
Mika nickt und ihre Blicke treffen sich. »Ja, alles gut«, erwidert sie und schenkt ihr ein Lächeln. »Bist du aufgeregt?«, fragt Alea weiter und dreht sich zu dem Mädchen mit den roten Haaren um.
»Ja«, schmunzelt Mika, was Alea lächeln lässt. »Du schaffst das«, muntert Alea sie auf. »Und wenn alles schief geht, schneidet Ostwind halt ein paar Grimassen.«
Mika lacht auf und die beiden fallen sich in die Arme. »Viel Glück«, murmelt Alea und streicht Mika über die Haare.
Die beiden lächeln sich an. »Machst du mir die Haare?«, fragt Mika, was Alea nicken lässt. »Klar« schmunzelt die Ältere und Mika setzt sich im Schneidersitz auf den Boden, so dass Alea auf dem Bett die Haare ihre Schwester machen kann.
Alea macht einen einfachen geflochtenen Zopf und nachdem sich auch Alea umgezogen hat, machen sie sie sich auf den Weg zu Ostwind.
Sam und Fanny sind bereits auf den Weg zum Gestüt Sassor, während Mika Alea auf Ostwind mitnimmt.
Das Turnier ist bereits in vollem Gange, als die beiden dort auftauchen. Während Mika Ostwind für das Turnier vorbereitet, schaut sich Alea um, und kann schnell feststellen, dass dieses Turnier eine ganz andere Liga ist als das auf Kaltenbach.
Im Augenwinkel sieht sie Michelle, was Alea die Augen verdrehen lässt. Und als sie auch noch mitbekommt, wie sie mit Sam flirtet, presst sie ihre Lippen aufeinander und macht sich wieder auf den Weg zu Mika.
Als Alea auf Mika zugeht, erkennt sie auch Fanny und ein Lächeln schleicht sich auf Aleas Lippen. Während Mika Probleme damit hat, Ostwind die Trense anzulegen, betrachtet sich Fanny in der Spiegelung ihres Tablets.
»Komm schon«, bittet Mika, doch Ostwind scheint total unglücklich. »Alles in Ordnung?«, fragt Alea, als sie bei den beiden ankommt.
»Nein«, murrt Mika. »Ostwind weigert sich die Trense anzuziehen.«
Mit zusammengepressten Lippen sieht Alea von Ostwind zu Mika. »Ich will nicht drängen, aber ihr seid gleich dran.«
»Alea hat recht«, meint Fanny. »Aber bevor es losgeht, hier noch mal, was ihr beachten müsst. Beginnt die Prüfung, sollte man locker und entspannt zum Startpunkt reiten und den Richtern freundlich zulächeln.«
Alea stellt sich neben Fanny und sieht ihre Schwester an, die alles tut, aber nicht lächeln. Und schon gar nicht freundlich. »Mika, freundliches Lächeln.«
Mika hebt ihre Mundwinkel an und Alea beißt sich auf ihre Unterlippe. »Das üben wir besser noch mal«, murmelt sie in Fannys Richtung, was Mika die Augen verdrehen lässt.
»Wir kommen jetzt in die Schlussphase des Dressurwettbewerbs und bitten die letzten drei Reiter und Reiterinnen sich fertig zu machen.«
Nachdem die Ansage durch die Lautsprecher kam, überreicht Fanny Mika ihren Hut, die es endlich geschafft hat, Ostwind die Trense anzulegen.
Zu dritt machen die sie sich, Mika auf Ostwind, auf den Weg zum Platz, wo das Turnier stattfinden würde.
»Also noch mal, bei X anhalten, dann eine Giraffe, dann ...« Fanny hält in ihrer Bewegung inne, als sie die Musik hört, die eigentlich für Mika bestimmt war.
»Also irgendwie kommt mir die Musik bekannt vor«, sagt auch Mika. Die drei Mädchen schauen der Reiterin, Charlotte, dabei zu, wie sie zu der Musik, die sie für Mika rausgesucht hatten, Dressur reitet.
»Oh, ich werde dieses Mädchen umbringen«, murmelt Alea und schüttelt den Kopf, in ihren Gedanken bereits ein Plan.
Fanny schüttelt verzweifelt den Kopf. »Okay, das war's. Aus und vorbei. Kommt, lasst uns abhauen.«
»Was? Nein!« Mika sieht ihre beste Freundin an, die schon bereit ist, zu gehen. »Mika, um die Heinis zu beeindrucken, musst du mindestens nackt auf Ostwind Ballett tanzen«, erwidert das Mädchen.
Stumm stimmt Alea Fanny zu. »Wir haben keine Chance«, fügt sie hinzu.
»Dann nutzen wir die.« Mika nickt entschlossen und steigt von Ostwind ab. Verwundert sehen Fanny und Alea sich an und dann wieder zu Mika. »Was machst du?«, fragt Alea ihre Schwester.
»Ich mach's auf meine Art«, erwidert Mika und fängt an Ostwind die Trense abzunehmen. Diese überreicht sie ihrer Schwester und nachdem Mika auch den Sattel entfernt und Fanny überreicht hat, verschwindet sie mit einem Lächeln.
Perplex sehen Fanny und Alea sich an. »Frag nicht«, murmelt Alea und schlägt nun eine ganz andere Richtung ein.
Die Trense hat sie irgendwo abgelegt und sich dann auf den Weg Richtung Publikum gemacht. Sam sitzt weiter vorne, und nach längerem Überlegen, setzt sich Alea in die hinterste Reihe und klatscht, als sie Mika den Platz betreten seiht.
»Und nun zu unserer nächsten Startnummer mit der Nummer vier. Sie tritt an für das Gestüt Kaltenbach. Bitte begrüßen Sie mit mir: Mika Schwarz auf Ostwind.«
Während Mika in die Mitte des Platzes reitet, geht ein Raunen durch die Menge und Sam schaut sich verwirrt um, als er den Blick von Alea auffängt, die steht und jubelt.
»Los, Mika!« Das Klatschen ihrer Schwester lässt ein Lächeln auf den Lippen der jüngeren erscheinen und Mika bleibt vor der Jury stehen und verbeugt sich.
»Dressur ohne Sattel und Trense? Das ist unmöglich. Ob das Reglement das vorsieht ...?«
Und dann geht die Musik los. Sam, der noch immer die Augen nicht von Alea nehmen kann, schlängelt sich durch das Publikum zu ihr durch.
Alea verstummt und hält in ihrer Bewegung inne, als sie Sam neben sich sieht. Sie schenkt ihm ein unsicheres Lächeln. Nach ihrem Liebesgeständnis vor ein paar Tagen sind die beiden sich aus dem Weg gegangen.
»Ich glaube ohne Sattel und Trense ist gegen die Regeln«, sagt Sam nach einer Weile.
Auf Aleas Lippen bildet sich ein Lächeln ab. »Du kennst Mika doch. Sie macht ihre eigenen.«
Die beiden sehen sich an und es scheint, als würde die Zeit stillstehen. Als würde es nur die beiden geben. So, wie sich Alea jetzt gerade fühlt, so hat sie sich schon einmal gefühlt. Und sie weiß aus Erfahrung, dass es das letzte Mal nicht gut geendet ist.
Und plötzlich klatschen alle um sie herum und die beiden Turteltauben schauen zu Mika runter, die gespannt auf das Ergebnis wartet.
Haben sie wirklich alles verpasst?
»Also das war ... Ich bin mir nicht sicher, was das war. Jury, Ihre Wertung bitte!«
Es wird wieder leise und alle schauen gebannt auf die Anzeigetafeln, wo nacheinander 10,0, 9,9, und wieder 10,0 angezeigt wird.
»Zehn Punkte. Das gab es noch nie! Zehn Punkte für das Gestüt Kaltenbach für diese wirklich inspirierende Darbietung. Von der ich mir nicht sicher bin, ob diese wirklich regelkonform ist, aber was soll's?«
Jubelnd fallen sich Alea und Sam in die Arme. Als sie die starken Arme des Jungen um sich spürt, sind für einen Augenblick alle Sorgen vergessen. Alea drückt sich fester an den Jungen und Sam vergräbt sein Gesicht in ihren Haaren.
Sie riechen noch immer nach Kokosnuss. Wie er diesen Duft vermisst hat. Wie sehr er sie vermisst hat. Er will es nicht zugeben, aber der Fast-Kuss mit Alea vor knapp einer Woche hat ihn völlig aus der Bahn geworfen.
Er würde alles dafür tun, ihre Lippen noch einmal auf seine zu spüren.
Peinlich berührt löst sich Alea von Sam und schenkt ihm ein schwaches Lächeln, bevor sie sich zu ihrer Oma dreht und beide Daumen hebt.
Sam und Alea machen sich schweigend auf den Weg zu Mika, die bereits dabei ist, Ostwind sauber zu machen.
»Krass, krass, krass! Wahnsinn!« Sam setzt sich auf den Zaun neben Mika und sieht sie glücklich an. »Da muss ich Sam recht geben, Mik«, schmunzelt Alea, als sie ihre Schwester erreicht. »Du warst unglaublich.«
Lächelnd sehen sich die Zwillinge an. »Wessen Idee war das?« Die Stimme von Maria Kaltenbach durchbricht die gute Stimmung und alles Anwesenden drehen sich zu ihr um. »Meine«, sagen sie alle gleichzeitig.
»Ganz außergewöhnlich«, sagt auf einmal ein Mann, den Alea nicht kennt. »Kinder«, sagt Maria und deutet auf den Fremden, »Hanns de Burgh.«
Dann deutet sie auf Mika. »Hanns, meine jüngste Enkelin, Mika.«
»Ich wollte dich ... euch kennenlernen. Ein außergewöhnliches Pferd«, sagt der Mann, von dem Alea jetzt schon behaupten kann, ihn nicht zu mögen. »Also, wenn er im Geländereiten und beim Springen morgen das hält, was er heute versprochen hat, dann ...«
»Tja, das haben wir Blut, nicht wahr?«, fragt Maria den Mann.
Skeptisch presst Alea ihre Lippen aufeinander. Na ja, nicht alle, denkt sie sich. »Na ja, ich habe nichts anderes erwartet«, grinst Hanns und lächelt Frau Kaltenbach an. »Also ...« Er hebt beide Daumen und wendet sich zum Gehen um.
»Hanns de Burgh«, sagt Maria glücklich, »Trainer auf Kaltenbach. Das ist unsere Rettung.«
»Ich dachte, Kaltenbach hat keine Probleme«, zitiert Mika die Worte ihrer Großmutter. Die beiden Lächeln sich an, bis Maria ihre Enkelin in die Arme nimmt. »Danke.«
➥
Wieder vor ihrem Spiegel steht Alea noch am selben Abend in ihrem Zimmer. Unten ist die Party bereits im vollen Gange und Alea ist die Einzige, die fehlt.
Sie streicht ihr Kleid noch einmal glatt, fährt sich durch ihre Haare und seufzt schwer. Wen will sie eigentlich beeindrucken?
»Alli?« Mika öffnet vorsichtig die Tür und sieht ihre Schwester durch den Spiegel mit einem leichten Lächeln an. »Du siehst wunderschön aus.«
»Danke«, murmelt Alea und dreht sich ihrer Schwester nun ganz zu. »Du siehst aber auch nicht schlecht aus«, schmunzelt die Ältere und wackelt mit den Augenbrauen.
Mika läuft rot an und versucht ihr Gesicht hinter ihren Händen zu verstecken. »Aha«, grinst Alea und presst ihre Lippen aufeinander. »Ich schätze mal, das ist der Grund, weshalb du beim Training immer so in Gedanken bist?«
»Möglich« lacht Mika peinlich berührt und schaut auf die Uhr, die im Zimmer hängt. »Noch verabredet?«, fragt Alea nach, was Mika zustimmend nicken lässt. »Pass nur auf dich auf, ja?«, fragt Alea weiter und nimmt ihre Schwester in den Arm.
»Versprochen«, grinst Mika und die beiden lösen sich voneinander. »Wenn du mir versprichst, mit Sam zu reden.«
Alea verdreht die Augen. »Da gibt's nicht zu reden«, winkt die Ältere ab. »Deswegen hast du dich auch so hübsch gemacht«, lacht Mika und wackelt mit den Augenbrauen.
Lachend wirft Alea mit einem Kissen nach Mika und die beiden sehen sich mit einem riesigen Lächeln auf den Lippen an. »Lass uns runtergehen«, murmelt Alea und die beiden Zwillinge gehen Hand in Hand nach unten.
Als Alea in die Küche tritt, fällt Maria ihrer Enkelin fast in die Arme. Es ist deutlich anzusehen, dass Maria Kaltenbach bereits mehr als nur ein Glas Sekt hatte.
Während Alea von ihrer Oma in die Küche gezogen wird, verschwindet Mika unbemerkt und verschwindet mit Ostwind.
Alea lacht, als Fanny ihr gerade was erzählt und ihr Blick wandert zu Sam, der das Mädchen schon seit sie die Küche betreten hat beobachtet.
Er kann die Augen nicht von ihr nehmen. Ihre langen dunklen Haare hängen in leichten Wellen über ihre Schultern und das Kleid, was sie trägt, schmiegt sich perfekt an ihren Körper an.
Fanny hat die Blicke der beiden bereits vor einer Ewigkeit gemerkt und versucht die beiden näher zu bringen. Für sie ist klar, dass der Junge noch Gefühle für Alea hat.
Sam schüttet Wasser in ein Glas und geht damit auf Alea und Fanny zu. Fanny hat den Jungen bereits gemerkt und deutete Alea an sich umzudrehen.
Diese Chance nutzt Fanny und lässt die beiden allein. Mit einem schüchternen Lächeln reicht Sam Alea das Glas, was sie dankend annimmt.
Schweigend stehen die beiden sich gegenüber, Alea nippt an ihrem Wasser und Sam lässt das Mädchen nicht aus ihren Augen.
Eine Gänsehaut legt sich auf Aleas Köper, ihr Bauch schlägt Purzelbäume und sie kann den Blick des Jungen nicht standhalten. Er macht sie schwach.
»Au«, murmelt Alea plötzlich und hält sich den Kopf. »Alea, ist alles in Ordnung?«, fragt Sam besorgt nach und legt dem Mädchen eine Hand auf den Rücken.
Das Glas in ihren Händen stellt sie auf die Küchentheke und fährt sich mit der anderen über ihre Stirn. »Alea?«, fragt Sam wieder nach, doch auch dieses Mal bekommt er keine Antwort.
Stattdessen nimmt er ihr Gesicht in seine Hände und mustert sie kritisch. Er fährt mit seinem Daumen über ihre Stirn und Aleas Atmung wird flacher.
Sie ha das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden, wenn Sam sie weiter so ansieht und berührt.
»Ich seh' nichts«, murmelt er und Alea blickt auf seine Lippen. »Alles gut«, murmelt Alea nur leise und schluckt schwer.
Die beiden sehen sich an und für einen kurzen Augenblick ist Aleas Sorge um ihre Schwester vergessen. Denn in diesem Moment, gibt es nur sie und Sam.
➥
»Mann, Mika, wo bist du? Wir müssen jetzt wirklich los«, sagt Fanny ins Telefon. »Ey, ich hoffe du drehst noch ein paar extra Trainingsrunden und bist dann pünktlich bei Sasse. Meld dich.«
»Wo ist sie denn nur?«, fragt Sam und schaut zu Alea rüber. »Woher soll ich das wissen? Mika und ich sind zwar Zwillinge, aber ich kann nicht durch ihre Augen sehen. Das ist hier schließlich kein Film«, murrt sie und schüttelt den Kopf.
»Und was ist dann mit deinem Kopf?«, fragt Sam nach und meint damit den gestrigen Abend. »Ich habe nur ein bisschen zu viel getrunken, das ist alles«, winkt sie ab.
Lüge. Alea hat nicht zu viel getrunken. Sie hat überhaupt gar nichts getrunken. Sie weiß, das mit Mika was nicht stimmt.
»Aber du und Mika habt doch diese Zwillingsverbindung«, erinnert Fanny. »Die was?«, fragt Tinka nach und auch Sam scheint nicht mehr mitzukommen.
»Das ist ein Wort, das sich Fanny vor zehn Jahren ausgedacht hat«, erklärt Alea und verdreht die Augen.
»Aber ich habe schon seit ein paar Tagen so ein komisches Gefühl, das mit ihr was nicht stimmt«, murmelt Fanny gedankenverloren.
Und Alea weiß auch was. Aber sie kann Fanny nicht antworten, da sie ihre Großmutter hinter sich hört.
»Was stimmt nicht? Mit wem?«, fragt Maria nach, die gerade das Haus verlassen hat und die Teenager aus verengten Augen ansieht.
Schnell reagiert Fanny und deutet auf Tinka. »Äh ... Tinka ... Tinka geht es nicht so gut.«
»Äh, ja, ich weiß auch nicht«, spielt das junge Mädchen mit. »Vielleicht eine leichte Pharyngitis«, lügt sie und Alea ist beeindruckt, wie schnell sie den Fachbegriff für Halsschmerzen parat hat.
»Ja, dann musst du hierbleiben«, sagt Maria an sie gewandt. »Wir dürfen nichts riskieren.«
Sauer sieht Tinka zu Fanny rüber, die entschuldigend mit den Schultern zuckt. »Wo ist Mika? Wir müssen los«, meint Maria. »Wir haben heute großes vor.«
»Also, so wie ich sie kenne, reitet sie sich bestimmt noch kurz warm und kommt dann direkt zum Turnier«, lügt Sam und sieht hilfesuchend zu den beiden älteren Mädchen, die zustimmend nicken.
Bevor Maria was dagegen sagen kann, fährt das Auto von Aleas Eltern vor und Philipp und Elisabeth steigen mit einem Lächeln aus.
»Ach, schön! Ihr seid da«, begrüßt Maria die beiden mit einem Lächeln. »Ähm ... äh ...«
»Philipp«, hilft der Vater sie auf die Sprünge und Alea verkneift sich ein Lachen.
»Alli«, begrüßt die Mutter ihre älteste Tochter und nimmt das Mädchen in die Arme. »Hallo, Mama«, murmelt sie und erwidert die Umarmung.
»Wenn ihr wüsstet, was eure Tochter mir wieder eingebrockt hat«, lacht Frau Kaltenbach und alle bis auf die Teenager fangen an zu lachen. Die bringen nur ein Grinsen zustande, als die Erwachsenen sie ansehen.
»Ja? Wo ist sie denn unsere Ausreißerin?«, fragt Elisabeth und schaut sich um, bis sie bei Alea steht bleibt, die ihre Lippen aufeinanderpresst. »Erzähle ich euch im Auto«, meint Maria lachend.
Und erst jetzt erkennt Alea das Problem. Sie sind einer zu viel. »Li?« Als Alea ihren Vater hört, der sich fragend zu ihr umdreht, schaut sie auf und schenkt ihm ein Lächeln. »Alles okay?«
»Wir sind einer zu viel«, erklärt sie und deutet auf Sam, Fanny und schließlich sich selbst. »Du hast recht«, stellt Elisabeth fest und sieht fragend zu ihrem Mann. »Ich kann zweimal Fahren«, schlägt er vor, doch Alea winkt ab.
»Quatsch«, meint sie und schenkt allen ein Lächeln. »Ich komme einfach nach.«
»Und wie willst du das anstellen? Der Traktor ist noch immer kaputt.« Sam deutet auf den Traktor, der noch immer vereinsamt in der Ecke steht.
Alea zuckt mit den Schultern und zwinkert Tinka zu, die kichert. »Ich reite.«
Mit großen Augen sehen alle umstehenden Alea an. »Du kannst nicht einfach auf ein Pferd steigen und denken du kannst reiten«, sagt Elisabeth und sieht ihre Tochter besorgt an.
»Na dann ist ja gut, das ich reiten kann.« Alea legt Tinka einen Arm um die Schulter. »Ich hatte eine ziemlich gute Lehrerin.«
Tinka lächelt und nickt zustimmend. »Wir müssen auf jeden Fall los«, drängt Maria und sieht Elisabeth und Philipp an.
»Fahrt ruhig«, meint Alea und sieht auch zu Fanny und Sam. »Tinka hilft mir und dann bin ich rechtzeitig da.«
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»Die Reiter Nummer 3 und 4 bitte zum Start des Geländeparcours.« Alea hat Archibald gerade angebunden, da ertönt auch schon die Ansage über die Lautsprecher.
Sie macht sich auf den Weg zu ihren Eltern, die mit Sam in der ersten Reihe sitzt. Sam seufzt erleichtert, als er das Mädchen unbeschadet auf sich zukommen gehen sieht.
Er macht ihr Platz und dankend setzt sie sich neben ihn und ihre Mutter, die ihr ein Lächeln schenkt. Philipp klopft seiner Tochter auf die Knie und lächelt sie an.
»Und nun sind wir alle gespannt auf unsere nächste Reiterin, die mit ihrem unorthodoxen Dressurprogramm die Herzen der Jury erobert hat. Ostwind ist ein Enkel der legendären Hallas, die bis zum Sieg ihren schwerverletzten Reiter zum Olympiasieg trug.«
Alea sieht Mika auf Ostwind, doch anstatt zu klatschen, wie jeder andere im Publikum, schüttelt Alea nur den Kopf. »Irgendwas stimmt nicht.«
Mika sitzt alles andere als bereit auf Ostwind und scheint auch nicht wirklich aufmerksam zu sein. Sie möchte zu ihr gehen, fragen was letzte Nacht vorgefallen ist, doch ertönt schon wieder die Ansage über die Lautsprecher, und Alea presst ihre Lippen aufeinander.
»Und nun vom Gestüt Kaltenbach ... Mika Schwarz und Ostwind!«
Der Schuss ertönt und Ostwind läuft los. Alea erkennt, dass Mika keinerlei Kontrolle über Ostwind hat und er eigentlich alles alleine macht.
»Eine halbe Minute Rückstand, das ist kaum aufzuholen. Damit liegt sie bis jetzt auf Platz zehn.«
»1:45, eine respektable Zwischenzeit. Reicht es noch für eine der vorderen Platzierungen?«
»Dieses Pferd ist nicht zu bremsen. Ostwind macht das Rennen fast allein.«
»Wenn er den Wassergraben fehlerhaft durchquert, ist das der zweite Platz!«
»Er ist unaufhaltsam!«
Und dann reitet Ostwind ins Ziel. Alle Applaudieren, Jubeln, doch Alea ist die Einzige, die ihre Schwester kritisch mustert und die Augen skeptisch zusammenkneift.
»3:25:37! Was für ein Pferd! Was für ein Ritt!«
Und bevor Mika das Bewusstsein verlieren kann, setzt sich Alea auf und rennt auf ihre Schwester zu. Sofort rennen ihre Eltern und Sam ihr nach und bevor Mika das Bewusstsein verliert, fängt Philipp sie auf.
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